Die Entwicklung von Linux Mint folgt mit zeitlichen Abstand seiner Ubuntu-Basis (Ubuntu LTS mit Langzeitunterstützung). Dabei macht es auch jedes Point Release mit. Die kürzlich erschienene Version 21.2 bringt seine Systembasis auf den Stand von Ubuntu 22.04.2 – also auf das zweite Point Release von Ubuntu 22.04.
Linux Mint 21.2 bleibt wie seine Ubuntu-Basis beim Linux-Kernel 5.15. Wer für neueste Hardware einen aktuelleren Linux-Kernel benötigt, darf in Kürze die Mint-Sonderedition 21.2 „Edge“ erwarten, die dann voraussichtlich Kernel 5.19 enthält.
Linux Mint bietet wie Ubuntu LTS einen Supportzeitraum von fünf Jahren (Sicherheitsupdates, Kernel-Updates, Funktionsupdates). Im Falle von Version 21.2 bedeuten dies noch verbleibende vier Jahre bis April 2027. Diese Supportdauer gilt für alle drei Mint-Editionen.
Linux Mint: Tuning für den Cinnamon-Desktop
Neuerungen in der Hauptedition

Linux Mint 21.2 mit Cinnamon-Desktop: Das Hauptmenü ist jetzt wie ein Programmfenster skalierbar und Themen- Stile machen Optikanpassungen deutlich einfacher.
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Der angestammte Mint-Desktop Cinnamon ist von Version 5.6.8 auf 5.8.3 erneuert. Wie bei jeder Ausgabe haben Cinnamon und die zugehörigen Desktoptools wieder einige Neuigkeiten im Gepäck:
„Stil“-Fragen: Bei Cinnamon gibt es jetzt unter „Systemeinstellungen –› Themen“ eine neue Option „Vereinfachte Einstellungen“. Hier zeigt sich ein neues „Stil“-Konzept mit einfacher Auswahl des „Stils“ selbst, ferner des Hell-Dunkel-Modus und drittens der dafür verfügbaren Farbkombinationen. Das macht Optikanpassungen sehr einfach, zumal Cinnamon das Ergebnis sofort anzeigt.
Im Prinzip trifft Cinnamon damit in der Tat einen Nerv, weil das bisherige Bemühen, dem Nutzer alle Möglichkeiten offenzuhalten, zu zeitraubenden Kombinationsexperimenten zwang. Trotzdem ist das Stil-Konzept kein wirklich mutiger Schritt zur Vereinfachung, sondern vorerst ein Mint-typisches Alternativangebot. Die bekannte Themenkonfiguration besteht nämlich weiter unverändert – und sie ist mit dem vereinfachten Stil-Konzept nicht kombinierbar. Das heißt: Eine manuell angepasste Themenoptik wird durch die vereinfachte Stilwahl komplett zurückgesetzt. Man sollte sich also für eine Methode entscheiden.
Hauptmenü: Man glaubt es kaum, aber das an sich exzellent anpassungsfähige Menü (Leistenapplet „Cinnamon-Hauptmenü“) war bislang nicht per Maus skalierbar. Ab sofort kann es wie ein Programmfenster vergrößert und verkleinert werden. Alle statischen Optionen, den Menüinhalt und die Größe über Rechtsklick und „Einrichten“ zu ändern, bleiben unverändert bestehen.
Gesten in den „Systemeinstellungen“: Cinnamon kann jetzt Finger- und Wischgesten auf Touchpads, Touchscreens und Tablets für die Fensterverwaltung und Mediensteuerung verarbeiten. Zur Konfiguration gibt es in den Systemeinstellungen (cinnamon- settings) den neuen Punkt „Gesten“.
Linux Mint: Mehr Leistung, weniger Bremsen – die besten Tipps
Nemo-Vorschau: Der Dateimanager (Version 5.8.3) generiert seine Vorschauminiaturen jetzt im Multithreading-Verfahren. Das fordert unter Umständen ordentlich CPU-Ressourcen, liefert aber dafür die Vorschaubilder schneller. Aufwendig sind vor allem die Symbolansichten in Bilder- und Medienverzeichnissen.

Aufgehübschte Anwendungsverwaltung: Das Suchfeld links oben und Kategorien mit Piktogrammen können nicht kompensieren, dass die willkürlichen Vorschläge oben die ganze Zentrale dominieren.
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Anwendungsverwaltung: Auch in der Softwarezentrale (mintinstall) wurde etwas Kosmetik betrieben, die aber nicht zur sachlichen Übersichtlichkeit beiträgt. Statt die wichtigen Kategorien (wie „Büroprogramm“, „Film und Klang“) oben zu halten, stehen dort raumgreifend zehn empfohlene und wechselnde Softwarekandidaten. Diese Mint-Lieblinge sind zwar nicht verkehrt, aber mit VLC, Gimp, Virtualbox & Co. so ziemlich das, was jeder Linux-Nutzer sowieso auf der Rechnung hat.
Fotoverwaltung Pix: Diesen Gthumb-Fork pflegt das Mint-Team seit Jahren engagiert. Von den zahlreichen Detailverbesserungen sind größere Vorschaubilder, konfigurierbare Hotkeys, Unterstützung für AVIF/ HEIF-Bilder und erweiterte Effektfilter hervorzuheben.
Warpinator: Bei diesem vom Mint-Chef entwickelten Tool zum Peer-to-Peer-Datenaustausch ohne explizite Server wurden jüngst Sicherheitsmängel nachgewiesen. Ab sofort (Version 1.6.3) muss nach dem Start ein Code, also ein frei wählbares Schlüsselwort, vergeben werden, um das Tool zu aktivieren. Andernfalls beendet sich der Warpinator nach einer Minute automatisch. Die Codeeingabe ist auf jedem Gerät nur einmal erforderlich und bleibt dann dauerhaft gespeichert. Kommunizieren können nur Geräte (Warpinator gibt es mittlerweile für alle Plattformen) mit dem identischen Gruppencode. Solchen Gruppencode gab es schon vorher als Option, jetzt aber wird er zur Pflicht.
Mint-Flavours mit Mate und XFCE
Nach wie vor gibt es neben der meist favorisierten Cinnamon-Edition die beiden Mint-Varianten mit Mate- und XFCE-Desktop. Diese bieten als Desktops die aktuellen Versionen Mate 1.26 beziehungsweise XFCE 4.18. Die Mint-Flavours erhalten stets alle genannten System- und Softwareneuerungen, also auch die oben genannten in Anwendungsverwaltung, Pix und Warpinator. Die Cinnamon-Neuerungen im engeren Sinn (Themes, Menü, Systemeinstellungen, Dateimanager) sind hier allerdings nicht enthalten.
Upgrade und Neuinstallation

Basisdaten mit Neofetch: Das Tool zeigt, dass Linux Mint 21.2 bei der Kernel-Version des Vorgängers bleibt. Ende August wird eine „Edge“-Variante mit Kernel 5.19 folgen.
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Das Upgrade des Vorgängers 21.1 („Vera“) erfolgt wie gewohnt über die Aktualisierungsverwaltung über „Bearbeiten –› System aktualisieren auf „Linux Mint 21.2““. Der Vorgang sollte nur wenige Minuten dauern, weil die Differenzpakete nicht umfangreich sind.
Für Neuinstallationen ist Linux Mint 21.2 wie gewohnt über die Projektseite zu beziehen, die dann zu den eigentlichen Spiegelservern weiterverlinkt („Download mirrors“). Die Auswahl des Downloadservers spielt keine Rolle für die spätere Sprachlokalisierung. Nach wie vor bietet Linux Mint drei verschiedene Editionen mit den Desktops Cinnamon, Mate und XFCE an, wobei die Edition mit der Mint-eigenen Cinnamon-Oberfläche der eindeutige Favorit sein dürfte.
Das heruntergeladene ISO-Image muss mit den üblichen Mitteln (Etcher, USB Imager, Gnome-Disks) auf USB kopiert werden. Darüber gelangt man beim PC-Neustart zunächst in Livesystem, das ein Ausprobieren der jeweiligen Edition sowie die Installation über den einzigen Desktoplink „Install Linux Mint“ ermöglicht.
Beim Setup verwenden alle drei Mint-Editionen das identische Installationsprogramm, den Ubuntu-Installer Ubiquity. Die Installation ist in Version 21.2 unverändert. Auch die Option beim Anlegen des Erstbenutzers, den Home-Ordner zu verschlüsseln, gibt es weiterhin („Meinen persönlichen Ordner verschlüsseln“).