Monaco. Die Sonne brennt, die Dächer explodieren. Holy Shit, wie viel Spaß macht bitte dieses The Finals. Der Überraschungs-Blockbuster des Jahres von Battlefield-Veteranen, denn das Studio dahinter – Embark Studios – sind alles Veteranen von Battlefield 4 und Bad Company, die keine Lust mehr auf DICE und EA hatten. Dafür aber so richtig, richtig Bock auf die epischste Zerstörungs-Physik-Engine, die ein Spiel erlebt hat seit Bad Company 2.
The Finals sieht nicht nur großartig aus, es fühlt sich super taktisch an und spielt sich extrem dynamisch, eben weil quasi die halbe Map zerstörbar ist, als wäre es Bad Company 3. Und zwar Server-seitig, also physikalisch korrekt. Es gibt keine vordefinierte Zerstörung, mit der BF 2042 arbeitet.

The Finals ist ein Next-Generation-Shooter: Solche Feuersbrünste nach Explosionen erwarten wir sonst in einer geskripteten Kampagne. Hier hat einfach einer eine Brandgranate geworfen, ein anderer einen Gaskanister hinterher.
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Wobei tatsächlich auch DICE laut Tom Henderson in Battlefield 7 – welches im Herbst 2024 kommen soll – wieder viel stärker auf Zerstörung und Levelution setzen will, denn das war immer die große Stärke der Marke. All right, rein in die Closed Beta von The Finals.
Hier ist die Situation: Ein Dreier-Squad hat sich in einem Apartment verschanzt – einer mit MG am Fenster, zwei Scharfschützen, unser eigenes Team kommt unter Feuer. In Battlefield 2042 hätten wir jetzt relativ wenige Optionen, das Problem zu lösen. Gehen wir die Treppe hoch, ist die sicherlich vermint oder der Feind lauert schon. Wir können eine Granate reinlupfen, die Wahrscheinlichkeit, alle drei zu erwischen, ist aber gering. Deshalb hat sich Embark für den Bad-Company-Ansatz entschieden: Raketenwerfer zücken, ganze Wand fliegt aus den Angeln. Granatwerfer zücken und wir blasen nur ein kleines Loch rein, für einen taktischen Einstieg.
Bad Company 3, bist du es?
So weit, so Battlefield. Aber es geht noch viel weiter. Rakete nachladen, anlegen, von unten auf den Beton des ersten Stockwerks zielen und es entsteht ein riesiges Loch. Schießen mehrere Spieler auf ein Haus, kann es gar komplett zusammenkrachen. In unserer Situation segelt einfach nur das Sniper-Squad nach unten, der Boden bricht förmlich unter ihren Füßen zusammen.
Das ist die Hardcore-Variante, es gibt aber auch zig taktische, weil die Physikengine sehr detaillierte Zerstörung erlaubt. Wir können etwa die Feuerleiter hochklettern, C4-Päckchen anbringen, aufs Köpfchen drücken und das gegnerische Squad von oben überraschen. Also genauer gesagt können wir auch das Dach wegsprengen, von oben mit dem Granatwerfer reinhalten und dem Gegner sprichwörtlich den Boden unter dem Hintern wegschießen.

Hier geht richtig die Party ab: Egal ob Sie eher auf taktische Zerstörung stehen, um Einstiegslöcher zu schaffen oder gerne das halbe Level im Effekt-Gewitter untergehen lassen – in The Finals werden alle Physik-Fans glücklich.
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Krass, wie lange ging das nicht mehr? Just Cause 4 zelebrierte zwar auch Zerstörung, war aber eben kein Team-Shooter. Natürlich brauchen solche Taktiken auch Konter und hier haben sich die schwedischen Embark Studios etwas ziemlich Smartes ausgedacht: Wie in Prey versprühen wir mit der Goo Gun eine Art Bauschaum, der extrem schnell verhärtet, um in wenigen Sekunden komplett neue Verteidigungsstellungen für unser Team zu bauen.
Die Philosophie dahinter: Ballert einer unsere Mauer weg, bauen wir einfach eine neue und haben so mehr Deckung als der angreifende Gegner. Verstärken lässt sich die Position mit selbstschießenden MG-Türmen, ganz im Stil von BF 2042.

Muss hier noch jemand spontan an Mirror’s Edge denken? Kam ja auch von DICE und deren ehemaliger CEO hat sehr viele Engine-Spezialisten und Multiplayer-Designer mitgenommen, um sein eigenes Studio zu gründen.
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Wer den schnellen Weg bevorzugt, für den stehen überall Seilwinden zur Verfügung – einfach einhaken und binnen Sekunden geht es nach oben. Es gibt auch generell viele Gadgets: Gatling-Türme, Jump-Pads, mit denen wir uns in die Luft katapultieren können. Granaten, die Räume in Brand setzen. Granaten, die Schaum explodieren lassen, etwa um Feuer zu löschen, die sich sonst wie damals in Far Cry 3 dynamisch ausbreiten. Es gibt Schilde, Minen, Thermalsicht-Brillen für den dynamischen Tag-Nacht-Wechsel auf den Karten. Flashbangs, Rauchgranaten und sogar Stealth-Anzüge, die uns unsichtbar machen, bis wir schießen oder beschossen werden, wie in Ghost Recon Future Soldier und Hideo Kojimas Meisterwerk – Metal Gear Solid 4: Guns of the Patriot.
Warum hat Battlefield 2042 eigentlich so wenige Jets? Und wo sind die Bomber aus BF5 hin?
Entwickelt von Veteranen von Battlefield und Bad Company

Gameplay, Design und Atmosphäre sind deutlich näher dran am eher spaßig ausgerichteten Bad Company als am eher authentischen Battlefield. Aber die Zerstörungsengine, die hatten beide Serien ursprünglich einmal.
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Wir wissen ehrlich gesagt nicht, warum sich DICE mit Battlefield 2042 weitestgehend gegen taktische Zerstörung entschieden hat. Es gibt ein paar Möglichkeiten, etwa mit Panzern durch Wände zu fahren, aber es hat nicht dieses taktische Level, was mal ein Bad Company hatte.
In einem The-Finals-Match lag ein Scharfschütze auf einem Dach – ein Kollege fand es witzig, ihn ein bisschen zu ärgern und hat von unten, also dem dritten Stock zwei C4-Päckchen nach oben geworfen, aufs Köpfchen gedrückt und der Sniper guckte doof aus der Wäsche, als das komplette Dach unter ihm zusammengekracht ist.
Es geht aber noch viel, viel mehr: In einem anderen Level legen wir genug C4, um eine komplette Skybridge, eine gläserne Verbindung zwischen zwei Wolkenkratzern, in die Luft zu jagen, damit die anderen nicht unsere Position stürmen können. Irre!
JackFrags zerlegt das halbe Level mit C4:
Die DNA ist sehr viel mehr Bad Company als Battlefield. Sprich, was Spaß macht, ist auch erlaubt. Haben wir keine Raketen oder C4 mehr, schleudern wir einfach eine Propangasflasche, die im Level rumsteht – schnell auf die M11-Uzi geswitcht, im Flug durchlöchern und sie explodiert.
Die Embark Studios liefern genau das, worauf Bad-Company-Fans schon so lange warten. Sie wurden von Patrick Söderlund gegründet, DICE ehemaliger CEO und später EAs Executive Vice President Worldwide Studios bei EA. Er hatte keine Lust mehr, einfach nur Manager zu sein und Schecks auszustellen, sondern wollte wieder kreativer arbeiten und hat quasi DICE halbes Frostbite-Team gleich mitgenommen.

Zerstörung kann sehr taktisch genutzt werden: Hier sprengen wir gerade das Stockwerk, in dem sich der Tresor befindet. Der rauscht dann nach unten, unser Team kann ihn mopsen, der Feind guckt dumm aus der Wäsche.
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Das war wohl einer der Gründe, warum Battlefield 2042 in so einem kaputten Zustand launchte und sich nur noch wenig ambitioniert anfühlte. Nun hat The Finals keine Fahrzeuge, keine Helikopter – es gibt zwar Yachten im Hafen von Monaco, aber auf denen sonnen sich Zuschauer wie bei einem Formel-1-Rennen. Denn The Finals ist eine Art Ready-Player-One-Game-Show, in der wir virtuelle Tresore innerhalb von Gebäuden klauen und in unseren Vault bringen müssen. Ein Vault wohlgemerkt, den wir auch gerne mal längere Zeit halten müssen, bis der Cashout-Prozess abgeschlossen ist.
Und ja, tatsächlich hat uns mal ein feindliches Team das komplette Stockwerk unter dem Hintern weggeballert, woraufhin unser Hightech-Tresor nach unten gefallen ist und wir kamen alle aus dem Staunen kaum noch raus.
Abgefahrenes Setting: Eine Spielshow mit vielen kreativen Ideen

Mit der Goo Gun verschießen wir eine Art Bauschaum, womit sich Brücken über Gebäude basteln lassen. Oder auch kugelsichere Deckung, was im Cashout-Modus sehr nützlich ist.
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Was uns richtig gut gefällt: Die Beta-Karten spielen sich sehr abwechslungsreich, Monaco und Seoul sind komplett unterschiedliche Welten. Bei Tag und Nacht, denn die Tageszeit ändert sich genauso wie das Wetter. Das eine ist eine edle Villen-Gegend, wo wir uns eher taktisch bewegen, viel mit Bauschaum arbeiten, um regelrechte Bunkerstellungen zu errichten. Taktisch Löcher sprengen, dem Feind in den Rücken fallen.
Seoul hingegen basiert auf Wolkenkratzern mit zehn Stockwerken, und wir sind brutal schnell. Wir rutschen Rolltreppen runter mit einem Speed, da würde selbst Sonic stolz gucken. Das Runner-Gefühl hat etwas von Mirror’s Edge, welches ebenfalls von DICE kam. Auch daran hat Söderlund mal gearbeitet und sich wohl an das ein oder andere coole Element zurückerinnert, schließlich wollte DICE gerne Mirror’s Edge 3 machen.
Ein absurd schnelles FPS: So spielen Profis The Finals
Die Geschwindigkeit liegt hier auch an der Klasse: Die Light-Class ist besonders wendig, schnell und lustigerweise sehr viel kleiner als alle anderen. Der Heavy ist dagegen ein richtiger Brummer und reißt Häuserwände ein, wenn er durchrennt. Mit unserem Leichtfüßler spielt sich The Finals in Seoul brutal flott: Wir rasen regelrecht durch die Level, jagen mit dem Granatwerfer oder der Shotgun ein Loch in die Wand, rutschen durch, überraschen das feindliche Team dahinter, was gerade einen virtuellen Tresor mopsen will.
Denn The Finals basiert auf einer futuristischen, virtuellen Spielshow, was den Embark Studios nicht nur ein sehr freches, buntes, ambitioniertes Design mit vielen Leuchtfarben erlaubt, sondern auch einen Haufen Gameplay-Events, die einfach so random aktiviert werden. Beispielsweise niedrige Gravitationskraft, dann können wir Meter weit nach oben springen, um auf den Dächern der Stadt zu kämpfen.

The Finals ist nicht ganz so scharf texturiert wie Battlefield 2042, dafür lässt sich wirklich die halbe Map zerstören. Hier haben wir Monaco platt gemacht und das ging schon sehr lange nicht mehr in irgendeinem Spiel.
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Es gibt Meteoriten-Shower, die die halbe Map zerstören und mal eben alle Dächer zu Schweizer Käse verarbeiten. Überall wo die Meteoriten einschlagen, brennt es jetzt – löschen können wir nur mit dem Bauschaum-Werfer oder einer Gloo-Grenade. Ein anderes Event macht uns absurd schnell, Sonic-Style eben. Generell können wir sehr viel rutschen. Da wir so viel Geschwindigkeit haben, können wir in einem Bürotrakt in Seoul mit wenigen Hindernissen auch einfach mal über die halbe Marmor-Fläche rutschen und dabei ballern, bis der Arzt kommt. Das Spiel hat einfach viele coole Ideen: Wir rennen etwa eine Glasfassade hoch, wie Ethan Hunt in Mission Impossible: Dead Reckoning, sieht uns der Gegner, kann er die auch einfach sprengen und wir segeln wieder nach unten.
Dieser Technik-Youtuber hat einfach mal das komplette Monaco-Level zerlegt. Völlig irre:
Sind aber trotz der extremen Höhenunterschiede und vielen Stockwerke ruck zuck wieder am Ausgangspunkt, weil es ja überall diese Seilwinden gibt. Der Ready-Player-One-Ansatz erlaubt zudem kreative Spielereien. Wird ein Team-Kamerad getötet, können wir seinen virtuellen Avatar mitnehmen und ihn an einem sicheren Ort wiederbeleben, dürfen währenddessen aber nur einhändige Waffen abfeuern, etwa eine Uzi. Das gilt übrigens auch, wenn wir eine der Geldboxen transportieren.
Ganz ehrlich: The Finals hat zwar noch ein paar Balance-Probleme und auch die Framerate ging in der Closed Beta durchaus mal in den Keller. Aber wir haben schon lange nicht mehr so etwas Innovatives im Shooter-Segment gespielt. The Finals ist nicht nur von seiner Zerstörungsengine technisch absolut beeindruckend. Es spielt sich auch einfach verdammt spaßig.