Android wird bald 15 Jahre alt, zumindest die allererste Version: Im Herbst 2008 kam das erste Handy mit dem Open-Source-Betriebssystem auf den Markt. Seither ist viel passiert, auch beim Absatz: Rund 1,2 Milliarden Android-Smartphones wanderten allein in 2021 über die Ladentheke.
Die Software hat im Laufe der Jahre dabei gewaltige Fortschritte gemacht: Waren Funktionen wie Google Play (damals noch „Android Market“) und die automatische Synchronisierung von Kalender und Adressbauch in Version 1.0 noch echte Vorzeige-Features, so kann man mit den vielen Neuerungen bis heute ganze Bücher füllen.
Nach und nach kamen der Google Assistant, Text-to-Speech, Tethering, Widgets, NFC, Gesichtserkennung, Multitouch und die Integration von Android Wear hinzu. Auch der Fingerabdruckscanner, Splitscreen, Live Caption und die Autounfall-Erkennung mitsamt Notfallmaßnahmen wurden erst über die Jahre eingespeist.
Heute beherrschen Android-Smartphones Textvorschau, individuelle Spracheinstellungen für Apps, das praktische Tap-to-Transfer, Bluetooth LE Audio und 3D-Wallpaper. Und in Zukunft? Da kommt erst einmal Android 14 raus, darauf warten wir schon mit Spannung. Die Beta-Version ist gerade erst erschienen. Auch zu Android 15 gibt es schon erste Infos, Googles übernächstes Betriebssystem erwartet uns im dritten Quartal 2024 und wird auf den Namen „Vanilla Ice Cream“ hören. Das macht auf jeden Fall jetzt schon Appetit.
Wir wollen aber noch weiter schauen und es mit einem gewagten Blick in wirklich weite Ferne versuchen: Mit diesen Features und Funktionen könnte uns ein futuristisches Android 20 beglücken.
Neue KI-Funktionen
Beim Thema KI ist ja schon heute viel los, die Tech-Elite rund um Elon Musk warnte erst kürzlich vor einer zu schnellen Entwicklung künstlicher Intelligenz. Selbst ein Eingreifen der Regierung wurde da gefordert, wenn KI-Entwickler weiterhin mit Vollgas an der vermeintlichen Untergangs-Software basteln.
Mit Skynet (aus Terminator) müssen wir bei Android 20 zwar nicht gleich rechnen (wir wollen es auch mit einem positiven Ausblick versuchen) – in Sachen KI wird sich in künftigen Android-Versionen aber definitiv einiges tun.
Mit besserer Kontext-Erkennung werden Sprachassistenten und Apps viel besser zugeschnittene und personalisierte Services liefern können. Beim Einkaufen könnten Produkte automatisch erkannt und ohne Kassenbesuch abgerechnet werden, Fitness-Apps werden vielleicht automatisch starten und selbst Social-Media-Meldungen könnte Android dann in Eigenregie für uns abschicken – je nachdem, wo man sich gerade aufhält, mit wem man unterwegs ist und was man tut.
Die Sprachführung dürfte ebenfalls gewaltige Fortschritte machen: In fünf Jahren werden wir mit unserem Handy wahrscheinlich so natürlich kommunizieren wie mit einem guten Freund.
Stilbruch: Ein neues Namensystem muss her
Bei diesem Punkt muss man wenig spekulieren, dem Alphabet gehen nämlich die Buchstaben aus. Bisher hat Google neue Android-Version bekanntlich immer nach leckeren Süßigkeiten benannt (Angel Cake bis Vanilla Ice Cream).
Dabei kletterte der Anfangsbuchstabe solcher Versionsnamen im ABC mit jedem Release immer eine Stelle nach oben. Das Problem: Mit Android 19 kommen wir bei Z an – und danach? Für Android 20 muss Google dann zwangsläufig mit dem System brechen. Schade eigentlich, die Anlehnung an Leckereien ist schließlich eine charmante Methode und verankert Versionsnamen nicht nur bei Naschkatzen tief im Gedächtnis.
Upgrade mit Erweiterter Realität (AR)
Erweiterte Realität (Englisch: Augmented Reality, AR) verschmilzt das reale Leben mit digitalen Inhalten und Erweiterungen, das passiert ja heute schon. Die Anwendungen sind aber begrenzt, entsprechende Wearables sind aktuell auch noch recht teuer. Das könnte aber schon in naher Zukunft ganz anders aussehen.
Ein zukünftiges Android könnte uns die Navigation, GPS-Daten, Restaurant-Kritiken oder sogar die Innenansicht von Gebäuden wie Shops oder Bars direkt ins Sichtfeld legen.
Auch Gaming würde damit einen drastischen Wandel erfahren. Eine Mischung von Spiel und Sport dürfte dabei schnell Fahrt aufnehmen: Wenn wir beim Joggen vor einer Zombie-Meute à la „Day Z“ fliehen, Pokémons hinterhereilen oder mit Echtzeit-Abbildern von fernen Freunden auf Radtour gehen, dann werden solche Anwendungen schnell zum festen Lifestyle-Bestandteil.
Ultratiefe Vernetzung
Das sogenannte Internet der Dinge (Internet of Things – IoT) ist uns heute schon ein geläufiger Begriff. Es bezeichnet die enge Vernetzung von Software, Sensoren und Technologien. Kühlschränke, Kaffeemaschinen, Smartwatches und Handys können wir damit schon heute in enger Verzahnung nutzen. In Zukunft, da sind sich Experten einig, wird das Phänomen weiter an Bedeutung gewinnen.
Im Prinzip könnten sich damit alle elektronischen Geräte im Haushalt von jedem Fleck der Erde aus per Sprachsteuerung bedienen lassen. Auch Fitness- und Gesundheitsdaten lassen sich allen diesen Geräten zu Hause oder im Fitnessstudio synchronisieren.
Erkennt die Smartwatch, dass wir beim Arbeiten müde werden, könnte automatisch die Kaffeemaschine anspringen. Von schlechten Träumen befreit uns Android womöglich mit einer intelligenten Weckfunktion, indem es das Licht einschaltet und das Radio startet.
Ungeahnte Leistung dank Quanten-Chips
Quantencomputer sind ja so etwas wie der heilige Gral der IT-Welt. Zwar gab es dabei in den letzten Jahren immer wieder kleinere Durchbrüche, wann es die Supercomputer zur Marktreife schaffen, steht aber noch in den Sternen. Sollte der Damm aber endlich brechen, ist mit einer rasanten Verbreitung der neuen Hochleistungssysteme tu rechnen, auch im Smartphone.
Ein chinesisches Start-Up hat den ersten Mini-Quantencomputer bereits vorgestellt
Android wäre mit einer solchen Super-CPU zu bisher völlig Unmöglichem in der Lage. Hochkomplexe Simulationen, die Verarbeitung gigantischer Datenmengen oder die Teilnahme an riesigen neuralen Netzwerken würden damit zur Kleinigkeit. Unsere Sicherheitssysteme würde das in echte Not bringen: Selbst komplexe Passwörter verkommen zum bloßen Kinderrätsel, wenn denen ein Quantencomputer zu Leibe rückt. Das bringt uns auch gleich zum nächsten Punkt:
Cybersecurity 3.0
Neue Zeiten, neue Probleme: Ein Android der Zukunft wird sich auch futuristischen Bedrohungen stellen müssen. Viren und Malware gibt es schon fast so lange wie es Computer gibt, daran wird sich also so bald nichts ändern. Künftige Schadsoftware dürfte es vermehrt auf Identitätsdaten und die Finanz-Software auf mobilen Geräten absehen.
Test: Die besten Antivirus-Programme für Android
Wir nutzen Smartphones ja heute schon für Banking, Kryptos oder zur Identifikation und Ticketkontrolle. Für das Android der Zukunft bedeutet das einen erhöhten Anspruch an die Sicherheit biometrischer Erkennung, die besser funktionieren muss, als das Auslesen von Gesichtszügen oder Fingerprofilen.
Wir werden zwar zur DNA-Analyse nicht gleich übers Display schlecken müssen – ganz absurd ist so ein DNA-Schlüssel aber nicht, schließlich verspricht er dank absoluter Einzigartigkeit die höchste Sicherheit. Auch Retina-Scans sind denkbar, die gelten als etwa 20.000 sicherer als der klassische Zugang per Fingerabdruck.
Mehr Nachhaltigkeit und Effizienz
Dass man es bei Smartphones und Co. in Zukunft schaffen wird, auf umweltschädliche Komponenten zu verzichten, kann man nur hoffen – daran arbeiten die Hersteller derzeit zumindest sehr intensiv. Doch auch Android könnte (und sollte) ökologischer werden. Auch in Verbindung mit fortschrittlicher KI könnten Energiesparmodi wesentlich verbessert oder Rechenleistung effizienter genutzt werden.
Eine Berechnung des individuellen CO₂-Abdrucks von Nutzern wäre im Internet der Dinge ebenfalls keine allzu komplexe Sache mehr. Dazu könnte ein zukünftiges Android effektive Echtzeit-Tipps für klimafreundliches Verhalten in petto haben.
Holografische Displays
Während wir uns heute über Display-Fortschritte wie 144-Hz-Technologie, Lesbarkeit bei Sonnenlicht oder faltbare Bildschirme freuen, könnten holografische Displays solche Entwicklungen weit in den Schatten stellen.
Gaming, virtuelle Meetings oder auch nur Ratgeber-Videos erklimmen damit wortwörtlich die nächste Dimension: In der dreidimensionalen Darstellung sitzen wir an virtuellen Tischen mit Kollegen oder der Familie zusammen, Filme und Animationen erwachen räumlich zum Leben und Präsentationen werden zum absoluten Blickfang.
Schnittstelle fürs menschliche Gehirn
Die gruseligste Aussicht heben wir uns für den letzten Punkt auf: Mit einer Schnittstelle direkt ins Gehirn könnten man Smartphone nicht nur unheimlich schnell und komfortabel bedienen, das würde auch praktisch alle Sicherheitsvorkehrungen, Passwörter und Entsperrungen überflüssig machen.
Solche Brain-Computer-Interfaces (BCI) würden uns alle Anwendungen in exakt dem Moment zur Verfügung stellen, wenn wir sie brauchen, die Bedienung verbundener Geräte grundlegend revolutionieren und Social Media komplett auf den Kopf stellen. Der Austausch mit anderen erfordert damit vielleicht eines Tages keinen Text, kein Bild und keine Timeline mehr.
Neuralink, ein Unternehmen von Elon Musk, hat so eine Schnittstelle bei einem Affen bereits erfolgreich getestet. Nach dem Einpflanzen eines Gehirn-Chips spiel der Primat Pong mit seinen Gedanken – und erhält zur Belohnung Bananenbrei.