Beim Telefonieren oder Surfen nutzen Smartphones und Tablets elektromagnetische Strahlung, um Daten zu übertragen. Solche Funkwellen werden dabei zum Teil auch vom menschlichen Körper absorbiert. Weil die Technik in den vergangenen Jahren immer leistungsfähiger geworden ist und wir täglich viele Stunden mit unseren Mobilgeräten verbringen, kommt oft die Frage nach dem sogenannten SAR-Wert auf – und wie der eigentlich zu verstehen ist.
Kurz gesagt beschreibt die SAR-Kennzahl, wie viel Strahlung der menschliche Körper bei aktiver Gerätenutzung maximal aufnimmt. Wie man den Wert einordnet, welche Smartphones wenig strahlen und was man im Alltag beachten sollte, klären wir in diesem Beitrag.
SAR: Das steckt hinter dem Kürzel
SAR – das steht für „Spezifische Absorptionsrate“ und gibt bei Handys und Tablets an, wie viel Strahlung (oder Sendeleistung) Nutzer beim Telefonieren mit solchen Geräten maximal aufnehmen können. Es handelt sich also um eine „Worst Case“-Beschreibung, der SAR-Wert kann nur erreicht werden, wenn alle ungünstigen Umstände zusammenkommen: Maximale Sendeleistung des Handys, unmittelbare Nähe zum Gewebe und höchstmögliche Strahlenabsorption.
Aktuell gilt für zugelassene Geräte ein gesetzlicher Höchstwert von 2 Watt pro Kilogramm Körpergewicht, das deckt sich auch mit einer Empfehlung der internationalen Kommission zum Schutz vor nichtionisierender Strahlung (ICNIRP). Wer in Deutschland oder Europa also ein Handy oder Tablet kauft, kann sich darauf verlassen, dass der SAR-Wert diese Grenze auch bei intensiver Nutzung nicht überschreitet.
Anders als die ionisierende Strahlung (etwa Röntgen- oder Gamma-Strahlung) gilt die nichtionisierende Strahlung als deutlich weniger gesundheitsgefährdend. Ihre Energie reicht nämlich nicht aus, um Atome oder Moleküle im menschlichen Körper in einen elektrisch geladenen Zustand zu versetzen (zu ionisieren). Sie ist also nicht radioaktiv und nach den Erkenntnissen der modernen Wissenschaft auch nicht krebserregend. Dennoch wird die hochfrequente Strahlung vom Körper absorbiert und dort in Wärme umgewandelt.
Durften Hersteller den SAR-Wert früher noch selbst ermitteln (was wenig zuverlässig war) so gilt seit 2001 eine europäische Norm, die Messbedingen so präzise bestimmt, dass die Werte verschiedener Hersteller gut miteinander vergleichbar sind. Generell gilt: Je kleiner der SAR-Wert, desto weniger Strahlung nehmen Nutzer beim Telefonieren mit einem Gerät im eigenen Körper auf. Bei modernen Smartphones sind heute SAR-Werte von 0,1 bis 1,99 Watt/kg üblich.
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Was passiert bei der Aufnahme solcher Strahlung im Körper?
Anders als etwa bei Röntgenstrahlung kommt es bei Handystrahlung im Körper (nach aktuellem Stand der Wissenschaft) nicht zu strukturellen Veränderungen auf molekularer oder atomarer Ebene. Die Gewebetemperatur steigt aber an, denn irgendwo muss die absorbierte Energie ja hin: Es kommt zum „thermischen Effekt“.
Weil man Handy und Co beim Telefonieren ja oft an die Schläfe hält, wirken Strahlungen dabei auch direkt auf den Kopf, beziehungsweise auf das menschliche Gehirn. Damit sich dieser thermische Effekt im Rahmen hält, gibt es verbindliche Obergrenzen für den SAR-Wert. Man kann auch ein paar einfache Regeln befolgen, um sich im Alltag möglichst wenig Handystrahlung auszusetzen. Solche Schutzmaßnahmen stellen wir Ihnen in diesem Beitrag ebenfalls vor.
Vor einer leichten Körpererwärmung beim Telefonieren muss man eigentlich keine Angst haben. Denn der gesetzliche SAR-Höchstwert sorgt dafür, dass sich das Gewebe von Handynutzern auch in kritischen Bereichen (wie dem Gehirn) nicht um mehr als 0,1 Grad Celsius erwärmen kann – und diese Temperaturerhöhung wurde bereits von zahlreichen Studien als nicht gesundheitsgefährdend eingestuft. Zudem wird Wärme, die durch Strahlung erzeugt wird, auch in der Medizin genutzt: etwa bei der Diathermie.
So wird der SAR-Wert gemessen
Beim Messen des SAR-Wertes geht man heute systematisch vor: Das menschliche Gewebe wird mit einem Kopfmodell simuliert, das mit einer liquiden Masse gefüllt ist. Diese Flüssigkeiten weist ähnliche Eigenschaften wie organische Zellen auf, besonders was die Leitfähigkeit und Strahlenabsorption angeht. Auf Höhe der Ohren wird dann ein aktives Handy positioniert und gemessen, wie hoch die absorbierte Strahlendosis im Bereich von 10 Gramm des simulierten Gewebes ausfällt. Nach der Messung auf beiden Seiten wird der jeweils höhere Wert erfasst und gilt fortan als SAR-Wert des getesteten Gerätes.
Möglichst wenig Strahlung: So können Sie sich schützen
Wer seine tägliche Dosis Handystrahlung möglichst gering halten möchte, der kann sich mit ein paar einfachen Verhaltensregeln schützen. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz hat auch einen kompakten Leitfaden herausgegeben, der sich mit den technischen Hintergründen und den Auswirkungen von Handystrahlung beim Menschen befasst.
Für das Tragen des Smartphones in der Hosentasche oder für das Schlafen neben einem aktiven Smartphone (etwa auf dem Nachttisch) gibt die Behörde darin direkt Entwarnung: Ein Gesundheitsrisiko ist bei solchem Verhalten nicht zu befürchten. Auch für eine möglichst strahlungsarme Nutzung gibt die Broschüre Tipps:
Nicht bei schlechtem Empfang telefonieren: Haben Mobiltelefone Verbindungsschwierigkeiten, dann maximieren Sie ihre Sendeleistung – und damit auch die Strahlenbelastung beim Nutzer.
Dauer begrenzen oder zum Festnetz greifen: Für lange Telefonate kann man auf eine Festnetzleitung ausweichen.
Lieber Texten: Statt anzurufen, stehen Textnachricht als strahlungsarme Alternative zur Verfügung.
Mindestabstand einhalten: Beim Tragen und Nutzen eines Mobilgerätes sollte man sich an den Angaben und Empfehlungen des Herstellers orientieren.
Headset und Freisprechanlagen nutzen: Im Auto sollte man ohnehin nur über eine Freisprechanlage telefonieren. Anderweitig bieten sich Headsets an, weil man das Handy damit nicht so nah an den Körper halten muss. Bei Bluetooth-Geräten ist ein Abstand von mehreren Metern beispielsweise kein Problem.
Im WLAN surfen: Das ist strahlentechnisch besser als im mobilen Netz, auch der Verzicht auf das automatische Abrufen von E-Mails kann die aufgenommene Strahlendosis reduzieren.
Auf den SAR-Wert achten: Handys mit einem SAR-Wert unterhalb von 0,5 Watt/kg gelten als strahlungsarm. Auch das Label „Blauer Engel“ kann eine Einkaufshilfe sein: Es bezeichnet Smartphones, die umweltfreundlich produziert wurden und einen maximalen SAR-Wert von 1 Watt/kg haben.
Handys mit wenig Strahlung: Diese Smartphones haben einen niedrigen SAR-Wert
Wer beim Thema Handystrahlung lieber auf Nummer Sicher gehen möchte, der kann zu einem besonders strahlungsarmen Smartphone greifen. Diese Handys haben einen SAR-Wert unter 0,5 Watt/kg:
- Xiaomi Redmi Note 8T: 0,19 Watt/kg
- Emporia Smart 5: 0,21 Watt/kg
- Samsung Galaxy A80: 0,22 Watt/kg
- Samsung Galaxy A72: 0,23 Watt/kg
- LG G7 ThinQ: 0,24 Watt/Kg
- Motorola razr 5G: 0,27 Wattt/kg
- Samsung Galaxy S20: 0,28 Watt/kg
- Huawei P30: 0,33 Watt/kg
- Samsung Galaxy S21 5G: 0,46 Watt/Kg
Das Bundesamt für Strahlenschutz stellt eine Datenbank mitsamt Suchfunktion zur Verfügung, in der Sie die SAR-Werte verschiedener Smartphones abfragen können. Leider sind dort noch nicht alle Modelle gelistet. Hier geht’s zum SAR-Check.
Allgegenwärtig: Die kosmische Strahlung
Ob 5G, Handystrahlung oder die Mikrowelle in der Küche: Sobald es um Strahlung geht, neigt mancher zu größtmöglicher Skepsis – nicht immer aus gutem Grund. Natürlich muss man nicht jeden technischen oder wissenschaftlichen Fortschritt unkritisch übernehmen: Man denke an verbleites Benzin, den Missbrauch von DDT in den 60er-Jahren oder die gruselige Geschichte der „Radium Girls“. Handystrahlung umgibt uns aber schon seit Jahrzehnten, sie war und ist Gegenstand intensiver wissenschaftlicher Untersuchung – bisher ohne jedes alarmierende Ergebnis.
Ohne Strahlendosis lebt auf der Erde sowieso niemand, auch jenseits von Handy oder Funkmasten. Täglich umgibt uns die sogenannte kosmische Strahlung. Anders als Funkwellen vom Handy hat diese eine ionisierende Wirkung. Sie hat also die Möglichkeit, das Erbgut in Zellen zu schädigen und Krebs auszulösen – das Risiko dafür ist aber sehr niedrig.
Die hochenergetische kosmische Strahlung stammt von der Sonne, der Milchstraße oder sogar aus fernen Galaxien – und sie ist allgegenwärtig. Auch kosmische Gamma-Strahlung wirkt 24 Stunden am Tag auf uns ein. Im Flugzeug ist diese Strahlung übrigens intensiver als auf dem Boden, denn die Atmosphäre und das Magnetfeld der Erde wirken auf die schädliche Strahlung wie ein Filter.
Eine ernste Gefahr geht von dieser Strahlung aber selbst für Vielflieger nicht aus. Auch eine Untersuchung der Auswirkung kosmischer Strahlung auf Stewardessen gab zuletzt Entwarnung.
Im Grunde gilt also das Gleiche wie beim Handy: Wenn sich die Strahlendosis in Grenzen hält, muss man sich eigentlich keine Sorgen machen.