Amazon gibt gerade Vollgas: Sie haben James Bond und Der Herr der Ringe gekauft, arbeiten an einem neuen Tomb-Raider-Spiel mit Crystal Dynamics auf Basis der Unreal Engine 5 und jetzt startet Amazon Luna in Deutschland, die nächste Generation von Cloud-Gaming. Mit voller Twitch-Integration und neuem FireTV-Betriebssystem, welches neben Empfehlungen für TV-Serien, auch Spiele als integralen Bestandteil sieht und nicht nur als einen Menüpunkt. Amazon Prime Mitglieder erhalten einen Gratis-Zugriff auf eine kleine Auswahl an Spielen und können somit Luna ausgiebig kostenlos ausprobieren.

Amazon Luna lernt aus den Fehlern von Stadia: Alle Ubisoft-Games, die wir bereits gekauft haben, gehören uns automatisch auch auf Luna und die Ubi-Flatrate mit allen Games kostet nur 3 Euro mehr pro Monat.
Benjamin Kratsch
Amazon will tiefer in Gaming einsteigen, das wird nach einem Tag mit Amazon Luna und Hands-On mit gut 15 Spielen deutlich. Als wir im Londoner Soho House Control via Amazons Cloud-Service spielen, sind wir beeindruckt, wie gut das auf Amazons neuem Fire TV Omni QLED aussieht und wie flüssig es in hohen bis maximalen Grafikeinstellungen läuft.
Control ist noch immer eines der technisch anspruchsvollsten Werke, gerade weil es diese intensive Physik-berechnete Zerstörung hat. In unserem Test titelten wir noch: „Dieses Spiel würde Christopher Nolan lieben“. Wir können ein Loch in einen Plastik-Stuhl in der Kantine schießen und das wird ballistisch korrekt berechnet. Oder ein ganzes Büro aussehen lassen als hätte hier John Wick gewütet.
Siehe auch: Assassin’s Creed Mirage – Die Rückkehr des Schleichens

Shooter wie Control oder Rainbow Six Extraction brauchen eine stabile Framerate, damit sie Spaß machen. Amazon Luna bietet das und liefert eine volle Twitch-Integration für jedes einzelne Spiel.
Benjamin Kratsch
Da Luna-Spiele auf ihren PC-Pendants basieren und Control einen eigenen Benchmark eingebaut hat, können wir auch sehen, worauf Amazon Luna läuft: Intel Xeon R Platinum 8259CL, getaktet auf 2,5 GHz in Kombination mit einer potenten Nvidia Tesla T4 mit 16 GB VRAM. Luna hat ordentlich Dampf unter der Haube, die Intel-Server-CPU ist in etwa so stark wie ein AMD Ryzen Threadripper 2990WX.
Die Nvidia T4 hat ebenfalls mächtig Power: 320 Tensor-Cores, 2560 CUDA Cores, 16 GB GDDR6 und 300 GB/s Übertragungsrate. Amazon Luna hat also richtig Power unter der Haube, zum Launch wird allerdings nur ein 1080p-Stream angeboten – 4K soll folgen.
Youtube-Kollege CloudPlay zeigt, wie smooth Assassin’s Creed Valhalla in hohen Grafiksettings auf Amazon Luna läuft:
Amazon lernt aus Google Stadia-Fehlern: Ubisoft-Titel sind gratis

Sobald wir unseren Ubi-Account mit Luna connecten, können wir alle bereits gekauften Spiele automatisch kostenfrei auf Amazon Luna spielen. PC-Gamer können so Cloud sehr entspannt ausprobieren.
Benjamin Kratsch
Aber halt, werden einige sagen: Konnte das nicht auch Stadia? Tatsächlich hat Amazon viel aus den Anfängerfehlern von Google und Stadia gelernt und gestaltet Amazon Luna sehr viel kundenfreundlicher.
Der erste Schritt dafür ist eine intensive Partnerschaft mit Ubisoft. Wir können unseren Ubi-Connect-Account mit ein paar Klicks mit unserem Amazon-Account linken, schon werden alle Ubisoft-Spiele spielbar, die wir bisher gekauft haben – und zwar kostenfrei. Das ist ein smarter Schritt, denn so kann jeder Cloud erleben und ausprobieren, ohne direkt die Kreditkarte zücken zu müssen.

Wer Lust auf mehr Cloud-Games hat, der kann sich Control im Abo-Service Luna+ mit Spielen wie Resident Evil 2, Dirt 5, Alien Isolation und Devil May Cry 5 holen. 10 Euro im Monat sind für das kleine Portfolio allerdings teuer.
Benjamin Kratsch
Wer auf den Geschmack gekommen ist, der kann mit Luna+ für 9,99 Euro ein Paket aus 175 Spielen dazubuchen, darunter etwa Alien Isolation, Resident Evil 2, Dirt 5 oder Devil May Cry 5. Hier muss Amazon noch etwas mehr Gas geben, weil der Preis im Vergleich zu Xbox Game Pass zu hoch ist für das eher kleine Portfolio.
Dennoch sind monatlich kündbare Abos eine Möglichkeit, die Fehler von Stadia zu vermeiden: Google glaubte, dass Gamer bereit wären, ein Spiel nochmal zum Vollpreis zu kaufen, nur um es in der Cloud zu spielen. Hier bekommen wir erstmal alle Ubisoft-Games frei Haus, die wir ohnehin schon besitzen und können auch direkt weiterspielen. Sprich, unser Spielstand von Ubi Connect in Assassin’s Creed Valhalla wird direkt geladen, und es kann weitergehen.

Amazon Luna nutzt eine Nvidia Tesla T4 mit 16 GB VRAM, hat also satt Power unter der Haube. Entsprechend ist die Grafikqualität sehr nah dran an mittleren bis hohen Grafiksettings der PC-Fassung.
Benjamin Kratsch
Das ist diese „Play Anywhere“-Philosophie, die Cloud-Gaming erst interessant macht. Weil wir problemlos im Schlafzimmer weiterspielen können, ohne erst eine Konsole oder PC dort aufstellen und verkabeln zu müssen.
Gerade für größere Familien ist das sicherlich spannend – will Papa gerade Formel 1 gucken, kann sich der Sohnemann in sein Zimmer verkrümmeln und dort einfach auf seinem Display weiterspielen. Dafür braucht es wirklich nur einen Fire-TV-Stick, der mit 40 Euro sehr günstig ist.
Amazon bietet zwar einen sehr guten Controller an, der ist aber völlig optional – wer mag, kann auch erstmal seinen Xbox-Controller oder ein beliebiges anderes Bluetooth-Pad nutzen.
Amazon Luna: Erstklassiger Controller, smoothes Gameplay

Der Luna-Controller ist mit 70 Euro etwas teuer, aber exzellent verarbeitet. Tolle Haptik, hochwertiges Finish, exzellente Analogsticks. Uns ist das lieber als ein günstiges Pad, aber Sie können auch jeden andere Bluetooth-Controller verwenden.
Benjamin Kratsch
Mit anderen Worten: Wer Lust drauf hat, der spielt schon bald Assassin’s Creed Mirage nicht nur auf dem heimischen PC, sondern auch via Amazon Luna überall. Spannend hierbei: Ubisoft rollt mit Luna den Service Ubisoft + Multi-Access aus, wo wir für nur 3 Euro mehr die komplette Ubisoft-Bibliothek nicht nur auf PC, sondern auch Luna spielen können. Also 17,99 Euro statt 14,99 Euro, was preislich fair ist.
Bereits gespielt haben wir Assassin’s Creed Valhalla auf Amazon Luna und das fühlte sich sehr smooth an. Da wir hier ja die PC-Version streamen, können wir im Menü beliebig die Grafikqualität einstellen, spielen mit allen Settings auf hoch und die Framerate bleibt stets stabil, auch Artefakte oder Tearing reten nicht auf, was früher bei Cloud-Lösungen öfter ein Problem war.
Als in Far Cry 6 die Hölle losbricht, Panzer auf uns feuern und eine halbe Basis in die Luft fliegt, erleben wir keinen Lag. Weder im Londoner Soho House, noch zu Hause beim Autor dieser Zeilen, wo 300 Mbyte/Sekunde anliegen.
Man merkt einfach, wie sich Cloud Gaming weiterentwickelt, denn zwischen Controller-Eingabe und Bildausgabe gibt’s keine Verzögerung mehr – Stadia hatte gerade in diesen effektgeladenen Situationen öfter Probleme. Amazon hat hier im Server-Management durch seine Erfahrung mit Amazon Prime offensichtlich gelernt. Weil letztlich steht und fällt Cloud-Gaming mit einer smoothen Spielerfahrung.

Der Luna-Controller fühlt sich wie ein kleineres Xbox-Series-X-Pad an. Es ist etwas höher, dafür kleiner in der Breite. Am wichtigsten ist, dass die Action-Buttons gute Griffpunkte haben und sich die Analogsticks klasse anfühlen.
Benjamin Kratsch
Sehr gut gefällt uns übrigens auch der Luna-Controller, der optional für 70 Euro erhältlich ist. Das ist zwar relativ teuer, aber das spürt man auch direkt in der Qualität: Hier treffen ein hochwertiges Finish auf sehr gut verarbeitete Analogsticks, die sich im Grunde anfühlen wie bei einem etwas kleineren, handlicheren Xbox-Controller. Auch die Schultertasten haben einen guten Druckpunkt – bei billigen Controllern wirken diese gerne mal etwas wabbelig, insofern ist das enorm wichtig für die Erfahrung.
Die Controller kommunizieren via Cloud Direct direkt via Wifi mit Amazons Servern, sprich hier tritt weniger Lag auf, als wenn wir einen Xbox-Controller via Bluetooth anschließen. Wer die 70 Euro erstmal sparen möchte, der kann aber auch jeden anderen Bluetooth-Controller mit seinem Fire-TV-Stick verbinden oder auf einem alten Laptop z.B. auch mit Maus und Tastatur spielen.
Die Cloud bringt Avatar: Frontiers of Pandora zu allen Avatar-2-Fans

Cloud-Gaming kann die faszinierende Welt von Spielen zu allen öffnen. Wie viele Familien haben die Avatar-Filme gesehen, keine Konsole zu Hause, würden aber Ubis Avatar: Frontiers of Pandora genießen? Für die ist Amazon Luna super.
Disney
Gaming ist nach wie vor ein exklusives Hobby: Eine Xbox Series X oder Playstation 5 kostet etwa mehr als Amazons wirklich gute neue QLED-Fernseher der Fire-TV-Omni-Reihe, die mit 450 Nits eine hohe Helligkeit und all diese Qualitäten haben, die wir von QLED kennen. Ohne den hohen Preis – 799 Euro für die 65-Zoll-Variante mit HDR10+, Full Array Local Dimming mit bis zu 80 Zonen und Dolby Vision IQ sind sicherlich einen Blick wert.
Und jetzt überlegen wir mal, wie viele von den 12 Millionen Menschen, die gerade James Camerons episches Meisterwerk Avatar 2 im Kino gesehen haben, auch Lust hätten, Ubisofts Avatar: Frontiers of Pandora zu spielen. Dort werden wir den ersten Film nachspielen, sprich uns unter anderem auf einem Toruk Makto in die Lüfte Pandoras schwingen.

Die beste Spielerfahrung hat man unserer Erfahrung nach mit dem Luna-Controller, weil er auf Cloud Direct basiert. Sprich, er kommuniziert via Wifi direkt mit den Amazon-Servern, was Lag minimiert.
Benjamin Kratsch
Wie viele Familien würden das gerne erleben, die vielleicht noch keine Xbox Series X/S oder PS5 zu Hause haben? Und genau für die ist Amazon Luna perfekt, schließlich kann man Services wie Ubisoft+ ganz ähnlich wie in Amazon Prime einfach monatlich hinzubuchen und kann sich die Kosten teurer Hardware sparen. „Wir haben uns gefragt, wie die Zukunft von Gaming aussehen könnte. Gaming für sehr viel mehr Menschen, auf mehr Geräten, mit mehr Displays. Für jeden mit einem Fernseher zu Hause“, erzählt uns Priscila Cordero, Sr. Manager Amazon Luna in London.

Amazon baut ein Ökosystem, in dem Spiele, Serien und Filme ein integraler Bestandteil von FireTV sind. Es gibt z. B. auch Gaming-Wallpaper als Artwork, welches wir nutzen können, um einen Omni-QLED als Kunstrahmen zu benutzen.
Benjamin Kratsch
„Nun verstehen wir Cloud sehr gut, gerade durch unsere AWS-Angebote und haben unseren Luna-Controller so entwickelt, dass er direkt via Wifi auf unsere Server zugreifen kann, um Latenz so gering wie möglich zu halten. Via App auf Ihrem Smartphone können Sie das einmalig einrichten und dann beliebig von Gerät zu Gerät springen, ohne den Controller nochmal connecten zu müssen – z. B. vom TV auf den Laptop oder Tablet.“ Amazon Luna funktioniert etwa auch auf iPad, iPhone oder Android-Geräten.
Kilian von iKnowReview war mit uns in London und präsentiert die neuen Omni QLEDs:
Spannende Integration mit Twitch

Twitch arbeitet an einer One-Klick-Lösung, damit wir die hochauflösenden Smartphone-Kameras als Streamcam nutzen können. Das ist auch tief in Amazon Luna integriert.
Twitch
Da Amazon auch Twitch gehört, bietet sich eine tiefe Integration an, die dem Luna-Team gut gelungen ist: Zum einen sind Twitch-Streams Teil der Luna-Erfahrung – gehen wir etwa in das Menü für Asssassin’s Creed Valhalla, können wir dort die beliebtesten Assassin’s-Creed-Streamer wie Frag Nart direkt sehen. Aber auch selbst streamen, was ziemlich cool ist: Einfach App runterladen, einloggen und Twitch nutzt die Kamera des Smartphones als Webcam. Völlig ohne umständlich via OBS oder andere Software etwas konfigurieren zu müssen.

Professionelle Twitch-Streamer wie MontanaBlack nutzen oft Gaming-PCs für 10.000 Euro, um in hoher Qualität ohne Lag zu streamen. Wenn das in Zukunft stärker in der Cloud passieren kann, würde das Twitch für viel mehr Gamer öffnen.
MifCOM
Luna matcht dabei das Gameplay auf dem Fernseher z.B. mit unserem Kamera-Bild und Stimme, was gut funktioniert. Diese tiefe Integration des ganzen Amazon-Ökosystems dürfte letztlich entscheidend sein für den Erfolg von Luna. Denn Stadia ist vor allem daran gescheitert, dass Google keine Ahnung von Gaming hat – es passte nicht zu ihren anderen Produkten. Google hatte keine Ahnung, wie man Spiele vermarktet, keinen Zugang zur Community und auch kein wirkliches Interesse – Jade Raymonds Stadia-Studio haben sie nach weniger als sechs Monaten geschlossen und nicht mal auf der Google IO – ihrer eigenen Entwicklermesse über Stadia gesprochen.

Amazon arbeitet mit Crystal Dynamics am nächsten Tomb Raider. Anders als Google sind sie bereits ein großer Teil des Gaming-Ökosystems, entsprechend sind die Chancen ihres Cloud-Services höher als bei Stadia.
Crystal Dynamics
Bei Amazon ist das ganz anders: Gerade weil die E-Commerce-Giganten jetzt tief ins TV-Geschäft einsteigen mit ihrer QLED-Linie und dank Amazon Prime ohnehin zu den Großen im Entertainment-Business gehören, passt Luna als Gaming-Service perfekt zu den anderen beiden – zu Prime für Serien & Filme und Amazon Music. Jetzt wird es spannend sein, was der nächste Schritt ist. Amazon arbeitet ja zum Beispiel mit Crystal Dynamics am nächsten Tomb Raider für Unreal Engine 5, was sicherlich auch für Luna kommt.
Amazon hat MGM gekauft und es wird Zeit für neue James-Bond-Spiele. Auch für Amazon Luna?
Auch intern haben die Amerikaner eigene Spielestudios und es wäre doch fantastisch, wenn diese die mächtige Der-Herr-der-Ringe-Lizenz in Games verwandeln würden, oder? Auch Spiele rund um Amazons Action-Star Jack Ryan würden wir mit Handkuss spielen. Oder wie wäre es mit neuen James-Bond-Games? Schließlich hat Amazon gerade MGM für 8,5 Milliarden US-Dollar gekauft und eine erste James-Bond-Serie angekündigt. Um es mit 007 zu sagen: Sag niemals nie…