Mindestens 120 Euro werden für eine Radeon RX 460 fällig, für etwas mehr Aufpreis gibt es noch doppelten Grafikspeicher und eine bessere Kühlung. Grundsätzlich soll die kompakte Grafikkarte genug Leistung für die typischen E-Sport-Spiele bieten, bei aufwendigeren Titeln geht ihr aber recht schnell die Puste aus. Bei den technischen Standards ist sie allerdings wie eine RX 480 ausgestattet. Wie sich die Karte in der Praxis schlägt, lesen Sie im Test.

Für unseren Test der AMD Radeon RX 460 hat uns der Hersteller stellvertretend mit einem übertakteten Modell von Boardpartner Sapphire ausgestattet, der Sapphire Radeon RX 460 Nitro. Diese Version arbeitet mit einem GPU-Takt von 1250 anstelle von 1200 MHz und arbeitet mit einer komplett überarbeiteten Kühlung mit zwei Lüftern. Daher auch der etwas teurere Verkaufspreis von 159 Euro.
AMD Pressdeck Radeon RX AMD präsentiert die neue Radeon-RX-Familie.
© AMD zur Bildergalerie-GroßansichtTechnische Daten der Radeon RX 460: Sparmaßnahmen

Um die Grafikkarte so günstig anbieten zu können, hat AMD kräftig den Rotstift angesetzt: Im Vergleich mit der RX 470 und 480 musste der Grafikprozessor ordentlich Federn lassen. Allerdings kommt hier auch eine überarbeitete Architektur zum Einsatz, und zwar Polaris 11 anstatt Polaris 10 - natürlich bildet aber auch hier das GCN-Design die Grundlage. Bereits die Chip-Fläche der sogenannten Baffin-XT-GPU fällt dramatisch klein aus und nimmt sogar weniger Fläche ein als ein herkömmlicher GDDR5-Speicherchip.

Ermöglicht wird dies vor allem durch die 14-Nanometer-FinFET-Fertigung des Prozessors. Doch die eingesetzten FinFET-Transistoren sorgen außerdem noch für eines: Einen drastisch reduzierten Stromverbrauch im Vergleich mit dem vorherigen 28-Nanometer-Prozess. Um die Unterschiede der technischen Daten zu verdeutlichen, haben wir die entsprechenden Modelle sowie den Vorgänger und den ärgsten Konkurrenten in der folgenden Tabelle gegenübergestellt.
Grafikkarten-Mittelklasse: Technische Daten im Vergleich |
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---|---|---|---|---|---|
|
AMD Radeon RX 460 |
AMD Radeon RX 470 |
AMD Radeon RX 480 |
AMD Radeon R7 360 |
Nvidia Geforce GTX 1060 |
Grafikchip |
Baffin XT |
Ellesmere Pro |
Ellesmere XT |
Tobago Pro |
GP106 |
Fertigung |
14 Nanometer FinFET |
|
|
28 Nanometer |
16 Nanometer FinFET |
Chipfläche |
xxx mm² |
232 mm² |
|
160 mm² |
200 mm² |
GPU-Standard-Takt / Boost-Takt |
bis zu 1200 MHz |
bis zu 1206 MHz |
bis zu 1266 MHz |
bis zu 1050 MHz |
1506 / 1709 MHz |
Shader-Einheiten |
896 |
2048 |
2304 |
768 |
1280 |
TMUs |
56 |
128 |
144 |
48 |
80 |
ROPs |
16 |
32 |
32 |
16 |
48 |
Grafikspeicher |
4096 MB GDDR5 |
4096 MB GDDR5 |
8192 MB GDDR5 |
2048 MB GDDR5 |
6144 MB GDDR5 |
Speichertakt (effektiv) |
7000 MHz |
7000 MHz |
8000 MHz |
6000 MHz |
8000 MHz |
Speicheranbindung |
128 Bit |
256 Bit |
256 Bit |
128 Bit |
192 Bit |
Speicherbandbreite |
112 GB/s |
224 GB/s |
256 GB/s |
96 GB/s |
192 GB/s |
TDP |
75 Watt |
120 Watt |
120 Watt |
100 Watt |
120 Watt |
Preis |
119 Euro (unverbindliche Preisempfehlung) |
225 Euro (unverbindliche Preisempfehlung) |
250 Euro (Straßenpreis) |
95 Euro (Straßenpreis) |
279 Euro (Straßenpreis) |
In dieser niedrigen Preisklasse ist es keine Überraschung, dass der Grafikprozessor "Baffin XT" der RX 460 mit deutlich weniger Shader-, Textur- und Rasteroperationseinheiten auskommen muss. Schnell fällt aber auf, dass der 4 GB große GDDR5-Speicher mit gleicher Geschwindigkeit wie bei der RX 470 läuft, aufgrund der schmaleren Speicheranbindung aber nur auf eine Bandbreite von 112 GB/s kommt.
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Übrigens wird es auch RX-460-Modelle mit nur 2 GB Speicher geben, die dann natürlich günstiger zu haben sind.
Den größten Unterschied gibt es aber bei der Angabe der maximalen Verlustleistung (TDP), die AMD mit lediglich 75 Watt angibt! Mehr Details zur Architektur und zu den neuen Techniken der Radeon-RX-Serie erhalten Sie im
Test der AMD Radeon RX 480.
Mit der GTX 1060 von Nvidia und der RX 480 von AMD kämpfen zwei günstige Gaming-Grafikkarten um den Mittelklasse-Thron. Die GTX 1060 kostet in der Founders Edition 320 Euro, die RX 480 gibt es im Referenzdesign bereits für 255 Euro. Laut Nvidia soll die GTX 1060 sogar mit der GTX 980 mithalten, die immer noch rund 400 Euro kostet - und das bei geringerem Stromverbrauch. Wir lassen die drei Karten in verschiedenen Benchmarks gegeneinander antreten, testen die Spiele-Leistung in Spielen wie "The Witcher 3" und "The Division" und den Stromverbrauch.
Weniger Monitor-Anschlüsse, aber gleiche Engines
Auch bei den Videoschnittstellen hat AMD Einsparungen vorgenommen. Somit stehen dem Nutzer nur noch jeweils einmal HDMI 2.0, Displayport 1.3 (1.4 ready) und DVI zur Verfügung. Die RX 470 verzichtet auf DVI und besitzt insgesamt drei Displayports. Bei der Video-Engine nimmt der Hersteller aber keine Änderungen vor, denn nach wie vor kommt der aktuelle HEVC- respektive H.265.Standard zum Einsatz.

Dieser ermöglicht unter anderem extrem hohe Bildraten beim Streaming und natürlich auch 4K in 60 Hertz sowie HDR, also High Dynamic Range: Mit dieser Technik erfolgt eine lebendigere, schärfere sowie kontrastreichere Darstellung von Inhalten dank eines erhöhten Dynamikumfangs.

Kompatibilität ist natürlich auch zur offenen Bild-GPU-Synchonisation AMD FreeSync gegeben. Energie einsparen in weniger aufwendigen Spielen lässt sich mit der Funktion "Frame Rate Target Control", die die Bildrate begrenzt und somit einen kühleren, sparsameren und leiseren Betrieb ermöglicht.

Nach wie vor ist auch die volle Unterstützung von DirectX 12 und Vulkan gegeben: Diese beiden Low-Level-APIs (Programmierschnittstellen) geben Entwicklern tieferen sowie umfassenderen Zugriff auf die Hardware und erlauben auf diese Weise eine effektivere sowie effizientere Ausnutzung der Komponenten. Mehr Details gibt es in unserem Ratgeber "Das macht DirectX 12 besser als der Vorgänger".

Sapphire Radeon RX 460 Nitro: 3D-Leistung auf dem Prüfstand
Wir prüfen die Leistungsfähgikeit der Sapphire Radeon RX 460 Nitro mit insgesamt vier topaktuellen Spielen in zwei verschiedenen Auflösungen (1080p und 1440p) sowie in einem synthetischen Benchmark (3DMark Fire Strike). Auf Tests in Ultra-HD (2160p) verzichten wir, da die Grafikkarte aufgrund des Preises und der technischen Ausstattung kaum erwähnenswerte Ergebnisse erreichen würde. Wir haben bei den beiden ersten Auflösungen die Kantenglättung gemäß den Angaben in den Tabellen aktiviert.
Sapphire Radeon RX 470 OC im Test
Des Weiteren haben wir uns auch die Temperaturen, Lautstärke und den Stromverbrauch genauer angesehen. Wenn Sie wissen möchten, welche Hardware wir bei unseren Grafikkarten-Tests verwenden, dann lesen Sie unseren Artikel "Wie PC-WELT Grafikkarten testet".
Durchschnittliche Bildraten und Benchmark-Ergebnisse im Vergleich |
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Grafikkarte |
GTA 5 (FXAA) |
Witcher 3 (FXAA) |
3DMark |
||
Auflösung |
1080p |
1440p |
1080p |
1440p |
Fire Strike |
Sapphire Radeon RX 460 Nitro |
38 |
28 |
24 |
17 |
5 381 Punkte |
Gigabyte Radeon R7 360 OC |
29 |
19 |
23 |
16 |
4 335 Punkte |
Sapphire Radeon RX 470 |
62 |
47 |
40 |
32 |
9 218 Punkte |
Durchschnittliche Bildraten im Vergleich |
||||
---|---|---|---|---|
Grafikkarte |
The Division (SMAA hoch) |
Rise of the Tomb Raider (SMAA hoch) |
||
Auflösung |
1080p |
1440p |
1080p |
1440p |
Sapphire Radeon RX 460 Nitro |
28 |
19 |
31 |
22 |
Gigabyte Radeon R7 360 OC |
21 |
11 |
20 |
10 |
Radeon RX 470 |
47 |
34 |
54 |
38 |
Der Performance-Unterschied sowohl zur Vorgänger-Version in Form der Gigabyte Radeon R7 360 OC, als auch zum großen Bruder Sapphire Radeon RX 470 OC fällt sehr deutlich aus: An Gaming in Auflösungen jenseits von 1920 x 1080 Pixeln ist nicht zu denken, außer Sie beschränken sich auf weniger aufwendige Titel. Wenn wir den Durchschnitt aus allen ermittelten Bildraten bilden, dann liefert die RX 460 rund 37 Prozent mehr Leistung als eine Radeon R7 360! Satte 69 Prozent besser arbeitet dafür die RX 470.
UMWELT UND GESUNDHEIT |
|||
---|---|---|---|
Grafikkarte |
Sapphire Radeon RX 460 Nitro |
Gigabyte Radeon R7 360 OC |
Sapphire Radeon RX 470 OC |
Stromverbrauch des Test-PCs: Leerlauf |
119 Watt |
120 Watt |
121 Watt |
Stromverbrauch des Test-PCs: Last |
175 bis 222 Watt |
205 bis 249 Watt |
225 bis 273 Watt |
Betriebsgeräusch: Leerlauf |
0,3 Sone |
0,4 Sone |
1,0 Sone |
Betriebsgeräusch: Last |
0,8 Sone |
2,1 Sone |
2,7 Sone |
Temperatur: Leerlauf |
38 Grad Celsius |
41 Grad Celsius |
41 Grad Celsius |
Temperatur: Last |
74 Grad Celsius |
82 Grad Celsius |
82 Grad Celsius |
Auch die Leistungsaufnahme unseres Test-PCs erweist sich mit maximal 222 Watt als sehr niedrig und im Rahmen der von AMD angegebenen TDP. Die Nitro- respektive Dual-X-Kühlung arbeitet semi-passiv, also bei geringer Last stehen die beiden Lüfter komplett still. Doch abgesehen davon ist auch die Kühlleistung und maximale Lautstärke nicht von schlechten Eltern: Wir messen maximal 74 Grad Celsius sowie 0,8 Sone. Hinweis: Die Messung erfolgt mit einem Abstand von 50 Zentimetern zur Grafikkarte, die auf sich auf einer offenen Testplattform befindet.

TEST-FAZIT: Sapphire Radeon RX 460 Nitro
Die Sapphire Radeon RX 460 Nitro legt eine beeindruckende Energieeffizienz an den Tag und bietet einen sehr deutlichen Leistungssprung im Vergleich zur Vorgänger-Generation. Doch die Grafikkarte ist alles andere als ein High-End-Modell - und das will sie auch gar nicht sein. AMD kommunizierte von Anfang an klar und deutlich, dass es sich um eine kostengünstige Grafikkarte für weniger anspruchsvolle Spiele handeln wird, die insbesondere im E-Sport-Bereich ihre Verwendung finden dürfte.
Einige aktuelle Spiele kann die Karte sogar in flüssigen Bildraten bei aktivierter Kantenglättung stemmen. Wenn Sie einige wenige Details eine Stufe niedriger stellen, dann profitieren Sie bereits von einem ansehnlichen Spielerlebnis. Und all das zu einer unverbindlichen Preisempfehlung von lediglich 119 Euro - und damit ist das Preis-Leistungsverhältnis aktuell unschlagbar!
Unser Testgerät aus dem Hause Sapphire verfügt über eine unverbindliche Preisempfehlung von 159 Euro, glänzt dafür aber auch mit einer semi-passiven Kühlung, die ihren Job gut und leise erledigt. Der Aufpreis zu den besser gekühlten sowie übertakteten Partnermodellen lohnt sich also definitiv. Wer allerdings uneingeschränken Spielspaß mit bester Bildqualität bei höheren Auflösungen sucht, sollte mindestens 250 Euro investieren und gleich zu einer Grafikkarte mit AMD Radeon RX 480 oder Nvidia Geforce GTX 1060 greifen.