Man muss kein neues Auto inklusive teurem Infotainmentsystem besitzen, um das Smartphone auch unterwegs nutzen zu können. Unser Ratgeber erklärt, wie Sie Ihr Telefon unterwegs einsetzen, gibt Beispiele und erläutert den rechtlichen Rahmen.

Im Idealfall braucht man während der Fahrt gar kein Smartphone: entweder weil im Fahrzeug bereits ein komplettes Infotainment- und Navigationssystem integriert ist oder weil man bewusst auf das Mobiltelefon verzichtet – früher ging das bekanntlich auch. Aber es ist eben schon praktisch und komfortabel, sich zum Ziel navigieren zu lassen, die Musik oder den Radiosender seiner Wahl zu hören sowie längere Strecken zum Telefonieren zu nutzen. Mit dem Smartphone ist das alles einfach möglich.
Dieser Ratgeber gibt einen Überblick über verschiedene Anwendungsszenarien, technische Voraussetzungen, Integrationsstufen, Apps und Zusatzgeräte. Weil Mobiltelefone auf Android-Basis viel weiter verbreitet sind als das iPhone von Apple, fokussieren wir uns auf das System von Google.
Gute Halterung sorgt für sichere Bedienung
Das A und O für die sichere Smartphonenutzung im Auto ist eine Halterung, die festen Halt und eine bequeme Handhabung des Telefons gewährleistet. Darüber hinaus muss das Mobilgerät gut erreichbar und ablesbar sein, darf das Sichtfeld des Fahrers jedoch nicht einschränken. Schließlich soll das Ganze einigermaßen aussehen, klobige Halterungen mit verschiebbaren Greifarmen sind nicht jedermanns Sache.

Äußerst praktisch sind Magnethalterungen. Sie erfüllen alle genannten Anforderungen und stören die Optik kaum. Drei Varianten stehen dabei zur Wahl: mit Saugnapf für die Frontscheibe, zum Aufkleben auf das Armaturenbrett oder zum Einklemmen in die Lüftungsschlitze. Als Gegenstück klebt man die mitgelieferte dünne Metallplatte auf die Rückseite des Smartphones oder befestigt sie an der Schutzhülle. Damit lässt sich das Telefon schnell und einfach mit einer Hand und ohne jegliche Fummelei per Magnet an- und abdocken. Solche Halterungen kosten zwischen zehn und 20 Euro und sind über die Stichworte Magnet, Smartphone und Halterung einfach im Internet zu finden. Von Vorteil ist auch, dass alle Familienmitglieder dieselbe Halterung mit unterschiedlichen Mobilgeräten verwenden können.
Sinnvoll und auf längeren Fahrten sogar zwingend ist die Stromversorgung. Verfügt das Auto oder Autoradio über einen USB-Anschluss, stecken Sie das Smartphone mit einem Kabel passender Länge darin an. In Fahrzeugen ohne USB-Buchse verwenden Sie dazu einen USB-Adapter für die 12-Volt-Steckdose („Zigarettenanzünder“).
Streamen per Bluetooth, steuern per Spracheingabe

Die meisten neueren Fahrzeuge unterstützen das Streamen via Bluetooth vom Smartphone auf die eingebauten Lautsprecher. Prinzipiell lassen sich damit alle Audiosignale übertragen: also Musik und Hörbücher vom Smartphone abspielen, tausende Sender über eine Webradio-App empfangen, die Abbiegehinweise der Navigations-App wiedergeben oder das System als Freisprecheinrichtung zum Telefonieren verwenden.
Die Einrichtung der Drahtlosübertragung am Android-Telefon („Einstellungen –› Verbundene Geräte –› Neues Gerät koppeln“) ist mittlerweile einfach und funktioniert zuverlässig; im Auto folgen Sie den individuellen Schritten des Infotainmentsystems beziehungsweise Radios. Ist das einmal eingerichtet, verbinden sich Telefon und Fahrzeug automatisch, sobald man einsteigt und das Radio startet.
Bedienen muss man dieses „Grundszenario“ per Toucheingabe am Smartphone. Das ist wahrlich nicht der Weisheit letzter Schluss, nicht zuletzt wegen der rechtlichen Aspekte, die der Kasten „Handy am Steuer“ unten ausführt. Sinnvoll sind deshalb die Spracheingabe und -steuerung über die Systeme von Apple („Siri“) und Google („Hey Google“). Auf dem Android-Telefon schalten Sie dazu Google Assistant ein, indem Sie in den Einstellungen die „Assistant- Einstellungen“ öffnen, „Voice Match“ aktivieren und den weiteren Einrichtungsschritten folgen.
Tipp: Probieren Sie die Sprachsteuerung über das Signalwort „Hey Google“ selbst dann einmal aus, wenn Sie skeptisch sind. Sie müssen die Funktion ja sonst nicht nutzen und können sie jederzeit wieder ausschalten. Beim Fahren aber ist sie durchaus nützlich. Hier erklärt Google ein paar Alltagsszenarien , die sich auch gut als Übung eignen.
Web- oder Digitalradio: Empfang, Apps & Datenverbrauch

In Deutschland hören die Menschen im Schnitt täglich etwa drei Stunden Radio. Dazu stehen unterwegs drei Empfangswege zur Verfügung: analog über Antenne (UKW), digital über Antenne (DAB+) und über Mobilfunk (Web- oder Internetradio). UKW empfängt jedes Autoradio, bei DAB+ sieht es schon anders aus. Bis Dezember 2020 verlangten die Fahrzeughersteller für den Digitalempfang meist einen Aufpreis, seit gut einem Jahr gehört DAB+ in Neuwagen zur Pflichtausstattung.
Vor allem ältere Fahrzeuge mit Radios im klassischen 1-DIN- oder 2-DIN-Format lassen jedoch einfach nachrüsten, indem man das bisherige durch ein DAB-Radio (ab 100 Euro) austauscht. Digitale Zusatzempfänger sind kaum günstiger, jedoch weniger komfortabel und auch wegen der Zusatzkabel für Antenne und Stromversorgung nicht empfehlenswert. Dann kann man gleich zum Smartphone greifen und es für knapp 30 Euro mit Digitalempfang aufrüsten. Mehr zu DAB+ für Auto, PC & Handy inklusive Senderempfang, Apps und Zusatzhardware beschreibt unser Online-Ratgeber .
Webradio, also das Streamen über das Mobilfunknetz, bietet insofern eine bequeme Alternative, als man außer einer meist kostenlosen App wie zum Beispiel „Radio DE“ nichts weiter braucht: installieren und los geht’s, inklusive Bluetooth-Wiedergabe auf den Boxen im Auto. Voraussetzung zum Hören ist allerdings eine stabile mobile Internetverbindung, was hierzulande längst nicht überall Standard ist. Außerdem verursacht das Streamen erhebliches Datenvolumen: Schon eine Stunde täglich in (typischer) 128-KBit/s-Qualität summiert sich im Monat auf fast zwei GByte – abhängig vom Provider und Tarif muss man dafür jeden Monat mit ein paar Euro kalkulieren.

Tipp: Nur rund ein Drittel des üblichen Datenverbrauchs verursacht die Webradio-App PCRadio (für Android und iOS).
Digitalradio ohne Internet verursacht keine laufenden Kosten und bietet bundesweit und in vielen anderen europäischen Ländern stabilen Empfang.
Head-up-Display nachrüsten
Die Übersetzung des englischen Ausdrucks von Head-up-Display (HUD) macht deutlich, worum es geht: Man hält den Kopf oben. HUD-Systeme im Auto projizieren oder spiegeln Daten wie Geschwindigkeit, Abbiegepfeile des Navigationsgerätes und mehr in die Windschutzscheibe und damit direkt in das Fahrersichtfeld, so dass man den Blick nicht von der Straße wenden muss. Werkseitig eingebaute Head-up-Displays sind meist aufpreispflichtig oder nur für bestimmte Modelle erhältlich.

Doch ein HUD lässt sich auch nachrüsten, und zwar ganz einfach und kostenlos mithilfe des Smartphones. Zahlreiche Gratis-Apps, die Sie mit dem Suchbegriff „HUD“ in den App-Stores finden, zeigen auf GPS-Basis die aktuelle Geschwindigkeit in der Scheibe. Das ist insbesondere bei Dunkelheit sehr angenehm. Navigations-Apps mit Abbiegepfeilen im HUD-Modus sind noch selten, Sygic bietet die Funktion für wenige Euro als In-App-Kauf.
Nachteil dieser simplen Lösung ist, dass man das Smartphone dazu vorne flach auf das Armaturenbrett legen muss und es somit nicht mehr anderweitig verwenden kann. Auf Dauer besser sind deshalb separate HUD-Geräte. Diese Systeme etwa in der Größe eines Kartenspiels werden ebenfalls vorn auf dem Armaturenbrett platziert, angeschlossen werden sie per Kabel an die OBD-Buchse (On-Board-Diagnose) unter dem Lenkrad. Das dauert keine Minute und bietet zudem den Vorteil, weitere Motordaten wie Drehzahl, Öl- und Kühlwassertemperatur auslesen und anzeigen zu können. Die Preise dieser HUD-Geräte starten bei rund 30 Euro.
Zusatztipp: Die OBD-Fahrzeugdaten lassen sich auch auf das Smartphone übertragen. Das gelingt mit einem OBD-Bluetooth-Adapter für gut zehn Euro in Kombination mit der Android-App Torque Pro (3,55 Euro).
Mehr Komfort mit Carplay, Android Auto und Alexa Auto

Besonders sicher und komfortabel bedienen lassen sich die Funktionen des Smartphones, wenn KFZ-Radio oder -Infotainmentsystem Android Auto von Google oder Carplay von Apple unterstützen. Damit lassen sich die Telefon-Apps auf dem größeren Touchdisplay im Fahrzeug bedienen, sobald das Smartphone per USB-Kabel angeschlossen ist. Allerdings sind die Systeme bislang wenig verbreitet und wurden vorwiegend in teurere Autos und/oder gegen Aufpreis eingebaut. In neueren Fahrzeugen lassen sich die Systeme teilweise nachträglich vom Hersteller gegen Gebühr freischalten oder von einer Fachwerkstatt über Zusatzmodule aktivieren.
Mehr Infos:
Android Auto im Test: Funktionen, Apps, Auto-Hersteller, Varianten
Apple Carplay im Test: Funktionen, Apps, Anbieter, wireless Carplay
Einfach ist die Nachrüstung in älteren Fahrzeugen mit 1- oder 2-DIN-Radioschacht, indem man das vorhandene Radio gegen eines mit Carplay- beziehungsweise Android-Auto-Unterstützung austauscht. Die Preise für solche Geräte von Alpine, JVC, Kenwood, Pioneer, Sony oder Zenec starten bei gut 300 Euro.
Android Auto und Carplay unterstützen allerdings längst nicht alle Store-Apps, für die Navigation beispielsweise geben Apple und Google nur wenige Apps frei: darunter Sygic, Tomtom und Waze.
Tipp: Android Auto lässt sich auch ohne Verbindung zum Auto (-radio) auf dem Smartphone verwenden. Diese Betriebsart zeigt – über deutlich größere Schaltflächen – nur die für unterwegs wichtigen Apps, alle anderen werden ausgeblendet ( Einrichtung und Infos ).
Nicht durchsetzen konnte sich das Mirrorlink-Verbindungsystem fürs Smartphone und Autoradio ( https://mirrorlink.com ).
Ausschließlich per Sprachsteuerung und damit ganz anders arbeitet Alexa Auto . Das Gerät für knapp 60 Euro funktioniert ähnlich wie Amazons smarte Lautsprecher zu Hause. Alexa Auto wird auf dem Armaturenbrett aufgeklebt, über die Bordsteckdose oder USB mit Strom versorgt und via Bluetooth mit den Fahrzeuglautsprechern gekoppelt. Die Datenverbindung ins Internet läuft über die Alexa-App auf dem Smartphone (Android und iOS).
Siehe auch:
Echo Auto im Test: Alexa für Autofahrer mit Licht & Schatten
Handy am Steuer: Das ist erlaubt, das ist verboten
Grundsätzlich gilt das „Handyverbot“ am Steuer nicht nur für Mobiltelefone, sondern auch für Tablet-PCs, Navigationsgeräte, Smartwatches, Notebooks, E-Book-Reader, MP3-Player und weitere elektronische Geräte – und sogar für das fest im Auto eingebaute Touchdisplay! Ausgenommen vom Verbot sind nur solche Tätigkeiten, bei denen man kurz auf das Gerät und damit vom Verkehrsgeschehen weg sieht und das auch nur, soweit es die Straßen-, Verkehrs-, Sicht- und Wetterverhältnisse gestatten.

Jegliches In-die-Hand-Nehmen ist dagegen untersagt, auch zum Annehmen und Ablehnen von Anrufen oder zum Ablesen der Uhrzeit. Nur wenn das Fahrzeug steht und der Motor vollständig ausgeschaltet wurde, dürfen Mobiltelefone und andere Geräte in die Hand genommen und bedient werden. Beim Ausschalten des Motors durch eine Start-Stopp-Automatik an der Ampel oder im Stau bleibt die Handynutzung verboten.
Was fällt nun unter die erlaubte „kurze“ Blickabwendung? Das Gesetz macht dazu keine Angaben, das Lesen von Text- und Kurznachrichten ist aber beispielsweise verboten. Das Oberlandesgericht Karlsruhe belegte sogar einen Tesla-Fahrer mit einer Geldbuße, weil dieser während der Fahrt die Wischfrequenz des Scheibenwischers einstellen wollte – beim Tesla ist das nur über ein Untermenü auf dem Fahrzeugdisplay möglich. Das falle nicht mehr unter die kurze Blickabwendung, urteilten die Richter (Az. 1 Rb 36 Ss 832/19). Erlaubt sind dagegen sofern vorhanden das Steuern per Sprache sowie die Nutzung eines Head-up-Displays, das Navigationshinweise, die Geschwindigkeit und ähnliche Daten in die Windschutzscheibe projiziert. (Quelle: ADAC)