Von allen Konditionen im Handyvertrag ist der Mobilfunkstandard einer der wichtigsten. Denn er bestimmt darüber, ob man mobile Dienste auf der Datenautobahn effizient nutzen kann – oder ob man dort von einem App-Stau zum nächsten eiert. Gleichzeitig sind die Tarife vieler Anbieter direkt an die Geschwindigkeit im mobilen Datennetz gekoppelt. Wenn man den eigenen Daten-Tarif also gar nicht ausschöpft, werden Highspeed-Konditionen schnell zur Kostenfalle.
Doch was genau verbirgt sich eigentlich hinter Kürzeln wie 5G und welche Übertragungsraten sind damit in der Praxis verbunden? Wir klären auf und liefern Beispiele aus dem Alltag: Hier lesen Sie, wie schnell Ihr mobiles Internet sein sollte und welche Anwendungen zu welchem Mobilfunkstandard passen.
2G bis 5G: Was Sie damit in der Praxis tun können
Wir sehen uns die einzelnen Mobilfunkstandards der Reihe nach an und rechnen aus, wie lange man für den Download von Beispieldateien wie einer Musik-MP3 (10 MB) oder kurzen HD-Videos (500 MB) braucht.
Hinweis: Wir rechnen mit Idealwerten unter optimalen Bedingungen. In der Praxis können Übertragungsraten auch niedriger ausfallen, etwa bei schlechtem Empfang oder wenn man sich Zugangspunkte mit vielen anderen Nutzern teilen muss. Die reellen Übertragungsraten hängen auch vom Netzausbau der einzelnen Provider ab, der besonders in ländlichen Gegenden noch manche Lücken aufweist.
2G – Internet in Kinderschuhen
2G oder GSM ist quasi das Dreirad im Internet-Fuhrpark. Damit kommt man zwar vorwärts, es geht aber nicht besonders schnell und die Lenkung ist träge (hoher Ping). Der Fahrspaß hält sich also in Grenzen. Man muss hier noch zwischen GPRS und E/EDGE unterscheiden.
Maximale Datenübertragung:
GPRS: 53,6 kbit/s
E/EDGE: 256 kbit/s
Ping/Latenz: 400-500 ms
Download MP3-Datei (10 MB):
GPRS: 25 Minuten und 28 Sekunden
E/EDGE: 5 Minuten und 20 Sekunden
Download Video (500 MB):
GPRS: 21 Stunden, 13 Minuten und 20 Sekunden
E/EDGE: 4 Stunden, 26 Minuten und 40 Sekunden
Geeignet für: Textnachrichten (WhatsApp), E-Mails ohne Anhänge, Surfen (News, Foren, Wikipedia)
Tipp: Kartendienste wie Google Maps können Sie auch mit sehr niedriger Bandbreite nutzen, wenn Sie das benötigte Kartenmaterial mit der App vorher kostenlos herunterladen.
3G – Mit dem Mofa durchs mobile Netz
Im Vergleich zu 2G stellte 3G schon einen gewaltigen Fortschritt dar. Hier standen uns schon viele zeitgemäße Dienste im Netz zur Verfügung, die Latenz war deutlich besser und wir konnten Videos gucken – wenn auch mit Einschränkungen. 2021 haben die großen Mobilfunkbetreiber in Deutschland das 3G-Netz aber abgeschaltet.
Man muss heute also entweder das schnellere 4G/5G-Netz nutzen oder (mit sehr alten Handys) auf 2G zurückgreifen. Der Vollständigkeit halber nehmen wir 3G aber noch in die Übersicht auf. Auch hier unterscheidet man zwischen 3G, H (HSDPA) und H+, mit jeweils individuellen Übertragungsraten.
Maximale Datenübertragung:
3G: 384 kbit/s
H/HSDPA: 7,2 Mbit/s
H+/HSDPA+: 42 Mbit/s
Ping/Latenz: 130 bis 150 ms
Download MP3-Datei (10 MB):
3G: 3 Minuten und 33 Sekunden
H/HSDPA: 11 Sekunden
H+/HSDPA+: 2 Sekunden
Download Video (500 MB):
3G: 2 Stunden, 57 Minuten und 47 Sekunden
H/HSDPA: 9 Minuten und 10 Sekunden
H+/HSDPA+: 1 Minute und 40 Sekunden
Geeignet für: Streaming (SD ab ca. 1 Mbit/s), YouTube-Videos (kein HD bzw. nur mit Geduld), Surfen (vollumfänglich ohne HD-Videos)
4G – Surfen im Sportwagen
Wir bleiben mit unseren Beispielen beim Straßenverkehr: Mit 4G (LTE) sitzt man auf der virtuellen Datenautobahn quasi im aufgemotzten Sportwagen. Bei guter Netzanbindung ist damit fast alles reibungslos möglich und man kommt blitzschnell ans Ziel. LTE ist mittlerweile bei den meisten Tarifen Standard.
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Je nachdem, ob Sie in der oberen Display-Ecke Ihres Smartphones die Kennzeichnung LTE oder LTE+ (auch LTA-A) ablesen können, unterscheidet man auch hier verschiedene Übertragungsraten:
Maximale Datenübertragung:
LTE: 500 Mbit/s
LTE+: 1 Gbit/s
Ping/Latenz: 15-80 ms
Download MP3-Datei (10 MB):
LTE: 0,16 Sekunden
LTE+: 0,08 Sekunden
Download Video (500 MB):
LTE: 8 Sekunden
LTE+: 4 Sekunden
Geeignet für: Alle gängigen Internet-Anwendungen: 4K-Streaming, umfangreiche Medien-Downloads, Online-Gaming (je nach Ping aber mit kleinen Einschränkungen), leistungsfähiges Tethering
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5G – Mobiles Netz mit Überschallgeschwindigkeit
5G ist das aktuell schnellste verfügbare Netz fürs mobile Surfen. Der Standard stellt erneut einen großen Schritt nach vorne dar: Übertragungsraten sind hier so hoch und Latenzen derart niedrig, dass man kaum eine Anwendung findet, die das tatsächlich ausnutzt.
Generell ist es natürlich komfortabel, wenn praktisch alle Downloads mit einem Augenzwinkern erledigt sind. Grundsätzlich ist 5G seiner Zeit aber noch etwas voraus, erst zukünftige Apps und Netzdienste werden das Leistungspotential der fünften Mobilfunkgeneration wirklich ausschöpfen.
Maximale Datenübertragung: 10 Gbit/s (in der Praxis aktuell maximal 250 Mbit/s, auch wenn 500 Mbit/s versprochen werden)
Ping/Latenz: 1-5 ms
Download MP3-Datei (10 MB): 8 ms (reell: 0,3 Sekunden)
Download Video (500 MB): 0,4 Sekunden (reell: 16 Sekunden)
Geeignet für: Alles, was das moderne Internet bietet – und alles, was in den nächsten Jahren noch kommen wird. 5G ist derart schnell, dass man auch die in der Praxis deutlich reduzierte Bandbreite von 250 Mbit/s aktuell kaum ausschöpfen kann. Es ist aber eine gute Investition für die Zukunft, wenn datenintensive Anwendungen wie VR- oder AR-Apps eine zunehmende Rolle spielen werden. Auch fürs Online-Gaming ist 5G prima: vor allem wegen des sehr niedrigen Pings.
Hinweis: Der 5G-Ausbau in Deutschland schreitet zwar voran – allerdings nur langsam. Bei einer kürzlichen Untersuchung von opensignal zeigte sich, dass die Download-Geschwindigkeiten von 5G in deutschen Großstädten zuletzt nur wenig zugelegt hat. Mehr als 250 Mbit/s steht Nutzern dabei aktuell auch gar nicht zur Verfügung – und das bisher auch nur in einer Stadt: Bonn.
6G – Beam me up, Scotty!
Aktuell ist 6G noch Zukunftsmusik, vor dem Jahr 2030 dürfte mit dem Ultra-Highspeed-Netz nicht zu rechnen sein. Wenn es so weit ist, dann winken uns dabei aber atemberaubende Geschwindigkeiten: Bis zu 1 TB/s (125 GB) soll der 5G-Nachfolger pro Sekunde schultern können. Auch die Latenz wird damit wohl noch einmal deutlich schrumpfen, sodass Anfragen und Antworten in gefühlter Echtzeit erfolgen können.
Lahmes Internet trotz 5G? Worauf es im mobilen Netz noch ankommt
Der größte Unterschied innerhalb der verschiedenen Mobilfunkstandards ist natürlich die damit verbundene maximale Übertragungsrate. Wie schnell Download und Upload ausfallen und wie zuverlässig man Online-Dienste nutzen kann, hängt aber noch von weiteren Faktoren ab:
Latenz: Die Latenzzeit gibt an, wie lange es dauert, um ein Datenpaket vom mobilen Gerät ins Netz zu schicken und darauf eine Antwort zu erhalten. Es ist quasi die Verzögerung beim Kontakt mit anderen Netzwerkteilnehmern, man spricht hier auch vom „Ping“. Generell gilt: Je aktueller der genutzte Mobilfunkstandard ist, desto niedriger fällt die Latenz aus.
Limitiertes Datenvolumen: Bei den meisten Mobilfunkverträgen müssen wir uns mit Datenlimits arrangieren. Das heißt: Sobald man dabei eine vertraglich vereinbarte Grenze überschritten hat (etwa 10 GB pro Monat) drosseln die Anbieter den mobilen Internetzugang. Je nach Provider stehen dann nur noch 64 Kbit/s oder weniger zur Verfügung. An Streaming ist damit nicht mehr zu denken, selbst Surfen macht dann nur noch wenig Spaß. Viel mehr als WhatsApp-Nachrichten oder Text-Emails sind dann nicht mehr möglich – zumindest bis man den nächsten Abrechnungszeitraum erreicht.
Netzwerkabdeckung: Besonders in ländlichen Gegenden ist das aktuell noch ein mitunter großes Problem: Ohne eine ausreichende Abdeckung mit Funkmasten steht nämlich auch kein schnelles Internet zur Verfügung. Am teuersten Datentarif hat man dann wenig Freude, wenn Streams und Webseiten nur Bit für Bit aufs Handy tröpfeln. Bevor Sie einen Datentarif abschließen, sollten Sie sicher gehen, dass der jeweilige Anbieter (mindestens) an Ihrem Standort eine ausreichende Abdeckung liefern kann.
Netzwerkauslastung: Wenn sehr viele Teilnehmer in einem Netzwerk aktiv sind, dann sinkt dabei irgendwann auch die individuell verfügbare Bandbreite. Bahnreisende kennen das Prinzip nur allzu gut: Sind Züge gut gefüllt, dann schrumpft die individuell verfügbare Bandbreite am Sitzplatz und Inhalte im Netz laden nur noch langsam. Das gilt grundsätzlich auch für jeden Mobilfunkstandard bzw. für die Sendemasten der Provider.
Mit dem neuen 5G wurden die Netzwerkkapazitäten aber umfangreich erweitert, der Standard soll nämlich nicht nur zahllose Smartphones, sondern auch Geräte im Smarthome oder Anwendungen aus der Landwirtschaft mit schnellem Internet versorgen.
Zu viele aktive Anwendungen: Manchmal ist man als Nutzer auch selbst schuld, wenn die mobile Internetverbindung in die Knie geht. Bei gleichzeitiger Verwendung mehrere Tabs im Browser, wenn im Hintergrund datenhungrige Apps aktiv sind oder wenn Updates heruntergeladen werden, können Übertragungsraten für einzelne Anwendungen spürbar sinken.
Um Ihre tatsächliche Übertragungsgeschwindigkeit (Download/Upload) oder Ihren Ping zu messen, können Sie zum Beispiel den kostenlosen Speedmeter von PC-Welt nutzen.
Dass es mit den in die Jahre gekommenen 2G in Deutschland bald ein Ende hat, muss man übrigens nicht befürchten. Wir haben bei den größten Anbietern in Deutschland nachgefragt.