Für Streamer und Kreative ist Kick das Paradies, sie dürfen quasi alles: Streamerin Amouranth etwa kann eine kleine Striptease-Show hinlegen, was die Amerikaner von Twitch ja nicht so mögen. Sie werden in Geld gebadet und erhalten den persönlichen Support und das Mitspracherecht für technische Features, was Twitch aufgrund seiner Größe in diesem Maße häufig nicht mehr bieten kann.
„Der Support ist wirklich krass, Kick ist super interessiert an Feedback, daran mit uns Features zu entwickeln. Gerade die Clips-Funktion ist einfach sehr gut für Shorts, die Emotes sind besser. Das ist schon jetzt sehr viel besser vom Feature-Set als das, was Youtube oder Twitch anbieten“, erzählt Standart Skill im Stream.

Kick gibt auch in Deutschland Gas: Mit StandartSkill und iCrimax haben sie sich zwei der größten Gaming-Youtube-Stars geschnappt. Auch MontanaBlack liegt ein Angebot über 25 Millionen Euro vor.
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Zudem muss Kick aktuell kein Geld verdienen, die Firma ist auf maximalen Wachstumskurs. Streaming ist generell ein schwieriges Business, weil es riesige Server-Zentren benötigt, die teuer sind. Twitch ist ohne Frage der unangefochtene Gigant der Branche, hat aber noch nie Profite geschrieben. Seit seiner Gründung in 2011 bewegt man sich stets in den roten Zahlen und der Mutterkonzern Amazon macht Druck – Amazon CEO Andy Jassy will sein Streaming-Imperium in die Profitabilität führen.
Das zeigt sich sehr deutlich finanziell:
- Streamer erhalten bei Kick 95 Prozent aller Werbeeinnahmen. Kick nur 5 Prozent.
- Streamer erhalten bei Twitch 50 Prozent aller Werbeeinnahmen. Twitch ebenfalls 50 Prozent.
MontanaBlack im Portrait: Der König von Twitch-Deutschland
Twitch hat noch nie Profit gemacht, während Kick seine Streamer im Cash badet

Maximaler Luxus (hier iCrimax in seinem Bentley) ist Standard für Deutschlands Twitch-Stars, aber Twitch möchte in Zukunft in die Gewinnspanne rutschen und weniger Geld an Influencer ausschütten, während Kick 95 Prozent aller Werbeeinnahmen an seine Partner auszahlt.
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Twitch sollte ursprünglich zu dem Gaming-Store Amazons werden, dafür wurde es ursprünglich mal gekauft. Twitchs Ex-CEO und Gründer Emmett Shear weigerte sich jedoch vehement dagegen, obwohl Twitch natürlich perfekt wäre als Erweiterung von Amazon. Es ist schon etwas skurril, wie wenig bei Amazon eigentlich Twitch, Prime Video, Prime Music und andere Services verzahnt sind und jeder so sein eigenes Ding macht.

Amazons Geschäftszweige sind erstaunlich schlecht vernetzt: Der hauseigene Streaming-Service Luna wird etwa kaum auf Twitch beworben und auch nicht nativ integriert. Auch wäre eine komplette Amazon-Integration zum Kauf von Spielen sinnvoll.
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Denn eigentlich würde es sich anbieten, etwa Serien wie ein Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht in Twitch zu integrieren, um die Show zu pushen. Nicht mal seinen eigenen Games-Streaming-Service Amazon Luna hat man in Twitch verankert, obwohl das die perfekte Kombi wäre.
Sehr skurril, mögen die sich intern nicht? Aus Luna können wir zwar auf Twitch streamen, aber Twitch selbst promotet Luna kaum. Auch eine Amazon-API, um direkt Spiele kaufen zu können, die auf Twitch gespielt werden, ist eigentlich selbsterklärend und würde die Einnahmen steigern.

Twitchs Kosten sind zu hoch, entsprechend hat die Amazon-Tochter bislang nie einen Profit schreiben können. Der neue Twitch-CEO Dan Clancy reagiert mit mehr Werbeblöcken.
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Twitch sucht jetzt nach anderen Einnahmemethoden, weshalb man etwa sehr viel mehr Werbe-Pausen setzt und Branding auf eigenen Channels tendenziell eher eingrenzen will – aktuell können Twitch-Streamer beliebig ihre Kanäle verwerten – die ganzen Sponsorships und Promotion-Deals haben sehr viele Streamer reich gemacht, Twitch partizipiert aber daran nicht.
Amazon möchte jedoch verständlicherweise viel mehr vom Werbegeschäft auf seiner eigenen Plattform kontrollieren und mitverdienen.
Standart Skill holt seinen neuen Rolls Royce Cullinan für 400.000 Euro in München ab:
Kick wächst währenddessen explosiv, weil es exakt das liefert, was gerade die großen Streamer wollen: noch mehr Luxus! Und mehr Freiheiten in der Gestaltung der Show. Amouranth liebt es, Dessous für ihre Community auszuprobieren, Twitch mochte das nicht – auf Kick ist sie sehr frei. An einem Sonntagabend bemalt sie etwa ihren Busen mit Lebensmittelfarbe und redet über Dating-Tipps. Das wäre auf Twitch schwierig, führte auch nicht selten bei ihr zu wöchentlichen Bans.
Und dann zahlt Kick auch noch völlig irre 95 Prozent aller Werbeeinnahmen an seine Streamer aus, die verdienen also noch mehr Cash. Das Streaming-Business ist heute mehr mit Fußball zu vergleichen: Zunächst war die Rolex das Status-Symbol, dann fuhr jeder der Großen Lamborghini – MontanaBlack, iCrimax, StandartSkill, die Giganten Deutschlands.

Badewannen-Girl Amouranth hat auf Twitch zwar Millionen in Donations verdient, also Schenkungen. Hatte aber auch immer wieder Probleme mit Bans für eine Woche, weil Twitch gerade ihre sexuell aufgeladenen Shows weniger mochte. Kick ist hier entspannter.
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Heute ist es schon der Rolls Royce. Das große Geld ist auch deshalb interessant, weil diese jungen Wilden heute Unternehmer sind – StandartSkill oder insbesondere Knossi entwickeln heute mehr Youtube-Formate auf TV-Niveau als ein Pro7.
Aus den Streaming-Millionären sind längst Firmen-Chefs geworden, die entsprechende Produktionsstudios unterhalten und immer schneller wachsen wollen. Angel-Camp, Mittelalter-Camp, Knossis Kingdom – all das sind Shows mit satten Budgets, die aktuell von Sponsoren respektive TV-Sendern wie Joyn finanziert werden. Aber ein Kick könnte Shows mit Millionen-Budgets ausstatten und plant genau das.
Doch was ist eigentlich Kick und was macht den Streaming-Service so anders?
Eddie Craven, CEO von Kick über seinen Großangriff auf Kick

Kick CEO Eddie Craven plant massive Investitionen, um Twitch anzugreifen: Bis zu drei Milliarden US-Dollar will er in den nächsten Jahren investieren: „Mit xQc, Amouranth und ein paar anderen haben wir die Basis gelegt. Jetzt müssen wir Vollgas geben.“
Kick
Kicks Milliarden stammen aus einem Glücksspielunternehmen namens Stake. Überraschend ist allerdings, dass Kick gar nicht diese offensichtliche Strategie fahren will.
Alle dachten eigentlich, man etabliert Kick als Marketing-Arm für den Konzern, so wie Red Bull über den Sport seine Energy-Drinks verkauft. Das ist eine brillante Strategie, denn Red Bull kostet sehr wenig in der Herstellung, entsprechend fließt ein guter Teil der Marge in Formel 1, Fußball oder esports-Teams wie Team OG, wodurch die Marke immer schneller wächst. Würde also auch für Stake Sinn ergeben.
„Nein, wir wollen nicht die Plattform sein, die von Stake-Werbung überwältigt wird. Wir erlauben es natürlich, aber wir pushen unsere Creator nicht in diese Kategorie. Viele dachten, wir hätten xQc gesigned, weil er Gambling-Streams mag. Er ist ein fantastischer Entertainer mit mehr als elf Millionen Fans, das ist für uns viel, viel wichtiger, weil wir mit Kick etwas Großes bauen wollen.“

Kick ist quasi die freizügige Version von Twitch: Hier bemalt Amouranth gerade ihren Busen, während sie Männern Tipps für erste Date gibt. Das wäre auf Twitch nicht erlaubt.
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In einem sehr spannenden Interview mit US-Kollegen Jake Lucky hat Eddie Craven, CEO von Kick, jetzt erzählt, was die eigentliche Strategie ist hinter all diesen Mega-Akquisitionen, wie etwa xQc, der 70 Millionen US-Dollar in Cash und Aktien erhalten hat, die sich basierend auf Milestones auf 100 Millionen hochschrauben können.
Will heißen: Die 70 Millionen sind fest, für die weiteren 30 muss er zum Wachstum der Plattform beitragen:
Spannendes Interview zwischen esports-Journalist Jake Lucky und Kick-CEO Eddie Craven:
„Twitch ist ein Gigant, der enorm viel im Streaming erreicht hat und ja, wir treten als Challenger an. Wir glauben nicht an den aktuellen Status Quo. Ich glaube nicht mal, dass uns Twitch wirklich als Herausforderer sieht, dafür sind wir noch zu klein – ich glaube, es ist wichtig für uns, mit ein paar großen Deals wie xQc, Amouranth, Corinnakopf, Hikaru und anderen Talenten mal loszulegen.
Es geht darum, ein erstes Portfolio zu bauen – Gaming, Lifestyle, jeder der Genannten ist auf seine Art brillant – Amouranth hat quasi Keeping Up with the Kardashians im Streaming etabliert; Hikaru ist einer der größten Schach-Streamer. Natürlich können wir auch mit allen zusammen Shows bauen. Das ist ein ganz klassischer Portfolio-Play.
Wir gehen erstmal weit, bevor wir tief gehen: Natürlich brauchen wir große Namen für League of Legends, Fortnite, wir haben einige sehr große FPS-Streamer gesigned, die wir schon bald ankündigen werden. Also wir fangen gerade erst an und wir haben viel Arbeit vor uns.”
“Drake hat mit TrainWrecks gestreamt, natürlich brauchen wir Musiker, die Lust haben, im Stream zu performen. Aber wir gehen einen anderen Weg, als es sonst üblich ist: Wir binden Kreative nicht exklusiv. Wer auch mal ein Youtube-Video drehen will, let’s go! Oder auf Instagram, Tiktok & Co. aktiv sein will.
Wir glauben nicht daran, dass man Menschen auf seiner Plattform festhalten sollte, sondern dass sie so gut sein muss, dass die Leute Lust draufhaben, bei uns zu streamen. Das wir innovativ bleiben, neue Features ausrollen, Vollgas geben. Das ist unsere Aufgabe.“
Wer wohl als nächstes unter Vertrag genommen wird? Dr. Disrespect und Nickmercs vom FaZe Clan werden als heiße Neuzugänge gehandelt. In Deutschland laufen Gespräche mit Mega-Star MontanaBlack und vielen anderen. Monte wurden 25 Millionen Euro angeboten. Er pokert aber tendenziell eher höher. In einem Stream erklärte er:
„Das Risiko ist hoch, viele Werbepartner würden abspringen, weil ja immer alle politisch korrekt sein wollen. Sprich, ich würde gerne meinen Partnern ein Drittel abdrücken, damit das für alle Spaß macht. Bei 50 Millionen Euro, die Hälfte vorab – wäre ich tendenziell dabei.“
MontanaBlack
MontanaBlack auf der OMR 2023: „Oma mag STERN TV, aber ich brauche das Fernsehen nicht“