Sony Playstation produziert fast durchgängig Game-of-the-Year-Kandidaten und hat jedes Jahr 2 bis 3 Must-Have-Titel. Spiele, die jeder erleben möchte und dafür eine PS4 oder PS5 kauft: Was Jim Ryans Team bei Sony Playstation geschaffen hat, ist durchaus beeindruckend:
- 2015: Bloodborne // Until Dawn // The Order 1886
- 2016: Uncharted 4 // The Last Guardian // Ratchet & Clank
- 2017: Horizon Zero Dawn // Gran Turismo Sport
- 2018: God of War // Detroit: Become Human // Shadow of the Colossus
- 2019: Days Gone // Death Stranding
- 2020: The Last of Us Part 2 // Final Fantasy VII Remake // Demon’s Souls // Ghost of Tsushima
- 2021: Returnal // Rachtet & Clank: Rift Apart // Deathloop // Kena: Bridge of Spirits
- 2022: Horizon: Forbidden West // Gran Turismo 7 // Forspoken // God of War: Ragnarok

Der Erfolg von Sony Playstation liegt in seinen Ambitionen, das Game of the Year zu stellen: Sie entwickeln keinen Durchschnitt, so ziemlich jede neue Marke wie Horizon Zero Dawn oder Forbidden West haben neue Maßstäbe gesetzt.
Guerrilla Games
Schauen wir uns das auf der strategischen Ebene an, dann hatte Sony Playstation jedes Jahr mindestens 2 Exklusiv-Blockbuster plus zwei, drei kleinere, experimentelle Titel. Bei einem Uncharted, God of War, The Last of Us oder diesen Winter – Spider-Man 2 weiß man, dass sie nicht nur minimal ihre Milliarde Umsatz machen, wodurch sie hochprofitabel sind, sondern vor allem früher PS4s, heute PS5s verkaufen.
Unter experimentellen Titeln würden wir kleinere Projekte fassen wie The Last Guardian, Deathloop oder Kena: Bridge of Spirits, die gute Spiele sind, aber weniger Hype generieren als die großen Blockbuster-Marken.
Schauen wir uns das Xbox-Exklusiv-Line-Up derselben Zeit an:
- 2015: Halo 5 Guardians // Rise of the Tomb Raider // Forza Motorsport 6 // Ori and the Blind Forest // Gears of War: Ultimate Edition
- 2016: Quantum Break // Gears of War 4 // Forza Horizon 3 // ReCore // Dead Rising 4
- 2017: Halo Wars 2 // Cuphead // Forza Motorsport 7 // Super Lucky’s Tale // PUBG
- 2018: Sea of Thieves // State of Decay 2 // Forza Horizon 4 // Ashen // Below
- 2019: Crackdown 3 // Gears 5 // The Outer Worlds // Blair Witch
- 2020: Gears Tactics // Ori and the Will of Whisps // Battletoads // Call of the Sea // Tell me Why
- 2021: The Medium // Psychonauts 2 // Forza Horizon 5 // Microsoft Flight Simulator
- 2022: Halo Infinite // Grounded // Somerville // As Dusk Falls

Schwierig an der Xbox-Strategie ist, dass Microsoft nur wenige Exklusivtitel veröffentlicht, und diese waren in den letzten Jahren häufig eher klein gedacht: Gears Tactics ist ein nettes Spiel für zwischendurch, aber kein Blockbuster.
IDG
Sich das so zu veranschaulichen, zeigt sehr schön, wo Microsoft falsch abgebogen ist: Noch 2015 hatte man 3 Xbox-Exklusiv-Blockbuster mit Rise of the Tomb Raider, Halo 5, Forza Motorsport 6. Ähnlich in 2016 und 2017. Ab 2018 wurde es schwächer – Forza Horizon 4 war der Star des Jahres, Sea of Thieves auch ganz nett, aber nichts, für was man damals eine Xbox One kaufen würde. State of Decay 2 ist auch eher kein Triple-A-Blockbuster, gerade grafisch nicht. 2019 hatte man dann wieder ein starkes Jahr mit Gears 5, Crackdown 3 und dem sehr guten The Outer Worlds.
Anschließend ein schwaches 2020 – Gears Tactics ist einfach kein Blockbuster-Titel. Das XCOM im Gears-Universum spielt man mal, weil es kostenlos im Game Pass liegt, aber dafür kauft niemand eine Next-Gen-Konsole. Der beste Xbox-Exklusivtitel des Jahres war Ori and the Will of the Whisps, was zu wenig ist. 2021 war wieder etwas stärker mit dem Flight Simulator und Forza Horizon 5.
2022 dann wieder ziemlich schwach – Grounded, welches im Ameisenreich spielt, ist eine nette Idee, aber eben wieder kein Must-Have-Titel – nichts, wofür man eine Xbox Series X kaufen würde.
Bitte nicht falsch verstehen: So kleine Indies kann man immer wieder dazwischen streuen, wir spielen die auch gerne. Aber es müssen viel mehr große Spiele her, die die Hardware voll ausreizen. Halo Infinite war der einzige Xbox-Star des Jahres – das reicht nicht. Es fehlt Xbox an System-Sellern – Spiele, die Konsolen verkaufen und die vor allem zeigen, was die bärenstarke Xbox-Series-X-Hardware kann.
Mehr als zwei Jahre nach Release der Konsole ist es erstaunlich, wie wenige Xbox-Exklusivtitel die Grafik-Power der Series X wirklich ausschöpfen.
Redfall im Test: Viel zu wenig Arkane-Magie in einem erstaunlich schwachen Loot-Shooter
Xbox-Boss Phil Spencer hat das erkannt und reagiert: Die letzten schwachen Jahrgänge sind der Grund, warum Bethesda und Activision so essenziell sind für das Wachstum von Xbox.
Activision-Studios könnten zum Beispiel alle großen Call-of-Duty-Teile als Hochglanz- Remaster für Game Pass entwickeln, was massiv Game-Pass-Abonnenten ziehen und Ihnen eine größere Release-Pipeline verschaffen würde, die Xbox dringend braucht.
Nachdem sich Redfall bislang schwertut, ist Starfield der einzige Star im Line-Up 2023, der sich wohlgemerkt erst noch beweisen muss. Das ist ein Management-Fehler, der so nicht mehr passieren darf.
Phil Spencer: „Wir können die besten Spiele der Welt entwickeln, wir werden dadurch nicht mehr Konsolen verkaufen als Sony“
Sony Playstation hat einen Laser-Fokus auf grafisch atemberaubende Singleplayer–Erfahrungen
Letztlich ist das der Grund, für den riesigen Erfolg von Sony Playstation: Sie machen kein Free2Play, nur hin und wieder und sehr dosiert Games-as-a-Service. Sony entwickelt in erster Linie Blockbuster, die in der Regel drei Eigenschaften teilen:
1. Sie sind grafisch überwältigend: Von The Last of Us über Uncharted bis Horizon: Forbidden West und God of War: Ragnarok hat Sony jedes Jahr die Grafik-Referenz-Krone verteidigt.

Charaktere in The Last of Us Remastered sahen bereits 2014 auf der Playstation 4 Pro besser aus als die Vampire und Kultisten auf Redfall auf der Xbox Series X. Das darf nicht sein.
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2. Playstation-Exklusivtitel erscheinen in der Regel in tadellosem Zustand: Wenn wir uns alle Exclusives seit 2015 nochmal anschauen, erinnern wir uns an nur sehr wenige Bugs beim Launch. Playstation-Spiele verdienen fast immer das Prädikat „sehr empfehlenswert“ oder sogar Must-Have.
Sony legt enorm viel Wert auf exzellentes Polishing und Qualitätskontrolle und das, obwohl ihre Spiele häufig sehr ambitioniert sind – Horizon Forbidden West ist ein Koloss – alleine 40 Stunden braucht man für die Hauptstory, wer alles erleben will, kann hier auch locker die doppelte Zeit verbringen. Gleiches gilt bei God of War Ragnarok.

Playstation-Studios genießen einen sehr guten Ruf, weil sie nicht nur fantastische Erlebnisse entwickeln, sondern diese auch weitestgehend fehlerfrei erscheinen. Sony erlaubt sich keine Schludrigkeiten – Probleme mit KI und Glitches sind selten.
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3. Sonys Fokus liegt fast immer auf Singleplayer, weil das erlaubt, seinen Studios aus der Playstation 5 alles rauszuholen. Multiplayer-Titel sind meist eher zweckmäßig designt und auf hohe FPS-Zahlen optimiert, nicht darauf, Wow-Momente zu erzeugen. Call of Duty: Modern Warfare 2 oder Fortnite sehen auf der PS5 nett aus, aber nicht überwältigend – die Wow-Momente kommen aus einem God of War Ragnarok, The Last of Us Part 2 oder dieses Jahr Spider-Man 2, was sich nach dem ersten Gameplay wohl wieder die Grafikreferenz-Krone im Konsolenbereich sichern wird.

Playstation-Studios entwickeln seit langer Zeit bereits jedes Jahr eines der besten Singleplayer-Spiele. Eine brillante Strategie, weil die Kampagne perfekt geeignet ist, um zu zeigen, was die eigene Konsole an grafischer Epik zaubern kann.
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Diese Strategie funktioniert für Sony Playstation auch auf der wirtschaftlichen Seite:
God of War Ragnarok hat 200 Millionen US-Dollar gekostet und bereits jetzt 11 Millionen Einheiten verkauft. Bei einem Preis von 70 Euro/US-Dollar, sind das 770 Millionen Euro/US-Dollar Umsatz. Und das war nur in seinen ersten 10 Wochen. Es wird also spielend die Milliarden-Grenze erreichen, womit Sony ein Fünffaches seines Investments als Gewinn vor Steuern rausholen würde.
Tendenziell noch deutlich mehr – das 2018er God of War hat bis heute 23 Millionen Spiele verkauft. Daran sieht man schon, dass das Geschäftsmodell von Sony sehr gut funktioniert. Und zwar (fast) durchgängig:
- The Last of Us: 20 Millionen Spiele verkauft
- Uncharted 4: 25 Millionen Spiele verkauft
- Spider-Man: 33 Millionen Spiele verkauft
- Horizon Zero Dawn: 20 Millionen Spiele verkauft
- The Last of Us Part 2: 10 Millionen Spiele verkauft
- Horizon: Forbidden West: 8.4 Millionen Spiele verkauft
Bei diesen Zahlen muss man beachten, dass wir von Life-Time-Sales reden, also allen Verkäufen seit Launch. Je mehr Menschen sich eine PS5 kaufen, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass sie etwa ein Horizon: Forbidden West als eines der Top-3-Spiele der Playstation 5 kaufen werden.
Sony Playstation arbeitet fokussiert, Microsoft will überall mitspielen

Microsoft macht gerade viel richtig auf dem PC, gerade das Revival von Age of Empires war ein exzellenter Zug, um auch hier Game-Pass-Abonnenten glücklich zu machen. Sie dürfen sich aber nicht wieder so verzetteln wie damals in der Xbox-One-Ära.
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Phil Spencer sagt immer „Wir wollen Spiele entwickeln, die auf jedem Device laufen, jedem Screen.“ Das ist keine Strategie, die funktionieren wird, weil Spiele einen Fokus brauchen. Studios müssen genau wissen: Entwickeln wir hier ein Triple-A-Produkt für eine anspruchsvolle Zielgruppe, die auf einem großen 4K-TV spielen?
Microsoft hat die Xbox-One-Ära verloren, weil ihr Fokus überall war, nur nicht auf Spielen
Berühmt wurde etwa dieser „TV – TV – TV“-Zusammenschnitt von der Weltpremiere:
Oder auf einem Smartphone, wo grafische Epik zweitrangig, dafür aber Touch-Steuerung enorm wichtig ist. Der Mobile-Markt ist sehr speziell, wer die Fans von Fortnite auf iPhone und Android abholen will, der muss ein Halo Infinite anbieten, was sich perfekt mit Touch spielt. Das würde viele Ressourcen bei 343 Industries binden, die auf Xbox Series X fehlen würden.
Hier muss man vorsichtig sein nicht wieder den Fokus zu verlieren. Microsoft hat die Xbox-One-Ära verloren, weil ihr Management nicht verstanden hat, was eine Next-Gen-Konsole verkauft. Wir alle erinnern uns an die TV-TV-TV-Memes.

Die XCloud-Initiative ist ein großes Risiko: Wollen Xbox-Studios wirklich, dass ein technisch atemberaubendes Spiel wie Forza Horizon statt im Kino-Format auf 65 Zoll auf einem winzigen Smartphone-Screen gespielt wird?
Xbox
XCloud ist super für spezialisierte Handheld-Konsolen wie die Logitech XCloud, die wir gerade testen, weil diese die Xbox-Erfahrung mit ihren exzellenten Analogsticks 1:1 übertragen. Es wird nicht für Smartphones funktionieren und das muss es auch gar nicht – Microsoft muss sich jetzt auf seine zwei Kernmärkte Xbox Series X/S und Windows 10/11 Gaming konzentrieren – sobald hier der Hase läuft, kann man Ressourcen umshiften für spezialisierte Mobile-Teams, die Spiele auf Touch optimieren, wenn man diesen Markt unbedingt mitnehmen will.
Es ist für Xbox jetzt aber wirklich essentiell, den gleichen Laser-Fokus auf Blockbuster zu entwickeln, der Sony Playstation so beliebt und erfolgreich gemacht hat.