Die Kommandozeile ist keine abgelegene Nische, sondern ergänzt die Arbeit auf dem Desktop ganz vortrefflich. Wir zeigen Ihnen nützliche Beispiele für deren Anwendung.

Dateiverwaltung: Archive als Laufwerk mounten
Wer oft mit Dateiarchiven zu tun hat, braucht schnellen und einfachen Zugriff auf deren Inhalt. Das Ein- und Auspacken von Archivdateien ist dabei umständlich, wenn es nur darum geht, einige Dateien auszutauschen.

TIPP:
Mit Hilfe von Fuse (Filesystem in Userspace) ist es möglich, Archive so einzuhängen, als handele es sich um ein Laufwerk oder eine Image-Datei. Der Inhalt erscheint dann im angegebenen Mount-Punkt zum Lesen, Schreiben, Umbenennen und Löschen von Dateien und Verzeichnissen im Archiv. Auch Programme können Dateien direkt aus dem Archiv heraus öffnen, da es dank Fuse wie ein normales Laufwerk aussieht. Das Tool zum Einhängen von Archiven nennt sich archivemount und kann mit Dateien vom Typ zip, tar, tar.gz, tar.bz2, tar.xz und cpio umgehen. Es ist in den Paketquellen von Open Suse, Fedora, Debian (ab Version 7) sowie von Ubuntu und seinen Abkömmlingen enthalten. Die Installation bereitet daher keine Umstände und ist unter Ubuntu und Debian schnell erledigt mit
sudo apt-get install archivemount
Auch die Verwendung ist nicht weiter kompliziert, zumal die Syntax jener des mount-Befehls folgt. Um ein Archiv einzuhängen, geben Sie den Archivnamen an und ein leeres Verzeichnis, das als Einhängepunkt dient:
archivemount <Archiv> <Einhängepunkt>
Nach diesem Schema stellt beispielsweise der Befehl
archivemount archiv.tar.gz ~/mount
den Inhalt von „archiv.tar.gz“ im Ordner „mount“ im Home-Verzeichnis bereit. Nach dem Hinzufügen, Löschen und Ändern der Dateien hängen Sie das Archiv mit dem Kommando
fusermount -u <Einhängepunkt>
wieder aus. Das ursprüngliche Archiv bleibt als Backup bestehen, denn archivemount speichert automatisch eine Kopie davon mit dem Namen „<Archivdatei>orig“. Falls Sie keine Backups wünschen, können Sie diese auch mit dem Parameter -o nobackup abschalten.
Tipp: Linux-Shell clever nutzen
Dateiverwaltung mit Tar: Auch versteckte Dateien einpacken
Der Umgang mit dem Kommandozeilenpacker Tar ist für viele Linux-Anwender Routine. Kein anderes Tool kann heruntergeladene Archive schneller entpacken oder schnell ganze Verzeichnisstrukturen für Backups einpacken. Aber gerade Routine hat ihre Tücken: Der normale Tar-Befehl ignoriert versteckte Dateien und Verzeichnisse.
TIPP:
Wenn Sie den Befehl
tar -cvzf archiv.tar.gz *
eingeben, um das aktuelle Verzeichnis in ein tar.gz-Archiv zu komprimieren, dann bleibt alles unberücksichtigt, was versteckt ist. Das liegt nicht an Tar selbst, sondern an der Weise, in der die Shell den Platzhalter auflöst: Das Sternchen steht zwar für beliebige Dateinamen und Verzeichnisse. Nicht aber für Namen, die mit einem Punkt beginnen, der unter Linux versteckte Dateisystem-Objekte auszeichnet. Verwenden Sie stattdessen folgendes Kommando:
tar -cvzf archiv.tar.gz .
In diesem Fall ist nur ein Punkt als Platzhalter angegeben, der für das gesamte, aktuelle Verzeichnis und dessen Unterverzeichnisse steht. Ein Schönheitsfehler bleibt: Tar versucht, im gleichen Verzeichnis auch sein eigenes temporäres Archiv während der Erstellung einzupacken, was allerdings nicht gelingt. Sie erhalten deshalb die Warnmeldung „Datei hat sich beim Lesen geändert“. Eleganter ist es, Tar nicht auf das aktuelle Verzeichnis anzuwenden, in dem auch das resultierende Archiv liegen soll, sondern auf ein entferntes. Dazu dient der Parameter
–C.
Mit einem Befehl wie
tar -cvzf backup.tar.gz -C ~/Wichtiges .
packen Sie beispielsweise das komplette Verzeichnis „ /home/benutzername/Wichtiges “ ein.
Bequemer arbeiten: Linux automatisieren

Systemverwaltung: Mail an root selbst empfangen
Viele Systemprogramme und Wartungsprozesse, die auf jeder Linux-Distribution üblicherweise laufen, senden automatisch Mails an den Benutzer root, um etwa über Statistiken, Logs, ausgeführte Befehle oder Warnungen zu berichten. Wer auf dem Laufenden bleiben will, wie es um das System aktuell bestellt ist, sollte hin und wieder die Mails an root auch lesen.
TIPP:
Den einfachsten Weg, die Systemmail zu lesen, bietet das Kommandozeilenprogramm mutt – ein ausgewachsenes Mailprogramm für den Textmodus. Es ist ein echter Klassiker, deshalb allen Linux-Distributionen bekannt und schnell über die diversen Paketmanager installiert. Bei der Installation bei Ubuntu mit
sudo apt-get install mutt
wird dabei auch gleich Postfix als lokaler Zustellungsdienst (Message Transport Agent) eingerichtet, falls dies noch nicht geschehen ist. Mit dem Kommando
sudo mutt
öffnen Sie dann den Briefkasten von root. Einfacher ist es, wenn Sie sich die Mail an root gleich an Ihr normales Benutzerkonto zustellen lassen. Eine vorbildliche Distribution, die von Haus aus eine Zustellung anbietet, ist Open Suse: Bei der Installation gibt es bereits die Option, dem ersten angelegten Benutzer die Systemmail an root zukommen zu lassen. Bei anderen Linux-Systemen müssen Sie diese Weiterleitung selbst einrichten, was aber nicht weiter schwierig ist. Öffnen Sie die Datei „
/etc/aliases
“ mit root-Rechten in einem Texteditor und fügen dort folgende Zeile ein:
root: benutzername
Statt dem Platzhalter „benutzername“ tragen Sie hier den Namen Ihres tatsächlichen Benutzerkontos ein, um künftig die Mail an root selbst zu bekommen.
Bash: Terminal-Fenster automatisch schließen
Wer ausgiebig mit der Shell arbeitet, hat im Nu zahlreiche Terminal-Fenster geöffnet. Eine kleine Ergänzung der Konfiguration schließt die Shell automatisch nach Inaktivität.

TIPP:
Wie lange ein Terminal bei Inaktivität geöffnet bleibt, legt bei der verbreiteten Bash (Bourne Again Shell) die Umgebungsvariable TMOUT fest. Sie können damit eine Zeitspanne in Sekunden festlegen, bis sich die Shell automatisch schließt, wenn keine Programme ausgeführt werden oder Benutzereingaben erfolgen. Öffnen Sie dazu die versteckte Konfigurationsdatei „.bashrc“ in Ihrem Home-Verzeichnis mit einem beliebigen Texteditor, und tragen Sie dort diese beiden Zeilen ein:
TMOUT=300 export TMOUT
Dieser Wert setzt das Zeitlimit auf 300 Sekunden, also fünf Minuten. Aktiv wird die Konfigurationsänderung mit dem nächsten Öffnen eines Terminal-Fensters.