1. Warum erscheinen Spiele so oft in einem Zustand, die sich nach Alpha oder Beta anfühlen?
Sorry, liebe Gamesbranche, aber das muss dringend enden: Es kann nicht sein, dass Käufer von Videospielen, die 60 bis 70 Euro für Eure Produkte ausgeben, sich fühlen, als wären sie Beta-Tester. Dieses Problem ist so gigantisch geworden, dass wir es regelrecht feiern, wenn mal ein Spiel zum Launch einfach funktioniert. Das ergibt für alle Beteiligten keinen Sinn. Folgendes passiert immer häufiger:
Ein Release erscheint völlig verbuggt, es gibt einen Shitstorm und es lädt sich negatives Image auf, wodurch weniger Menschen das Spiel kaufen.
Kurzfristige Konsequenz für Publisher/Studio: Geringere Einnahmen im ersten Quartal und viel schwierigere Planbarkeit

BF 2042 ist heute ein echt gutes Spiel, aber hatte einen extrem schlechten Launch: Technisch, aber auch finanziell. Die vielen Bugs haben viele Battlefield-Fans abgeschreckt und DICE ihre Fanbase gekostet, die schwer jetzt wieder zurückzuholen ist.
IDG
Die Roadmap für einen großen Titel und wie viel zusätzliches Geld dafür zur Verfügung steht, ergibt sich in der Regel aus Forecasts vor dem Launch. Aber auch aus den Verkäufen im ersten Monat, die in der Regel darauf schließen lassen, was ein Titel über seinen ganzen Lebenszeitraum absetzen wird. Plötzlich funktionieren die Forecasts nicht mehr, man weiß nicht, ob es Sinn ergibt, weitere DLCs, Karten etc. zu entwickeln und die ganze Pipeline verschiebt sich weiter nach hinten.

Battlefield 2024 soll wieder mehr Wert auf Zerstörung legen, inklusive epischer Levelution-Elemente. EA muss sich aber nicht wundern, wenn die Vorbestellungen geringer ausfallen als bei BF 2042.
IDG
Bei Battlefield 2042 (hier günstig kaufen im PC-WELT-Preisvergleich) hat DICE die ersten sechs Monate quasi nur mit Bugfixing verbracht, entsprechend spät sind wir in die Season 1 gestartet. Und sobald das nächste Battlefield angekündigt wird, werden es viel weniger Spieler vorbestellen, weil es dafür keinen Grund gibt. Jeder Gamer denkt: “Braucht sowieso erstmal Monate an Patches, bis es Spaß macht.”
Das ist schade, denn es entwertet letztlich die Arbeit des Studios.
Star Wars: Jedi Survivor ist jetzt der nächste Kandidat – fantastisches Spiel, aber mit völlig kaputter Performance auf dem PC. Gerade mit einer RTX 3080, 3070 oder auch 2080, also den gängigen Karten, muss ein Spiel doch ausführlich getestet werden?! Bleibt zu hoffen, dass KI in Zukunft bei der Performance-Optimierung helfen kann und wir uns seltener ärgern müssen.

Auffällig bei Ubisoft: Große Triple-A-Games leiden unter sinkenden Einnahmen in den Launch-Monaten, etwa bei Far Cry 6, was unter Performance-Problemen litt. Gamer warten immer häufiger ab, weil Spiele ein bis zwei Monate brauchen, um zu reifen.
Ubisoft
Langfristige Konsequenz für Publisher/Studio: Ein Studio, welches für kaputte Releases bekannt ist, wird weniger Einheiten ihres nächsten Spiels in den ersten Wochen verkaufen. Nennen wir es einfach mal den Battlefield-Effekt. DICE ist als Studio mittlerweile dafür bekannt, dass sie mindestens einen bis drei Monate benötigen, um ihre Spiele in einen halbwegs akzeptablen Zustand zu bringen. Entsprechend gering fällt der Umsatz im ersten Quartal aus. Bethesda ist auch ein solcher Kandidat – Fallout 76 erschien in einem Zustand, der mit “früher Alpha” noch nett umschrieben ist.
Fallout 76 ist vor allem als Meme in Erinnerung:
Entsprechend schwer dürfte sich ein Fallout 5 in den Vorbestellungen tun. Ubisoft hat dasselbe Problem mit einigen seiner Marken – Ghost Recon: Breakpoint erschien völlig verbuggt. Das ist schade, denn heute ist es ein Meisterwerk – einer der besten Singleplayer-Shooter überhaupt. Es hat sich aber nicht besonders gut verkauft. CEO Yves Guillemot bezeichnete die Verkaufszahlen zum Release als „sehr enttäuschend“. Will heißen: Unfertige Spiele zu launchen, ergibt auch finanziell keinen Sinn. Und mit Redfall kündigt sich gerade das nächste Sorgenkind an, weil die KI nicht richtig getriggert wird – wir spielen gerade und die Kultisten treffen nichts. Hat das denn niemand vorher getestet?
2. Warum funktionieren Save Games so oft nicht mehr nach einem Patch?

Ubisoft hat mit Anno 1800 alles richtig gemacht: Fantastisches Hauptspiel, gigantische DLCs mit den Wolkenkratzern von Dächern der Stadt und viele, viele neue Ideen mit Land der Löwen. Aber warum die Save-Game-Probleme? Ubi Connect basiert doch auf Cloud.
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Das ist ein noch skurrileres Phänomen: Immer wieder werden Save Games einfach von Patches zerstört – Spielstände, an denen jemand 20, 30, manchmal 100 Stunden gesessen hat, funktionieren dann einfach nicht mehr. Da Speicherstände in der Regel sehr klein sind, könnten diese doch automatisch in die Cloud wandern und dann mit gepatcht werden, oder?
Vielleicht ist das Ganze komplexer als man zunächst denken mag, aber das Zerstören von Save Games ist so ziemlich das Worst-Case-Szenario für jeden Gamer, der viel Liebe und Aufmerksamkeit in eine Insel in Anno 1800 (hier günstig im PC-WELT Preisvergleich kaufen) gesteckt hat. Eigentlich freuen wir uns auf die Neuigkeiten eines Patches, in den das Studio viel Passion und Liebe reingesteckt hat, aber dieser Umstand sorgt auch dafür, dass man sich immer ein bisschen Sorgen macht, ob denn hinterher noch alles läuft.
3. Warum bekommen wir immer weniger FPS in Games?

Heftige FPS-Einbrüche auf einer RTX 3080, einer der meistverkauften Grafikkarten der letzten Jahre: Wie kann das sein? Hat das keiner getestet? Hoffen wir, dass KI in Zukunft diesen Part übernehmen kann, weil diese mangelnde Optimierung zum Launch nervt.
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„Der Preis ist höher als die FPS, die man in diesem Spiel erreichen kann“
ist ein Zitat aus einer Steam-Review, welches zu den Höchstbewerteten der letzten Monate gehörte. Es bezog sich auf Wild Hearts, weil EAs Großangriff auf Monster Hunter eigentlich ein tolles Spiel ist, welches aber selbst auf Highend-Karten nicht die 60 FPS packt. Schade, weil es gerade ein Spiel ist, das uns ob seiner harten Bosskämpfe eigentlich sehr schnelle Reaktion erfordert, ruckelt gerne mal und fühlt sich nicht so richtig smooth an.

Performance-Probleme können ganze Launches zerstören: Warhammer 40K Darktide hatte derart massive FPS-Einbrüche und Stuttering; es war mitunter unspielbar, was diesem eigentlich guten Spiel einen schlechten Ruf auf Steam verschaffte.
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Sollten Spieleentwickler vielleicht in den Grafik-Optionen etwas anbieten, welches sich FPS-Ziel nennen könnte. Studios könnten uns eine Empfehlung geben, welche Einstellungen sie empfehlen, basierend auf unserer Grafikkarten-Generation, um 60 FPS oder gar 90 FPS zu erreichen für alle, denen ein butterweiches Spielgefühl wichtiger ist als Texturenschärfe. Also nicht nur einen Performance-Mode, sondern einen Locked-FPS-Modus.
4. Warum fühlen sich Spiele so oft nach Hausaufgaben an?
Wir leben in so einer völlig merkwürdigen Zeit gerade, wo es kaum noch möglich ist, ein Overwatch 2, ein Valorant oder Halo Infinite einfach anzuwerfen, um mal ein paar Stunden Spaß zu haben. Permanent wird man mit irgendwelchen Aufgaben und Checklisten genervt, die wir doch bitte “abfarmen” sollen, um „Random Skin XY“ freizuschalten.
Bitte nicht falsch verstehen: Wir haben gar kein Problem, hier und da mal einen coolen Skin zu kaufen, die Samurai-Rüstung in Halo Infinite sieht echt fantastisch aus und auch Overwatch 2 hat wirklich stylische Skins. Aber nervt uns doch bitte nicht so sehr mit „Daily Quests“, die sich nicht nach Spaß, sondern Checkliste-Abhaken anfühlen. Gaming sollte zur Entspannung beitragen, und uns nicht an Hausaufgaben aus der Schulzeit erinnern.