In den 1990er Jahren war der digitale MP3-Player Winamp von kaum einem PC-Desktop wegzudenken. Das kleine Tool spielte zuverlässig Musik ab und ließ sich mit unzähligen Skins und Designs den individuellen Vorlieben anpassen. Nachdem 1999 AOL den Winamp-Entwickler Nullsoft für 80 Millionen US-Dollar übernommen hatte, brach für den Player eine bewegte Zeit mit wenigen Innovationen an.
2013 kündigte AOL die Abschaltung von Winamp an. Die belgische Audioplattform Radionomy übernahm die Marke schließlich und rettete den ikonischen Player vor dem Aus. Nach einem Rebranding wurde aus Radionomy schließlich die Llama Group, die Winamp nun konkurrenzfähig machen will.
Winamp feiert sein Comeback
In dieser Woche feiert Winamp sein Comeback – jedoch nicht als Musik-Player-Tool, sondern als Plattform für Musiker und Musikfans. Unter winamp.com präsentiert sich das Tool als moderne Web-App, die an Spotify und Co. erinnert. In der Navigationsleiste auf der linken Seite listet Winamp Songs, Künstler, Podcast und Radiostationen. Unter “My Creators“ werden die Lieblingskünstler des Nutzers zusammengefasst.
Eine Besonderheit von Winamp stellt die sogenannte “Fanzone“ dar. In diesem Bereich können Künstler exklusive Inhalte und Erlebnisse an ihre Fans verkaufen. Die Llama Group hat es sich zum Ziel gesetzt, mindestens eine Million Künstler für die “Fanzone“ gewinnen zu wollen.
Apps für iOS und Android geplant
Winamp gibt es aktuell nur als Web-App, die jedoch auch auf mobilen Geräten funktioniert. Laut dem Entwickler sollen im Laufe des Jahres Apps für iOS und Android hinzukommen. Ein konkreter Termin steht jedoch bislang nicht fest. Die Integration von NFTs ist ebenfalls geplant.
Künstler können exklusive Inhalte vertreiben
Winamp will sich jedoch nicht nur durch die “Fanzone“, sondern auch durch ein faires Vergütungsmodell von der Konkurrenz absetzen. “Mit dem neuen Winamp-Player wollen wir den Musikschaffenden die Möglichkeit geben, mehr Geld zu verdienen – und das in einer Zeit, in der sie es wirklich brauchen,“ erklärt Alexandre Saboundjian, CEO der Llama Group. “Winamp hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Mentalität von Künstlern zu ändern – von einer Mentalität, in der sie sich als Opfer der geringen Einnahmen der DSPs fühlen, hin zu einer Mentalität, in der sie wissen, was sie selbst erreichen können.“
Vergütungsmodell wie bei Onlyfans und Patreon
Im Gegensatz zu Spotify und Co. zahlen Mitglieder keine einmalige monatliche Gebühr und können dafür so viel Musik hören wie sie wollen, sondern sie zahlen für jeden Künstler eine eigene Gebühr und können ihn so direkt unterstützen. Ähnlich wie bei Onlyfans oder Patreon können Künstler unterschiedliche Abonnements für ihre Fans einrichten. Der Llama Group zufolge können die Künstler 85 Prozent ihrer Einnamen behalten. An den Winamp-Entwickler müssen nur 15 Prozent für seine Dienste entrichtet werden.
Entwickler will Nutzerzahlen mehr als verdoppeln
Obwohl es für Winamp in den vergangenen Jahren keine größeren Aktualisierung gab, zählt der Musik-Player laut der Llama Group noch immer 83 Millionen Nutzer weltweit. Mit dem Relaunch peilt der Entwickler nun 250 Millionen Nutzer an. Ob das neue, an Plattformen wie Onlyfans angelegte Abo-Modell für einzelne Künstler bei den alten und potenziellen neuen Winamp-Nutzern gut ankommen wird, bleibt allerdings noch abzuwarten.