Geräte, die Netzwerkfähigkeiten nachrüsten oder mit verspielten Funktionen glänzen, haben einen garantiert hohen Freak-Faktor, auch wenn ihr Nutzwert eher zweitrangig ist.

Netzwerke sind nicht mehr nur die Domäne klassischer, grauer Hardware. Und eine zukunftssichere Verkabelung mit Gigabit-Ethernet ist nicht länger nur im Büro relevant, sondern auch in den eigenen vier Wänden. Denn gerade im Wohnzimmer drängt eine neue Klasse von Unterhaltungselektronik ins Netzwerk: Streaming-Clients, die Audio und Video von einem zentralen Punkt aus abspielen, sowie diverse Haushaltsgeräte, die Daten zur Protokollierung und Auswertung per WLAN übermitteln. Und natürlich Netzwerkzubehör, das ohne praktischen Nutzen einfach nur unterhalten will. Die im Folgenden vorgestellten, ausgefallenen Geräte und Hardware-Ergänzungen für das Netzwerk lösen Probleme, von deren Existenz Sie eventuell noch nichts wussten.
Steckmarker und beschriftete Kabelbinder

Den Anfang macht kein abgefahrenes Stück Hardware, sondern eine nützliche, kleine Ergänzung, die dazu dient, den wilden Wuchs von Netzwerkkabeln zu bändigen. Kabelmarker, einleuchtend beschriftet oder zusätzlich noch mit Farbcodierung versehen, sorgen für Ordnung an Router, Switches und Netzwerkgeräten. Zwei Produkte haben sich in der Praxis gut bewährt und sind eine große Hilfe für kleines Geld, um die Verkabelung von vornherein hübsch übersichtlich zu halten. Cablebugs : Die bunten, eckigen Plastikhülsen lassen sich auf Netzwerkkabel bis 7 mm aufklemmen und mittels Etiketten beschriften. 40 Stück kosten rund 10 Euro, plus Versandkosten, beispielsweise bei Amazon. Kabelbinder plus Etiketten: Selbstbaulösungen aus Tesafilm für die Beschriftung halten oft nicht lange.

Empfehlenswert sind fertige Kabelbinder (100 Stück gibt es schon ab 4 Euro plus Versand), die Sie mit einem wasser festen Marker beschriften können. Die Kabelbinder haben eine Länge von 100 mm und sind 25 mm breit, die Zugfestigkeit ist mit 8,1 kg angegeben.
Gute Verbindung dank Netzwerkkabeltester

Strippen ziehen ist mittlerweile nicht mehr nur das Feld von Profis. Wer ein neues Heim bezieht, nimmt die Sache oft selbst in die Hand oder lässt sich besser gleich bauordnungs- konforme Kabelkanäle (VDE 0100) für die spätere, eigene Verkabelung vorverlegen. Zur Verkabelung durch die Wand oder über ein Stockwerk machen sich schon bei wenigen Netzwerkkabeln aktive Kabeltester bezahlt. Diese überprüfen den korrekten Durchgang aller Adern und vereinfachen mit dem Gegenstück am anderen Ende die Identifikation loser Kabelenden ohne Beschriftung. Batteriebetriebene Netzwerkkabeltester gibt es bereits ab 10 Euro plus Versand.
WLAN-Speicherkarte für die Digitalkamera

Ein integriertes WLAN-Modul findet sich erst bei neueren Systemund DSLR-Kameras für den semiprofessionellen Einsatz – und das zum entsprechenden Preis. Eine andere Möglichkeit zum Nachrüsten von Netzwerkfähigkeiten bieten universelle WLAN-Module, die in den SD-Kartenschlitz passen: Eine überzeugende und einfache Lösung von Toshiba ist die SDHC Flash Air , die einen eigenen Hotspot aktiviert, aber auch als normale 8GBSpeicherkarte arbeitet. Mit einem beliebigen, WLAN-fähigen Gerät kann man sich aus einer Entfernung von wenigen Metern per Ad-hoc-Netzwerk und WEP, WPA sowie WPA2 mit der Karte verbinden. Die gespeicherten Bilder lassen sich über den Webbrowser öffnen, eine optionale Android-App sorgt für die bequeme Ad-hoc-Verbindung. Die Karte kostet bei Amazon etwa 36 Euro zuzüglich Versand.
Hausautomatisierung mit Ninja Blocks

Eine Hausautomatisierung mit Steuerung über ein WLAN muss nicht teuer und kompliziert sein: Bei Ninja Blocks handelt es sich um netzwerkfähige Kleingeräte, die sich modular mit verschiedenen Sensoren verwenden lassen, zum Beispiel mit Bewegungsmelder, Lichttemperatur, Feuchtigkeits- und Schallsensor. Was als Bastelprojekt begann, holte sich auf der Schwarmfinanzierungsplattform Kickstarter das nötige Entwicklungs-Budget. Die Geräte aus Australien sind inzwischen bei Version 2.0 angekommen und mit Arduino-Board, USB und 802.11b/g/n ausgestattet. Für den einfachen und sicheren Zugriff aus der Ferne gibt es jetzt auch eine neue API für einen optionalen Cloud-Dienst, bei dem die Daten über einen Cloud-Server abgefragt werden. Dort lassen sich darüber hinaus Wenn-Dann-Aktionen vordefinieren. Gegenüber teuren, professionellen Lösungen ist die Hardware der Ninja Blocks komplett offengelegt und kann auch ohne große Programmierkenntnisse dazu verwendet werden, Räume und Häuser zu überwachen. Ein komplettes Starter-Set kostet derzeit (Stand: Juni 2013) 199 US-Dollar. Allerdings sind zusätzlich noch Versand und Zollgebühren für die Einfuhr nach Deutschland einzubeziehen.
Twine: Sensorbox mit WLAN-Fähigkeit

Eine weitere Möglichkeit, Alltagsgegenstände zu Hause mit Sensoren in ein Netzwerk einzubinden, um per Statusabfragen Mails zu verschicken oder andere Aktionen über den PC auszulösen, bietet eine unscheinbare Box namens Twine. Entwickelt wurde Twine von zwei Forschern am MIT. Für die Verwendung und Programmierung ist wenig mehr als allgemeines, technisches Verständnis und ein wenig Schaltungslogik erforderlich. Denn Twine lässt sich über ein vereinfachtes Menü im Webbrowser steuern, abfragen und programmieren. Die Boxen haben eine Abmessung von 7 cm x 7 cm x 2 cm und sind mit Temperatursensor, Accelerometer sowie optional mit magnetischem Aktuator für bewegliche Gegenstände ausgestattet. Meldungen kann Twine über SMS, Twitter, Mail und HTTP über die WLAN-Schnittstelle (802.11b) verschicken. Einige Bugs in der Firmware haben dem Projekt einen holprigen Start beschert, und es gibt häufige, automatische Firmware-Updates, die gemeldete Probleme nach und nach beheben. Eine Box ohne Sensoren kostet rund 125 US-Dollar zuzüglich Versand, wobei auch hier noch Zollgebühren anfallen.
Audio-Streaming: Teufel Raumfeld Connector

Eine Streaming-Box, die nicht größer ist als ein Router: Unter dem Label „ Raumfeld “ (199 Euro) bietet der deutsche Hersteller Teufel Highend-Produkte für die Anbindung von Audio-Streams an die Stereoanlage. Eines der Einsteigerprodukte ist der Teufel Raumfeld Connector. Auf der einen Seite verbindet sich die Box per LAN-Kabel mit dem Netzwerk, auf der anderen steht ein RCA-Anschluss für die Stereoanlage bereit. Als Quelle kommen NAS- und USB-Speicher, DLNA und UPnPGeräte in Frage, zur Steuerung gibt es eine App für Android und Apples iOS. Aktuell hat Teufel bereits die Version 2 des Raumfeld- Connectors im Programm, die zahlreiche Bugs in der Linux-Firmware behebt.
Empfänglich: Kleidung mit WLAN-Sensoren

Weg von den wirklich praktischen Anwendungen hin zu den Gimmicks für Geeks, bei denen der Nutzwert zweitrangig ist: Ein tragbarer WLAN-Sensor, der mit einer leuchtenden Anzeige die Signalstärke von Drahtlosnetzen in Reichweite anzeigt, ist erst einmal nichts Besonderes. Zum Accessoire für Technik- Freaks wird das Ganze allerdings dann, wenn der WLAN-Monitor in Form von Kleidungsstücken vorliegt. So gibt es beim Geek- Ausrüster Thinkgeek T-Shirts mit aufgedrucktem WLAN-Sensor . Je stärker das Signal, desto mehr Balken leuchten auf. Der Sensor auf den Textilien ist batteriebetrieben und reagiert auf 2,4-GHz-Funknetzwerke (802.11 b/g/n). Ein T-Shirt ist ab 26,99 US-Dollar erhältlich, die Baseball-Mütze ist derzeit ausverkauft. Wer schon die Kreditkarte zückt, sei jedoch gewarnt: Beim Versand aus den USA schlägt auch nochmal der Zoll zu.

TV-Gerät: Smarte Fähigkeiten nachrüsten

Smart-TVs machen inzwischen jedes zweite, in Deutschland verkaufte TV-Gerät aus. Diese Geräteklasse bringt das Fernsehgerät ins Netzwerk, bietet herstellerspezifische Apps und wartet häufig – aber nicht immer – mit Streaming-Fähigkeiten auf. Die Firmware der Geräte ist jedoch nicht bei allen Modellen gelungen, und als Streaming-Client über den DLNA-Standard bremsen sich viele Geräte über eine unzureichende Codec-Unterstützung aus. All diese Probleme haben Sie nicht, wenn Sie das Fernsehgerät mit einem sorgfältigen, externen Mini-Embedded-PC ins Netzwerk einbinden und nervige Smart- TV-Firmware weitgehend ignorieren. Full-HD, ein Android-Betriebssystem (Version 4.1) und Hardware-seitig einen Dual-ARM-Prozessor mit 1,6 GHz, 1 GB RAM sowie HDMI-Anschluss bietet der MK808 . Das nur 50 Gramm schwere Gerät besitzt einen integrierten WLAN-Chipsatz für 802.11b/g/n und kann über Bluetooth mit Maus und Tastatur kommunizieren. Einen Fast-Ethernet- Anschluss (100 MBit/s) gibt es zusätzlich über einen passenden USB-Adapter, weil WLAN für HD-Videos oft nicht schnell genug ist. Erhältlich bei Amazon für nur 70 Euro plus Versand. Das Gerät des chinesischen Herstellers zeigt exemplarisch, wie wenig die ausgewachsenen Smart-TVs bisher richtig gemacht haben.
Erector Spykee: Ferngesteuerter Roboter

Im Umkreis des WLAN-Empfangs kann der Erector Spykee die Gegend unsicher machen: Der ferngesteuerte Spielzeugroboter ist eine Webcam auf Rädern mit Mikrofon und Lautsprechern. Die Kontrolle erfolgt mittels App auf dem Smartphone oder Tablet, wobei sowohl Android als auch Apples iOS unterstützt werden. Für die WLAN-Konnektivität unterstützt der Erector Skykee zudem WPA. Die Akkus sollen im Standby-Betrieb bis zu zehn Stunden durchhalten, bei langen Fahrten reduziert sich die Laufzeit aber erheblich. Über die App kann der Erector Spykee selbstständig zu seiner Ladestation zurückfahren. Entwickelt wurde der Roboter von dem französischen Start-up-Unternehmen Wavestorm, er wird als Bausatz ausgeliefert. Die Basis bildet ein Raupenfahrzeug, das als Bausatz mit der Webcam bestückt wird, die 320 x 240 Pixel liefert. Seitens der Entwicklerfirma wurde die Software als Open-Source- Projekt geplant, allerdings gibt es bis heute kein fertiges SDK, stattdessen ein Wiki für Bastler , das die Modifikation der Firmware beschreibt. Auch der Preis ist anspruchsvoll: Auf Amazon ist der Erector Spykee zum Preis von 250 Euro gelistet.
Smart Body Analyzer: WLAN-Waage

Wer von der Couch aus zu viel Zeit mit Technikspielzeug verbringt, läuft Gefahr, zumindest in der Breite dem Flachbildschirm immer ähnlicher zu werden. Damit das nicht passiert, hilft die Personenwaage Smart Body Analyzer bei der Kontrolle des Körpergewichts. Ein Sensor unter den Fußsohlen misst die Herzfrequenz. Die gesammelten Daten behält die Waage nicht für sich, sondern gibt sie per WLAN-Chip für die Auswertung an eine App für Android oder Apples iOS weiter. Über Profile ist die Waage in der Lage, bis zu acht Nutzer zu erkennen. Der Smart Body Analyzer ist erst seit Kurzem in Deutschland erhältlich und lässt sich über die Webseite des Herstellers oder über Amazon für rund 150 Euro ordern.
WLAN-Camcorder mit Live-Stream

Während Webcams oder WLAN-Speicherkarten nur einzelne Bilder aufnehmen und über das Netzwerk verfügbar machen, liefert der GZ-VX700SEU von JVC gleich einen ganzen Stream. An WLAN-Fähigkeiten von Camcordern haben sich in den letzten Jahren bereits mehrere Hersteller versucht. Zumeist scheiterten sie an Qualitätsproblemen bei der optischen Leistung. Inzwischen sind WLAN-Camcorder jedoch keine Exoten mehr und bieten die gewohnte Bildqualität, die dieser Geräteklasse angemessen ist. Der integrierte WLAN-Chip verbindet sich zu vorhandenen Netzwerken und ermöglicht die Steuerung des Camcorders über den Rechner. Auf einem Smartphone oder Tablet mit Android oder Apples iOS lassen sich Aufnahmen zudem als Live-Stream ansehen. Somit eignet sich der Camcorder (ca. 330 Euro) ebenfalls zur Überwachung zu Hause. Live-Monitoring funktioniert auch über das Internet. Auf der SD-Speicherkarte werden die Videos im Format MPEG-4 AVC/H.264 (AVCHD) aufgezeichnet.