Mennefer, Ägypten, Bronze Zeitalter und die Stadt des Gottes Ptah brennt. Barisone steht mit 10.000 Mann vor den Toren der ägyptischen Hauptstadt in der Weltpremiere von Total War Pharao.
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Er ist uns 3:1 überlegen, greift alle vier Haupttore gleichzeitig an und hat an allen Angriffsflanken in etwa die gleiche Mannstärke inklusive Rammen sowie je drei Belagerungstürmen. Als Ramses III., als Pharao und damit Gott für unsere Truppen, liegt es an uns eine enorm breite und tiefe Linie zu halten. Denn Mennefer ist riesig, die vier Mauern zwar sehr langgezogen, es gibt aber keinerlei Verteidigung im Inneren.
Uns steht nur eine Hauptmauer zur Verfügung, keine zweite oder dritte Verteidigungslinie und die Vorstadt, die steht bereits in Flammen.
Denn das 2023er Total War lässt die Macht der Götter auf uns herab prasseln: Ist es sengend heiß, wie jetzt gerade in dieser Schlacht, fressen sich die Feuerpfeile der Ägaier in Windeseile durch unsere Lehmhütten mit ihrem Holz-Mobiliar. Würde Göttin Isis jetzt Regen schicken, würden die Brände gelöscht, doch der Wind facht die Flammen eher noch an, die sich bedrohlich in Richtung des Tempelviertels bewegen.
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Die Architektur und Liebe zum Design fühlt man hier permanent: Achten Sie mal darauf, wie riesig die Statuen sind im Kontrast zu den Streitwagen, die zu den größten Einheiten des Spiels zählen. Ja, es ist nicht Medieval 3, worauf alle warten. Aber es ist absolut episch.
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Das schlägt auf die Moral unserer Soldaten nieder, schließlich brennt hier gerade ihr Zuhause. Und es erschwert die Koordination, denn plötzlich sind gewisse Straßen nicht mehr passierbar, wir müssen Truppen umleiten, die sonst von der Feuersbrunst eingeschlossen werden.
Doch wir können das Feuer auch zu unseren Gunsten nutzen. Die Hitze macht die Palmenhaine vor unseren Stadtmauern leicht entzündlich. Da Barisone mit seinen Belagerungstürmen auf unser Haupttor zumarschiert, warten wir bis zwei davon innerhalb des Palmenhains stehen.

Die Schlachten sind fordernd, weil unsere eigene ägyptische Infanterie nur leichte Lederrüstung trägt, während die Agaier über schwere Plattenrüstungen und massive Schilde verfügen, die gut gegen Pfeilhagel schützen.
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Befehlen unseren Bogenschützen ihre Pfeile in Brand zu setzen, lassen anlegen – Flammenpeile surren durch die Luft und verwandeln die kleine Oase in eine Feuersbrunst. Die Flammen fressen sich schnell durch die hölzernen Türme, die Truppen, die hoch oben warteten, springen panisch in den Tod.
Barisone, Anführer der Agäier wollte die Moral unserer Armee mit Feuer brechen, jetzt tun wir das gleiche bei seinen Mannen – die schwer gepanzerte Infanterie seines Seevolkes kann nicht einfach zum Sprint ansetzen, viele werden von den Flammen verschlungen.
Lesetipp: Wer sich für die Kunst von Total War interessiert, dem sei dieses exzellente Werk empfohlen. Creative Assemblys Artists erklären hier im Detail, wie einzelne Kampfeinheiten und Helden entstanden sind – von der frühen Konzeptphase zum finalen Render.
Wie Sandstürme und Monsunregen die Schlacht drehen können

Wir haben die Hauptschlacht öfter mal direkt in der Tempelanlage geschlagen, einfach weil wir die Epik genießen wollten. Wer Assassin’s Creed Origins mochte, der wird Total War Pharao lieben. So ein fantastisches Szenario.
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Wer Ägypten mag, der wird Total War Pharao lieben. Wie fantastisch sieht das bitte aus: Die Tempel des Schutzherren Pthah im Zentrum werden umflankt von riesigen Statuen, die der Szenerie etwas Episches verleihen.
Das ist alles mit enorm viel Liebe designt für Säulenhallen, das Sanktuar, das Balsamierungshaus, die Statuen der Gottheiten und verstorbenen Pharaonen, die über die Stadt wachen. Wir sehen Villenviertel mit Badehäusern für die Elite und hohen Priester. Ra – der Gott der Unterwelt dient hier als Wächter über Mausoleen.

Das Ende magischer Leitern: Pharao ist ein historisches Total War, entsprechend müssen Soldaten die Leitern in Belagerungstürmen hochklettern, was etwas Zeit kostet und dann von der Rampe auf die Mauer springen, was wir mit einer Phalanx blocken können.
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Besonders gut gefällt uns, dass Pharao das Design seiner Städte nicht nur als Eye-Candy für Historien-Fans verwendet, sondern auch strategisch.
Zum Tempel des Ptah führen vier breite Prachtstraßen, an deren Ende jeweils einer der Siegpunkte liegt. Hier können wir den Feind blocken oder gar mit Streitwagen überrennen, so diese genug Raum haben, um Geschwindigkeit aufzubauen. Schwere Veteranen-Infanterie lassen wir in Phalanx-Formation antreten, um feindliche Rushes auf den Siegpunkt zu blocken. Das will allerdings alles sehr gut geplant sein, denn der Tempelbezirk ist weit weg von den Mauern.
Die lassen sich jetzt auch untergraben: Investieren wir oder der Feind drei Runden, lassen sich Mauern so lange untergraben, bis ein Teil zu Beginn der Schlacht einstürzt, was dann gerne mal die eigene Verteidigung komplett umwirft. Passiert das, können wir spezielle Formationen befehlen – etwa die Schildformation, um enge Mauerstellen, die gerissen sind, zu blockieren.
Oder wir lassen unsere Soldaten zwei, drei Schritte zurück machen, allerdings in aktiver Kampfhaltung – der Feind rusht rein, versucht zu pushen, wir fallen ihm links und rechts in die verwundbare Flanke. Das funktioniert auch gut, wenn eines der Tore bricht.

Vielleicht hätte sich Creative Assembly für ein fortgeschritteneres Zeitalter entscheiden sollen: Wir haben zwar drei Varianten von Streitwagen, jeweils mit Bogenschützen oder als Schockeinheit. Aber keine Pferde, Kamele oder Dromedare als Kavallerie.
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Generell soll sich Total War Pharao viel dynamischer anfühlen: Es ziehen regelrechte Stürme auf und Blitze fahren auf den Boden hinab, die unsere Soldaten in Panik versetzen können, denn man sah das damals als Zorn der Götter. Erdebenen sammeln bei leichtem Regen nur Pfützen an, die sich lediglich atmosphärisch auswirken.
Starker Monsunregen, flutet regelrecht das Schlachtfeld und verwandelt es in Matsch. Streitwagen bleiben hier stecken, schwere Hethiter-Infanterie mit Plattenrüstungen braucht länger um durchzuwaten, als unsere leichtfüßigen Medjay des Ramses, die nur Lederrüstungen tragen.

Sandstürme bauen sich in ihrer Intensität auf und wenn die Truppen im Auge stehen, können sie weder herausfeuern mit Bogenschützen, wir sie aber auch nicht mit unseren Fernkampfeinheiten treffen, haben aber Zeit sie einzukesseln.
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Ein inszenatorisches Highlight sind auch Sandstürme, die ganze Strategien stören und zerstören können: „Wenn der Sandsturm eintrifft, erhalten alle Fernkampfeinheiten Schwächungseffekte – sie laden langsamer und ihre Präzision sinkt, weil der Sturm Pfeile von ihrer Flugbahn ablenkt“, erklärt uns Game Director Todor Nikolov.
Der Sandsturm eröffnet diverse taktische Manöver:
- Wir ziehen unsere Bogenschützen in die hinteren Linien und lassen sie gezielt auf alles schießen, was sich außerhalb des Sandsturms befindet
- Wir nutzen den Sandsturm, um schnelle Einheiten – etwa Streitwagen in die Flanke des Feindes zu stoßen, ohne dass er direkt reagieren kann. Seine Bogenschützen treffen jetzt nicht aus hoher Distanz, er kann also nur reagieren, wenn es bereits zu spät ist
- Wir nutzen den Sandsturm, um unsere Schützen auf Hügeln in Stellung zu bringen und die feindliche Armee einzukreisen in gewissem Abstand – gelingt es uns die Soldaten des Gegners ins Auge des Sturms zu zwingen, gehen sie geschwächt heraus, während unsere Truppen frisch sind
Das absolut fantastische Troy: Total War, welches ebenfalls von Creative Assembly Sofia stammt, gibt’s mittlerweile zum Hammer-Preis von 19,99 Euro.
Die Kampagne: Welchem Gott sollen wir huldigen?

In Total War Pharao hängt viel davon ab, welchen Göttern wir huldigen und ob wir uns dafür entscheiden die Generalslaufbahn einzuschlagen oder etwa Hoher Priester zu werden, was andere Einheiten und Möglichkeiten der Intrige freischaltet.
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Die Nilschwemme verwandelt Ägypten in ein komplett anderes Land und Creative Assembly findet spannende Möglichkeiten die unterschiedlichen Jahreszeiten Ägyptens in sein Gameplay einzubauen: Nur wenn der Nil übertritt, ist gewisses Land fruchtbar. Zudem erlaubt es uns schnell Einheiten zu verlegen, weil wir auf dem Nil fahren können, statt unsere Truppen laufen zu lassen, was ihnen Kampfkraft spart für die Schlacht und die Versorgung erleichtert.
In diesem Video verrät Creative Assembly sehr viele Details zur Kampagne:
Super spannend: In der Kampagne geht es gar nicht nur darum Pharao zu werden, sondern wir haben die Wahl: Etwa welchen Gottheiten wir Tempel errichten wollen – Kriegsgott Ra, Anubis, Gott der Unterwelt oder Isis, die etwa in Provinzen, wo für sie Tempel stehen +1 Glücklichkeit bringt, was für einen Anstieg der verfügbaren Arbeitskräfte sorgt.
8 unterschiedliche Gottheiten pro Volk haben wir bereits gesehen. Wir können uns zudem dem Hohen Rat des Pharao anschließen und dort diverse Rollen ausfüllen – etwa als General, der Zugriff auf Spezialeinheiten erhält. Oder Hoher Priester respektive Vesier, die die Kunst der Intrige beherrschen, was ja eines der Highlights von Total War: Three Kingdoms war.

Interessant: Wir arbeiten uns am Hof nach oben, als Kommandeur der Leibwache gewinnen wir etwa den Zugang zur Elite Ägyptens. Als Wesir und Hoher Priester sind wir sehr nah am Pharao.
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Dieses ganze System gibt es auch für die Hethiter, was besonders charmant ist: Gottheiten wie Kumarbi, Kurunta, Shaushka, Arinna und Tarhunna sind uns weit weniger geläufig als die berühmten ägyptischen Götter, entsprechend dürfte hier mehr Einarbeitung und Experimentierfreude gefragt sein.
Total War war ja immer gut darin, das Interesse an einer Epoche zu wecken. Und auch die Hethiter haben einen Rat, in dem wir z.B. zum Kommandeur der königlichen Leibgarde aufsteigen können, was neue Einheiten freischaltet. Oder zum High Commander, dem obersten Kommandeur aller Streitkräfte. Oder zum Richter oder gar Großkönig.
Wir können also sowohl Pharao werden, uns aber auch dafür entscheiden König der Hethiter zu werden, die technologisch sehr viel weiter fortgeschritten sind.

Creative Assembly ist fasziniert vom Bronzezeitalter, weil es den Untergang ganzer Zivilisationen zur Folge hatte. Durch Überschwemmungen, Vulkanausbrüche und andere Naturkatastrophen, wurde die ganze Welt neu sortiert.
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Dafür müssen wir unsere Legitimität erhöhen – müssen etwa Ländereien einnehmen und „Monuments of Greatness“ errichten – hierfür gibt es eine komplette, komplexe Upgrade-Kette. Erreichen wir ein gewisses Level an Legitimität, können wir den Pharao oder König der Hethiter herausfordern und müssen seine Truppen im Bürgerkrieg besiegen.
Die Kampagne dreht sich im Kern um den großen Kollaps des Bronzezeitalters – das Ende der Hethiter, den Niedergang der Ägypter als Weltmächte.
„Es war ein Kampf ums Überleben, wer kollabiert zuerst“, teast Creative Assembly im Rahmen der Weltpremiere. „Es ist eine Zeit, in der das große Reich Ägyptens anfängt zu zerfallen, gespalten durch Bürgerkriege und innere Konflikte, aber auch der Rest der Welt gerät ins Wanken durch Katastrophen und als die Seevölker eine gewaltige Invasion starten.“

Total War Pharao hat sehr tiefe Kampagnenelemente, die wohlig an das intrigante Schachern um Macht aus Three Kingdoms erinnern. Zudem gibt es die sechs Jahreszeiten Ägyptens, wir müssen uns also auf die Nilschwemme vorbereiten.
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Auch das wieder so eine spannende Komponente: Historiker wissen bis heute nicht, was damals geschehen ist: Plötzlich landeten riesige Armeen von Piraten mit exzellenter Ausrüstung, wie griechischen Panzerharnischen, an den Stränden und brandschatzten ein Reich nach dem nächsten.
Diesen Zerfall inszeniert Creative Assembly mit Zeitaltern:
Im ersten Zeitalter ist alles sehr bunt und farbenfroh, es geht den Ländern gut.
Je mehr “Säulen der Zivilisation“, also große Städte und Tempelanlagen zerstört werden, desto mehr rutschen wir ins Zeitalter der Krise ab, wodurch der Farbton etwas gedämpfer wird, mit weniger strahlenden Farben, eher gesättigter Tonalität.
Und das dritte Zeitalter ist der Kollaps, wo alles viel düsterer wird und immer mehr Umweltkatastrophen auftreten – Dürren, Überschwemmungen, Stürme – Total War: Apokalypse quasi. Wird super spannend.