Eine Handbewegung verwandelt das Thinkpad X1 Fold vom Notizbuch in ein Notebook - möglich macht das sein faltbarer OLED-Bildschirm.

Die Zukunft ist da: Das Lenovo Thinkpad X1 Fold das erste Notebook mit einem Falt-Display. Der 13,3 Zoll große OLED-Bildschirm lässt sich in der Mitte zusammenklappen: Da das X1 Fold in eine Lederhülle eingebunden ist, sieht es von außen dann wie ein eleganter Zeitplaner aus und lässt sich problemlos mit einer Hand tragen.
TEST-FAZIT: Lenovo Thinkpad X1 Fold
TESTERGEBNIS (NOTEN) |
Lenovo Thinkpad X1 Fold |
---|---|
Testnote |
Befriedigend ( 2,96) |
Preis-Leistung |
teuer |
Geschwindigkeit (20 %) |
3,86 |
Ausstattung (20 %) |
4,00 |
Bildschirm (20 %) |
2,39 |
Mobilität (20 %) |
4,08 |
Tastatur (10 %) |
2,76 |
Umwelt und Gesundheit (5 %) |
1,00 |
Service (5 %) |
1,32 |
Aufwertung |
-0,30 (Touchscreen) |
Technisch fasziniert das Lenovo Thinkpad X1 Fold mit seinem Falt-Display: Kein Notebook oder Tablet lässt sich flexibler einsetzen. Viel mehr als Falten hat das Thinkpad aber nicht zu bieten: Das Alleinstellungsmerkmal fordert in der Praxis bei Rechenleistung, Akkulaufzeit und Ausstattung zu viele Kompromisse im Vergleich zu anderen Business-Laptops- oder -Tablets. Außerdem missfallen im Test viele Details bei Optik und Bedienung, die sich in dieser Preisklasse nicht rechtfertigen lassen.
Pro
+ Falt-Display
+ farbstarker OLED-Bildschirm
+ sehr leise im Betrieb
Contra
- schwache Rechenleistung
- mäßige Akkulaufzeit
- wenige Anschlüsse

Klappen und Falten: Das X1 Fold ist flexibel
Eigentlich ist das Fold ein Windows-Tablet, denn die Hardware ist wie beim Microsoft Surface Pro im Bildschirm eingebaut. Aufgeklappt lässt es sich in diesem Modus über den Touchscreen bedienen.

Im Lieferumfang befindet sich außerdem eine kleine Bluetooth-Tastatur. Damit können Sie das Fold im Notebook-Modus nutzen, bei dem Sie das Display hinstellen und einen Teil des Ledereinbands als Standfuß ausklappen. Stabil steht das Display damit aber nur in einem bestimmten Winkel. Dieser Modus ist sinnvoll, wenn Sie das Fold zum Beispiel am Schreibtisch nutzen. Allerdings ist dann einer der beiden Typ-C-Anschlüsse nicht zugänglich, weil er unten sitzt - nur die Buchse auf der linken Seite können Sie dann nutzen.

Der Vorteil des Falt-Display kommt besonders in beengten Verhältnissen zur Geltung - wenn Sie das Fold im Flieger, in der Bahn oder auf den Oberschenkeln nutzen wollen: Dann klappen Sie das Display im Hochformat im 90-Grad-Winkel auf. Der obere Bereich zeigt die Bildinhalte, in den unteren Bildschirmteil legen Sie die Bluetooth-Tastatur. Sie ist dann am Bildschirmrand magnetisch fixiert und wird per Induktion geladen. In diesem Modus erinnert das Fold mit dem hohen Gehäuserand und dem 3:2-Display sehr an die ersten ultramobilen Geräte wie einen Psion Organizer oder das Toshiba Libretto.

Wie das Fold den Bildschirminhalt darstellt, bestimmen Sie je nach Klappmodus mit dem Tool "Lenovo Mode Switcher": Das Notebook zeigt dann ein Vollbild über den ganzen Bildschirm oder unterschiedliche Fenster links und rechts im Querformat beziehungsweise oben und unten im Hochformat. Ist die Bluetooth-Tastatur eingelegt, wechselt die Darstellung automatisch in den passenden Modus - Sie sehen das Bild dann nur im oberen Bereich. Entnehmen Sie die Tastatur wechselt das Fold wieder zum Vollbild.

Im Test klappt das nicht immer - manchmal braucht es einen Neustart, damit die Darstellung wieder automatisch wechselt. Außerdem kommt nicht jede Software mit diesem Wechsel zurecht: Windows sowie zum Beispiel die Microsoft-Office-Programme machen problemlos mit, bei anderen ist mit eingelegter Tastatur aber nur noch die Hälfte des Programmfensters sichtbar. Das führt in der Praxis zu Missverständnissen: Startet zum Beispiel ein Firmware-Update das Notebook neu, sehen Sie auf dem Bildschirm nur das Lenovo-Logo - der Fortschrittsbalken, der anzeigt, dass das Update tatsächlich installiert wird, verbirgt sich in der unteren Displayhälfte, auf der die Tastatur liegt.
Das Fold lässt sich leicht auffalten, beim Öffnen springt das Gehäuse schnell auf und unterstützt das Aufklappen. Auseinandergefaltet liegt das Display plan, der Falz ist nur bei genauem Hinsehen sichtbar, die Darstellung ist aber nie beeinträchtigt. Wenn Sie mit dem Finger über den Touchscreen fahren, spüren Sie den Faltmechanismus in der Displaymitte.

Wo das Falt-Display Probleme macht
Störend ist, dass Fingerabdrücke auf dem Display deutlich zu sehen sind. Auch andere Probleme mindern den Spaß am Falt-Thinkpad: Im Notebook-Modus mit eingelegter Tastatur sitzt die Kamera in ungewohnter Position an der rechten Seite: Um beim Video-Call nicht horizontal zu erscheinen, müssen Sie zuerst mit einem Lenovo-Tool die Darstellung ins Hochformat drehen. Die Kamera ist dank Infrarot-Funktion eigentlich für Windows Hello geeignet, was das Fold derzeit aber nicht unterstützt.
Der flexible Displayrahmen wirkt haptisch und optisch nicht hochwertig. Außerdem schließt er nicht bündig mit der Panelfläche ab, sodass sich zwischen Bildschirm und Rand Staub und Krümel sammeln. Auch das Berühren des Touchscreen ist wegen der fehlenden Glasoberfläche ungewohnt.

Erst die Tastatur macht das Fold zum Notebook
Auf der Mini-Tastatur liegen die Tasten enger zusammen als bei einer Standard-Tastatur, einige Tasten fallen noch schmaler aus. Schnelles Tippen ist auch deshalb kaum möglich, weil sich Umlaute nur in Verbindung mit der Fn-Taste eingeben lassen. Tastenhub und Druckrückmeldung gehen in Ordnung, vor allem beim Druck auf die Tasten im oberen Bereich gibt die Tastatur aber unangenehm deutlich nach. Das Touchpad-Feld ist für Mehr-Finger-Gesten zu klein. Der Mauszeiger lässt sich über die glatte Oberfläche schwer kontrollieren und kaum präzise positionieren.
Schwächen bei der Hardware
Auch bei den Hardware-Tests wird deutlich, dass das X1 Fold viele Kompromisse erfordert im Vergleich zu normalen Business-Notebooks: Im PC Mark 10 zum Beispiel ist es nur rund halb so schnell wie ein Laptop mit Tiger-Lake-CPU. Der Rückstand vergrößert sich im Sysmark 25, wo zum Beispiel das Dell XPS 13 9310 rund dreimal so leistungsfähig ist. Dafür ist neben der nicht besonders schnellen Toshiba-NVMe-SSD vor allem der Core i5-L16G7 verantwortlich: Diese CPU aus der Lakefield-Familie arbeitet mit fünf Kernen, von denen vier auf Tremont-Basis beruhen - einer Mikroarchitektur für sparsame, aber langsame Tablet-Prozessoren. Der fünfte ist ein Sunny-Cove-Kern wie er in den CPUs der 10. Core-Generation Ice Lake zum Einsatz kommt.
Die Wahl der sehr sparsamen CPU ist verständlich, denn im Faltgehäuse lässt sich keine große Lüfterlösung unterbringen: Der Lüfter im Fold ist im Test auch unter Last fast nie hörbar. Außerdem bildet er ein Gegengewicht zum potenziell stromfressenden OLED-Bildschirm. Beim Akkutest hilft das dem Fold aber nicht: Beim WLAN-Surfen hält es trotz des 50-Wattstunden-Akkus nur knapp sechs, im Mobile Mark 2018 nur knapp sieben Stunden durch. Der Akku ist nach einer Stunde am Netzteil wieder mit 83 Prozent geladen.
Bei der Ausstattung kann das Falt-Notebook ebenfalls nicht punkten: Es besitzt nur zwei Typ-C-Anschlüsse, die per USB mit bis zu 10 GBit/s übertragen und zum Laden dienen. Außerdem bietet die SSD mit nur 256 GB wenig Speicherplatz.
Ein Lichtblick ist der OLED-Bildschirm: Aufgeklappt zeigt er 2048 x 1536 Pixel im Seitenverhältnis 4:3, im Notebook-Modus mit eingelegter Tastatur sind es 1536 x 1006 Bildpunkte, was ungefähr einem 3:2-Verhältnis entspricht. Mit knapp über 300 cd/qm erreicht er keine hohe Helligkeit, ist aber absolut gleichmäßig ausgeleuchtet und besticht mit dem OLED-typischen extrem hohen Kontrast. Auch die Farbdarstellung ist herausragend, zum Beispiel deckt das Display 99 Prozent des Adobe-RGB-Farbraums ab. Bei der Farbtreue schwächelt es dagegen deutlich.
Lenovo bietet das Thinkpad X1 Fold in drei Varianten an: Der günstigsten für rund 2860 Euro fehlen Tastatur und Eingabestift, die bei den beiden teureren Modellen für 3000 beziehungsweise 3300 Euro ebenso an Bord sind wie Windows 10 Pro.
DIE TECHNISCHEN DATEN |
Lenovo Thinkpad X1 Fold |
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Prozessor (Taktrate) |
Intel Core i5-L16G7 (1,40 GHz, Turbo-Boost bis zu 3,0 GHz; 5 Kerne) |
verfügbarer Arbeitsspeicher (eingebauter Arbeitsspeicher), Typ |
7983 MB (8192 MB), LPDDR4X-4266 |
Grafikchip (Grafikspeicher) |
Intel UHD Graphics |
Bildschirm: Diagonale, Auflösung, Typ |
13.3 Zoll (33.8 Zentimeter), 2048 x 1536, spiegelnd, Touchscreen |
Festplatte |
NVMe-SSD Toshiba BG4 mit 237,2 GB (nutzbar) |
optisches Laufwerk |
|
Betriebssystem |
Windows 10 Pro (64 Bit) |
LAN |
nicht vorhanden |
WLAN |
WiFi-6 (2x2) |
Bluetooth |
Bluetooth 5.1 |
Schnittstellen Peripherie |
2x Typ-C (USB mit 10 Gbit/s, Strom) |
Schnittstellen Video |
1x Webcam |
Schnittstellen Audio |
- |
GESCHWINDIGKEIT |
Lenovo Thinkpad X1 Fold (Note: 3,86) |
---|---|
Geschwindigkeit bei Büro-Programmen |
65 Punkte (von 110) |
Geschwindigkeit bei Multimedia-Programmen |
39 Punkte (von 105) |
Geschwindigkeit bei 3D-Spielen |
21 Punkte (von 100) |
BILDSCHIRM |
Lenovo Thinkpad X1 Fold (Note: 2,39) |
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Größe |
33,8 Zentimeter / 13,3 Zoll |
Auflösung |
2048 x 1536 Bildpunkte |
Punktedichte |
192 dpi |
Helligkeit |
318 cd/m² |
Helligkeitsverteilung |
98 % |
Kontrast |
unendlich/nicht messbar, da OLED |
Entspiegelung |
gering |
Abdeckung Farbraum (Prozent) |
sRGB: 100 / AdobeRGB: 99 / DCI-P3: 93 |
MOBILITÄT |
Lenovo Thinkpad X1 Fold (Note: 4,08) |
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Akkulaufzeit: WLAN-Test / Mobile Mark 2018 |
5:40 Stunden / 6:40 Stunden |
Gewicht: Notebook (mit Akku + Tastatur) / Netzteil |
1146 (968 ohne Tastatur)/ 328 Gramm |
Akkukapzität |
50 Wattstunden |
UMWELT UND GESUNDHEIT |
Lenovo Thinkpad X1 Fold (Note: 1,00) |
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Betriebsgeräusch: geringe /hohe Last |
0,1 / 0,1 Sone |
Temperatur unter Last |
37,2 Grad Celsius |
ALLGEMEINE DATEN |
Lenovo Thinkpad X1 Fold |
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Internetadresse von Lenovo |
|
Preis (unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers / Straßenpreis) |
3329 Euro / 3050 Euro |
Technische Hotline |
07032/1549201 |
Garantiedauer |
36 Monate |