Einige werden die Simpsons-Folge noch kennen, in der Mr. Burns versucht, über Springfield die Sonne zu verdunkeln, damit in der Stadt Tag und Nacht die Lichter brennen. Etwas ähnlich Wahnwitziges prüft derzeit die US-Regierung, allerdings zu anderen Zwecken und im größeren Maßstab.
Denn die USA haben einen Forschungsplan veröffentlicht, in dem die Möglichkeiten von „Solar Geo-Engineering“ geprüft werden. Mithilfe von Aerosolen oder gar einem Sonnenschirm im All möchte man die Sonne verdunkeln, um die Erwärmung des Planeten zu verlangsamen, und so gegen die Klimakrise ankämpfen, wie auch das ZDF berichtet.
Das Weiße Haus stellte jedoch auch klar, dass es die grundsätzliche Klimapolitik der USA nicht verändere und es derzeit „keine Pläne zur Einrichtung eines umfassenden Forschungsprogramms, das sich auf die Veränderung der Sonnenstrahlung konzentriert“ gebe. Die USA haben jedoch begonnen sich mit dem Thema „Solar Radiation Modification“, kurz „SRM“ zu beschäftigten. Dabei gibt es mehrere Ansätze:
- Aerosole in der Atmosphäre: Hierbei könnten Sulfatpartikel mithilfe von Spezialflugzeugen in die Stratosphäre gebracht werden, die einen Teil der Sonnenstrahlen zur Erde reflektieren würden. Ähnliche Effekte wurden bereits bei Vulkanausbrüchen beobachtet, bei denen die Erde spürbar kühler wurde.
- Die Aufhellung und Produktion von Wolken: Mithilfe des „Marine Cloud Brightening“ könnten Wolken über Ozeanen aufgehellt oder gar komplett produziert werden. Die helleren Wolken würden wiederum mehr Sonnenstrahlen reflektieren.
- Die Erdoberfläche generell aufhellen: Einen ähnlichen Effekt würden hellere Flächen auf der Erde bewirken. Durch den sogenannten Albedo-Effekt würden hellere Flächen oder etwa hellere Hausdächer, mehr Sonnenstrahlen reflektieren.
- Sonnenschirme im All: Riesige Sonnensegel könnten zwischen Sonne und Erde platziert werden, die etwa dauerhaft für eine partielle Sonnenfinsternis sorgen würden. Allerdings ist dieser Ansatz noch komplette Zukunftsmusik.
Experten warnen vor ernsten Konsequenzen
Experten warnen, dass Geo-Engineering mit enormen Kosten, Aufwand und Risiken verbunden ist. Laut der Max-Planck-Gesellschaft könnte die globale Durchschnittstemperatur zwar ohne CO₂-Reduzierung auf dem Niveau von 2020 gehalten werden, jedoch nur, wenn jedes Jahr fünf- bis achtmal so viel Schwefeldioxid wie beim Ausbruch des Pinatubo (Vulkan auf den Philippinen) in die Atmosphäre freigesetzt wird.
Eine US-amerikanische Studie schätzt die Kosten für solche Maßnahmen gar auf etwa 18 Milliarden US-Dollar pro Jahr und pro Grad Abkühlung. Klimaexperte Mojib Latif vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel bezeichnet dies als „hellen Wahnsinn“. Er betont, dass solche Maßnahmen über Hunderte Jahre oder sogar noch länger fortgesetzt werden müssten, da CO₂ nur langsam aus der Atmosphäre verschwindet.
Dies würde bedeuten, dass jedes Jahr Milliarden von US-Dollar aufgebracht werden müssten, um Partikel in die Atmosphäre zu bringen. Latif sieht solche Ansätze vor allem als das Ergebnis des Einflusses der Lobby der fossilen Energiewirtschaft, die in den USA eine starke Position hat. Dies sei nicht mit Nachhaltigkeit vereinbar.
Weiterhin sind unkalkulierbare Nebenwirkungen nicht auszuschließen und könnten noch schlimmere Auswirkungen haben als das Nichtstun. Klimaforscherin Ulrike Niemeier vom Max-Planck-Institut für Meteorologie ist zwar generell für die Forschung in diesem Bereich, betont jedoch, dass die Anwendung solcher Maßnahmen nicht das Ziel sein sollte, da die Nebenwirkungen, wie veränderte Niederschläge und Auswirkungen auf den Monsun und Luftströmungen, erheblich wären. Sie betont, dass der einzige Weg, den Klimawandel zu bekämpfen, darin bestehe, den CO₂-Ausstoß so schnell wie möglich zu reduzieren.