Spannende Software-Neuerscheinungen und Updates für Linux, kurz und knapp vorgestellt: Zwölf ausgewählte Highlights zeigen, was die letzten Monate an frischen Open-Source-Programmen hergegeben haben.

Was passiert, wenn freie Entwickler mit der Richtung eines Open-Source-Projekts nicht mehr einverstanden sind? Es wird geforkt: Als Fork, also Abspaltung, lebt etwa der Gnome-2-Desktop unter dem Namen Mate weiter – ab der neuen Version 1.6 mit Unterstützung von GTK3, damit die Desktop-Umgebung fit für aktuelle Anwendungen bleibt. Geforkt wird in der Open-Source-Szene viel, und nicht immer können sich die neue Projekten lange halten. Mate ist als ein gelungener Fork eher die Ausnahme, da sich genügend Entwickler und zufriedene Anwender gefunden haben, um Mate genügend Schwung zu geben.
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Kritiker des Open-Source-Modells beklagen die häufigen Forks, denn Zersplitterung zieht zwangsläufig großen Projekten Ressourcen ab und wirkt auf Anwender abschreckend. Die Befürworter verweisen dagegen auf gelungene Abspaltungen wie Libre Office, die das Mutterprojekt überholen konnten. Forks beleben das Geschäft, so das Argument, und mischen den Basar der Ideen auf.
Konstante Entwicklung zahlt sich häufig aus
Abseits vom Strudel neuer Entwicklungen zeigen sich wieder einige Programme mit neuen Versionen, die mit ihrer Entwicklungsgeschichte schon längst einen Platz im Open-Source-Olymp haben: Der Partitionierer Gparted bringt in der aktuellen Version Fortschritte bei der Arbeitsgeschwindigkeit, Phpmyadmin räumt die altmodische Oberfläche auf, und der Videoeditor Kdenlive meldet sich nach fast einem Jahr Entwicklungszeit mit frischen Features zurück.
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Fertige Pakete bevorzugt
Es kann dauern, bis die neueste Version eines Programms in den offiziellen Paketquellen einer Distribution auftaucht. Zur Hilfe kommen meist inoffizielle Repositories oder Pakete direkt vom Entwickler, die auf der Projektwebseite zum Download bereitstehen. Vom eigenen Kompilieren raten wir nicht kategorisch ab, aber selbst hartgesottene Linux-Aficionados bevorzugen fertig kompilierte Pakete für die eigene Distribution. Dies ist keine Seltenheit mehr, da sich mit den verbreiteten Paketsystemen wie DEB (Debian, Ubuntu) und RPM (Fedora, Open Suse) inzwischen recht unkompliziert passende Installationspakete für eine anvisierte Distribution bauen lassen. Die meisten hier vorgestellten Programme können Sie unter verbreiteten Linux-Systemen unkompliziert installieren und testen.

Cairo-Dock/Glx-Dock 3.2
Cairo-Dock mit neuem Namen und neuer Version
Webseite:
http://glx-dock.org
Der Verzicht von Unity und Gnome auf die klassische Taskleiste hat Cairo-Dock/Glx-Dock zu neuer Popularität verholfen.
Das Dock ergänzt auf dem Desktop ein konfigurierbares, animiertes Panel, das als Programmstarter und Taskleiste dient. In der neuen Version bietet das Programm Multimonitor-Support. Verspielte Naturen können die Animationen auch noch mit Sound-Effekten versehen. In Ubuntu 13.04 ist die neue Version über den Paketmanager verfügbar.

Calibre 0.9.25
Bibliothek und Konverter für E-Books
Webseite:
http://calibre-ebook.com
Calibre verwaltet auch große E-Book-Bibliotheken übersichtlich und unterstützt die Formate der gängigsten Geräte, darunter Amazon Kindle, Sony PRS und natürlich Smartphones und Tablets mit Android oder iOS. Calibre erkennt auch per MTP angeschlossene Geräte automatisch und exportiert Dateien im passenden Format. Für die Organisation kann Calibre die Metadaten von Büchern editieren. Mit dabei ist ein komfortabler Reader, um E-Books am Rechner zu lesen.

Darktable 1.2
Leuchttisch für die Bearbeitung von RAW-Fotos
Webseite:
www.digikam.org
Open-Source-Programme für Profi-Fotografen sind rar. Darktable ist in dieser Kategorie ein Lichtblick und bildet den gesamten Workflow von der Auswahl der RAW-Bilder von der Kamera bis zum druckreifen Foto ab. Für die Decodierung von RAW-Daten dient libraw, das schneller als die verbreitete dcraw-Bibliothek arbeitet. Deutlich beschleunigt wurde ferner die Thumbnail-Vorschau. Die Liste unter
darktable
zeigt die unterstützten Kameramodelle.

FF Multi Converter 1.5.0 Front-End zum Konvertieren von Mediendateien Webseite: https://sites.google.com/site/ffmulticonverter
Einer der flexibelsten Konverter für Mediendateien aller Art ist Ffmpeg. Das Kommandozeilenprogramm hat nur einen Haken – seine ausufernden Parameter. FF Multi Converter bietet ein grafisches Front-End für Ffmpeg. Die neue Version kümmert sich vor allem um bekannte Fehler und feilt an einer übersichtlicheren Oberfläche. Das Programm ist von Ffmpeg und seinen Codecs abhängig.
Die Projektwebseite stellt ein Paket und ein PPA auf Launchpad bereit.

Geany 1.23
Kompakter, komfortabler Quelltexteditor und IDE
Webseite:
www.geany.org
Geany ist mehr als ein Quelltexteditor, aber kein ausgewachsenes Integrated Development Environment. Der Editor eignet sich daher für Scripts und kleinere Programmierprojekte.
Plug-ins
erweitern die Funktionen etwa um Makros. Neue Versionen von Geany sind selten, da es mit der verwendeten Editor-Engine Scintilla Schritt hält. Geany 1.23 mit Scintilla 3.2.3 bietet eine neue Druckfunktion, neue deutschsprachige Übersetzungen und aktualisierte Plug-ins.

Gparted 0.15
Verschiebt, vergrößert und verkleinert Partitionen
Webseite:
http://gparted.sourceforge.net
Das Multitalent zur Bearbeitung von Partitionen bekommt in der neuen Version einen Geschwindigkeitsschub: Beim zeitaufwendigen Verschieben von Partitionen ist Gparted – laut Entwickler – jetzt doppelt so schnell. Dateisystem-Label werden jetzt mit korrekter Länge erzeugt, und eine neue Statusanzeige verrät den Fortschritt laufender Aktionen. Gparted liegt auch in Form einer
boot-fähigen Image-Datei
für CD und USB-Stick bereit.

Kdenlive 0.9.6
Videoschnitt für semiprofessionelle Ansprüche
Webseite:
www.kdenlive.org
Eines der mächtigsten Programme für den non-linearen Videoschnitt ist Kdenlive, eine freie Alternative zu Schwergewichten wie Adobe Premiere. Nach fast einem Jahr Entwicklungszeit meldet sich Kdenlive mit Version 0.9.6 zurück und kann nun Clips mit wenigen Klicks umkehren sowie eigene Profile für Audio- und Video-Bitraten ergänzen. Anleitungen für die Installation unter Debian, Ubuntu, Open Suse und Fedora finden sich auf der Projektwebseite unter „Downloads“.

KDE Plasma Media Center 1.0.0
Mediacenter auf der Basis von KDE
Webseite:
http://community.kde.org/Plasma/Plasma_Media_Center
Das neue KDE Plasma Media Center orientiert sich am Umfang von Xbmc, nutzt aber die bekannten Komponenten von KDE. Das Media Center bietet eine komfortable Methode, um Videos und Musik unter KDE abzuspielen. Es funktioniert überall, wo KDE läuft. Die Bedienung kann per Maus, Fernbedienung, Touchscreen und Wii-Remote erfolgen. Fertige Pakete gibt es noch nicht, aber eine
Installationsanleitung
für Fedora 17/18 und Ubuntu 12.10.

Kali Linux 1.0
Linux-Live-System für (Un-)Sicherheitsexperten
Webseite:
www.kali.org
Die Entwickler des IT-Dienstleisters Offensive Security haben sich mit Backtrack Linux einen Namen gemacht. Kali Linux ist dessen Nachfolger und bietet auf der Größe einer DVD oder auf USB-Stick ein gut ausgerüstetes System für Sicherheitsexperten. Ab sofort dient Debian und nicht mehr Ubuntu als Basis. Enthalten sind 300 Pentest-Tools, auf dem Desktop regiert wieder Gnome 2. Das ISO-Image umfasst 2 GB und steht in 32 und 64 Bit sowie für ARM-Systeme bereit.

Mate-Desktop 1.6
Der Fork von Gnome 2 wird erwachsen
Webseite:
http://mate-desktop.org
Der Desktop Mate hält Gnome 2 in Form einer unabhängigen Variante am Leben, die um neue Funktionen ergänzt wird und mit dem neuen GTK3-Toolkit umgehen kann. Mate eignet sich für Nutzer, die einen klassischen Desktop mit Taskleiste und Startmenü bevorzugen. Ab Version 1.6 kann Mate parallel zu einem Gnome 3 installiert werden. Für Ubuntu, Debian und Mint gibt es ein eigenes Repository, dessen Einrichtung auf
wiki.mate-desktop
beschrieben ist.

Phpmyadmin 4.0
My-SQL-Datenbankverwaltung im Browser
Webseite:
www.phpmyadmin.net
Wer bei der Administration von MySQL-Datenbanken mehr Komfort benötigt, als die Kommandozeile bietet, bekommt mit Phpmyadmin eine funktionsreiche Verwaltung. Diese arbeitet als Web-Front-End im Browser und lässt kaum Wünsche offen. Auf dem Server benötigt Phpmyadmin neben MySQL noch PHP 5.2 aufwärts Die Oberfläche wurde überarbeitet und kommt jetzt ohne Frames aus. Javascript/AJAX poliert die Menüs auf, erfordert aber aktiviertes Javascript im Browser.

Rednotebook 1.7.1
Zettelkasten für den Desktop mit Suche und Kalender
Webseite:
http://rednotebook.sourceforge.net
Rednotebook bietet eine Tagebuchfunktion und Zettelablage, um Textschnipsel, Bilder, Links und URLS zu sammeln, zu kategorisieren, zu durchsuchen und anhand einer Zeitleiste zu durchforsten. Das Programm ist komplett deutsch inklusive Rechtschreibprüfung. Ein Export der Daten ist in HTML, PDF und Latex möglich. In Fedora und Debian ist Rednotebook über den Paketmanager verfügbar, für Ubuntu gibt es ein gesondertes Repository mit der jeweils neuesten Version.