Bei der Deutschen Marine wurde genauso wie bei den anderen Teilstreitkräften der Bundeswehr über Jahrzehnte heftig gespart und dementsprechend ist auch die Marine in einem desolaten Zustand. Der Anschlag auf die Nordstream-Ostsee-Pipelines hat der Öffentlichkeit aber deutlich vor Augen geführt, wie wichtig eine einsatzbereite Seestreitkraft ist.
Da ist es eigentlich eine gute Nachricht, dass die Deutsche Marine jetzt ein neues Kriegsschiff bekommen hat: Die Korvette Emden (ein kleinerer und wendiger Schiffstyp), die am 4. Mai 2023 auf der Hamburger Werft Blohm + Voss ihre Schiffstaufe erhielt. Diese Korvette gehört zur K130-Klasse, von der fünf Korvetten bereits im Einsatz sind und fünf weitere neu dazu kommen – darunter eben die Emden. Doch das ist nur eigentlich eine gute Nachricht…
IT ist unfertig und lädt zu Hackerangriffen ein
Denn das Kriegsschiff teilt das Schicksal so vieler Neuanschaffungen der Bundeswehr: Es funktioniert nicht beziehungsweise darf keinesfalls in einen scharfen Einsatz geschickt werden – der pannenträchtige Hightech-Schützenpanzer Puma lässt grüßen: Defekter Puma-Schützenpanzer – Krisentreffen zwischen Bundeswehr und Rüstungsindustrie. Denn der Norddeutsche Rundfunk NDR berichtet, dass das Hochtechnologie-Schiff voller IT-Probleme steckt. Auch das erinnert an den Puma.
“Das Boot ist nicht zulassungsfähig und anfällig gegenüber Hacker-Angriffen”, zitiert der NDR Flottillenadmiral Andreas Czerwinski, Abteilungsleiter See im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) in Koblenz. Das BAAINBw ist für Neuanschaffung für die Bundeswehr zuständig und steht wegen der langsamen und umständlichen Beschaffungswege schon länger in der Kritik.
Bis zu 2,5 Jahre lang nicht einsatzbereit
Deshalb muss bei der Emden massiv nachgebessert werden. Diese Nachbesserungen dauert lange – von 2 bis 2,5 Jahren ist die Rede! Das neueste Kriegsschiff der Deutschen Marine kann also über zwei Jahre lang nicht eingesetzt werden.
Auch in diesem Video zur Schiffstaufe werden die IT-Probleme erwähnt:
Bemerkenswert: In der offiziellen Mitteilung der Bundeswehr zur Schiffstaufe der Emden wird deren desolate IT-Lage mit keinem Wort erwähnt. Ganz im Gegenteil wird in der Bundeswehr-Pressemitteilung die Technik der Emden sogar positiv hervorgehoben:
Die Korvetten der Braunschweig-Klasse sind auf neuestem Stand der Technik, besonders bei Schiffstechnik sowie Waffen- und Führungssystemen. Viele Anlagen an Bord sind automatisiert, wichtige Komponenten mehrfach vorhanden. Dank Stealth-Eigenschaften sind die Korvetten nur schwer zu orten. Zusätzlich zum eigenen Mehrzweckradar profitieren sie dicht unter Land von ihren leistungsfähigen Videosensoren. Außerdem können sie Hubschrauberdrohnen einsetzen. Das erweitert das Gebiet, das sie kontrollieren, über den Radarhorizont hinaus.
Aus der Pressemitteilung des BAAINBw
Nur dumm, wenn Hacker das alles lahmlegen können.
Immerhin sprach bei der Schiffstaufe am 4. Mai 2023 der Befehlshaber der Flotte, Vizeadmiral Frank Lenski, die Probleme der Informationstechnik offen an. Er sei sich aber sicher, dass öffentliche Auftraggeber und Industrie das Projekt gemeinsam “trotz der Verzögerungen aufgrund fehlender Bereitstellung eines IT-Informationstechnik-sicherheitskonformen Führungswaffeneinsatzsystem zu einem guten Ende führen” werden. Der „Stolperstein“ IT-Informationstechnik-Sicherheit zwinge aber zu weiterer Geduld, räumt Lenski ein.
Im Frühjahr 2024 soll die Besatzung zusammen mit der Fahrmannschaft der Werft mit der Erprobung der Emden beginnen.
Emden als Name hat lange Tradition
Mit dem Namen Emden gab es bereits einige deutsche Kriegsschiffe, einen kurzen Überblick bekommen Sie hier. Die wohl berühmteste Emden kämpfte im Ersten Weltkrieg und schrieb Geschichte, die sogar mehrmals verfilmt wurde.
Film-DVD auf Amazon kaufen: 13.000 Kilometer – Die Männer der Emden
Auf Amazon Prime streamen: 13.000 Kilometer – Die Männer der Emden
Bildschirme im Panzer: So werden Displays fit für den Krieg
Gefechtshelm Streitkräfte: Der neue Helm der Bundeswehr – kein Kevlar mehr
Bundeswehr sucht Pistole, die man versteckt tragen kann – für diese Spezialkräfte
Bundeswehr bekommt dieses neue Sturmgewehr: G95A1/HK416 A8 – Detailfotos
Neues Scharfschützengewehr für die Bundeswehr – das muss es können