Solide Thinkpads sind auf dem Gebrauchtmarkt gern gesehen. Die Business-Modelle sind solide verarbeitet und in der Regel gut ausgestattet und anschlussfreudig. Die Tastaturen gelten als hervorragend. Das Lenovo Thinkpad T470s ist die schmale Ausführung des T470 mit Stromsparhardware und etwas dünnerem Gehäuse, damit aber auch weniger Möglichkeiten, vorhandene Hardware leicht zu tauschen.
Mit ein bisschen Umschau und Geduld lässt sich solche Hardware für den Alltag in gutem Gebrauchtzustand finden. Das von uns genutzte Modell hat nur 175 Euro gekostet.
Andere gebrauchte T470s bewegen sich zwischen 150 und 250 Euro. Dafür mussten ein paar Abstriche gemacht werden: Was kann der Laptop von 2017 leisten? Reicht die Leistung für Schule, Uni und Beruf?
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Gebrauchte Laptops allgemein
Nicht alle gebrauchten Laptops sind noch sinnvoll einsetzbar. Es ist nicht nur die alte Hardware, die mit der Zeit anfälliger für Defekte wird, sondern auch deren Verschleiß. Der Vorteil bei Thinkpads: Es gibt viele Bauteile zum Nachkaufen, die sich mit etwas Geschick einfach tauschen lassen.
Bei unserem Modell musste lediglich das Innere etwas vom Staub befreit werden. Bei der Gelegenheit wurde auch gleich die Wärmeleitpaste getauscht, die ohnehin spätestens nach zehn Jahren gewechselt werden sollte.

Die Tastaturen von Thinkpad-Notebooks gehören auch heute noch zu den besten am Markt.
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Das Gehäuse bei dem Modell hat keine Brüche. Die Scharniere sind einwandfrei, die Bildschirmfolie hat keine Tastenabdrücke, es sind keine Pixelfehler zu finden, lediglich eine kleine Stelle ist vorhanden, die im laufenden Betrieb nicht auffällt.
Da das 14-Zoll-Display ohnehin in der niedrigsten Ausführung Full-HD-Auflösung liefert, ist hier kein Tausch notwendig, auch wenn maximal 250 cd/m² Helligkeit bei direkter Sonneneinstrahlung kaum zu gebrauchen sind.
Oftmals sind gebrauchte T470s nur mit fest verlöteten vier GB RAM und einer 120-GBNVME- SSD ausgestattet. Diese lassen sich mit einem 4-GB-Riegel ab zehn Euro (neu) verdoppeln, auch die Festplatte in 2230-Bauweise kann als M2 2280 SATA oder NVME SSD nach Wunsch ausgetauscht werden. Kostenpunkt: ab 15 Euro (neu) für eine 256-GB-Festplatte. Das Testmodell hatte bereits acht GB RAM und eine 256-GBNVME mit akzeptabler Geschwindigkeit.
Beim Kauf sollte auf Webcam, Fingerabdruckscanner, LTE-Modem und deutsche Tastatur geachtet werden. Diese lassen sich nur schwer preiswert nachrüsten. Lediglich die Tastatur lässt sich schnell durch ein 20JS- oder 20HS-Modell ersetzen, dies aber nicht unter 50 Euro.
Die CPU muss nicht maximal leistungsstark gewählt werden, denn potente i7-Varianten laufen aufgrund der schwachen Kühlleistung letztlich nie mit voller Taktrate. Die hier verwendete i5-6300U ist ausreichend für Alltagsaufgaben.
Der Akku ist immer eine Schwachstelle bei gebrauchten Laptops. Das T470s verwendet zwei fest verbaute Akkus in Reihe. Ein Set neuer OEM-Austauschakkus kostet mindestens 50, eher 100 Euro. Daher sollte vor dem Kauf der Zustand überprüft werden.
In der Regel ist Windows installiert. Im CMD-Terminal oder der Powershell sollte der Vorbesitzer dort den Befehl
powercfg /batteryreport
ausführen.
Unter Linux hilft der Terminalbefehl
acpi -i
Dabei sollten die Zyklen im Idealfall im zweistelligen Bereich sein und die Kapazität nicht unter 75 Prozent. Bei unserem Modell lag die Kapazität der Akkus bei etwa 65 Prozent, und damit hält es nur zwei Stunden ohne Netzteil durch.
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Drei Distributionen wurden auf dem Modell getestet: Linux Mint mit Cinnamon, Fedora 37 mit Gnome und Endeavour-OS mit XFCE. Alle drei liefen ruckelfrei und waren vollumfänglich auf dem Desktop nutzbar.
Der Systemstart von Mint dauert 25 Sekunden zum Anmeldebildschirm. Der Start eines Test-Alltagssets mit Firefox, Thunderbird, Discord, Libre Office und Nextcloud-Desktop dauert noch einmal etwa 20 Sekunden. Danach ist das System komplett einsatzbereit. Auch wenn man Startzeiten nicht überbewerten sollte, ist es doch schön, wenn der Computer schnell einsatzbereit ist. Mit etwa 45 Sekunden ist das im Alltag auf jeden Fall brauchbar.

Gigabit-Ethernet, USB 3.0, HDMI 1.4, WLAN- und Bluetooth-Chip: Ein Thinkpad- Notebook hält ohne Nachhilfe Verbindung zu jeder Peripherie.
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Die Leistung zwingt in keinem der genannten Linux-Systeme zu manuellen Nachbesserungen. Alltägliche Programme wie Browser, Mail, Office, Grafik-, Audio- und Videobearbeitung sind problemlos einsetzbar. Aufwendige Berechnungen (Kompilieren von Programmcode, 3D, Video oder Audio) dauern freilich länger als auf topaktueller Desktophardware.
Der Export eines dreiminütigen Videos aus Kdenlive mit ein paar Schnitten, Farbkorrektur und Blenden forderte vier Minuten, auf einem Vergleichsrechner mit i7-11600K und iGPU nur eine Minute. Die 720p Webcam an der Oberseite des Bildschirms ist ausreichend für Videokonferenzen. Auch das Dual-Mikrofon-Array bietet akzeptable Qualität, fängt den bei Videostreams lauten Lüfter kaum hörbar ein, und auch Tastengeräusche bleiben für andere angenehm dezent.
Die Anschlüsse und Funkchips lassen keine Wünsche übrig: Mit zwei USB-A-Buchsen, USB-C (3.0 inklusive Thunderbolt 3), Gigabit-Ethernet, WLAN, Bluetooth ist jede Peripherie erreichbar. HDMI 1.4 für 4K bei 30 Hz und 2K bei 60 Hz bringt das Bild auf einen Bildschirm, falls das interne 14-Zoll-Display (1920 × 1080) nicht ausreicht.
Als Gaming-PC wird man einen Notebook-Oldie kaum einsetzen wollen. Die integrierte Intel HD 520 GPU oder HD 620 GPU schafft aufwendige Spiele wie Cyberpunk 2077 maximal als Diashow. Nur ältere Titel wie CS GO, Cuphead und City Skylines laufen mit niedrigeren Auflösungen passabel.
Einige Benchmarks

Benchmark des Datenträgers: Die NVME-Festplatte liest schnell, schreibt aber relativ langsam.
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Verglichen mit dem Steam Deck (siehe vorangehenden Beitrag) oder einem mit Ryzen 3000 vergleichbaren System ist der T470s merklich lahmer. Unter Geekbench kommt das Thinkpad T470s auf 1017 Punkte (Singlecore) und 2117 Punkte (Multicore).
Beim Blender Benchmark liegt der Median Score der HD 520 bei gerade einmal 27,17 Punkten. Zum Vergleich: Bei einer RTX 4090 liegt der aktuelle Spitzenwert bei sagenhaften 12 167,81. Eine Desktop-CPU mit GPU aus dem aktuelleren Spektrum wie etwa ein i5-10600K kommt auf 145,78 Punkte. Dazwischen liegen also nicht nur Jahre der Entwicklung, sondern auch enorme Leistungsunterschiede.
Die Festplattenwerte in Kdiskmark sind insgesamt in Ordnung: Während die Lesewerte absolut akzeptabel sind, ist die Schreibleistung nur für leichte Aufgaben ausreichend. Wer große Datenmengen transportiert, wird mit solcher Hardware mehr Zeit benötigen.
Goldstandard für gebrauchte Laptops
Trotz einiger schwacher Benchmark-Ergebnisse ist ein Thinkpad T470s ein hochwertiger Laptop mit guter Ausstattung und genügend Leistung für den Officealltag (ohne Gaming). Einen Anschaffungspreis von etwa 200 Euro ist die Hardware allemal wert und dank hochwertiger Bauart auch vergleichsweise langlebig.
Einzelne Bauteile lassen sich bei Bedarf sogar jetzt noch frei austauschen, auch wenn die Austauschhardware immer teurer wird. Mit weniger anspruchsvollen Desktops wie Cinnamon oder XFCE ermöglicht die Hardware für kleines Geld umfassende digitale Teilhabe. Dies nur als Empfehlung – denn die Hardware schafft auch Gnome oder KDE ohne Murren.