Das Statistische Bundesamt hat soeben die Statistik über die Verkehrstoten des Jahres 2022 vorgelegt. Demnach starben letztes Jahr 2.788 Menschen im Straßenverkehr (der größte Teil, nämlich 43 Prozent davon starben in einem PKW). Das sind 226 Menschen beziehungsweise 9 Prozent mehr als im Jahr 2021. Zwar zeigt sich damit, dass nach dem Ende der Covid-19-Pandemie wieder mehr Menschen unterwegs sind und es damit zwangsläufig mehr Unfälle und Opfer gibt. Doch gegenüber 2019 und der Zeit vor Corona liegt die Zahl der Verkehrstoten immer noch niedriger.
Im Jahr 2022 gab es im Straßenverkehr 361.134 Verletzte. Das sind 12 Prozent mehr als 2021. Nimmt man für 2022 den statistischen Durchschnitt, dann starben jeden Tag 8 Menschen und 989 Menschen verletzten sich jeden Tag im Straßenverkehr. Wobei dieses statistische Mittel natürlich nichts darüber aussagt, wann sich die meisten Unfälle tatsächlich ereignen. Insgesamt erfasste die Polizei 2022 rund 2,4 Millionen Unfälle; bei rund 290.000 davon wurden Menschen verletzt oder getötet. Das sind 4 Prozent mehr als 2021.
Killer Alkohol
Alkohol bleibt gefährlich: Bei 38.771 Unfällen war im Jahr 2022 mindestens eine unfallbeteiligte Person alkoholisiert. Das waren 19 Prozent mehr Alkoholunfälle als im Vorjahr. Vor allem spielt Alkohol bei Unfällen mit Todesfolge eine Rolle: 2022 gab es 16.807 tödliche Unfälle und damit 23 % mehr als 2021!
Die tödlichsten Straßen
Innerhalb von Ortschaften werden die meisten Menschen verletzt, die wenigsten auf Autobahnen. Wenn es aber auf Landstraßen oder der Autobahn kracht, dann sind die Verletzungen schwerwiegender. Unverändert bleiben Landstraßen die tödlichsten Straßen Deutschlands: Innerorts kamen 32 Prozent der bei Unfällen im Straßenverkehr Getöteten ums Leben, auf Landstraßen waren es 57 Prozent und auf Autobahnen 11 Prozent.
1.593 Personen starben 2022 auf den Landstraßen. Die meisten von ihnen waren Pkw-Insassen (841 Getötete), gefolgt von Kraftradnutzerinnen und -nutzern (399 Getötete) als zweitgrößte Opfergruppe. Oft war zu hohe Geschwindigkeit im Spiel. Auf Autobahnen starben dagegen “nur” 314 Menschen im Jahr 2022, darunter 181 Pkw-Insassen.
Trotz Elektronik: Das sind Deutschlands tödlichste Straßen – so überleben Sie
Bei Unfällen in Ortschaften starben 2022 881 Menschen. 62 % von ihnen waren mit einem Fahrrad (276) oder zu Fuß (274) unterwegs, mit dem Pkw fuhren dagegen nur 19 % (170).
Tote mit E-Bike und E-Scooter
208 der 474 toten Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer im Jahr 2022 waren mit einem Pedelec oder E-Bike unterwegs und 10 Menschen verunglückten mit einem E-Scooter tödlich.
Tendenzen
PKWs werden immer sicherer, das schlägt sich in der stark rückläufigen Zahl der toten PKW-Insassen nieder. In den Jahren von 2000 bis 2022 sank die Zahl der Menschen, die im PKW ums Leben kamen, um 73 Prozent! Die Zahl der Menschen, die mit einem Kraftrad mit amtlichem Kennzeichen tödlich verunglückten, ging dagegen nur um 48 % zurück. Besonders niedrig war der Rückgang bei Fahrradfahrerinnen und -fahrern mit nur 28 Prozent.
Sicherheit macht Autos schwerer
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Zahl der Verkehrstoten sinkt immer weiter
Seit den 1970er Jahren sank die Zahl der im Straßenverkehr Getöteten fast kontinuierlich. So starben Anfang der 1970er Jahre über 20.000 Menschen pro Jahr auf Deutschlands Straßen. Im Jahr 2012 waren es noch 3606 Tote und 2013 forderte der Straßenverkehr sogar „nur“ noch 3300 Menschenleben. 2015 stieg die Zahl der Verkehrstoten dann auf 3459 Menschen. Experten machen dafür die zunehmende Ablenkung durch Smartphones verantwortlich.
2016 waren es 3206 Verkehrstote und 2017 starben laut ADAC etwa 3215 Menschen bei Verkehrsunfällen. Wobei die Erfolge im Kampf gegen den Tod im Straßenverkehr weltweit nicht gleich verteilt sind: So sind Autofahrer in Deutschland deutlich weniger vom Tod bedroht als beispielsweise Autofahrer in Lateinamerika. Doch bis kurz vor Corona stiegen die Zahlen wieder: 2018 starben im Verkehr wieder mehr Menschen als im Vorjahr. Vor allem kamen mehr Radfahrer ums Leben, insgesamt starben 3275 im Jahr 2018 im Straßenverkehr.
Im Jahr 2019 gab es dann aber so wenig Verkehrstote wie nie zuvor – allerdings machen die Fahrradfahrer hier eine bedauerliche Ausnahme. Vermutlich sind die E-Bikes schuld am gegenläufigen Trend bei den Fahrradfahrern. 2020 und 2021 sank die Zahl der Verkehrstoten dann weiter: Weniger Verkehrstote als je zuvor – mit einer Ausnahme. Wegen der Covid-19-Pandemie ging das Verkehrsgeschehen zurück und dementsprechend sank die Zahl der Verkehrstoten. Doch kaum war die Pandemie vorbei, waren auch wieder mehr Menschen mit Auto oder Zweirad unterwegs. Und prompt stieg wieder die Unfälle auf Deutschlands Straßen: Es sterben wieder mehr Menschen im Straßenverkehr – der Grund.
Weniger Verkehrstote als je zuvor – mit einer Ausnahme
Verkehrstote 2020: Fußgänger & Radfahrer flop, Auto- & Motofahrer top
2019: So wenig Verkehrstote wie nie zuvor, aber…
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Warum sterben heute weniger Menschen im Straßenverkehr als in den 1970ern?
Nein, Deutschlands Autofahrer fahren nicht etwa besser oder rücksichtsvoller. Das merkt jeder, der im Straßenverkehr unterwegs ist. Sondern die Autos selbst sind schlicht sicherer geworden. Zunächst verbesserten die Automobilhersteller die passive Sicherheit ihrer Fahrzeuge deutlich, in den letzten Jahren steht nun die Verbesserung der aktiven Sicherheit im Mittelpunkt. Also Sicherheits-Assistenzsysteme wie ABS, ESP, Notbremsassistenten und Spurverlassenswarner – moderne Elektronik und Computertechnik rettet Menschenleben, indem sie Unfälle von vornherein verhindert und so die notorischen Fahrfehler der Menschen ausgleicht. Radar, Lidar, Kamera – die Augen der neuen Sicherheits-Assistenten helfen Unfälle zu vermeiden. Zusätzliche Fahrerassistenzsysteme machen das Autofahren sicherer. Wobei immer noch der gute alte Gurt der Lebensretter Nummer 1 ist. Trotz der vielen IT im Auto.
Übrigens: Die tödlichsten Straßen sind die Land- und Bundesstraßen.
Einen Nachteil hat die viele IT und Sensorik in modernen Autos aber – sie macht die Fahrzeuge schwerer. Was wiederum den Kraftstoffverbrauch in die Höhe treibt. Viele Autofahrer sind von den Vorteilen moderner Assistenzsysteme längst überzeugt und bestellen diese bei einem Neuwagenkauf mit.