Das Main Ground Combat System (MGCS) soll als Kampfpanzer den weitverbreiteten und in großer Stückzahl produzierten deutschen Leopard 2 und den in nur vergleichsweise geringer Stückzahl und von nur wenigen Staaten (vor allem Frankreich) genutzten französischen Leclerc ersetzen. Dabei handelt es sich nicht nur um einen neuen Panzer, der mit neuester Technik vollgestopft ist, sondern auch um dessen Vernetzung mit anderen Waffensystemen und Truppenteilen, also um ein komplettes System.
Bisher kam das 2017 gestartete deutsch-französische Gemeinschaftsprojekt aber nicht so recht voran. Obwohl die deutsche Rüstungsschmiede Krauss-Maffei-Wegmann und der französische Nexter-Konzern mit KNDS (KMW+Nexter Defense Systems) dafür sogar eigens eine Holding gegründet haben. Federführend soll Deutschland bei diesem Kampfpanzer-Projekt sein (Frankreich hat dafür bei dem deutsch-französischen Kampfjet-Projekt FCAS Future Combat Air System das Sagen). Doch Rivalitäten zwischen den beteiligten Unternehmen und wohl auch zwischen Deutschland und Frankreich sowie andere Gründe wie die hohen technischen Hürden ließen das Projekt MGCS vor sich hin bummeln, wie so machen Nahverkehrszug der Deutschen Bahn.
Sicher ist derzeit nur eines: Der neue Kampfpanzer wird erst nach 2035 einsatzbereit sein. Und Umständen sogar deutlich später. Falls der MGCS überhaupt kommt und nicht durch den KF51 Panther oder einen weiter entwickelten Leopard 2 ersetzt wird.
Jetzt soll neuer Schub kommen
Am 10. Juni 2023 haben sich der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius und der französische Verteidigungsminister Sébastien Lecornu in Berlin getroffen, um dem lahmenden Projekt neuen Schub zu verleihen. An dem Gespräch über das Main Ground Combat System sollen auch Industrievertreter aus beiden Ländern teilgenommen haben; unter anderem ist auch der deutsche Rüstungskonzern Hensoldt beteiligt.
Konkrete technische Details (bekommt der Panzer einen Ladeautomaten, welche Kanone – eventuell von Rheinmetall die neue 130-mm-Kanone?, welche Kampfentfernung soll der Panzer haben, wie viel Mann Besatzung (2 oder 3, sicherlich nicht mehr vier Mann), welches abstandsaktive Schutzsystem/Hardkill, mit Drohnen/Loitering Munition bewaffnet, soll der Panzer dank KI eine Option bekommen, um komplett ohne Besatzung ferngesteuert oder autonom zu kämpfen) oder gar einen Zeitrahmen nannten die beiden Minister in ihrer anschließenden Pressekonferenz nicht. Allerdings erwähnten die Minister durchaus die Möglichkeit “unbemannter, (teil-)automatisierter Verfahren” und sprachen von “unbemannten Systemen und cloudbasierten Lösungen zur Vernetzung”. Das MGCS soll ein gänzlich neues Landkampfsystem werden.
Jetzt sollen sich Experten des deutschen und des französischen Heeres austauschen und ein gemeinsames Grundlagenpapier für das MGCS schreiben; bemerkenswert, dass mit diesem Grundlagenpapier erst sechs Jahre nach dem Start des Projekts begonnen wird … Das zeigt die Schwunglosigkeit des gesamten Panzerprojekts überdeutlich. Weitere Gespräche zum MGCS sollen im September in Frankreich stattfinden.
Anderen interessierten Staaten steht die Teilnahme am MGCS offen.
Rolle von Rheinmetall ist offen
Rheinmetall ist am Leopard 2 beteiligt und möchte auch beim MGCS mitmischen. Vor allem als Lieferant der Kanone: Dafür bietet Rheinmetall seine 130-mm-Kanone an, während Nexter eine 140-mm-Kanone entwickelt. Im Sommer letzten Jahres hat Rheinmetall den Druck auf KNDS erhöht und mit dem KF51 Panther seinerseits einen potenziellen Leopard-2-Nachfolger vorgestellt. Mehr dazu lesen Sie in Panther KF51: Leopard-2-Nachfolger mit ernster Schwachstelle – ausführliche Analyse.