Winoptimizer und Ccleaner sind die beiden vielleicht bekanntesten Tools zum Optimieren, Aufräumen und Anpassen von Windows. Beide Programme wurden in den vergangenen rund 20 Jahren ständig weiterentwickelt, mit zusätzlichen Funktionen ausgestattet und an neue Versionen des Betriebssystems von Microsoft angepasst.
Dabei bieten sie eigentlich nur die Funktionen, die Windows selbst zur Verfügung stellt. Nur eben benutzerfreundlich strukturiert und einfacher zugänglich, wonach man sonst in den Tiefen des Systems suchen beziehungsweise die Befehle zum Aufrufen kennen muss. Die Datenträgerbereinigung (cleanmgr) und -defragmentierung (defrag) sind da nur zwei von vielen Beispielen.
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Nun lässt sich über Sinn und Notwendigkeit solcher Optimierungssoftware trefflich streiten. Ihr Erfolg aber hat Microsoft offenbar auf die Idee gebracht, mit dem „PC Manager“ ein eigenes Programm dieser Art anzubieten.
Das neue Tool bietet wie seine Vorbilder im Wesentlichen keine neuen Funktionen, sondern führt einige wenige wichtige auf einer Oberfläche zusammen. Man muss die über das System verstreuten Bordmittel also nicht mehr lange suchen. Im Ergebnis ein zentraler Zugriff auf Funktionen, die Tempo und Performance, Stabilität und Sicherheit erhöhen und gleichzeitig mehr Platz auf der Festplatte schaffen sollen.
So installieren Sie den neuen PC Manager von Microsoft

Während der Beta-Phase sind Englisch oder Chinesisch die einzigen Sprachen, in denen die Downloadseite und das neue Microsoft-Programm zur Verfügung stehen.
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Der PC Manager steht vorerst weiter nur als Beta-Version zur Verfügung, eine fertige finale Fassung existierte bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht. Unsere Tests seit vergangenem Herbst zeigen jedoch, dass die Software stabil läuft.
Bevor Sie sie auf einem produktiv genutzten Rechner verwenden, empfehlen wir, den Systemzustand vor der Installation des neuen Microsoft-Tools zu sichern: entweder über die Windows-eigene Funktion „Systemwiederherstellungspunkt“ oder, indem Sie gleich die gesamte Systempartition als Image speichern. Das erledigen Sie beispielsweise mit Aomei Backupper.
Zum Installieren von PC Manager laden Sie die neueste Version über die Microsoft-Webseite auf die Festplatte.
Als Sprachen stehen hier bisher nur Englisch und Chinesisch zur Verfügung. Als Systemvoraussetzung nennt der Hersteller Windows 10 (ab Version 1809) oder Windows 11. Mit einem Doppelklick auf die heruntergeladene Installationsdatei starten Sie das Setup der englischen Fassung, fahren mit „Install“ fort und warten die Installation ab. Anschließend rufen Sie das Programm mit „Launch Now“ auf.
Dass es sich um eine Vorabversion handelt, erkennen Sie an der blau unterlegten Einblendung „Public Beta“ oben. Wenn Microsoft seinen PC Manager später offiziell als erste fertige Version veröffentlicht, wird das Tool voraussichtlich in weiteren Sprachen erhältlich sein.
Bedienoberfläche in der Übersicht und erste Schritte

Die Beschränkung auf zwei Bereiche macht den PC Manager sehr übersichtlich: „Cleanup“ links optimiert den PC, „Security“ rechts bietet Zugriff auf die Sicherheitseinstellungen.
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Da die Bedienoberfläche nur zwei Bereiche aufweist, ist sie ausgesprochen übersichtlich und das Programm deshalb einfach zu bedienen: Links die Rubrik „Cleanup“ zum Aufräumen, Optimieren und Beschleunigen, rechts „Security“ mit allem zur Sicherheit.
Nach dem Starten gibt PC Manager den Status quo vor dem Optimieren wieder: Bei unserem rechts abgebildeten Testsystem ist der Hauptspeicher zu drei Vierteln belegt, die Festplatte meldet annähernd neun GByte temporäre Daten: Platz, den man besser anders nutzen kann. Das gilt umso mehr, als der Datenträger unseres Testsystems weniger als 17 GByte freien Speicher aufweist, wie der Wert beim „Storage Management“ meldet.
Im Feld darunter sehen Sie, wie viele Prozesse aktuell laufen. Das ist im Wesentlichen eine ausgegliederte Funktion des Task-Managers. Über „Startup Apps“ aktivieren beziehungsweise deaktivieren Sie das automatische Starten von Programmen beim Hochfahren des Rechners, ebenfalls eine Funktion aus dem Task-Manager. Leider erscheinen dort derzeit keine Apps, die standardmäßig deaktiviert sind.
Mit dem Wechsel nach rechts in den Sicherheitsbereich überprüfen Sie Ihren Rechner auf Sicherheitslücken, gefährlichen Schadcode und fehlende Updates. „Windows Update“ zeigt dabei auf einen Blick, ob alles auf dem neuesten Stand ist. Ist das nicht der Fall, sehen Sie als Hinweis „Available“: dass also ein Patch oder Update zur Installation bereitsteht.
Die beiden Funktionen darunter schalten optional zwei Schutzmodi zu; wir kommen darauf zurück. Nichts zu ändern brauchen Sie bei den Programmeinstellungen selbst („settings“), die Sie über das Zahnradsymbol oben erreichen.
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Windows optimieren: „Boost your PC’s performance“
Überschrieben ist die Cleanup-Rubrik mit „Boost your PC’s performance“, also sinngemäß mit „Reizen Sie Ihr System aus“. Das macht gleich deutlich, worum es beim PC Manager gehen soll. Zum Optimieren klicken Sie auf die zentrale Schaltfläche „Boost“.
In unserem Testszenario dauert es nur wenige Augenblicke, bis die RAM-Auslastung auf die Hälfte zurückgegangen und sämtliche temporären Daten gelöscht sind. Insbesondere der letzte Punkt ist deshalb hervorzuheben, weil die Datenträgerbereinigung auf dem System zuvor zwar ebenfalls knapp neun GByte überflüssige Daten identifizierte, diese jedoch nicht löschen konnte! Was im konkreten Fall die Freigabe des Speicherplatzes verhinderte, blieb im Dunklen. Im Ergebnis jedenfalls schaffte das neue Microsoft-Tool dieses Problem mit einem Mausklick aus der Welt.
Anzumerken aber bleibt, dass der PC Manager keine Daten löscht, die der Benutzung der Datenträgerbereinigung mit Administratorrechten vorbehalten sind. Dazu zählen beispielsweise die „Windows Update-Bereinigung“ oder das Entfernen des Windows.old-Ordners nach dem Upgrade auf eine neue Version.

Vorher-Nachher in der Funktion „Health check“: Links die Auswahl der durchzuführenden Aktionen, rechts das Resultat inklusive dem Deaktivieren einer Autostart-Anwendung.
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Anschließend fahren Sie mit dem „Health check“ fort. Die Voreinstellungen dieser Funktion sind durchaus sinnvoll gewählt: Die markierten Aktionen führen Sie mit einem Klick auf „Proceed“ aus. In der Liste darunter, die sämtliche Programme im Autostart-Ordner aufführt, sollten Sie gezielt wirklich nur diejenigen markieren, die beim Booten des Rechners nicht (mehr) benötigt werden.
Immerhin erinnert die Aufzählung einen unter Umständen an die eine oder andere Software, die man gar nicht mehr aktiv nutzt. Enttäuschend ist hingegen, dass die Beta-Version derzeit keine Einschätzung wiedergibt, wie sich das Deaktivieren der Programme auswirkt: Stattdessen heißt es an dieser Stelle stets „unknown“.

Zwei weitere Funktionen: Die Suche nach Dateien bestimmter Größe spürt schnell Platzfresser auf, während „Deep Cleanup“ wieder Platz auf der Festplatte schaffen kann.
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Das „Storage management“ umfasst vier Unterfunktionen: die Tiefenreinigung „Deep Cleanup“, die Suche nach platzfressenden Dateien („Manage large files“), die App-Übersicht „Manage Apps“ zum Deinstallieren und die Speicheroptimierung „Storage Sense“. Letzteres sorgt über die Windows-Einstellungen beispielsweise dafür, dass unnötig belegter Speicherplatz freigegeben wird, wenn die Festplatte voll ist. Zudem löscht sie temporäre Dateien nach einer einstellbaren Zeitspanne. Alles Funktionen, die Windows in seinen Tiefen ohnehin bietet, aber hier übersichtlich und somit leicht zu finden zusammengestellt.
„Process management“ listet wie der Task-Manager alle laufenden Prozesse aus, bietet über das Beenden („End“) hinaus jedoch keine weiteren Funktionen. Der Task-Manager selbst dagegen erlaubt es im aktuellen Windows 11 Version 22H2 mit dem neuen Effizienzmodus, einzelne Tasks zu priorisieren. Unter Windows 10 ist das zwar etwas umständlicher, funktioniert jedoch ebenfalls. Dazu klicken Sie im Task-Manager-Register „Details“ mit der rechten Maustaste auf einen Eintrag und fahren mit „Priorität festlegen –› Niedrig“ fort. „Startup apps“ schließlich erlaubt es wieder wie der Taskmanager, Software mit Windows mitstarten zu lassen oder umgekehrt vom Autostart wieder auszuschließen.
Die Sicherheitseinstellungen und -funktionen im PC Manager

Die Weiterleitung auf festgestellte Sicherheitsprobleme versteckt sich im PC Manager (links) etwas; sie führt unmittelbar weiter zum Windows-Sicherheitscenter.
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Wie eingangs erwähnt bietet das neue Microsoft-Tool neben Einstellungen zur Systemoptimierung auch einige zur PC-Sicherheit. Dazu wechseln Sie unten auf den Bereich „Security“. Der Link „Allowed Threads“ führt mit einem Klick auf die vom Betriebssystem prinzipiell schon festgestellten aktuellen Bedrohungen. Doch auch hier im konkreten Fall eine positive Überraschung: Während PC Manager Sicherheitsprobleme erkannte, zeigte das System im Icon des Sicherheitscenters der Taskleiste noch einen grünen Alles-OK-Haken.
Meldet das Windows-Sicherheitscenter nach dem Anklicken von „Allowed Threads“ Bedrohungen, führen Sie die Maus über den ersten Eintrag. Daraufhin erscheint rechts daneben ein kleines Symbol zum Ausklappen der weiteren Aktionen „Entfernen“, „Quarantäne“ und „Auf Gerät zulassen“. Welche richtig ist, entscheidet sich im Einzelfall abhängig von der Bedrohungseinstufung und dem Prozess. Mehr Informationen erfahren Sie über den Link „Details anzeigen“ beziehungsweise eine Onlinerecherche.
Die weiteren Funktionen sind schnell erklärt:
- „Scan“ startet die Virensuche auf dem Computer.
- „Windows Update“ erklärt sich selbst. Gelungen ist hier, dass Sie über den Status „Available“ auf einen Blick erfassen, ob Updates vorhanden und eine Aktualisierung erforderlich sind.
- Das Einschalten der „Browser Protection“ verhindert, dass bösartige Anwendungen etwas am Standardbrowser ändern.
- „Pop-up Management“ schließlich unterdrückt unerwünschte Einblendungen durch Windows-Programme. Welche Apps dies unterstützen, zeigt PC Manager, wenn Sie die Funktion aktivieren – auf unseren Systemen gab es bislang keine.
Fazit
Einen Anfang hat Microsoft gemacht. Der PC Manager bietet zwar keine neuen Funktionen, vielmehr besticht er mit seiner Reduktion auf wenige Einstellungen und Funktionen, die man ansonsten in den Tiefen des Betriebssystems suchen muss. Das neue Tool stellt sie übersichtlich zusammen und eignet sich somit insbesondere für weniger versierte Windows-Anwender.
Die Microsoft Powertoys als Ergänzung
Wie sich ein Tool entwickeln kann, hat Microsoft in den vergangenen Jahren mit seinen wiederbelebten Powertoys bewiesen: Statt der anfänglichen zwei Features stehen inzwischen 17 Funktionen zur Verfügung, weitere sollen folgen. Weil die Powertoys-Toolsammlung Windows-PCs mit zusätzlichen und nützlichen Funktionen ausstattet, stellt sie eine gute Ergänzung zum PC Manager dar. Unser Online-Ratgeber stellt die einzelnen Komponenten ausführlich vor.

Ebenfalls von Microsoft stammt die Toolsammlung Powertoys: Sie stattet den Windows-PC mit zusätzlichen cleveren Funktionen aus und erhöht so wie der PC Manager den Komfort.
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