Forscher arbeiten derzeit an einer digitalen Schnittstelle zwischen Gehirn und Rückenmark, um gelähmten Patienten ihre Fähigkeit zum Gehen zurückzugeben. In einer Pilotstudie konnte ein neues Implantat einem querschnittgelähmten Patienten, der bereits zehn Jahre lang gelähmt war, ermöglichen, wieder aus eigener Kraft zu gehen und zu stehen. Die implantierten Elektroden stimulierten auch die Regeneration des geschädigten Rückenmarks, sodass der Patient nach der Behandlung auch ohne das Gerät gehen konnte. Das berichtet das britische Fachmagazin Nature.
Brücke vom Gehirn zu den Muskeln
Um die Beine zu bewegen, sendet das Gehirn Signale über das Rückenmark hinunter an die Muskeln. Bei einer Querschnittlähmung ist diese Verbindung gestört. Die Forscher rund um Henri Lorach der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) haben eine drahtlose Verbindung zwischen Gehirn und Rückenmark geschaffen, um die natürliche Kontrolle über die Beinbewegungen wiederherzustellen.
Das System wurde im Rahmen der klinischen Pilotstudie an einem Patienten getestet. Durch Hirnscans konnten die aktiven Bereiche im Gehirn identifiziert werden, wenn sich der Patient vorstellte, seine Beine zu bewegen. Die Elektroden wurden implantiert und übertrugen drahtlos die Signale des Gehirns an das Implantat im Rückenmark. Dadurch wurden die Nerven stimuliert und die Beinmuskulatur gesteuert. Der Patient konnte wieder natürliche Bewegungen wie Stehen, Gehen, Treppensteigen und schwieriges Gelände bewältigen.
Stehen trotz ausgeschaltetem Gerät
Zusätzlich zur Gehfähigkeit verbesserte die Neurorehabilitation auch die neurologische Genesung. Der Patient konnte sogar mit Krücken gehen, wenn das Gerät ausgeschaltet war. Womöglich fördert die Verbindung zwischen Gehirn und Rückenmark auch die Neuanordnung der Nervenbahnen.
Eine neue Ära
Diese Behandlungsart steckt zwar noch in den Kinderschuhen, aber die Forscher sehen schon jetzt breite Anwendungsmöglichkeiten für gelähmte Menschen.
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