Die Strompreise sind mittlerweile wieder deutlich gesunken. Das ist bitter für Kunden, die noch in einem alten, hochpreisigen Stromvertrag mit langer Kündigungsfrist festsitzen. Hier sollten Sie in Ihren (Online-Unterlagen) nachschauen, wann Sie diesen Vertrag frühestmöglich kündigen können und wie lange vorher Sie kündigen müssen. Diesen Termin notieren Sie sich und kündigen dann rechtzeitig. Wichtig: Ein nach dem 1.3.2022 abgeschlossener Vertrag kann nach Ablauf der Erstvertragslaufzeit jederzeit gekündigt werden.
Tappen Sie nicht in diese Kostenfalle: Leichtfertig bei bestehendem Anbieter verlängern
Einige Stromanbieter wie Eprimo bieten Kunden mit längerfristigen und teuren Verträgen jetzt vermeintliche Sparangebote. So verschickt Eprimo an Kunden, die derzeit 44,46 Cent für kWh zahlen (hier greift die Strompreisbremse bei 40 Cent) und die damit deutlich über dem derzeit üblichen Durchschnittsstrompreis von 30,7 Cent/kWh liegen, (teilweise werden auch 32 Cent als durchschnittlicher Strompreis für Neukunden genannt) ein Angebot mit den Slogans “Langfristig gut versorgt” und “Jetzt günstigeren Tarif mit Preissicherheit sichern!”. Darin wird den Kunden ein neuer Preis angeboten: 39,70 Cent pro kWh. Der Arbeitspreis bleibt unverändert. Eprimo setzte dem Kunden eine Frist, bis zu der er den neuen Vertrag abschließen muss: Bis 14. Mai 2023 (mittlerweile also abgelaufen).
Das neue Angebot liegt also nur minimal unter der Strompreisbremse und bringt dem Kunden somit nur eine äußerst geringe Ersparnis, die weit unter einem Cent pro kWh liegt. Doch der neue Vertrag hat in einem uns vorliegenden Fall einen großen Haken: Es verlängert sich damit die Laufzeit. Denn der bisherige, hochpreisige Stromversorgungsvertrag mit 44 Cent pro kWh endet im April 2024 und kann sechs Wochen vorher gekündigt werden. Der Kunde könnte also ab Mai 2024 bei einem anderen Stromanbieter deutlich günstiger seinen Strom beziehen.
Das vermeintliche Sparangebot von 39,70 Euro pro kWh gilt dagegen bis 31. Juli 2024 und der Kunde kann erst ab August 2024 in einen deutlich günstigeren Vertrag bei einem anderen Anbieter wechseln.

Eprimo
Denn die 39,70 Cent pro kWh, die Eprimo als “günstiger Stromtarif mit Preisgarantie” anpreist, sind in Wirklichkeit richtig teuer. Laut Check24 bekommt der Kunde an seinem Standort Strom durchaus schon für 29,46 Cent pro kWh. Auch der Grundpreis wäre deutlich niedriger bei Abschluss eines neuen Vertrages: Nur noch 99,35 Euro statt 136,64 Euro pro Jahr (sowohl im laufenden Vertrag als auch in dem neuen “Sparangebot”). Der Anbieter dieses günstigen Angebotes für Neukunden: Eprimo. Wohlgemerkt, die genannten Strompreise verstehen sich OHNE Bonus. Mit Bonus würde der Strompreis noch weiter sinken.

Eprimo
Eprimo ist obendrein keineswegs der günstigste Anbieter für Neukunden, andere Unternehmen bieten den Strom sogar noch günstiger an, wie Check24 zeigt, wenn man nach dem niedrigsten Preis sortiert.

Check24
Angesichts des hohen Arbeitspreises, den Eprimo in seinem angeblichen “Sparangebot” bietet und der rund 10 Cent über den günstigsten Strompreisen liegt, ist dieser Satz aus dem Angebotsschreiben definitiv nicht zutreffend: “Gute Nachrichten: Sie Preise an den Strommärkten sind gesunken – und das möchten wir an Sie weitergeben”.
Dieses merkwürdige Angebot passt zur Kritik von Verbraucherschützern an Eprimo. So stellte die Verbraucherzentrale Niedersachsen bereits im Februar 2023 fest, dass Eprimo “utopisch hohe Abschläge als Kundenfürsorge” verkaufen würde und schreibt: “Monatliche Forderungen rechnerisch nicht nachvollziehbar, in den vorliegenden Fällen um 600 bis 1.700 Euro überhöht.” Hessische Verbraucherschützer wiederum kritisieren im März:
Aktuell erreichen die Verbraucherzentrale Hessen viele Anfragen zu eprimo. Der Energieversorger mit Sitz in Neu-Isenburg hat Kunden zur Preisbremse und den neuen Abschlägen informiert. Und die liegen teils mehrere hundert bis tausend Euro über dem, was sich rechnerisch anhand des Verbrauchs und der geltenden Tarife ergibt.
Strom, Gas, Fernwärme: So überprüfen Sie, ob Sie zu viel zahlen
Überteuerte Strom- und Gasverträge: Abzocke mit neuer Masche