Typische Serverdistributionen kommen in der Regel ohne grafische Benutzeroberfläche aus. Via SSH können Sie sich schnell auf dem System anmelden und Konfigurationsarbeiten ausführen oder Informationen abrufen. Wer sich als Ersatz oder Ergänzung eine komfortable Oberfläche wünscht, findet mit Cockpit eine ideale Lösung.
Installation und erste Anmeldung
Die Installation von Cockpit ist dank binärer Pakete sehr einfach. Auf einem Ubuntu-Server erledigen Sie dies im Terminal und mit root-Recht:
apt install cockpit
Die Installationsroutine kümmert sich um die weitere Einrichtung. Sie können danach von jedem beliebigen Computer aus Ihrem Netzwerk die Verwaltung aufrufen. Dazu verwenden Sie die lokale IPv4-Adresse des Servers mit dem Port 9090 – also etwa 192.168.178.10:9090.
Den Hinweis des Browsers auf eine nicht sichere Verbindung können Sie ignorieren. Cockpit begrüßt Sie dann mit einem Anmeldedialog. Dort tragen Sie die gleichen Zugangsdaten ein, die Sie auch bei einer Anmeldung via Terminal verwenden würden. Beim ersten Aufruf weist Sie die Software darauf hin, dass Sie nur eingeschränkte Rechte haben. Klicken Sie auf den entsprechenden Schalter und geben Sie danach das Systemkennwort ein. Nun können Sie auch Arbeiten ausführen, die root-Recht erfordern.
Was Sie mit Cockpit machen können
Via Cockpit können Sie alles erledigen, was Sie sonst über eine SSH-Verbindung mittels Terminal machen. Die Startseite fasst die wichtigsten Eigenschaften des Systems für Sie zusammen. Dazu gehören Meldungen über mögliche Updates, die Eckdaten der Konfiguration und eine Übersicht der Auslastung. Die Benutzeroberfläche ist übersichtlich und sinnvoll gegliedert. Neben diesem Überblick finden Sie einen schnellen Zugriff auf alle Systemprotokolle, die Sie nach kritischen Meldungen filtern und durchsuchen können.
Der Abschnitt „Speicher“ zeigt Ihnen die Auslastung der RAM-Ressourcen und erlaubt einen Blick auf die verbauten Massenspeicher.
Unter „Netzwerk“ sehen Sie dessen Auslastung und haben Zugriff auf die Funktionen, um Schnittstellen zu bündeln oder eine Netzwerkbrücke einzurichten.
Über den Eintrag „Konten“ in diesem Bereich können Sie weitere Nutzer anlegen und diese verwalten.
Aus Sicht der Administration eines Systems ist der Abschnitt „Dienste“ wichtig. Dieser zeigt nicht nur alle laufenden Services, sondern kann diese über die Detailseite, die Sie mit einem Klick auf den Namen erreichen, auch stoppen und neu starten. Über die zweite Navigationsebene des Bereichs am oberen Rand haben Sie Zugriff auf die Cronjobs – hier „Timer“ genannt. In diesem Abschnitt legen Sie bei Bedarf weitere Jobs an.
Der Bereich „Werkzeuge“ schließlich vereinigt einen Zugriff auf die Softwareaktualisierung des Systems.
Schließlich bietet der Bereich auch noch ein Terminal, wie Sie es vielleicht aus den Oberflächen vom Cloudserver professioneller Hoster kennen. Es entspricht der klassischen Konsole, die Sie erreichen, wenn Sie unmittelbar vor dem System säßen oder sich via SSH einloggen.
Unbedingt beachten sollten Sie stets die obere Navigation, wenn Sie in einem Bereich gewechselt sind. Über den kleinen Pfeil neben dem Eintrag „Hilfe“ erreichen Sie englischsprachige Erläuterungen, welche Aufgaben Sie hier erledigen können und wie die Vorgehensweise ist.
Mit virtuellen Maschinen arbeiten

Mit den Zusatzpaket „cockpit-machines“ legen Sie unter Cockpit auf einem entfernten Server virtuellen Maschine an. Auch die Arbeit mit Containern ist möglich.
IDG
Sie wollen einen Server nutzen, um darauf virtuelle Maschinen auszuführen? Auch das ist möglich. Dazu installieren Sie auf dem Cockpit-System das zusätzliche Paket „cockpit-machines“. Damit erweitert sich das Menü auf der linken Seite um den neuen Eintrag „Virtuelle Maschinen“. Mit „VM erstellen“ beginnen Sie die Einrichtung. Sofern Sie das System von einer bestimmten URL herunterladen wollen, ist das möglich. Es besteht aber auch die Option, auf einer lokalen Basis aufzubauen.
Sie vergeben in dem Dialog einen Namen für die Maschine, nutzen dann als Installationstyp „Cloud-Basis-Image“ und treffen unter „Betriebssystem“ Ihre Auswahl. Zudem müssen Sie dann noch definieren, in welchem Verzeichnis auf dem System die VM installiert wird.
Leider haben sich die Entwickler entschieden, von Docker auf Podman zu wechseln. Es gibt als Fork zwar im Internet ein Debian-Paket „cockpit-docker“, dessen Zukunft indes zweifelhaft erscheint. Aktuell ist aus Sicht der Community nun Podman und somit das Paket „cockpit-podman“. Es würde an dieser Stelle aber den Rahmen sprengen, die Unterschiede zwischen Podman und Docker herauszuarbeiten. Wenn Sie eines davon benötigen, installieren Sie die Pakete und greifen anschließend über den separaten Menüeintrag darauf zu, um ihre Deployments zu starten.
Mehrere Server unter einer Oberfläche

Von einem System aus können Sie mehrere Server unter einer Oberfläche verwalten. Voraussetzung ist lediglich eine funktionierende Installation von Cockpit auf dem Zielsystem.
IDG
Sie haben mehr als nur einen Server im Einsatz? Dann können Sie von einem System aus diese gemeinsam unter der gleichen Oberfläche verwalten. Um vorweg falsche Erwartungen zu korrigieren: Sie können auf diese Weise keine Arbeiten parallel ausführen, also nicht etwa mit einem Kommando alle Server gleichzeitig aktualisieren. Zur Vorbereitung installieren Sie Cockpit auf jedem einzelnen System, wie bereits gezeigt.
Überprüfen Sie anschließend die Anmeldung auf jedem Server. Funktioniert dies, stellen Sie eine SSH-Verbindung mit jedem einzelnen zu überwachenden System her. Auf diese Weise hinterlegen Sie die notwendigen Schlüssel auf dem Mastersystem. Das ist der einfachste Weg und erspart Ihnen die manuelle Verwaltung der entsprechenden Schlüssel.
Sind diese Schritte erfolgt, klicken Sie in der Cockpit-Oberfläche des Mastersystems in der linken oberen Ecke auf den kleinen Pfeil. Drücken Sie den Schalter „Neuen Host hinzufügen“. Im nachfolgenden Dialog geben Sie den Namen des Servers oder seine IP-Adresse sowie den Anmeldenamen ein. Zudem haben Sie die Wahl, jedem Serversystem eine Farbe zuzuweisen. Diese farbige Kennzeichnung erleichtert später die Übersicht, auf welchem System Sie aktuell arbeiten.
Da der öffentliche Schlüssel bereits auf Ihrem Mastersystem abgelegt ist, sollte der neue Host binnen weniger Sekunden in der Liste auftauchen. Nun wechseln Sie bei Bedarf mit einem Mausklick auf das gewünschte System.
Die Option, mit Cockpit gleich mehrere Server unter einer Oberfläche zu bündeln, spart viel Zeit. Der Funktionsumfang ist jedenfalls beachtlich und mit einem einzigen geöffneten Browserfenster bleiben alle Systeme im Blick. Lediglich das Thema Datenbank und Datenbankserver ist von Cockpit bislang nicht berücksichtigt. Aber hierfür gibt es mit „mysqladmin“ einen echten Platzhirsch.
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