Unsere Wertung
Pro
- Stark reduzierter Preis, da refurbished
- Für große Personen geeignet
- Weitgehend vormontiert geliefert
Kontra
- Kleine Gebrauchsspuren
- Kein Service-Netz
Fazit
Ein neuwertiges Fahrrad, refurbished, mit nur geringen Gebrauchsspuren? Gerne – Upway senkt die Hürden für den Einstieg in das E-Biking deutlich. Unser Testmodell hatte zwar ein kleines Problem – aber so konnten wir gleich den Service testen, mit positivem Ergebnis.
Ein gutes Rad darf ruhig teuer sein, wenn hochwertige Komponenten verbaut sind. E-Bikes sprengen aber oft den Investitionsrahmen. Das in Paris gegründete Unternehmen Upway, das in Berlin eine Niederlassung samt Werkstatt hat, senkt die Preisschwelle, indem es gebrauchte Elektrofahrräder ankauft, repariert, restauriert und als refurbished E-Bikes mit Preisabschlägen bis zu 60 Prozent gegenüber dem Neupreis verkauft.
Umfangreiches Angebot in jeder Preis- und Fahrzeugklasse
Upway bietet Fahrräder aus sieben Kategorien von City- über Rennrad bis zum S-Pedelec von weit über 100 Marken auf seiner Website an: Darunter sind sportliche wie Cannondale und Trek, bewährte wie Cube, Kalkhoff und Riese & Müller oder hippe wie Moustache, Yuba und Babboe.
Wir haben uns für ein robustes Trekkingbike von Haibike entschieden, das wir über eine Suche fanden, in der wir unsere Körpergröße (193 cm) angaben. Der Preis von 1.999 Euro statt 2.999 Euro erschien uns so attraktiv wie die Bauart des Fahrrades, die Pendeln, Einkaufen und längere Freizeittouren auf allen Belägen ermöglicht. Auf dem Tacho laut Upway-Website und auch bei Inbetriebnahme: 10 Kilometer. Es handelt sich laut Anbieter um ein Modell aus dem Vorjahr, das in seinem ersten Leben als Vorführexemplar bei einem stationären Händler im Einsatz war.
Schnelle Lieferung, kaum Montage erforderlich
Upway liefert deutschlandweit innerhalb von zwei bis acht Werktagen, bei uns kam das Paket in der Tat am dritten Tag nach Bestellung an. Da uns von vornherein klar war, dass wir nach dem Test das Fahrrad zurücksenden, packten wir sehr vorsichtig aus und stellten erfreut fest, dass das Plastikband, das den Karton zusammenhält, wiederverwertbar angelegt ist. Das ist nicht unwichtig für Fahrräder aus dem Katalog, die man unter Umständen eher zurückgibt als solche, die man sich im Fachhandel ausgesucht hat und anpassen ließ.
Tipp: E-Mountainbikes und mehr von Trek bei Upway
Die Montage ist für den Kunden ohne Unterstützung einer Werkstatt leicht zu bewältigen, nur den Lenker muss man gerade stellen und fixieren und danach die Pedale an die Kurbel anschrauben, Werkzeug liefert Upway mit.
Im Lieferumfang ist natürlich auch ein Ladegerät samt passendem Kabel enthalten, zusammen mit Werkzeug und Pedalen lose in eine Stofftasche gepackt. Was fehlt, ist ein Handbuch des Herstellers – macht nichts, denn erstens laden wir so etwas lieber auf das iPhone und zweitens ist das Haibike weitgehend selbsterklärend: Ein Elektrofahrrad, das nicht viel mehr ist, etwa kein rollender Computer wie die Räder von Urtopia oder gar ein vernetztes Gerät wie die von Vanmoof.
Übersichtliche Bedienelemente
Der Computer links am Lenker ist auf das Wesentliche reduziert: Er zeigt nur die Geschwindigkeit, die Gesamtstrecke und die Unterstützungsstufe an – davon gibt es vier. Schalter sind nur wenige notwendig: ein/aus, einer fürs Licht, ein Taster für die Unterstützung des Motors beim Schieben und zwei für den Wechsel der Motorunterstützung.
Tipp: E-Lastenfahrräder von Babboe bei Upway
Der Yamaha-Motor mit 60 Nm Drehmoment sitzt im Tretlager (Mittelmotor), was eine Neungangschaltung von Shimano ermöglicht. Hydraulische Bremsen sind selbstverständlich, der Akku fasst 500 Wh Energie. Nach Angaben von Upway handelt es sich um den originalen, was bei der geringen Laufleistung kein Problem sein sollte. Eine konkrete Reichweite gibt der Händler nicht an, bei der Ladekapazität sollten aber 80 bis 100 Kilometer je nach Fahrweise möglich sein, was wir im Test auch verifizieren können. Sehr schön: Der Akku ist bei Lieferung zu etwa einem Drittel geladen und die Reifen (Continental) ordentlich aufgepumpt. Wir können sofort loslegen.

Peter Müller
Allenfalls Schönheitsfehler
Oberflächliche Kratzer etwa auf dem Seitenständer stören den Gesamteindruck nicht, das Rad fährt sich von Anfang an sehr angenehm. Gewicht des Fahrrades (27 Kilogramm) und des Fahrers haben zur Folge, dass erst ab der dritten Unterstützungsstufe der Motor so richtig vorantreibt, die ersten beiden sind an sich kaum zu spüren. Bei Geschwindigkeiten ab 25 km/h und mehr können wir aber in der Ebene herunterschalten. Deutlich schneller geht an sich nur bergab und bei Rückenwind, selbst im höchsten Gang lässt sich das eher schwere Fahrrad kaum über 30 km/h beschleunigen.
Mit der Masse kommt aber eine gewisse Robustheit zum Tragen: die breiten Reifen schlucken jede Unebenheit auf dem Fahrrad- und dem Waldweg, selbst kleinere Äste und Zapfen, die der letzte Sommersturm auf unseren Wegen hinterlassen hat, sind kein Problem. Scherben weichen wir besser aus – hätten zur Not aber einen Ersatzschlauch und Reifenheber dabei, doch der Weg zur nächsten Pumpe könnte weit sein.
Pannenhilfe beim Club
Reifenpannen sollte jeder halbwegs ambitionierte Radler selbst beheben können, gerade aber E-Bikes können Schäden erleiden, die nicht so leicht unterwegs behebbar sind. Der ADAC bietet seit etwa einem Jahr Pannenhilfe auch für Fahrräder an – für solche mit und ohne Motor. Professionelle Pannenhilfe kann man sich auch als Mitglied des ADFC holen – wir haben aber weder den einen noch den anderen Dienst während unseres Tests in Anspruch nehmen müssen.
Vor einem kleinen Problem stehen wir vor der Abfahrt ins Büro: Unsere Taschen passen nicht an den dicken Rahmen des Gepäckträgers, weder die von Ortlieb noch jene von Valkental. Nun gut, dann eben Macbook, iPhone, Brieftasche, Wechsel-T-Shirt und Regenjacke in den Rucksack gesteckt – mit Elektromotor kommt man selbst am Rücken nicht so schnell ins Schwitzen. Dafür sind wir fast zehn Minuten schneller als sonst mit dem Fahrrad ohne Hilfsmotor. Ein weiteres kleines Manko des Haibike Trekking 4: Die Griffe am Lenker sind alles andere als ergonomisch, ohne Fahrradhandschuhe macht das auf Dauer keinen Spaß.
Tipp: E-Trekking-Räder von Focus bei Upway
Kundendienstoptionen besser vor dem Kauf checken
Passende Taschen und Handschuhe verkauft uns auch gerne der Fahrradhändler vor Ort, in Sachen Kundendienst und Reparaturen geben sich stationäre Händler eher bedeckt, solange man das Fahrrad nicht direkt bei ihnen gekauft hat. Das ist generell das Problem des (Online-) Vertriebs von E-Bikes, gerade bei günstigeren Modellen von Discountern: Man findet nicht so leicht eine Werkstatt für kleinere und größere Probleme.
Upway selbst hat zwar die erwähnte Werkstätte in Berlin, aber kein eigenes Service-Netz und auch keine Kooperation mit Ketten. Immerhin hat der Hersteller unseres Haibike ein relativ dichtes Netz von Vertriebspartnern, hier eine Reparatur und regelmäßige Wartung zu bekommen, ist wesentlich einfacher als bei seltenen Marken.
Tipp: City-Räder von O2feel bei Upway
Nach der ersten Tour stoßen wir auf ein Problem, das tatsächlich den Aufenthalt in der Werkstatt erfordern würde: Der in den Rahmen verbaute Akku ließ sich vorher gut entfernen, mittels Schließmechanismus von Abus. Nach dem Aufladen und Wiedereinlegen der Batterie bleibt jedoch der Schlüssel im Schloss stecken: Nichts geht mehr vorwärts, rückwärts oder in der Drehung.

Peter Müller
Ein Videotelefonat mit der Upway-Werkstatt in Berlin half uns zwar nicht weiter, gab uns aber wichtige Hinweise, was Endkunden in einem solchen Fall machen können. Neben der üblichen 14-Tage-Rücknahme bietet Upway auch ein Jahr Garantie (gesetzliches Mängelhaftungsrecht) auf seine refurbished E-Bikes.
Einen Schaden wie diesen könnte man in der nächsten Werkstätte, die im Notfall auch Upway für die Kundschaft findet, beheben und sich die Rechnung vom Händler erstatten lassen. Und natürlich könne man auch in schwereren Fällen das Bike zurückschicken – was wir ohnehin planten. Der Schlüssel bleibt erst mal stecken, beim Fahren ist er kein Hindernis. Wir bleiben aber dran und werden im Nachgang erfahren, wie aufwendig die Reparatur war.
Fazit
Bei Upway findet man Markenfahrräder aller Art mit kleinen Macken und Gebrauchsspuren zu wirklich sehr günstigen Preisen. Der Einstieg in das E-Biking fällt so deutlich leichter, auch ansonsten teure Räder kann man sich eher leisten. Man sollte aber besser zu bekannteren Marken greifen, um im Schadenfall oder auch nur für die regelmäßige Wartung eine nahegelegene Werkstätte zu finden. Der Ansatz von Upway, gebrauchten E-Bikes ein neues Leben zu geben, ist jedoch ein sehr spannender.
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