Update 5. Mai 2023: Rheinmetall verrät weitere Details zur Combat Drone
Ein Sprecher von Rheinmetall hat gegenüber dem US-Militärnachrichtenportal Defense News weitere Details zur Rheinmetall Combat Drone verraten. Demnach kann die Combat Drone (bei der es sich um eine angepasste Variante der Luna-NG-Drohne handelt, die Rheinmetall bereits produziert und die bereits von der Bundeswehr für Aufklärungszwecke verwendet wird) bis zu acht mit Munition beladende Loitering-Drohnen (dabei handelt es sich um Hero-R-Drohnen, die ebenfalls von Rheinmetall produziert werden) ins Zielgebiet transportieren.
Derzeit sei die Rheinmetall Combat Drone nur ein “Proof of Concept”, wie der Rheinmetallsprecher weiter ausführt. Die dafür verwendeten Komponenten seien noch in der Entwicklung und befänden sich derzeit in unterschiedlichen Entwicklungsständen. Der Sprecher ergänzt:
Die Kampfdrohne wird in der Lage sein, verschiedene Arten von Drehflügler-Munition zu tragen und auszubringen, die je nach Art und Konfiguration insgesamt 8 Effektoren umfassen könnten.
Rheinmetallsprecher gegenüber Defense News
Mit Effektoren sind die Loitering-Drohnen mit dem Sprengsatz gemeint. Wann die Combat Drone einsatzbereit ist, hänge vom Kundeninteresse ab. Sobald sich also Käufer für die neue Kampfdrohne finden, wird Rheinmetall diese einsatzbereit machen.

Rheinmetall
Update Ende, Beginn der ursprünglichen Meldung
Der deutsche Rüstungskonzern liefert derzeit eine Schlagzeile nach der anderen. Nachdem es um den KF51 Panther, einem potenziellen Nachfolger des Kampfpanzers Leopard 2, etwas ruhig geworden ist, meldet Rheinmetall jetzt die Entwicklung einer neuen Drohne, die zur immer wichtiger werdenden Kategorie der tödlichen Loitering Munition (“herumlungernde Munition”) zählt.
Das ist die Rheinmetall Combat Drone
Die neue Drohne trägt die Bezeichnung “Rheinmetall Combat Drone”, das folgende erste kurze Video skizziert ihren Einsatz:
Die unbemannte Drohne wird demnach von einer kleinen, transportablen Startvorrichtung gestartet, fliegt dann eine Zeit lang über dem Zielgebiet, wo sie nach Zielen Ausschau hält. Entscheidet ihr Operator, dass sie ein Ziel angreifen soll, dann wirft sie ihre Sprengladung über dem Ziel ab und fliegt zu ihrer Truppe zurück. Vor dem Einsatz belädt ein Soldat die Drohne mit dem gewünschten Sprengmittel.
Dieser Tweet zeigt die Drohne ebenfalls bei der Erprobung:
Zweites Video zeigt weitere Details
Rheinmetall hatte kurz darauf ein neues, dieses Mal etwas längeres Video veröffentlicht, das die neue Rheinmetall Combat Drone genauer vorstellt. Das Video trägt den wenig zurückhaltenden Titel “Rheinmetall Gamechanger”. Das Youtube-Video lässt sich nicht einbinden, weswegen wir es hier verlinken.
Aus diesem Video geht das Einsatzprinzip der Combat Drone hervor: demnach startet die größere Propeller-angetriebene Luna-NG-Drohne (die für diese Zwecke angepasst wurde). An Bord hat sie eine oder mehrere Hero-R-Drohnen. Diese tragen die Sprengstoffe. Am Rechner überwachen Operatoren den gesamten Einsatz und geben die Feuerbefehle.
In der Nähe des Ziels wirft die Luna-Drohne die Hero-R-Drohnen durch ihren nach unten offen Schacht ab. Die Hero-R-Drohnen starten und fliegen dann zu ihren Zielen. Dort schlagen sie mitsamt ihrer Ladung ein und vernichten so die Ziele.
Die Luna-Drohne kehrt nach dem Aussetzen der Hero-R-Drohnen zu ihrer Truppe zurück. Die Hero-R-Drohnen dagegen sind Kamikaze-Drohnen und werden beim Einschlag im Ziel zerstört.
Sehenswertes Video: Abgefeuerte Mörser-Granate fällt Soldaten auf den Rücken
Technische Basis
Rheinmetall entwickelt die Combat Drone aber nicht von Grund auf neu, sondern diese basiert auf der bekannten Luna NG (das NG steht für Next Generation). Diese Drohne nutzt die Bundeswehr bereits zur Aufklärung. Rheinmetall passt die Luna NG an die neuen Aufgaben als Loitering-Munitions-Drohne jetzt an. Die Luna NG kann bis zu 150 km/h schnell fliegen und hat eine maximale Reichweite von über 150 km. Sie kann bis zu rund 12 Stunden in der Luft bleiben.
Hero-R-Munition
Die Drohne kann dann unterschiedliche Varianten von Loitering Munition transportieren, die Rheinmetall derzeit in drei Varianten entwickelt. Diese Munition ist faktisch die Drohne Hero-R. Diese Munitionsart stellt Rheinmetall hier vor.
Die Hero Loitering Munition soll in ihrer stärksten Variante auch Kampfpanzer vernichten können, wie das Fachportal Soldat und Technik schreibt. Panzer sind traditionell von oben am verwundbarsten, die im Ukrainekrieg häufig verwendeten Panzervernichtungswaffen Javelin (USA) und NLAW (Großbritannien) beweisen das.
Rheinmetall übernahm Luna-NG-Drohne von EMT aus Bayern
Rheinmetall hatte bereits Ende 2021 in Form eines Asset-Deal die “Aktivitäten” (damit können Standort, Personal oder auch intellektuelle Rechte gemeint sein) des insolventen bayerischen Drohnenherstellers EMT Penzberg übernommen. Die Luna-NG-Drohne ist also keine ursprüngliche Entwicklung von Rheinmetall. Die Vorläuferin der Luna NG ist die Luna X-2000. Die Bundeswehr setzt die Luna X-2000 zur Aufklärung seit zirka dem Jahr 2000 ein.
Außerdem arbeitet Rheinmetall mit UVision zusammen. UVision ist ein israelischen Unternehmen, das auf Loitering Munition spezialisiert ist. Mit diesem Knowhow bauen die Düsseldorfer jetzt die Rheinmetall Combat Drone, wie Soldat und Technik erklärt.
Eine Variante der Hero-R soll auch vom Kampfpanzer KF51 Panther abgeschossen und gesteuert werden können. Falls dieser Panzer jemals in Produktion geht. Mehr dazu lesen Sie hier: Panther KF51: Leopard-2-Nachfolger mit ernster Schwachstelle – aber ohne Uran-Munition.
Loitering Munition kurz erklärt
Loitering-Munition ist längst eine real existierende, tödliche Bedrohung für Soldaten auf dem Boden. Die Drohnen kreisen am Himmel umher (sie lungern also sozusagen herum, daher die Bezeichnung “Loitering”) und suchen nach eingegrabenen Infanteristen, Artilleriestellungen, LKWs, Flugabwehrgeschützen oder Panzern.
Sobald dem Piloten der Loitering-Drohne das Ziel lohnenswert scheint, stürzen sich die Drohnen mit ihrer Sprengladung auf das Ziel und zerstören es. Oder sie lassen Sprengladungen auf die Opfer fallen. Unzählige Videos aus dem Ukraine-Krieg und vorher schon aus dem Aserbaidschan-Konflikt zeigen solche Szenen.
Neue Kampfdrohnen spüren Feinde in Häusern auf und vernichten sie – krasses Video
Ein US-Hersteller hat vor kurzem mitgeteilt, dass er seine Loitering-Munition-Drohne weiter verbessert:
Tragbare Killer-Drohne wird noch tödlicher: Switchblade 300 im Ukraine-Krieg