
Volkswagen stellt im VW Passat verschiedene Internet-Dienste - von VW als „Mobile Online Dienste“ bezeichnet - auf zweierlei Arten zur Verfügung: Via
Car-Net
direkt auf dem Discover Pro, ohne dass dafür ein Smartphone erforderlich ist. Und über
App-Connect.
Unter diesem
Schlagwort fasst VW drei verschiedene Technologien zusammen,
mit denen sich iPhones und Android-Smartphones mit dem Discover Pro verbinden lassen, um ausgewählte Smartphone-Apps und -inhalte auf dem Touchscreen des Discover Pro darzustellen. Wenden wir uns zunächst Car-Net zu.

Car-Net: Internet-Dienste Smartphone-unabhängig nutzen
Die Car-Net-Dienste für das Discover Pro
verkauft VW
als "Guide & Inform"-Paket-
Plus
(für das preiswertere Radio-Navigationsgerät Discover Media ist nur das Guide & Inform Paket
Basic
erhältlich). Im Preis von „Discover Pro“ ist das Car-Net Dienstepaket „Guide & Inform Plus“ für die ersten 12 Monate enthalten, danach müssen Sie dafür bezahlen. Die Verlängerung für ein Jahr
kostet laut FAQ
79 Euro. Für drei weitere Jahre muss der Nutzer 135 Euro bezahlen.

Das Guide & Inform-Paket umfasst vor allem die Online-Echtzeitverkehrsinformationen von TomTom (die für eine exakte Navigation unbedingt den kostenlosen TMC-Daten vorzuziehen sind), die Tankstellen- und Parkplatzsuche (in kooperierenden Parkhäusern) von Inrix, Nachrichten-Ticker und Wetterbericht sowie (nur im Paket Plus enthalten) die Google-Earth-Ansicht mit Google Street View und die Online-Sonderzielsuche.

Google Street View und Google Earth
Die realitätsgetreue Umgebungs- und 360-Grad-Panoramaansichten via Google Street View und Google Earth erleichtern ortsunkundigen Nutzer die Orientierung und sind keinesfalls als nur unterhaltendes Gimmick zu bewerten. Street View können Sie aus Sicherheitsgründen aber nicht während der Fahrt benutzen. Zwar lässt sich das orange Street-View-Männchen-Symbol auch während der Fahrt antippen und Street View kurzzeitig starten, doch erscheint dann ein Warnhinweis und Street View wird beendet. Sobald der Wagen steht, dürfen Sie Street View verwenden. Und zwar immer dann, wenn das Street-View-Männchen nicht ausgegraut ist, sondern orange leuchtet.

Google Lokale Suche
Außerdem gibt es dank Car-Net die Google Lokale Suche für Sonderziele, die deutlich leistungsfähiger als die standardmäßige POI-Suche im Navigationsgerät ist. So finden wir mit Google Lokale Suche sofort eine Auto-Sattlerei, die die POI-Suche im Navi nicht kannte.

Car-Net bequem per Dual-SIM nutzen
Sie können Car-Net via Smartphone (unbequem da rSAP erforderlich) oder per zusätzlicher SIM-Karte im SIM-Kartenslot im Handschuhfach nutzen. Letzteres ist eindeutig die bessere Lösung, weil sie damit elegant alle Kompatibilitätsprobleme zwischen Smartphone und Discover Pro umgehen. Besorgen Sie sich also einfach eine Zweit-SIM-Karte, legen Sie diese in den Kartenslot im Handschuhfach ein, geben Sie die PIN und gegebenenfalls zusätzliche Konfigurationsinformationen ein und los geht’s.

Tipp: Wenn man die PIN für die zusätzliche SIM-Karte eintippt, wird auf dem Bildschirm des Discover Pro über der OK-Taste auch eine Taste mit einem Disketten-Symbol abgebildet. Diese Taste speichert die PIN, so dass diese danach nicht wieder bei jedem Fahrzeugstart eingegeben werden muss. Das sollten Sie unbedingt machen, weil Sie sonst nach jedem Neustart die PIN wieder eintippen müssen. Das verzögert nicht nur das Bereitstellen der Verkehrslageinformationen von TomTom, sondern lenkt auch während der Fahrt erheblich ab. Im Test klappt das Speichern einwandfrei.

Die Car-Net Dienste brauchen aber einen kurzen Moment, bis sie nach dem Start von Discover Pro zur Verfügung stehen. Richtig ärgerlich ist aber eine andere Eigenwilligkeit: Man muss nach jedem Start von Discover Pro einen Warn-Hinweis-Bildschirm wegklicken, wenn man den Menü-Punkt Car-Net aufruft. Das ist geradezu kontraproduktiv, weil eben dieser Bildschirm den Fahrer vom Verkehrsgeschehen ablenkt. VW betont aber, dass dieser Warnhinweis gesetzlich vorgeschrieben ist. Obwohl er, wie gesagt, das genaue Gegenteil von dem bewirkt, was er eigentlich erreichen soll.
Wichtig und gut
: Die TomTom-Echtzeit-Verkehrsinformationen und die Google Earth-Ansicht für die Navigation auf dem Discover Pro stehen via Car-Net relativ schnell und
ohne
dass ein Warn-Bildschirm weggeklickt werden muss zur Verfügung.

Kein Browser, aber WLAN-Hotspot
Ein Internet-Browser fehlt im VW. Was kein Nachteil ist, weil die uns bekannten Web-Browser im BMW und im Mercedes-Benz grottig schlecht funktionieren. Da macht es mehr Sinn, ein vorhandenes Tablet mit dem WLAN-Hotspot des Passat zu verbinden und darüber ins Internet zu gehen. Apps für Facebook und Twitter fehlen ebenfalls, Volkswagen konzentriert sich bei seinen Internet-Diensten zunächst auf Services, die im Auto Sinn machen.

App-Connect: Mirrorlink, Apple Carplay, Android Auto
App-Connect
umfasst zunächst einmal Mirrorlink für kompatible Android-Smartphones, daneben aber auch Android Auto und Apple Carplay. Weitere Informationen zu „Car-Net App-Connect" finden Sie auf
volkswagen.de/carnet
. In unserem Passat steht von den drei von Volkswagen unter dem Begriff
App-Connect
zusammen gefassten Technologien lediglich Mirrorlink zur Verfügung. Von den beiden anderen Smartphone-Schnittstellen Apple Carplay und Android Auto, die VW auf der
App-Connect-Webseite
zum Passat ausdrücklich nennt, finden wir keine Spur. Deshalb fragen wir bei VW nach dem Verbleib der auf der VW-Webseite angekündigten App-Connect-Schnittstellen Carplay und Android Auto.

Nur Mirrorlink funktioniert tatsächlich
Sebastian Schiebe, Pressesprecher Technologie von Volkswagen, erklärte uns dazu: "Die Funktion App-Connect (welche Mirrorlink, Android Auto und Apple Carplay beinhaltet) setzte ab Kalenderwoche 22/15 ein. Vermutlich haben Sie ein Gerät vor 22/15. Hier ist MirrorLink verfügbar. Die Differenz zwischen „MirrorLink“ und „App-Connect“ (mit allen drei Schnittstellen) besteht nicht nur aus Software-, sondern auch aus Hardwareänderungen. Daher ist ein Update per Flashen nicht vorgesehen."

Somit können wir in unserem Testwagen nur Mirrorlink für Android-Smartphones ausprobieren. Als Testgerät nehmen wir ein HTC One M9, eines der modernsten und leistungsfähigsten Android-Smartphones mit Support für Mirrorlink 1.1.

Mirrorlink: Grundsätzliches vorab
Eigentlich steht es mit dem Mirrorlink-Support durch Fahrzeug-Hersteller und Smartphone-Produzenten nicht zum Besten. Oft verstehen sich die Geräte nicht, obwohl sie eigentlich kompatibel sein sollten. Mitunter unterstützen das InCar-System im Auto und das zu koppelnde Smartphone unterschiedliche Mirrorlink-Standards. Bei einigen Smartphones muss zusätzlich eine App für den Mirrorlink-Support installiert werden (das ist bei dem HTC One M9 nicht erforderlich). Und wenn tatsächlich eine Mirrorlink-Verbindung zwischen Infotainmentsystem und Smartphone zustande kommt, dann ist sie oft instabil. Ein Beispiel dafür, wie katastrophal
Mirrorlink nicht funktionieren kann, bietet der aktuelle Toyota Aygo.
Auf dieser Seite des Mirrorlink-Konsortiums können Sie sich informieren, welche Smartphones welchen Mirrorlink-Standard unterstützen sollen.

Mirrorlink im Passat
Mit Mirrorlink lassen sich ausgewählte Android-Apps von Google Play sowie einige speziell von Volkswagen erstellte Apps vom Smartphone auf dem Bildschirm des Discover Pro spiegeln und dank des größeren Bildschirms bequemer und sicherer bedienen als auf dem kleinen Smartphone-Display. Dank dieser Mirrorlink-kompatiblen Apps können Sie den Funktionsumfang von Discover Pro beispielsweise um Webradio erweitert. Mit Apps wie Aupeo sowie miRoamer. Eine Liste der für den Passat verfügbaren Mirrorlink-Apps gibt es hier. Auf dieser Seite können Sie lesen, welche Smartphones kompatibel sein sollen.

Zu diesen VW-eigenen Apps gehört zum Beispiel der „ThinkBlue. Trainer“: Diese App soll Ihr Fahrverhalten analysieren und Ihnen helfen, Kraftstoff zu sparen. Die App „My Guide“ wiederum soll interessante Ziele in Ihrer Nähe empfehlen. Die Anzahl der unterstützten Apps ist derzeit aber noch überschaubar.

Unser HTC One M9 verbinden wir via USB-Kabel mit dem Discover Pro. Dazu stecken wir das Kabel in die USB-Buchse unter der Mittelarmlehne ein. Das Discover Pro erkennt sofort das HTC One und spiegelt dessen angepassten Bildschirm. Grundsätzlich funktioniert die Mirrorlink-Verbindung zwischen HTC One M9 und Discover Pro also unproblematisch. Doch die konkrete Verwendung der einzelnen Mirrorlink-Apps erweist sich teilweise als hakelige Angelegenheit - ähnlich wie im VW Polo mit Discover Media.

Zum Beispiel können wir zwar grundsätzlich Google Maps Navigation nutzen. Doch die Navigations-App startet mitunter ständig neu. Mittendrin verschwindet zudem der Mirrorlink-Bildschirm und stattdessen erscheint der Media-Bildschirm des Discover Pro mit der AUX-Schnittstelle. Wenn wir dann über die Karussellansicht des Startbildschirms wieder zur Mirrorlink zurückkehren, war die Navigation beendet und wir müssen neu anfangen.

Via Mirrorlink lässt sich auch Musik vom Smartphone abspielen, die Sprachsteuerung des Androiden nutzen und auf dessen Telefonbuchkontakte zugreifen. Auch Telefonate sind damit möglich. Eine Parkplatzsuche-App gibt es zwar auch, diese ist aber kostenpflichtig und muss erst noch gekauft werden.

Mirrorlink bietet gegenüber dem Discover Pro mit Car-Net kaum neue Funktionen, wenn man vom Webradio und den Hörbüchern aus dem Internet einmal absieht. Insofern kann man beim Discover Pro mit Car-Net auf Mirrorlink gut verzichten. Ganz anders sieht das bei einem weniger leistungsfähigen Infotainmentsystem aus, das beispielsweise über weniger leistungsfähige Navigation verfügt. Dort könnte Google Maps Navigation via Mirrorlink eine preiswerter Alternative sein.

Fazit zu Discover Pro mit Car-Net und Active Info Display: Teuer aber gut
Plus: Funktionsumfang und Bedienbarkeit
Discover Pro lässt sich auch im dichten Straßenverkehr und unter Stress zuverlässig, komfortabel und sicher bedienen. Für berufliche Vielfahrer und "Kilometer-Fresser" ist das ein klares Plus. Der Funktionsumfang ist zwar nicht so umfangreich wie bei
Audi Connect
(wo es zum Beispiel auch eine Recherche-Möglichkeit für Flüge und Bahnverbindungen gibt) oder
BMW ConnectedDrive,
aber trotzdem vollkommen ausreichend. Dank des separaten SIM-Kartenslots im Handschuhfach ist zudem die Nutzung der Car-Net-Internet-Dienste unkompliziert und unabhängig vom Smartphone möglich - genauso wie bei Audi Connect und ähnlich wie bei BMW Connected Drive und dem Mini (bei beiden BMW-Systemen ist die SIM-Karte fest im Fahrzeug verbaut).
VW verbaut nach wie vor ein CD/DVD-Laufwerk: Das ist ein großer Vorteil gegenüber den Infotainmentsystemen vieler Konkurrenten aus dem Volumensegment. Bei den Webdiensten vermissen wir lediglich das Webradio. Dieses lässt sich zwar über Mirrorlink nachrüsten, doch Mirrorlink funktioniert noch nicht so wirklich rund. Facebook und Twitter unterstützt Discover Pro zwar auch nicht, aber dabei handelt es sich nicht um Funktionen, die man im Auto unbedingt benötigt. Und wer trotzdem während der Fahrt twittern muss, kann das ja direkt vom Smartphone aus machen - im stehenden Fahrzeug.

Plus: Optik und technische Leckerbissen
Autofahrer, die besonderen Wert auf optische Reize und technische Highlights legen, kommen mit Google Earth und Street View sowie dem von Audi übernommenen Active Info Display (im TT heißt dieses Display übrigens Audi Virtual Cockpit) ebenfalls auf ihre Kosten.
Minus: Preis
Der für ein Fahrzeug aus dem Volumensegment hohe Preis ist die einzige Schwäche des Discover Pro. Discover Pro mit Car-Net und Active Info Display ist preislich und vom Leistungsumfang her ganz klar im Premium-Segment angesiedelt. Für Firmen-Leasingkunden mag das keine große Rolle spielen, der Privatkäufer aber muss angesichts des hohen Preises abwägen zwischen maximalem Komfort und einer deutlichen Kostenersparnis.
Discover Pro, Active Info Display, Car-Net im VW Passat - Test(Bild 1 von 109)
Discover Pro, Active Info Display, Car-Net im VW Passat - Test Das Discover Pro mit der faszinierenden Google-Earth-Ansicht dank Car-Net in der Navigation.
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Preiswerte Alternative:
Denn eine gute Navigation bietet auch die Kombination aus einem modernen Smartphone, einer guten Auto-Halterung wie der von
Brodit
und einer Navigations-App.
Google Maps Navigation
gibt es sogar kostenlos: Diese Navi-App lotst hervorragend, nutzt immer aktuelles Kartenmaterial, erhält Echtzeitverkehrsinformationen aus dem Internet und kannte beispielsweise auch die gesperrte Brücke über die A9, an der das Discover Pro mit TomTom scheiterte. Und eine Freisprecheinrichtung für das Smartphone lässt sich auch über deutlich preiswertere Radio-Lösungen realisieren beziehungsweise über In-Ear-Hörer, die man via Bluetooth mit dem Smartphone verbindet.
Nachteil der Smartphone-Lösung: Der Smartphone-Akku wird bei laufender Navigation während der Fahrt nicht aufgeladen, weil der Strom für die Smartphone-CPU benötigt wird, der Bildschirm ist klein, die Sprachsteuerung steht nicht für das Radio zur Verfügung. Zudem wird das Armaturenbrett durch die Smartphone-Halterung und das Ladekabel verunstaltet (wobei sich zumindest die Brodit-Lösungen relativ unauffällig an die Optik des Fahrzeugs anpassen - bei einer gruseligen Saugnapfhalterung ist das aber ganz anders).
Für Fahrer, die nur gelegentlich eine Navigations-App benötigen, dürfte die Smartphone-Lösung völlig ausreichend sein.
Wer Wert auf maximalen Bedienkomfort (großer, schnell reagierender Touchscreen, gute und umfassende Sprachsteuerung, mechanisch ausgeführte und deshalb auch blind ertastbare Menü-Tasten, sehr bequeme Lenkradtasten) legt, greift zum Discover Pro. Für Vielfahrer ist das die bessere Lösung, zumal der Smartphone-Akku dann während der Fahrt aufgeladen werden kann.
