Üblicherweise kümmert sich der heimische Router um das Aufspannen eines Funknetzes. Einen weiteren Wi-Fi-Router oder Access Point in Betrieb zu nehmen, ist aber mehr als nur Redundanz. So kann es etwa sinnvoll sein, alle Geräte des IoT und Smarthome in einem separaten Netz zu betreiben. Bekanntlich werden smarte Glühbirnen, Thermostate und andere Devices nicht so häufig mit Updates versehen wie Office-Programme. Laufen diese in einem eigenen Netz, trägt das zur Sicherheit des Heimnetzes bei.
Die Lösung Rasp AP stellt alles bereit, um einen Raspberry in einen WLAN-Router zu verwandeln.
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Wozu ein separates WLAN?
Einmal eingerichtet, kann der Raspberry Pi mit Rasp AP vielfältige Aufgaben übernehmen. Neben der Trennung aller IoT-Devices vom heimischen Netz ist die Platine klein genug und energieeffizient, um unterwegs nützlich zu sein – zum Beispiel im Urlaub, um ein kleines privates WLAN im Hotelzimmer aufzubauen. Auch eine Verbindung des Raspberry mit einem mobilen Modem ist denkbar. Damit wären Sie dann auch von (teuren) Hotspots unabhängig.
Der Raspberry benötigt zwei Netzwerkschnittstellen: Es liegt auf der Hand, soll aber zur Sicherheit an dieser Stelle erwähnt werden, dass der Raspberry zwei Netzwerkadapter benötigt, wenn er als Router arbeiten soll. Über die erste verbinden sich alle Geräte im Heimnetzwerk. Die zweite stellt die Verbindung zum Internet her. Im heimischen Netzwerk kontaktiert sie etwa eine Fritzbox. Die Modelle 3 und 4 des Raspberry besitzen eine Ethernet-Buchse und eine integrierte WLAN-Schnittstelle, somit alles, was es für den Einsatz als Router benötigt. Bei älteren Modellen müssen Sie die zweite Schnittstelle (WLAN) durch einen externen USB-Dongle nachrüsten.
Vergleich: Alle Modelle des Raspberry Pi
Den Raspberry vorbereiten

RaspAP verwandelt Ihren Raspberry Pi in einem voll funktionsfähigen Router.
IDG
Die Konfiguration der Software erledigen Sie später ganz bequem per Browser. Für die Installation benötigen Sie weder Tastatur noch Bildschirm, wenn der Raspberry entsprechend vorbereitet ist. Das geht am einfachen mit dem offiziellen Raspberry Pi Imager. Suchen Sie sich damit eine aktuelle Version des Raspberry-Pi-OS aus. Bevor Sie es auf die Karte schreiben, klicken Sie auf das Zahnrad mit den Einstellungen. Dort aktivieren Sie die Option „SSH aktivieren“ und nutzen Sie die Option, die Anmeldung mittels Passwort zu erlauben.
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Danach setzen Sie den Benutzernamen und ein Passwort für den Zugriff. Speichern Sie und schreiben Sie nun das Image auf die Karte. Davon starten Sie den Raspberry und warten einen Moment. Als Nächstes ermitteln Sie in der Konfigurationsoberfläche Ihres Routers die aktuelle IP-Adresse des Systems. Jetzt starten Sie ein Terminal auf einem beliebigen Computer innerhalb des gleichen Netzes und rufen die Verbindung via SSH auf:
ssh [benutzer]@[IP-Adresse]
Sofern das System Sie nach Aufnahme des Fingerprints fragt, bestätigen Sie mit „Yes“. Verwenden Sie das Passwort, das Sie vorher mit dem Imager angelegt haben. Sie sind jetzt mit dem Pi auf einer Konsole verbunden.
Rasp AP installieren
Steht die Verbindung, bringen Sie das System auf den neusten Stand. Dazu sind im Terminal drei Schritte notwendig, die Sie nacheinander abarbeiten.
sudo apt-get update
sudo apt-get full-upgrade
sudo reboot
Nun kommt noch eine wichtige Aufgabe. Starten Sie in der Konsole das Programm raspi-config. Wechseln Sie in den Menüpunkt „Localisation Options“ und anschließend zu „WLAN Country Set“. Im nächsten Dialog wählen Sie mit der Tastatur den Eintrag „De“ aus und bestätigen dies.
Danach können Sie die Software verlassen. Damit ist alles vorbereitet. Jetzt besorgen Sie sich die aktuelle Version von Rasp AP:
curl -sL https://install.raspap.com | bash
Es handelt sich um eine Schnellinstallation. Belassen Sie alles bei den Voreinstellungen und beantworten Sie die Fragen mit „Y“. Jetzt müssen Sie einen Moment warten, weil das System alle notwendigen Dateien aus dem Internet lädt und die Konfiguration schreibt. Beobachten Sie das Terminal aber weiter, da gelegentlich weitere Fragen gestellt werden, die Sie alle bejahen. Am Ende fordert das System zum Neustart auf.
Siehe auch: 10 Jahre Raspberry Pi – Ein Fazit zum Jubiläum
Rasp-AP-Oberfläche und WLAN-Zugang

Vor der eigentlichen Installation legen Sie noch die Landeskennung für die Funkkanäle via raspi- config fest.
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Der Raspberry spannt nach dem Reboot bereits sein eigenes WLAN auf. Mit diesem müssen Sie sich zunächst verbinden. Suchen Sie nach einem Netzwerk „raspi-webgui“ und verbinden Sie sich unter Benutzung des Schlüssels „ChangeMe“. Nun können Sie sich auch mit der Administrationsoberfläche verbinden. Stellen Sie mit einem Browser Ihrer Wahl eine Verbindung mit „10.3.141.1“ her. Als Benutzernamen verwenden Sie „admin“ und als Passwort „secret“. Es versteht sich fast von selbst, dass Sie dies im ersten Schritt ändern sollten. Das erledigen Sie mit einem Klick auf das Icon am rechten oberen Rand. Im nachfolgenden Dialog vergeben Sie dann das neue Passwort.
Über die Einträge im Abschnitt „Hotspot“ (linke Navigation) haben Sie die Möglichkeit, die Details des vom Raspberry aufgespannten WLANs zu regeln. Unter „Basic“ verändern Sie den Namen des Netzwerks (SSID) und können hier sogar den Wireless-Mode verändern. Auf Wunsch dürfen Sie hier, wie Sie es vermutlich von Routern gewohnt sind, das schnellere 5-GHz-Netz einschalten und den Funkkanal bestimmen. Mehr als empfehlenswert ist es, im Register „Security“ unter „PSK“ die Phrase für den Netzwerkschlüssel zu ändern. Danach verändert sich auch der QR-Code, der Ihnen bei der Einrichtung von Geräten hilft. Mit einem Klick auf den Zauberstab können Sie Rasp AP auch einen neuen Schlüssel vorschlagen lassen – der hat es von der Länge dann aber auch tatsächlich in sich.
Besitzen Sie gute Kenntnisse im Aufbau von Netzwerkstrukturen, finden Sie im Abschnitt „DHCP Server“ die Option, die von Rasp AP angebotenen Adressbereiche zu verändern oder andere DNS-Server einzustellen. Da sich gerade Anfänger in die Thematik hier schnell verbasteln können, sollen diese Optionen an dieser Stelle keine größere Rolle spielen.

Nach wenigen Schritten läuft das System. Alle weiteren Einstellungen nehmen Sie über den Browser im Subnetz von Rasp AP vor.
IDG
Sie benötigen einen Bridge-Mode?

Rasp AP bietet viele Einstellmöglichkeiten, um eigene Netze zu konfigurieren, etwa um einen Upstream-DNS einzurichten oder individuelle DNS-Server einzutragen.
IDG
Rasp AP ist standardmäßig so konfiguriert, dass die Software im Modus „Access Point“ läuft. Das bedeutet, dass der Raspberry ein eigenes Subnetz aufbaut und den sich anmeldenden Clients ihre eigene IP-Adresse zuweist. Der Vorteil dieser Konstruktion kann auch ein Nachteil sein. Denn durch das getrennte Netzwerk sind die Clients im heimischen Netz so abgeschirmt, dass sie darin geteilte Ressourcen nicht nutzen können.
Wollen Sie das ändern, können Sie in den „Bridge Modus“ umschalten. Wenn Sie sich intensiver mit Netzwerken beschäftigt haben, werden Sie die Folgen nicht überraschen. Allen anderen sei gesagt, dass der Raspberry sich nun nicht mehr als Wi-Fi-Client in einem Netzwerk anmelden kann, deshalb ist die entsprechende Option unter „Hotspot –› Advanced“ ausgeblendet. Den Abschnitt „DHCP-Server“ erreichen Sie auch nicht mehr, denn die Vergabe der IP-Adressen erledigt dann der übergeordnete Router (in der Fachsprache „Upstream- Router“). Sofern Sie auf den Clients bisher Open VPN aktiviert haben, läuft der Traffic auch nicht mehr über den Raspberry Pi. Nur dessen eigener Netzwerkverkehr ist dann noch mit Open VPN geschützt.
Um den Bridge-Modus zu aktivieren, wechseln Sie in das Menü „Hotspot“ und rufen das Register „Advanced“ auf. Dort können Sie den Modus via Schiebeschalter aktivieren, müssen anschließend aber noch den Hotspot neu starten.
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Anzeigen blockieren – auch mit Pi
Hole Haben Sie die Standardinstallation gewählt, bringt Rasp AP eine Besonderheit mit. Denn die daran angeschlossenen Clients können werbefrei surfen.
Möglich macht dies der während der Installation eingerichtete Adblocker. Es ist auch möglich, diesen später nachträglich zu installieren, das erfordert allerdings eine Reihe von Kommandos, die ausführlich in der Dokumentation des Projekts beschrieben sind. Über die linke Navigation erreichen Sie die übersichtlichen Einstellungen. Diese beschränken sich auf den Wechsel des Verwalters von Blocklisten und die Bearbeitung der Listen durch eigene Einträge.
Sofern Sie das Blockieren von Anzeigen und Trackern in Ihrem Netz bereits mit Pi Hole gelöst haben, nutzen Sie dessen Möglichkeiten einfach weiter. Dazu haben Sie zwei Möglichkeiten. Um die Vorzüge in Hinblick auf die Sicherheit zu nutzen, müssen Sie Rasp AP dazu zwingen, die externe Ressource des Pi Hole zu nutzen. Pi Hole selbst arbeitet ja als DNS-Server im Netzwerk. Darin liegt dann auch bereits der Trick. Sie rufen in der linken Navigation von Rasp AP den Abschnitt „DHCP Server“ auf und wechseln in das Register „Advanced“. Dort haben Sie die Möglichkeit unter „Add upstream DNS Server“ die Adresse des Pi Hole zu hinterlegen.
Die Alternative dazu ist der Betrieb von Rasp AP im Bridge-Modus. Hier wird ja ohnehin der DNS-Server des Netzwerks verwendet, zu dem eine Brücke aufgebaut wird. Es ist sogar möglich, Pi Hole und Rasp AP auf dem gleichen Raspberry zu betreiben. Das würde allerdings etwas den Rahmen des Artikels sprengen. So könnte man Rasp AP etwa nachträglich auf dem Gerät von Pi Hole in Form eines Docker-Containers installieren.
Raspberry Pi: 10 coole DIY-Projekte für Zuhause
Rasp AP im Zusammenspiel mit Open VPN
Wer Rasp AP als Access Point zusammen mit einem unsicheren Netzwerk als Upstream nutzt, etwa in einem Hotel, wird seine Bankgeschäfte oder andere private Dinge mit Unbehagen über dieses Netzwerk abwickeln. Mit der Integration von Open VPN können Sie dieses Problem lösen. Voraussetzung dafür ist, dass Sie bereits über ein Konto auf einem VPN-Server verfügen. Ob es sich um einen kommerziellen Anbieter handelt oder einen eigenen Server, spielt keine Rolle. Rasp AP stellt aber keinen eigenen VPN-Server zur Verfügung, sondern kann lediglich dafür genutzt werden, dass die Anfragen der Clients an den VPN-Server weitergereicht werden.
Ein VPN-Anbieter, der als Basis Open VPN benutzt, stellt Ihnen in der Regel eine Konfigurationsdatei mit der Endung „ovpn“ zur Verfügung. Diese Datei sowie die Zugangsdaten des Anbieterunternehmens benötigen Sie. Die Einrichtung nehmen Sie anschließend im Abschnitt „OpenVPN“ in der linken Navigation vor. Sind die Felder gesperrt, haben Sie unter Rasp AP den Bridge-Modus aktiviert. Fehlt der Menüeintrag vollständig, wurde während der Standardinstallation die Komponente abgewählt. Wie im Falle des Adblockers lässt sich das nachträglich korrigieren. Das erklärt die Dokumentation.
Die Aktivierung des Tunnels erfordert den Benutzernamen und das Passwort für den VPN-Zugang. Auch die Absicherung via Zertifikate ist möglich, allerdings bei kommerziellen Angeboten eher die Ausnahme. Auf der Startseite des Abschnitts „OpenVPN“ tragen Sie die Daten ein. Anschließend müssen Sie die „ovpn“-Datei des Zugangs hochladen. Die Einstellungen speichern Sie zunächst und aktivieren danach den Service.
Es ist sogar möglich, mehrere Profile und Zugänge zu hinterlegen, um zwischen ihnen zu wechseln. Somit stellt Rasp AP ein sehr bequemes und leicht zu konfigurierbares System für eigene Wi-Fi-Access-Points respektive Router zur Verfügung, das auch Einsteiger vor keine unüberwindlichen Hürden stellt.