Wer auf die LTS-Langzeitversion von Ubuntu setzt, muss keine alternde Software in Kauf nehmen: Neuere Programme und zusätzliche Software, die es noch nicht in den offiziellen Paketquellen gibt, liegen oft in externen Paketquellen (PPAs) vor.

Frische Versionen und neue Open-Source-Programme erscheinen für Linux in hübscher Regelmäßigkeit. Bis die Neuzugänge und Aktualisierungen als fertige Pakete in verbreiteten Linux-Distributionen wie Ubuntu ankommen, ist aber Geduld gefragt. Denn Open-Source-Entwickler veröffentlichen Programme meist möglichst portabel zunächst im Quelltext und nur selten auch gleich als getestetes Paket für einzelne Linux-Systeme wie Ubuntu. Denn eine Schwierigkeit bei der Erstellung von Paketen sind deren Abhängigkeiten zu den Bibliotheken, die eine bestimmte Ausgabe einer Distribution jeweils mitbringt.

Inoffizielle, aber aktuellere Pakete
Es ist die Aufgabe der Maintainer, also der Pflegergemeinde einer Linux-Distribution , aus dem Quelltext fertige Pakete zu bauen. Diese gehen dann noch durch zahlreiche Tests und bekommen Fehlerbehebungen, bis die oft hohen Qualitätsanforderungen einer Distribution erfüllt sind. Wie im Fall von Ubuntu, das auf Stabilität getrimmt ist und viele Pakete vom gemächlichen Debian übernimmt, kann dieser Prozess kann oft Monate dauern. Zwar sind für Ubuntu regelmäßig Aktualisierungen verfügbar, die Bugs und Sicherheitslücken in Programmen beheben, aber neue Hauptversionsnummern von Software-Paketen nimmt Ubuntu erst mit dem Schritt auf eine neue Ausgabe der Distribution auf.
Das bedeutet: Wer ein Ubuntu LTS mit fünf Jahren Langzeit-Support nutzt, bleibt auch jahrelang bei einer bestimmten Programmversion.
Beispielsweise steht Ubuntu 14.04 nach wie vor bei der Version 4.2.8 von Libre Office, während inzwischen bereits Libre Office 5.0.3 als stabil gilt und im aktuellen Ubuntu 15.10 ausgeliefert wird.
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In der Zwischenzeit können aber inoffizielle Paketquellen aushelfen – bei Ubuntu sind dies die „Personal Package Archives“ (PPA), die Anwender manuell dem Paketmanager hinzufügen können, um dann inoffizielle und frische Pakete auf eigene Gefahr zu installieren. Gerade für die LTS-Versionen von Ubuntu sind PPAs eine willkommene Quelle frischerer, wenn auch nicht ausgiebig getesteter Software-Pakete.

Launchpad als Paketquelle
Mit der Idee der Personal Package Archives hat Canonical bereits seit den ersten Ausgaben von Ubuntu vor 13 Jahren dafür gesorgt, dass Anwender einfacher an Pakete kommen, die nicht in den offiziellen Quellen liegen. Die Voraussetzungen dafür schafft das DEB-Paketsystem, das von Debian übernommen ist und die Erweiterung der Online-Paketquellen (Repositories) erlaubt.
Bei Debian selbst ist dazu eine manuelle Bearbeitung der Repository-Konfiguration in der Datei „/etc/apt/sources.list“ nötig beziehungsweise eine Ergänzung im Verzeichnis „/etc/apt/sources.list.d“, das einzelne Konfigurationsdateien im gleichen Format aufnimmt. Diese Möglichkeit gibt es natürlich auch in Ubuntu. Allerdings bietet Ubuntu mit eigenen Tools eine viel einfachere Ergänzung der Paketquellen an, sofern diese als Personal Package Archive (PPA) vorliegen.
Der Unterschied zwischen einem PPA und einem Debian-Repository: PPAs sind Quellen, die ein Entwickler bei Canonical registriert hat und auf deren Server-Infrastruktur pflegt. Diese Server-Infrastruktur nennt sich „ Launchpad “ und ist eine Online-Plattform zur Quellcodeverwaltung, zum Bugtracking und automatisierten Kompilieren von Paketen.
Ein PPA bekommt auf Launchpad einen festen Namen und lässt sich darüber in Ubuntu leicht einbinden. Dieser Dienst steht allen Entwicklern offen, solange ein Projekt nicht anonym registriert wird, ein eindeutiger, öffentlicher GPG-Schlüssel hinterlegt wird und die Benimmregeln von Ubuntu beachtet werden; diese sind im „ Ubuntu Code of Conduct “ festgelegt.
Launchpad ist damit für Entwickler eine Hilfe bei der Auslieferung und Pflege ihrer Programme und für Anwender eine bequeme Möglichkeit, das Ubuntu-System mittels PPAs durch inoffizielle Pakete zu ergänzen.
Programm |
Webseite auf Launchpad |
PPA |
---|---|---|
Inkscape |
ppa:inkscape.dev/stable |
|
Kodi |
ppa:team-xbmc/ppa |
|
Libre Office |
https://launchpad.net/~libreoffice/+archive/ubuntu/libreoffice-5-0
|
ppa:libreoffice/libreoffice-5-0 |
VLC |
https://launchpad.net/~videolan/+archive/ubuntu/stable-daily
|
ppa:videolan/stable-daily |
Wine |
ppa:ubuntu-wine/ppa |
PPAs als Paketquellen hinzufügen
Auf die Adresse eines PPAs machen meist die Entwickler eines Software-Pakets auf eigenen Projekt-Webseiten, Blogs oder Wikis aufmerksam – zusammen mit einer Versionsangabe, für welche Ubuntu-Versionen sich die Pakete eignen. Wer nachsehen möchte, ob ein bestimmtes Programm in einem PPA bereitsteht, kann auch direkt die Online-Suche auf Launchpad verwenden. Allerdings ist dabei zu beachten, dass diese Suche auch verwaiste und lang nicht mehr aktualisierte PPAs zeigt.
Die erste Frage, die es vor einer Einbindung eines PPAs zu klären gilt: Hat das PPA überhaupt Pakete für die eingesetzte Ubuntu-Version? Die Antwort liefert die Übersicht auf Launchpad zu einem PPA unter „Overview of published packages“ im Feld „Published in“. Hier sind die unterstützen Ubuntu-Versionen absteigend nach ihren Distributionsnamen aufgelistet: Xenial (16.04), Wily (15.10), Vivid (15.04), Utopic (14.10), Trusty (14.04).
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Die Aufnahme eines PPA gelingt am schnellsten über ein Terminal mit dem Befehladd-apt-repository, der neben einer Legitimierung mittels sudo die Adresse des PPAs als Parameter erwartet. Um beispielsweise die Quelle „ppa:libreoffice/libreoffice-5-0“ für Libre Office 5.0 aufzunehmen, geben Sie dieses Kommando ein:
sudo add-apt-repository ppa:libreoffice/libreoffice-5-0
Nach einer Bestätigung mit der Enter-Taste erstellt das Tool nun selbständig eine neue Konfigurationsdatei für das PPA im Verzeichnis „/etc/apt/sources.list.d“. Damit ist das Repository eingetragen. Danach muss noch die Paketdatenbank mit
sudo apt-get update
auf den neuesten Stand gebracht werden. Wer die Kommandozeile scheut, kann diese Schritte auch über die grafische Oberfläche erledigen: Nach dem Aufruf von „Anwendungen & Aktualisierungen“ über die Dash-Übersichtsseite öffnet ein Klick auf „Andere Software“ die Verwaltung der Paketquellen. Mit „Hinzufügen“ kann dort ein PPA anhand seines Namens hinzugefügt werden. Danach stehen die Pakete aus dem PPA über das Ubuntu Software Center oder auch über apt-get in der Kommandozeile zur Verfügung.

PPAs wieder entfernen
Aus PPAs installierte Programme erfüllen in Sachen Stabilität nicht immer die Erwartungen. Es gibt daher Fälle, in denen ein PPA samt seiner Pakete wieder vom System entfernt werden soll. Zwar sind in der grafischen Paketquellenverwaltung unter „Anwendungen & Aktualisierungen“ PPAs schnell deaktiviert oder gelöscht, aber die von dort installierten Pakete verbleiben zunächst auf dem System, bis sie auf der Kommandozeile mit
sudo apt-get remove [Paket]
gelöscht werden. Den gründlichsten Weg, ein PPA mitsamt den von dort bezogenen Paketen zu entfernen, bietet das Kommandozeilen-Tool ppa-purge. Es steht über den Paketmanager bereit und muss zunächst mit dem Befehl
sudo apt-get install ppa-purge
installiert werden. Um es dann zu verwenden, erwartet das Tool die Angabe des PPAs, das entfernt werden soll. So wird beispielsweise das oben erwähnte PPA von Libre Office 5.0 mit diesem Befehl gelöscht:
sudo ppa-purge ppa:libreoffice/li breoffice-5-0
Damit deinstallieren Sie aber nicht nur die Pakete aus dem PPA, sondern installieren auch wieder deren offizielle Versionen aus den Standard-Paketquellen – falls vorhanden.

PPAs sichern und umziehen
Im Laufe seines Lebenszyklus sammelt sich bei einer LTS-Version von Ubuntu und dessen Varianten oft eine stattliche Sammlung externer Paketquellen an. Beim Wechsel des Systems auf eine neue Version oder bei einer Neuinstallation gehen diese PPAs zunächst verloren. Das Programm „Aptik“ wurde für die Sicherung und Wiederherstellung von PPAs entwickelt.
Aptik sichert die PPAs in einer Liste, die sich auf dem Zielsystem auch wieder mit Aptik einlesen lassen. Außerdem kann das Tool noch vorhandene DEB-Pakete aus dem APT-Cache sichern. Das Tool liegt seinerseits als inoffizielles Paket auf Launchpad vor und muss daher aus einem PPA installiert werden. Dies erledigen die drei folgenden Befehle:
sudo add-apt-repository ppa:teejee2008/ppa
sudo apt-get update
sudo apt-get install aptik
Nach der Installation finden Sie Aptik unter diesem Namen über die Dash-Übersichtsseite von Unity oder über das Anwendungsmenü anderer Desktop-Umgebungen.

Da Aptik auf die Liste der Paketquellen zugreift, erfolgt zunächst eine Abfrage des Passwort für root-Rechte über sudo. Zunächst gilt es, unter „Backup Directory“ einen Speicherort für die Sicherung zu bestimmen. Mit „Software-Sources -> Backup“ schreiben Sie dann die Liste der PPAs an den ausgewählten Speicherort. Dabei zeigt Aptik zunächst eine Liste der PPAs an, wobei jene mit installierten Paketen grün gekennzeichnet sind und PPAs ohne installierte Programme ein gelbes Symbol zeigen.
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Auf dem Zielsystem können Sie nach der Installation von Aptik die exportierte Liste wieder mit „Software-Sources -> Restore“ einlesen. Die Funktionen „Downloaded Packages“ und „Software Selections“ sind nur bedingt nützlich, denn der APT-Cache enthält nach dem regelmäßig empfohlenen Ausleeren mittelssudo apt-get clean keine Pakete mehr. Die „Software Selections“ sichern Paketlisten von Nicht-Standard-Paketen, was sich grundsätzlich nur bei einem Wechsel auf ein anderes Ubuntu-System mit gleicher Versionsnummer eignet.

Fehlende Signaturen
Grundsätzlich sind alle Pakete für Ubuntu und Co. mit dem privaten GPG-Schlüssel des Entwicklers signiert. Auf dem Zielsystem muss zur Kontrolle der öffentliche Gegenpart des Schlüssels vorhanden sein. Für offizielle Ubuntu-Paketquellen bringt das System diese Schlüssel natürlich bereits mit. Bei PPAs wird der GPG-Schlüssel aber bei der Einrichtung mitadd-apt-repository erst noch nachgeliefert. Es kann passieren, dass sich der Schlüssel bei diesen externen Repositories auch mal ändert. Eine Aktualisierung der Paketlisten mit
sudo apt-get update
wird dann einen GPG-Fehler und die Meldung „BADSIG“ oder „NO_PUBKEY“ anzeigen. Dahinter folgt die hexadezimale ID des bemängelten Schlüssels. Anhand dieser ID können Sie den fehlenden oder aktualisierten GPG-Schlüssel vom Schlüssel-Server Ubuntus nachträglich herunterladen. Dazu dient das Kommandozeilen-Tool apt-key, das ebenfalls aus dem Werkzeugkasten der Paketverwaltung stammt. Angenommen, die ID hinter der Fehlermeldung lautet 83FBA1751378B444, dann können Sie mit dem Kommando
sudo apt-key adv --recv-keys --keyserver keyserver.ubuntu.com 83FBA1751378B444
den Schlüssel neu einlesen. Ist auf dem offiziellen Ubuntu-Server kein Schlüssel mit dieser ID mehr vorhanden, dann wurde das PPA eingestellt. In diesem Fall sollten Sie es, wie oben beschrieben („PPAs wieder entfernen“), aus den Paketquellen entfernen.
YPPA: PPA-Verwaltung für Fortgeschrittene

Der YPPA Manager ist selbst über ein PPA verfügbar und wird vom unermüdlichen Blogger Alin Andrei entwickelt, der selbst ein gut gefülltes PPA pflegt. Zur Installation nehmen Sie die Installationsquelle mit
sudo add-apt-repository ppa:webupd8team/y-ppa-manager
auf und richten den Y-PPA Manager dann mit den beiden Befehlen
sudo apt-get update
sudo apt-get install y-ppa-manager
ein. Die Oberfläche des Programms ist in Englisch, aber weitgehend selbsterklärend. Mit „Add PPA“ fügen Sie ein PPA hinzu, und mit „Manage PPA“ bearbeiten und entfernen Sie es, mit „Purge“ entfernen Sie die Paketquelle und deren installierte Programme komplett. Die Suchfunktion bietet eine Recherche in allen PPAs auf https://launchpad.net , nicht nur in den jenen, die bereits auf dem System eingerichtet sind.
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