Während Windows 10 bis zum Supportende im Oktober 2025 keinerlei neue Funktionen erhält, stattet Microsoft sein aktuelles Betriebssystem auch zwischendurch immer wieder mit Neuerungen aus. Also nicht erst zum nächsten Upgrade auf Version 23H3 im Herbst. Anfangs noch als Ausnahme gedacht, sind die Zwischenupdates nun Standard.
Das erste größere Funktionsupdate dieses Jahres brachte mit der auf künstliche Intelligenz (KI) gestützten Internetsuche etwas geradezu revolutionär Neues. Entsprechend prominent hat Microsoft die neue Suche im Edge-Browser in der Taskleiste platziert.
Das aber ist eher die Ausnahme. Denn das zweite große Funktionsupdate im Juli umfasste zwar mehr als 20 neue Funktionen, die aber waren längst nicht so augenfällig. Denn ob beispielsweise der Kioskmodus wie bislang nur eine einzige oder nun mehrere Apps ausführen kann, dürfte kaum jemand mitbekommen. Auch deshalb, weil Microsoft neue Funktionen als gewöhnliches Update ins System integriert, sie aber nicht weiter kommuniziert.
Es lohnt sich deshalb durchaus, gezielt nach den KB-Nummern solcher kumulativen Updates oder nach „Moment“ zusammen mit „Windows 11“ zu googeln, Dieser Begriff wird – wenngleich nicht offiziell von Microsoft – vor allem im Internet immer wieder für die Funktionsupdates verwendet.
Unser Ratgeber stellt alle wichtigen Neuerungen dieses Jahres vor und gibt darüber hinaus einen ersten Ausblick auf die geplante umfassende KI-Integration ins Betriebssystem.
4 Gründe für den Wechsel zu Windows 11 – und 5 Gründe dagegen
Im Frühjahr integrierte Microsoft die KI-Internetsuche in Windows

Einfach zu nutzen: Im Frühjahr integrierte Microsoft die KI-gestützte Internetsuche über ein Windows Update in den Browser Edge und direkt in Windows 11.
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Rückblende: Als das amerikanische Unternehmen Open AI seinen Dienst Chat-GPT Ende 2022 öffentlich zugänglich machte, konnte sich die ganze Welt ein Bild von der Leistungsfähigkeit des KI-Tools machen.
Klar wurde damit, wie sich auch die bisherige Internetsuche revolutionieren würde: Weshalb sollte man zukünftig noch Stichworte eintippen und Trefferlinks durchklicken, wenn Künstliche Intelligenz selbst komplexe Fragen direkt beantwortet. Das setzte die Anbieter von Suchmaschinen unter Druck, also auch Google und Microsoft.
Siehe auch: Microsoft spendiert Windows 11 sinnvolle Neuerung – ohne jeglichen Hinweis darauf
Microsoft stattete daraufhin seine Internetsuche Bing mit einer KI-Funktion aus und integrierte sie im Frühjahr per Windows-Update direkt ins Suchfeld der Taskleiste. Damit erreichte die neue Suchoption unmittelbar alle Nutzer von Windows 11. Zum Ausprobieren genügt mittlerweile ein Klick auf den Bing-Button rechts oben im Edge-Browser. Der Chatbot unterstützt Anwender bei der Suche nach der richtigen Antwort, indem er kontextabhängig und meist zielgenau nachfragt und um Präzisierungen bittet. So tastet man sich in wenigen Schritten zum Ziel vor, ohne dazu wie bisher jeweils eine neue Websuche zu starten.

Viele Jahre konnte die Smartlink-App nur Android-Telefone mit dem Windows-Rechner verknüpfen, inzwischen unterstützt sie auch die iPhone-Smartphones von Apple.
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Weil die KI-Suche in dieser einfachen Form neu und richtungsweisend ist, gerieten die übrigen Funktionen des kumulativen Frühjahrsupdates in den Hintergrund: So kann das Snipping-Tool neben Screenshots nun auch Videoaufzeichnungen machen, und die Remote-Hilfe zur Fernwartung gelangt zurück ins System. Hinzu kamen eine touchoptimierte Taskleiste für 2-in-1-Geräte, die sich auch als Tablet verwenden lassen, weitere Einstellungen zum Energiesparen, die Anbindung von iPhones an den Windows-PC und manches mehr.
Was sind “Windows-Moments?”
Die Klassifizierung der Windows-Updates war und ist nicht ganz einfach, und offensichtlich wird es auch nicht besser. Mit Windows 10 hatte Microsoft die früheren Services Packs und genaue Versionsnummern wie bei Windows 8.1 abgeschafft. Windows 10 blieb einfach Windows 10, auch wenn zweimal jährlich neue Versionen erschienen.
Bei diesen Upgrades wurde – anders als bei den sonstigen Updates – ein komplett neues Betriebssystem installiert. Nur war das nicht auf den ersten Blick sichtbar, weil das neue Windows automatisch alle Einstellungen, Programme und Daten aus dem bisherigen System übernahm. Erst die genaue Versionsbezeichnung wie 1507, 1511 und später 20H2, 21H1 und so weiter machte den Aktualisierungsstand klar.

Im Juni bot Windows 11 das kumulative Update mit zahlreichen neuen Funktionen („Moment 3“) optional an, am folgenden Patchday im Juli wurde es standardmäßig installiert.
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Zwischenzeitlich verabschiedete sich Microsoft von der halbjährlichen Aktualisierung, neue Versionen von Windows 10 und 11 sollte es fortan nur noch einmal pro Jahr geben, nämlich jeweils im Herbst. Formal gilt das zwar weiterhin, tatsächlich erhält das aktuelle Betriebssystem jedoch weit häufiger neue Funktionen: So kam Anfang März ein gutes Dutzend Features hinzu, im Sommer folgten sogar über 20.
Diese Funktionspakete werden in Windows 11 zunächst als „optionale Updates“ angeboten, bevor Microsoft sie beim nächsten regulären monatlichen Patchday standardmäßig installiert. Wer dem Einspielen der Updates wenig Aufmerksamkeit schenkt oder nicht zufällig auf eine neue Funktion stößt, bekommt das gar nicht mit. Auch die Version – aktuell weiter 22H2 – ändert sich dabei nicht. Für den genauen Versionsstand müssen Sie den Befehl winver eingeben und anschließend gegebenenfalls nach der dort angezeigten Build-Nummer googeln.
Im Zusammenhang mit den Funktionsupdates von Windows 11 ist immer wieder von sogenannten „Moments“ die Rede. Microsoft selbst benutzt diesen Begriff jedoch offiziell gar nicht, deshalb verwenden wir ihn auch mit folgenden Ausnahme auch nicht weiter. Das jüngste Sommer-Update (KB 5027303) läuft intern unter der Bezeichnung „Moment 3“, das nächste „Moment 4“ erscheint voraussichtlich im Herbst. Das gilt dann übrigens wieder als neue Version, nämlich 23H2. Mal sehen, wann Microsoft diese unlogische Systematik wieder aufgibt.
Über 20 Neuerungen folgten mit dem Update im Sommer

Nach dem Einrichten der Untertitel (links) transkribiert die neue Funktion Textinhalte aus Audio- und Videostreams sowie lokalen Dateien und blendet sie oben ein (rechts).
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Das nächste große Windows-11-Funktionsupdate folgte Ende Mai zunächst als manueller Download. Im Juni ließ es sich über das Windows Update als optionales Update installieren und mit dem Juli-Patchday wurde es standardmäßig aufgespielt. Was ist darin nun neu?
Nützlich im PC-Alltag ist die Neubelegung der Druck-Taste. Statt wie fast 30 Jahre lang den kompletten Bildschirm als Screenshot in die Zwischenablage zu legen, startet nun das Snipping Tool mit vier Auswahlmöglichkeiten: Mit gedrückter Maustaste zieht man in „Rechteckiger Modus“ einen beliebigen Ausschnitt auf, der „Freihandmodus“ erlaubt jede Form und im „Fenstermodus“ lässt sich ein Fenster zum Abfotografieren wählen. Der „Vollbildmodus“ speichert wie bisher den gesamten Bildschirm. Statt der schwer zu merkenden Tastenkombination Win-Umschalt-S genügt für die Vierfachauswahl nun die Druck-Taste.
Dass die Uhr in der Taskleiste nun wieder wie früher Sekunden anzeigen kann, ist eher Spielerei. Die Sekunden lassen sich in der Einstellungen-App unter „Personalisierung –› Taskleiste“ einschalten. Nützlich dagegen ist die Onedrive-Speicheranzeige, die unter „Einstellungen –› Konten“ den freien und den belegten Speicherplatz in der Microsoft-Cloud anzeigt.
Darüber hinaus unterstützt Windows 11 Live-Untertitel jetzt auch in deutscher Sprache: Alle am Rechner abgespielten Audioinhalte – lokal oder gestreamt, Audio oder Video, Musik oder Textbeiträge – werden sofern erkannt mit Untertiteln versehen. Zum Aktivieren der Funktion drücken Sie die Tastenkombination Win-Strg-L, klicken auf „Herunterladen“ und warten, bis alles eingerichtet ist. In der Voreinstellung erscheinen die Untertitel am oberen Bildschirmrand, über das Zahnradsymbol rechts können Sie die Position ändern. Auch zusätzliche Sprachen und weitere Einstellungen nehmen Sie dort vor. Einmal eingerichtet, schalten Sie die Untertitel mit dem genannten Shortcut Win-Strg-L ein und wieder aus.

Das Windows Subsystem für Android vereinfacht den Datenaustausch zwischen beiden Systemen und erlaubt Android-Apps Zugriff auf das Windows-Dateisystem.
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Aufgewertet wurde auch der Task-Manager, er kann jetzt bei Problemen Live-Kernelspeicherabbilder erstellen (Live Kernel Memory Dump) und diese LDK-Daten analysieren, ohne dass Windows dabei abstützt. Den neuen Multi-App-Kiosk-Modus haben wir eingangs schon erwähnt, eine Anleitung zum Einrichten bietet Microsoft im Netz (https://tinyurl.com/65fvrmws). Der Dateiaustausch zwischen Windows und dem Subsystem für Android (WSA) funktioniert per Drag and Drop deutlich einfacher, zudem haben die installierten Android-Apps jetzt Zugriff auf das Windows-Dateisystem.
Vier weitere Neuerungen sind an bestimmte Hardwarevoraussetzungen geknüpft:
- Für die Verwendung von Bluetooth Low Energy Audio müssen Rechner sowie das Abspielgerät (Kopfhörer) den stromsparenden Standard unterstützen.
- Die adaptive Helligkeitssteuerung („Helligkeit basierend auf Inhalten ändern“), die Teilbereiche des Notebookbildschirms aufhellt beschränkt sich auf bestimmte Modelle.
- Ebenso gilt dies für zusätzliche Optionen für die Bildschirmtastatur auf 2-in-1-Geräten.
- Schließlich kann Windows 11, Gerätesensoren zum Erkennen der Anwesenheit des Besitzers vorausgesetzt, den Rechner beim Verlassen des Arbeitsplatzes automatisch sperren und beim Wiederkommen erneut freigeben.
Alle weiteren Neuerungen erläutert Microsoft im Internet.
Ausblick: KI, Windows aus der Cloud und Windows 12

Noch lässt sich das neue KI-Tool Copilot nur in den Vorabversionen von Windows 11 nutzen. Später soll es die Bedienung des Betriebssystems generell vereinfachen.
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Microsoft hatte seine diesjährige Entwicklerkonferenz im Mai ganz unter das Thema künstliche Intelligenz (KI) gestellt und dort auch „Windows Copilot“ angekündigt. Das KI-Tool soll insbesondere Bedienung und Konfiguration des Betriebssystems vereinfachen, indem PC-Nutzer einfach das eingeben können, was sie erzielen möchten. Also beispielsweise:
- „Installiere die Windows-Updates“
- „Erstelle einen Screenshot“
- „Starte Outlook“
Einen Monat später ließ sich Copilot erstmals über den Entwicklerkanal des Windows-Insider-Programms ausprobieren. Interessant, so lassen sich die Ergebnisse dieser sehr frühen Testversion zusammenfassen. Denn für eine weitergehende Beurteilung ist es zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch zu früh.
Schließlich arbeitet Microsoft an Plänen, Windows auch für Privatanwender in die Cloud auszulagern. Für Unternehmen gibt es dies mit „Windows 365“ bereits. Das komplette Betriebssystem mit installierten Programmen und persönlichen Daten startet dabei nicht mehr vom PC, sondern wird über das Internet gestreamt. Leistungsstarke Hardware benötigt man dafür nicht mehr.
Die Consumer-Variante von Windows aus der Cloud könnte noch in diesem Jahr erscheinen, bestätigt ist das aber nicht. Offen ist auch der Start der nächsten Windows-Generation, Insidern zufolge ist „Windows 12“ frühestens in einem Jahr fertig.
Konkreter sind da eine neue Datensicherung („Windows Backup“), das Extrahieren von Winrar- und 7-Zip-Archiven ohne Zusatztools, zusätzliche Funktionen für den Explorer und die Bildergalerie, die RGB-Beleuchtungssteuerung und die Option, mehrere geöffnete Dateien eines Programms in der Taskleiste nebeneinander anzuzeigen. Das alles steckt wie Copilot bereits in den Windows-Vorabversionen.
Windows-Updates schneller installieren

Die „Turbo-Updates“ sind eine neue Einstellung, die Microsoft im Frühsommer dieses Jahres in sein Betriebssystem integriert hat.
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Zu den zwischendurch, weitgehend unbemerkt hinzugefügten Funktionen von Windows 11 gehört die Option „Erhalten Sie die neuesten Updates, sobald sie verfügbar sind“. Damit bekommen Sie abgesehen von den Sicherheitspatches alle Updates schneller als normal: also zusätzliche Updates, neue Funktionen, Korrekturen und sonstige Verbesserungen. Nach Aktivieren der Funktion starten Sie den Rechner neu – das ist schon alles.
Anders als das Windows Insiderprogramm, das sich grundsätzlich nicht für produktiv verwendete Rechner eignet, birgt die neue Einstellung vergleichsweise geringe Risiken.