Devolver hat als kleines Indie-Label begonnen, heute sind sie das HBO der Gamesbranche und ihr Game of Thrones ist Hotline Miami. HBO hat auch all diese Shows, die so unterschiedlich und facettenreich sind, aber sie teilen sich oft eine Bildsprache, einen visuellen Signature-Style, und das trifft auch auf Devolver zu.
Was bei HBO das Color Grading ist, ist bei Devolver dieser brutale, oft blutige Over-the-Top-Action in Serious Sam, Shadow Warrior, Gunbrella, Cult of the Lamb, die aber immer wieder von Absurdität durchbrochen wird, bei der man lachen muss.

Devolver-Spiele haben schon so ihren Signature-Style: Anger Foot etwa erinnert vom Look & Feel an Hotline Miami, nur eben in 3D. Sie können aber auch ganz anders…
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Etwa bei Anger Foot, was so diesen 60ies-Style von Hotline Miami auf 3D umdreht, sich dadurch ganz anders anfühlt, aber doch vertraut ist und in dem wir Gangstern mit Krokodilsköpfen sprichwörtlich in den Hintern treten, bevor diese mit der Uzi den Raum in einen Schweizer Käse verwandeln können. Übrigens auch mit rhythmischer Synthwave-EDM, bei dem der Beat passend aufs Gameplay gelegt ist. Durch die vielen Leuchtfarben, das extreme Color Grading und den Comic-Style, fühlt sich das Ganze auch sehr künstlerisch an – als würde man ein Gemälde zum Leben erwecken. Und dieses künstlerische Element, das zeigt sich überall in Devolver-Spielen.
Große Empfehlung für alle Hotline-Miami-Fans: Die Comic-Bücher von Frederico Chemelio sind der Hammer

Wir müssen Euch in einem eigenen Special die wilde Story von Hotline Miami erzählen – ein Welthit, entwickelt von zwei Leuten. Zwei! Holy Shit.
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Devolver-Spiele können alles sein: Bunt, verspielt, verträumt. Als wir in Paris viele Neuheiten anspielen, fühlt sich das ein bisschen an, als würden wir durch das Louvre streifen. Es gibt überall so viel zu entdecken, wir werden permanent überrascht. Weil Devolver sich gar nicht in eine Schublade stecken lassen will: Wenn sie ein Indie-Darling entdecken, publishen sie es: Terra Nil hat es z. B. gerade auf Netflix geschafft, weil es den Aufbau von nachhaltiger Technologie und die Bewässerung karger Landschaft als forderndes Aufbaustrategiespiel inszeniert, was einfach so – wow, weil völlig neuartig – ist.
Dringende Empfehlung: Terra Nil – Ein forderndes Aufbaustrategiespiel, welches uns lehrt, nachhaltig zu wirtschaften, Wassernetze aufzubauen und karge Steppe in blühende Landschaft zu verwandeln
Letztlich ist das auch diese Devolver-Magie, die so viele Gamer anzieht: Wo wir bei EA, Activision & Co. immer vorher schon wissen, was uns erwartet, ist ein Devolver-Event wie ein Überraschungs-Ei: Die Schokolade schmeckt immer, aber man hat keinen Plan, was zum Spielen drin ist. In KarmaZoo von Pasta Games etwa verzaubert uns diese surreale, unglaublich designverliebte Welt, die Gamer darin erinnern möchte, dass wir alle ein bisschen netter zueinander sein sollten.
KarmaZoo – Knackiges Koop für bis zu 10 Spieler
Hereinspaziert in den KarmaZoo: Ein Koop Jump-and-Run, in dem wir als Aladins magische Tasse oder Benjamin Blümchen eine Art Little Big Planet in einer künstlerischen Karma-Welt erleben

KarmaZoo ist ein Jump-and-Run für zehn Spieler, was so die DNA von Little Big Planet mit charmantem Pixel-Look und knackigen Levels kombiniert.
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Okay, KarmaZoo hat uns umgehauen: Im Kern ist das hier ein ziemlich knackiges Koop Jump-and-Run für bis zu zehn Spieler. Aber wenn wir tiefer blicken, dann erinnert es viel mehr an Sonys Sackboys in Little Big Planet, nur eben in einer hinduistisch angehauchten Karma-Welt. Wir werden in faszinierende Szenarien geworfen, die den Charme des Urwalds von Borneo etwa haben, aber mit der künstlerischen Farbgestaltung eines Aquarells, wie wir sie auch im Louvre finden könnten. Oder im Museo dell’Arte Classica in Rom, denn Karma Zoo ist eine französisch-italienische Produktion eines kleinen Teams, das im Herzen von Paris ihr Studio hat. Das super sympathische Team heißt lustigerweise sogar PastaGames.
In der Welt von KarmaZoo gibt es zig Hindernisse, Berge, Fallen, aber auch die Chance für große Koop-Abenteuer, in der sich die Magie aus diesem 10-Spieler-Koop ergibt, denn hier können wir in enorm viele unterschiedliche Tiergestalten und Objekte schlüpfen, die mit ihren Spezialfähigkeiten jeweils Levels auf ganz individuelle Arten löst: Als Benjamin Blümchen, also als Elefant, können wir einen kräftigen Wasserstrahl nach oben schießen, auf dem unsere Team-Kameraden aus dem Sprung nach oben katapultiert werden, etwa um deutlich weiter entfernte Vorsprünge zu erreichen. Dafür brauchen wir unsere Teamkameraden dann wieder, weil so ein Elefant nicht durch jedes Loch passt.

Halte durch Nemo: Der Wal nutzt hier gerade seine Fontäne, um das Entlein nach oben zu wuchten. Wir müssen uns beeilen, denn Fisch und Schildkröte sind nicht in unserer Karma-Blase.
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Schöne Idee: Wir können uns auch in einen kleinen Blob in dieser Karma-Welt verwandeln, aber der kann nicht so hochspringen, weil er zu klein ist – ergo aktiviert die nette Teekanne ihren Wasserdampf, und wir können nach oben surfen, warmen Popos inklusive. „Uns kam die Idee in der Pariser Metro“, erzählt uns Nadim Haddad. Pariser sind ja dafür bekannt stets gut gekleidet zu sein und einen tadellosen Wein-Geschmack zu haben, aber Nadims Team fiel noch etwas anderes auf:
„Wir Menschen denken gerne mal nur an uns, so im Alltagstrott. Aber die Metro funktioniert nur, wenn wir zusammenarbeiten. Wenn uns andere reinlassen, etwa. Und wir tun wiederum anderen Menschen den Gefallen wieder, wenn sie aussteigen müssen.“
Erstes Gameplay zu KarmaZoo. Unfassbar putzig, aber ganz schön fordernd:
Daraus ist KarmaZoo entstanden, das enorm viele Ideen mitbringt: Jedes Tier hat etwa einen Laut, zusammen können wir eine Art Melodie komponieren, wenn wir spezielle Musiksteine im Spiel besingen. Oder es gibt eine Karma-Bubble, in der wir uns alle bewegen müssen:
„Damit fördern wir dieses Teamplay-Gefühl. Niemand wird zurückgelassen und wir haben viele Mechanismen, damit stärkere Spieler weniger erfahrene mitziehen können. Letztlich ist es an uns Entwicklern, was wir Dir vorgeben: Wenn Du in Super Mario zig Schildkröten tötest, wirst Du zum Schildkröten-Massen-Mörder. Wenn wir Dir sagen ‚Sei nett, dann hast Du mehr Spaß, hilfst du automatisch viel öfter anderen.‘“
Nadim Haddad // PastaGames

KarmaZoo hat viele süße Ideen: Etwa hat jedes der 50 Tiere und lebenden Gegenstände einen Laut. Besingen wir alle gleichzeitig die Musiksteine im Spiel, ergibt das eine Melodie.
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Die qualitative Ebene macht Freude, gerade ob dieser kooperativen Ideen und weil die Levels zwar knackig, aber nie unfair sind und immer ein paar Überraschungen beinhalten. Und auch auf der quantitativen gibt Pastagames Gas: Satte 50 Tiere mit Spezialfähigkeiten wollen freigeschaltet werden, der Bison kann etwa durch Mauern durchbrechen, die Schildkröte andere mit ihrem Panzer schützen, die Muschel sich öffnen und so andere fangen. Abgefahren: Die Level generieren sich prozedural, basierend auf den Tieren, die wir wählen, damit all ihre Spezialfähigkeiten auch wirklich genutzt werden. Gespielt wird in einer privaten Lobby im Couch-Koop mit Freunden oder online, mit Fremden, die zu Freunden werden.
Fazit: Perfekt für alle, die Lust auf smarten Koop im XXL-Format mit zehn Spielern haben und durch künstlerische Traumwelten turnen möchten, die unglaublich viele Ideen beinhaltet. Füllen wir etwa zusammen unser Karma auf, können wir für einen Bonus in der nächsten Runde voten – etwa, dass alle als Orca durch die Gegend springen. Große Empfehlung auch für alle, die Little Big Planet vermissen.
The Cosmic Wheel Sisterhood – Tiefes Worldbuilding mit reichlich okkulter Erotik
In The Cosmic Wheel Sisterhood geht es um Tarot-Karten in einer Hexenwelt, in der jeder Sex mit uns haben möchte. Es gibt aber auch Magier-Kriege im Weltall, quasi The Wizarding World of Star Wars

Grüße, oh großer Hirsch mit Christbaumschmuck. In The Cosmic Wheel Sisterhood spielen wir eine Space-Hexe, die auf einem Asteroiden im Exil lebt und eigentlich ständig skurrile Besucher hat.
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The Cosmic Wheel: Sisterhood ist komplett anders und definitiv das Schrägste, was wir seit langem gespielt haben. Wo eine Hexe auf einem Asteroiden ein Häuschen hat, in welchem sie in Verbannung lebt und ständig von einem Schlangen-artigen Drachenwesen angeflirtet wird, welches quasi unser Mentor für Tarot-Magie ist und und von wildem Sex mit unserer Heldin Fortuna träumt. Wir designen dabei Tarot-Karten, erleben eine Welt, die tausende Jahre an Lore zu haben scheint und sich von der Antike übers Mittelalter bis in die ferne Zukunft erstreckt, denn es gibt sowohl Hexen-Kriege im Weltallt, als auch eine Art Hexen-NSA.
Sie gehört zu den Arbitern, die in Raumschiffen durch die Galaxie düsen und Verhöre durchführen, als wären sie das Imperium aus Star Wars. Nur ein bisschen netter und auch sehr flirty, denn geflirtet wird hier echt viel. Wir sind quasi die Scarlett Johansson der Hexenwelt, die übrigens nicht von Harry Potter inspiriert ist – das war dem Team von deconstructeam in unserem Interview wichtig. Gut, die Kids von Hogwarts sind ja auch eher prüde, in The Cosmic Wheel Sisterhood geht es gerne mal um Sex.

Wir wollen auf einem Asteroiden mit einem Gottwesen namens Behemoth, welches unser Haus mit seinem Schwanz eingewickelt hat. Und weil beide im Exil wohnen, sind die alle ziemlich rallig.
Devolver
Unsere Protagonistin erhält sich etwa in einer Erinnerungsepisode bei einem Ladies-Trip daran, wie sie sich mit ihren Freundinnen über ihr Sex-Leben unterhalten hat. Sie wollte nicht verraten, dass bei ihr gerade flaute ist, weil ihre Freundin Patrice ständig von ihrem James-Bond-Traumtypen erzählt, der ihr fünfminütige Orgasmus-Orgien besorgt. Die Mädels unterhalten sich aber auch über die Klimakrise, das Ende der Welt, wie das wohl aussieht und wir können das mit dem Designen von Tarot-Karten beeinflussen, was charmant ineinanderfließt. Letztlich zeichnen diese Gespräche vor, warum die Hexen jetzt im Weltall leben.

Paula, Marina und Jordi: Obwohl The Cosmic Wheel Sisterhood ein gutes Jahrtausend von Lore an Bord hat, wurde es nur von diesen drei Spaniern entwickelt. Mega-Respekt!
Benjamin Kratsch
„Tarotkarten helfen ja oft auch, die eigene Sexualität zu erforschen. Aber The Cosmic Wheel Sisterhood dreht sich auch viel um unterschiedliche Themen, die uns heute beschäftigen – Klimawandel etwa. Oder die Zukunft, den Weltraum. Wir wollten eine wirklich tiefe Fantasy-Lore schreiben, die weit zurück geht und der Geschichte Gewicht gibt“
Paula Ruiz // deconstructteam

Über was Frauen ebenso reden: The Cosmic Wheel Sisterhood dreht sich um enorm viele Themen: Unsere Welt hier und heute, inklusive Klima-Krise. Aber auch Jahrtausende alte Hexenkriege im Weltall, quasi The Wizarding World of Star Wars.
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Das Spiel springt immer wieder zwischen Abschnitten auf der Erde und diesem Häuschen im All hin und her, wobei es unser Hauptziel ist, die Magie der Tarotkarten wieder zu erlernen. Die Geschichte wird in einem Frage-Antwort-Spielchen erzählt, die auf kreative, non-lineare Art unsere Heldin definiert. So entscheiden wir etwa, ob uns für unsere Verbannung rächen wollen. Die Welt unterjochen, viele reden ja gerne mal von der Weltherrschaft. Und ob wir Sex mit diesem Drachenmonster Behemoth wollen oder enthaltsam bleiben wie Hermine bei JK Rowling. Chez toi ou chez moi, würde Emily in Paris sagen.

Die Geschichte ist der Hammer: Wir haben zwar bislang nur die ersten Stunden gesehen, sind aber bereits auf die Arbiter getroffen – quasi der imperiale Geheimdienst der Hexenwelt. Die Lady ist aber eher nett und flirty.
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Fazit: Völlig abgefahrene, durchgestylte Geschichte, die erstaunlich viel Tiefe hat, also wirklich tausende Jahre alte Lore, wie etwa ein Harry Potter oder Star Wars. Das hat uns enorm imponiert. Wer jetzt noch ein Faible für Tarot, exzellentes Storytelling und den richtigen Schuss Erotik hat, der sollte The Cosmic Wheel Sisterhood schon mal auf seine Steam-Wishlist packen.