Auch wenn heute vielerorts die Vorstellung des ersten iPhones durch den legendären Apple-CEO Steve Jobs am 9. Januar 2007 als Geburtsstunde heutiger Smartphones gilt, so reicht die Geschichte der “smarten” Mobiltelefone doch weitaus länger in der Geschichte zurück.
Die Bezeichnung “Smartphone” wurde bereits erstmals im Jahr 1999 von dem schwedischen Unternehmen Ericsson mit dem Modell R380 geprägt, während als das erste Smartphone rückblickend häufig das im Jahr 1992 von BellSouth und IBM vorgestellte und ab Mitte 1994 in der USA als “Personal Communicator” vertriebene “Simon” referenziert wird.
Damit reicht die Geschichte unserer heutigen Smartphones mehr als ein Vierteljahrhundert zurück und bietet viel Potenzial für skurrile Einfälle, von denen wir bis heute unzählige zu sehen bekommen sollten. PC-WELT hat die skurrilsten Smartphones aller Zeiten zusammengetragen und liefert das entsprechende Hintergrundwissen zu den einzelnen Geräten.
IBM Simon (1992)
Als Urvater heutiger Smartphones respektive der Übergangsgeneration, welche die Funktionalität von Handys und PDAs kombinierten, ist das IBM Simon, das der Tech-Gigant gemeinsam mit BellSouth entwickelte, heute eine echte Legende. Optisch entsprach das exakt 200 × 64 × 38 mm messende und 510 Gramm schwere IBM Simon noch nicht dem Smartphone, wie wir es heute kennen.

Gemeinfrei (CC0)
Dennoch bot das von Mitsubishi Electric IBM Simon bereits einen Touchscreen mit Handschrifterkennung, einen Terminplaner und eine Weltuhr und konnte E-Mails und Faxe versenden. Als Betriebssystem kam ein DOS-Betriebssystem zum Einsatz, welches von einer 16 MHz “schnellen” CPU von NEC beschleunigt wurde.
Bei der Einführung Mitte 1994 wurden 899 US-Dollar fällig, wenn zumeist Geschäftsleute ein IBM Simon ihr Eigen nennen wollten.
Hintergrundwissen: Der Akku des IBM Simon hielt im Betrieb nur ca. eine Stunde lang durch.
Nokia 7280 (2004)
Das Nokia 7280 ist ein ganz besonderes Schmuckstück und erhielt aufgrund seines skurrilen Aussehens schnell den wenig schmeichelhaften Spitznamen “Lippenstift” verpasst.
Wenngleich das “Smartphone” eher wie ein MP3-Player aussieht, umfasste das Featureset bereits ein TFT-Farbdisplay mit 104 × 208 Pixeln, eine VGA-Kamera und Unterstützung für GSM, SMS, MMS, HSCSD sowie GPRS. Auch Freisprechen via Bluetooth und ein FM-Radio waren mit an Bord und machten das Nokia 7280 zu einem Multifunktionstalent.

Nokia
Der finnische Hersteller rief für das Nokia 7280 im Jahr 2004 einen unverbindlichen Preis von 589 Euro auf. Der nur 84 Gramm schwere “Lippenstift” wurde zum Ladenhüter, ist heute aber ein beliebtes Sammlerstück und wird auf eBay hoch gehandelt.
Siemens Xelibri 6 (2003)
Auch das nächste skurrile Smartphone, das Siemens Xelibri 6 von 2003, hatte schnell seinen Spitznamen weg und wurde gemeinhin nur als die Puder- oder Pillendose bezeichnet.

Siemens
Das 84 × 75 × 26 mm messende und 89 Gramm leichte Siemens Xelibri 6 besaß ein “Farbdisplay” mit gerade einmal vier Farben und konnte zudem eine Sprachsteuerung, Bildschirmschoner, einen Taschenrechner sowie vorinstallierte Spiele bieten.
Der Preis für den Schminkspiegel betrug seinerzeit 499 Euro, was ihn wie einen Backstein in den Regalen der Händler liegen ließ.
Motorola Flipout (2010)
Das Motorola Flipout kam 2010 zu einem Preis von 349 Euro auf den Markt und machte seinem Namen alle Ehre.
Das Smartphone besitzt ein 2,8 Zoll LC-Display mit einer Auflösung von 320 × 240 Pixeln. Das Flipout ist 67 mm hoch, 67 mm breit, 16 mm dick und wiegt 120 Gramm.

Motorola
Mit seinen zeitgemäßen Funktionen wie Internet, E-Mail, Messaging und Social Media erinnert das Motorola Flipout schon eher an die heutigen Smartphones, setzte aber noch nicht konsequent auf Touch, sondern kombinierte den Touchscreen mit einer QWERTZ-Tastatur.
Nokia 7600 (2003)
Heute eines der Sammlerstücke unter den Smartphones des finnischen Herstellers, konnte das Nokia 7600 im Jahr 2003 nicht viele Käufer von seinen Vorzügen überzeugen.
Das 87 × 78 × 19 mm messende und 124 Gramm leichte Nokia 7600 wurde schnell als “Überraschungsei” bezeichnet und bot unter anderem ein mit 128 × 160 Pixeln auflösendes Farbdisplay sowie Internetzugang mittels UMTS. Auch SMS, MMS und diverse Anwendungen waren verfügbar und machten das Nokia 7600 zu einem Multitalent.

Nokia
Trotz seiner langen Standby-Zeiten von bis zu 12,5 Tagen war dem Nokia 7600 kein Erfolg beschieden. Die Konsumenten nahmen das skurrile Design einfach nicht an.
Bang & Olufsen Serene (2005)
Das Bang & Olufsen Serene wurde gemeinsam mit Samsung entwickelt und besitzt intern auch die Modellbezeichnung Samsung E910.
Das Smartphone zeichnete sich durch sein minimalistisches Design aus, sollte jedoch vor allem durch seine Qualität Maßstäbe setzen. Das Design spiegelt die grundlegende Idee wider, die hinter der Entwicklung von „Serene“ steht: Ein Smartphone, das nur einem Zweck dienen soll – mobiler Kommunikation in außergewöhnlichem Design.

Bang & Olufsen
Als reines Designerstück kostete das Bang & Olufsen Serene bei der Einführung umgerechnet 1.000 Euro und fand keine weite Verbreitung.
Toshiba G450 (2008)
In Zeiten, in denen Apple bereits mit dem ersten iPhone den gesamten Markt umgekrempelt hatte, kam Toshiba mit dem G450 (“Portégé”) um die Ecke. Das Smartphone wirkt wie ein Prototyp, schaffte es aber tatsächlich in dieser Form in den Handel.

Toshiba
Selbst zum Kampfpreis von 199 Euro wurde das Toshiba G450 ein absoluter Flop und konnte sich gegen die starke Konkurrenz von Apple, Samsung und HTC nicht behaupten. Toshiba hatte hier einen völlig falschen Weg eingeschlagen.
Samsung Galaxy Beam (2012)
Das Samsung Galaxy Beam aus dem Jahr 2012 ist ein echter Exot und kombiniert ein Smartphone auf Basis von Android 2.3 (“Gingerbread”) mit einem Mini-Beamer.

Samsung
Der Beamer des Samsung Galaxy Beam, welches intern als Modell I8530 bezeichnet wurde, bietet 640 x 360 Pixel und eine Helligkeit von bis zu 15 Lumen. Der Projektor sorgt bei Zuschauern zwar für einen Aha-Effekt, eignet sich aber nur eingeschränkt für den Medienkonsum.
Zu einem Preis von 539 Euro konnte sich das Samsung Galaxy Beam nicht durchsetzen und auch das Konzept sollte keine Zukunft haben.
LG G Flex (2013)
Im Jahr 2013 dachte sich LG, wieso nicht mal ein Smartphone mit gebogenen Display und Body anbieten? Dem LG G Flex wurde attestiert, besonders gut in der Hand zu liegen und eine sehr gute Gesamtleistung abzuliefern. Das Design ist aber noch heute gewöhnungsbedürftig.

LG
Die technischen Spezifikationen erinnern zudem schon deutlich eher an aktuelle Smartphones und kommen mit bekannter Technik daher.
- SOC: Qualcomm Snapdragon 800 mit 2,2 GHzu
- GPU: Qualcomm Adreno 330 mit 450 MHz
- Arbeitsspeicher: 2 GByte LPDDR3 RAM
- Speicher: 32GByte eMMc-Speicher
- Display: 6 Zoll HD (1.280 × 720)
- Kamera: 13,0 Megapixel
- Akku: 3.500 mAh
LG hielt noch eine Generation lang an dem gebogenen Smartphone fest und brachte 2015 das LG G Flex 2 auf den Markt. Anschließend wurde das Konzept beerdigt.
Samsung Galaxy Camera (2012)
Die Samsung Galaxy Camera vereint eine Digitalkamera mit effektiv 16,3 Megapixeln mit einem Smartphone-Interface, welches auf dem seinerzeit aktuellen Android 4.1 (“Jelly Bean”) basiert.

Samsung
Während die Samsung Galaxy Camera seinem 4,8 Zoll großen und mit 1.280 × 720 Pixeln auflösenden Display sowie den über den Google Play Store erhältlichen Apps die Brücke zwischen Smartphone und Kamera schlägt, bietet das Konzept nur einen entscheidenden Nachteil: Die Samsung Galaxy Camera beherrscht keine Telefonie.
Asus Padphone (2012)
Das erste Asus Padphone wurde von einem Qualcomm Snapdragon 800 befeuert und erschien ebenfalls 2012 auf Basis des Betriebssystems Android 4.2.2 (“Jellybean”).

Asus
Das Asus Padfone ist Smartphone, Tablet und Netbook in Einem. Wie das geht? Ganz einfach über Dockingstationen. Das machte das 3-in-1-Gerät zu einem Alleskönner und ist für jeden Einsatzzweck gewappnet.
Ob das Smartphone an sich und als Kombi überzeugen konnte, hat PC-WELT bereits 2012 in einem Test herausgefunden.
Dem Asus Padfone war zumindest in Teilen ein Erfolg beschieden, sodass der Hersteller bis heute insgesamt fünf Generationen des 3-in-1-Gerätes auflegte.
YotaPhone (2013)
Die Besonderheit des 2013 erschienenen YotaPhone stellt das zusätzliche 4,3 Zoll große Display auf der Rückseite des Smartphones dar, welches auf der E-Ink-Technologie basiert, während das Touch-Display auf der Vorderseite ein AMOLED-Bildschirm ist.

Yota
Das E-Paper-Display bietet aufgrund seines sehr geringen Stromverbrauchs die Möglichkeit der permanenten Darstellung von Inhalten (“Allways-on”) auch bei regelmäßiger Aktualisierung.
Im Jahr 2014 erschien die zweite Generation des Geräts – das YotaPhone 2. Während die letzte Generation, das YotaPhone 3, im Jahr 2017 auf den Markt kam. Im Jahr 2019 musste das russische Unternehmen Yota schlussendlich Insolvenz anmelden.