Nextcloud ist eine hervorragende und beliebte Groupware, die in den vergangenen Jahren intensiv weiterentwickelt wurde. Geht es allerdings nur um die Datensynchronisation zwischen mehreren Clients, also um eine unabhängige Alternative zu Dropbox, Google Drive oder Onedrive, werden die zahlreichen Funktionen gar nicht benötigt.
Seafile ist auf den Datenabgleich fokussiert und bietet für diesen Einsatzzweck eine Sammlung von Clients für die verschiedenen Plattformen an. Wenn Sie also auf die weitergehenden Funktionen von Nextcloud verzichten können, kommen Sie mit Seafile schneller ans Ziel.
Siehe auch: Nextcloud – So richten Sie eine Home-Cloud für Ihre Daten ein
Die Seafile-Installation

IDG
Seafile kann auf einem Raspberry Pi, als virtuelle Maschine oder auf einem Linux- Desktop/Server installiert werden. Entsprechend viele Möglichkeiten für die Installation gibt es auch. Wenn Sie sich mit der Installation und Konfiguration von Serveranwendungen ungern beschäftigen, könnten Sie auf einem Rechner auch das von uns bereits vorgestellte Yunohost installieren. Zu den installierbaren Anwendungen gehört auch Seafile.
In diesem Artikel wird Seafile manuell, aber in Minimalkonfiguration unter Ubuntu eingerichtet. Zur Verwaltung der Dokumente und Versionsstände benötigt Seafile eine Datenbank. Theoretisch können Sie auch Sqlite verwenden, was aber von den Entwicklern selbst nicht mehr empfohlen wird. Als Voraussetzung sollten Sie also erst eine Datenbank installieren und einrichten. Dazu installieren Sie Maria DB, legen einen Seafile-User an sowie die drei Datenbanken für die Software:
sudo apt install mariadb-server
sudo mysql_secure_installation
Danach melden Sie sich in MySQL mit root-Recht an und erstellen die folgenden drei Datenbanken:
sudo mysql -u root -p
CREATE DATABASE seafile_server;
CREATE DATABASE ccnet_server;
CREATE DATABASE seahub_server;
Nun folgt noch die Einrichtung des Nutzers („seafile“):
CREATE USER 'seafile'@'localhost' IDENTIFIED BY '[PASSWORT]';
GRANT ALL ON seafile_server.* TO 'seafile'@'localhost';
GRANT ALL ON ccnet_server.* TO 'seafile'@'localhost';
GRANT ALL ON seahub_server.* TO 'seafile'@'localhost';
QUIT;
Seafile ist von Python abhängig. Nachdem Sie die Paketverwaltung auf den aktuellen Stand gebracht haben, installieren Sie eine Reihe von Paketen:
sudo apt install ffmpeg memcached libmemcached-dev python3 python3-{pip,pil,ldap,urllib3,setuptools,mysqldb,memcache,requests}
sudo pip3 install --upgrade pip
sudo pip3 install Pillow pylibmc captcha jinja2 sqlalchemy djangopylibmc django-simple-captcha python3-ldap mysqlclient

Sind die Voraussetzungen geschaffen, können Sie das Installations- Script aufrufen. Das erfragt dann automatisch die Daten für die Seafile- Installation.
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Es gibt von Seafile keine Binärpakete, sondern nur ein Installations-Script. Das besorgen Sie sich von der Seite des Projekts (hier „Server for generic Linux“ oder auch „Raspberry“). Die einzelnen Schritte sind dabei identisch. Sind die Voraussetzungen erfüllt, legen Sie auf dem System zusätzlich das Systemkonto „seafile“ an. Das ist eine reine Schutzmaßnahme, da es nie eine gute Idee ist, eine Anwendung als Root auszuführen. Dann legen Sie das Programmverzeichnis an, verleihen dem Nutzer „seafile“ die Rechte
sudo mkdir /opt/seafile
sudo chown -R seafile: /opt/seafile
und entpacken den Download der Projektseite. Den Inhalt verschieben Sie in das neue Programmverzeichnis unter „/opt“ und starten dort das Installations-Script
./setup-seafile-mysql.sh
Wenn Seafile wissen möchte, ob es einen bestehenden SQL-Server nutzen will, bejahen Sie dies und tragen die Details der Maria-DB-Installation ein. Danach können Sie Seafile mit ./seafile.sh start und ./seahub.sh start aus dem Installationsverzeichnis starten.
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Das Konzept von Seafile

Zentrales Element bei Seafile sind die Bibliotheken, in denen die Dokumente organisiert werden. Über Nutzerund Gruppenverwaltung legt der Administrator die Zugriffsrechte fest.
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Nach erfolgreichem Start können Sie sich mit jedem Browser mit der IP-Adresse am System anmelden. Standardportnummer ist 8000 – also insgesamt „[IP]:8000“. Als Admin-Nutzer erreichen Sie die Verwaltung mit einem Klick auf das Profil-Icon am oberen Bildschirmrand. Über die verschiedenen Menüpunkte steuern Sie die Verwaltung neuer Nutzer (Anlage, Bearbeitung, Löschen), die Organisation der Benutzer in Form von Gruppen, verwalten verbundene Geräte und die Bibliotheken.
Die Bibliotheken sind das Herzstück von Seafile. Jeder Nutzer besitzt seine eigene Bibliothek, die sich mit einem Home-Ordner vergleichen lässt. Darin gespeicherte Inhalte darf er auch selbständig teilen. Dazu klickt er lediglich in der Ansicht auf „Freigeben“. Als Ziel hat er die Wahl zwischen anderen Nutzern der gleichen Instanz, einer Gruppe des Systems, aber auch externen Personen, die dann Inhalte herunterladen oder auch hinzufügen können.
Bei der Anlage solcher Links können eine zeitliche Befristung und ein optionales Passwort hinzugefügt werden. Wie er seine Bibliotheken organisiert, steht jedem Nutzer frei. Optional lässt sich eine Bibliothek auch veröffentlichen. Sie ist dann direkt über ihre URL erreichbar. Das alles funktioniert auch ohne die Installation eines Clients auf einem anderen System.
Um Wildwuchs auf dem System zu vermeiden, sollten Sie als Admin über eine Dateistruktur nachdenken, um diese in Form von Bibliotheken zu organisieren, denen Sie dann Gruppen oder Nutzer zuweisen. Bei der Anlage der Bibliothek erreichen Sie in der Liste über die drei Punkte weitere Funktionen. Eine der wesentlichsten ist sicherlich die Aktivierung der Versionierung. Hierbei entscheiden Sie, ob alle Versionen gespeichert werden oder sich die Überwachung auf einen Zeitraum beschränken soll. Im Browser erreichen Sie die Versionsübersicht mittels eines Rechtsklicks auf die Datei. Über das Kontextmenü legen Sie bei Bedarf auf Kommentare an.
Mit Clients zugreifen
Zur Synchronisierung mit einem zentralen Datenbestand ist der Einsatz dieser Clientprogramme zu empfehlen, die es für Windows, Linux und Mac gibt. Im Downloadbereich der Seafile-Homepage gibt es zwei verschiedene Clientvarianten. Mit „Drive Clients“ binden Sie eine Seafile-Instanz und deren Bibliotheken wie ein Netzlaufwerk ein. Es findet in diesem Fall aber keine permanente Synchronisierung statt. Sie öffnen eine Datei also wie bei einer Windows/Samba-Freigabe und bearbeiten sie. „Syncing Clients“ bieten hingegen eine Synchronisation wie etwa bei Dropbox oder Onedrive. Lokale Änderungen werden also automatisch zum Server gepusht und dann an die anderen Clients übermittelt.
Wie bei ähnlichen Lösungen gilt auch in diesem Fall: Nicht jedes Programm kommt mit dieser Echtzeit-Synchronisierung zurecht.
Schlank und schnell
Wenn Sie auf zentrale Telefonbücher, Terminkalender oder Kanban-Boards verzichten können, ist Seafile eine schnelle Methode zum Datenabgleich mit verschiedenen Systemen und Nutzern. Beim Scrollen durch umfangreichere Fotosammlungen wird Sie Seafile in Hinblick auf die Geschwindigkeit überraschen. Dank des Markdown-Formats und eines integrierten Editors ist auch der schnelle Austausch von Textinformationen einfach möglich. Und wenn es um Office-Dokumente geht, können Sie optional auch Only Office und Collabora integrieren, um darüber dann direkt diese Formate zu bearbeiten.