Die Bundeswehr hat weiterhin mit Materialproblemen zu kämpfen. Es mangelt an Munition jeder Art, Panzer, Schützenpanzer, Gewehre, Artilleriegeschütze, Flugzeuge, Schiffe, moderne Funkgeräte, Drohnen (auch solche, die töten können) und vieles mehr. Doch sie braucht auch zeitgemäße digitale Technik, wie eben das Desaster um die völlig veralteten Funkgeräte beweist. Jetzt macht die Bundeswehr genau einen solchen Schritt in die Zukunft – und führt neue Tische ein.
Dabei handelt es sich natürlich nicht um einen gewöhnlichen Tisch, auf dem man Frühstück oder Mittagessen zu sich nimmt. Sondern um einen hochmodernen Lagetisch. Er ersetzt den klassischen Kartentisch, wie man ihn aus Filmen oder vielleicht noch aus der eigenen Bundeswehrzeit kennt. Nur dass auf dem modernen Tisch eben keine Karten aus Papier auseinander gefaltet werden, sondern dass die Karte in digitaler Form erscheint. Sozusagen ein Google Maps Military.

Roda
Der neue Lagetisch HEL RD55, den die Bundeswehr jetzt laut dem Fachportal Esut für die Lagedarstellung und -bearbeitung eingeführt hat, stammt von Roda Computer.
Diese IT steckt im Lagetisch HEL RD55
Der Tisch besitzt einen “integriertem Hochleistungsrechner der AMD Ryzen Pro 6000 Serie” sowie eine “leistungsfähige” Grafikkarte vom Typ Radeon 660M. Bei Letzterer handelt es sich um eine integrierte Grafikkarte für Notebooks. Das ist ein Einsteigergrafikchip und keinesfalls etwas besonders Leistungsfähiges. Bei den Pro-6000-CPUs wiederum handelt es sich um Notebookprozessoren, die allerdings durchaus Power liefern. 16 GB RAM sind verbaut, die Festplatte ist eine 512 GB große SSD.
Der 1,2 Meter lange und 74 cm breite Tisch hat einen 55 Zoll großen 16:9-Touchscreen mit 4K-Auflösung (3840×2160) und LED-Hintergrundbeleuchtung, den die Soldaten mit 10-Finger-Touch bedienen können. Man soll den Touchscreen auch mit Handschuhen und bei feuchtem Display bedienen können, wofür Infrarot-Technik verbaut ist. Das Display lässt sich aber auch über eine Maus bedienen. Es gibt einen speziellen Tarnlichtmodus. Die Stromversorgung erfolgt über 230 Volt.
Der Tisch wiegt 55 Kilogramm und ist vor Feuchtigkeit und Staub geschützt (Oberseite IP65, Unterseite IP54). Die Soldaten können ihn zwischen -20 °C bis +55 °C benutzen. Diese Robustheit ist dringend nötig, denn der Tisch muss ja den Panzern und Schützenpanzern folgen und im Gelände eingesetzt werden können.
Das Display kann alternativ auch an einer Wand befestigt werden.
Roda Computer (Update 14.8.2023)
Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Lichtenau in Nordrhein-Westfalen. Roda Computer ist spezialisiert auf “gehärtete” IT- und Elektronik-Komponenten, also auf Tablets, Notebooks, Displays, mobilen Serverlösungen, Switches, Stromversorgungen und Fahrzeugsystemen, die unter erschwerten Bedingungen und im Freien eingesetzt werden müssen. Das Unternehmen nennt “Verteidigung und Raumfahrt” als seine Tätigkeitsbereiche.
Erst im Juni 2023 hat Roda Computer einen Rahmenvertrag mit dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr für die Beschaffung von gehärteten IT-Komponenten geschlossen. Dabei geht es um die Lieferung von 25 Einzelkomponenten im Wert von rund 90 Millionen Euro über vier Jahre für Führungssysteme der Landstreitkräfte. Diese Komponenten kommen in unterschiedlichen Fahrzeugen wie Kampfpanzer oder LKWs zum Einsatz.