All-in-One-Wasserkühlungen erfreuen sich einer immer größeren Beliebtheit zur Kühlung der CPU. Kompaktwasserkühlungen bringen allerdings nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile gegenüber einer herkömmlichen Luftkühlung mit sich, die Sie kennen sollten. Zudem gibt es bei der Auswahl und dem Einbau ein paar Punkte zu beachten.
All-in-One-Wasserkühlung: Unsere Kauf-Empfehlungen
Von einer 120 mm oder 140 mm Wasserkühlung raten wir für die meisten Einsatzzwecke ab, da die Kühlleistung recht limitiert ist (circa 100 Watt) und es unter den Luftkühlern bessere und günstigere Alternativen gibt. Eine Ausnahme können Mini-PCs darstellen, in denen nicht genug Platz für eine Luftkühlung ist.
Besonderheiten | 240 mm | 280 mm | 360 mm | 420 mm | |
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Preis-Leistung (ohne RGB) | 6 Jahre Garantie, 450mm Schlauchlänge, 38mm Radiator, VRM-Kühlung | Arctic Liquid Freezer II 240 | Arctic Liquid Freezer II 280 | Arctic Liquid Freezer II 360 | Arctic Liquid Freezer II 420 |
Preis-Leistung (A-RGB) | 6 Jahre Garantie, 450mm Schlauchlänge, 38mm Radiator, VRM-Kühlung, A-RGB | Arctic Liquid Freezer II 240 A-RGB | Arctic Liquid Freezer II 280 A-RGB | Arctic Liquid Freezer II 360 A-RGB | Arctic Liquid Freezer II 420 A-RGB |
Performance bei niedriger Lautstärke | 3 Jahre Garantie, 27mm Radiator, vernickelter Kühlerboden, Fillport | be quiet! Silent Loop 2 240 | be quiet! Silent Loop 2 280 | be quiet! Silent Loop 2 360 | |
Mit Schnellverschluss und Fillport | Kupferradiator, 400mm Schlauchlänge, 30mm Radiator, Schnellverschluss, Fillport | Alphacool Eisbaer Aurora 240 | Alphacool Eisbaer Aurora 280 | Alphacool Eisbaer Aurora 360 | Alphacool Eisbaer Aurora 420 |
Mit Display | 3 Jahre Garantie, 27mm Radiator, RGB, Display | MSI MPG CoreLiquid K240 | MSI MPG CoreLiquid K360 |
Funktionsweise einer All-in-One-Wasserkühlung
Die Funktionsweise einer Wasserkühlung unterscheidet sich von einer Luftkühlung tatsächlich nicht so stark, wie manch Anwender vielleicht denken mag. Das Medium, welches für den Wärmeaustausch zuständig ist, ist nämlich in beiden Fällen die Umgebungsluft. Die Art und Weise, wie die Hitze von der CPU abtransportiert wird, unterscheidet sich jedoch.
Bei einem Luftkühler liegt eine Metallplatte – meist aus Kupfer – direkt auf der CPU auf, welche die Abwärme aufnimmt und über sogenannte Heatpipes abführt. Die Heatpipes sind von Kühllamellen umschlossen, die im Regelfall aus Aluminium bestehen. Je mehr Heatpipes und je mehr Kühlfläche (Anzahl und Fläche der Kühllamellen) dem Kühlkörper zur Verfügung stehen, desto mehr Abwärme kann dieser aufnehmen und abgeben. Durch den Kühlkörper erfolgt ein Wärmeaustausch mit der Umgebungsluft. Dabei gibt es die Unterscheidung zwischen einem Passivkühler und einem Aktivkühler, welcher den Wärmeaustausch durch einen oder mehrere montierte Lüfter und den daraus resultierenden Luftstrom beschleunigt.

Gamers Nexus
Bei einer Wasserkühlung sitzt ein Kühlkörper auf dem Prozessor, dessen Bodenplatte im Regelfall ebenfalls aus Kupfer besteht. Auf der Oberseite sitzen viele kleine Lamellen, welche die Kühlflüssigkeit umfließt, um so die Wärme aufzunehmen.
Eine Pumpe sorgt für den Abtransport der warmen Flüssigkeit zum Radiator. Ähnlich wie beim Luftkühler baut sich dieser aus vielen kleinen Kühllamellen auf, die in der Regel aus Aluminium bestehen, zwischen denen das „Wasser“ durch kleinen Röhren fließt. Dadurch erhitzt sich der gesamte Radiator und gibt die Abwärme an die Umgebungsluft ab.
Für einen besseren Wärmeaustausch sorgen die auf dem Radiator montierten Lüfter. Der Name Wasserkühlung ist letztlich also etwas irreführend, denn das „Wasser“ ist nur das Transportmittel, die Kühlung erfolgt bei beiden Kühlvarianten über die Umgebungsluft.
Vor- und Nachteile einer All-in-One-Wasserkühlung
Eine Wasserkühlung kühlt besser als ein Luftkühler lautet eine pauschale Aussage, aber wann ist das wirklich der Fall – und warum ist das so? Die Effektivität der Kühlung hängt von zwei Punkten ab: erstens wie schnell und zweitens wie viel Abwärme an die Umgebungsluft abgeführt und aus dem Gehäuse geschafft werden kann.
Ein Luftkühler sitzt direkt auf dem Prozessor und damit im Regelfall zentral im Gehäuse. Dadurch gelangt die Abwärme von der CPU direkt ins Innere des PCs und muss von dort aus durch weitere Lüfter aus dem Gehäuse heraus transportiert werden.
Bei einer Wasserkühlung haben Sie die Möglichkeit, den Radiator etwa unter dem Deckel des Gehäuses zu verbauen und die Lüfter die Abwärme direkt aus dem Gehäuse herauspusten zu lassen.
Ein weiterer Punkt ist das Platzangebot. Ein Luftkühler ist in jeder Dimension eingeschränkt. In der Höhe durch das Seitenteil des PC-Gehäuses und in der Breite sowie Tiefe durch den Kühlkörper des Mainboards, den Arbeitsspeicher und verbaute PCIe-Steckkarten. Das Volumen des Kühlers ist dementsprechend beschränkt.
Der Radiator einer Wasserkühlung wiederum kann etwa in der Front, im Heck oder unter dem Deckel eines Gehäuses seinen Platz finden und ist damit deutlich variabler bei seiner Größe. Pi mal Daumen lässt sich sagen, dass 120 x 120 mm2 Radiatorfläche 100 Watt Abwärme abführen können.
High-End-CPU-Kühler wie der be quiet! Dark Rock Pro 4 sind mit einer TDP von 250 Watt vom Hersteller spezifiziert. Erfahrungsgemäß liegt die Kühlleistung eines solchen Luftkühlers in etwa auf dem Level einer Kompaktwasserkühlung mit 240 mm Radiator.
Sie benötigen also mindestens einen 280 mm oder 360 mm großen Radiator, um bessere Ergebnisse als durch eine gute Luftkühlung zu erzielen.
Beim Einbau lässt sich darüber streiten, ob ein Luftkühler oder ein Wasserkühler von Vorteil ist. Bei einem Luftkühler sind deutlich weniger Schrauben notwendig, dafür sind diese je nach Modell nur schlecht zugänglich und ein großer Luftkühler kann die RAM-Steckplätze verdecken. Dadurch kann es sein, dass beim Aufrüsten vom Arbeitsspeicher auch der CPU-Kühler demontiert werden muss.
Eine AiO-Wasserkühlung lässt um den Sockel herum deutlich mehr Freiraum, dafür müssen Sie die Lüfter separat auf dem Radiator montieren und diesen im Gehäuse befestigen. Hinsichtlich der Lautstärke ist es wie bereits oben aufgeführt:
Eine größere Oberfläche des Kühlkörpers sorgt für eine bessere Wärmeabfuhr, was zur Folge hat, dass die Lüfter für die gleiche Kühlleistung langsamer drehen können. Allerdings gibt es bei der Wasserkühlung mit der Pumpe eine zusätzliche Lärmquelle – wobei diese bei modernen Wasserkühlungen sehr leise arbeitet.
Eine All-in-One-Wasserkühlung hat allerdings noch zwei klare Nachteile gegenüber einem Luftkühler. Der Erste ist bei vielen Modellen der Preis. So lassen sich im Preisvergleich Kompaktwasserkühlungen mit 240 mm Radiator im Preisbereich von 60 bis 250 Euro finden.
Bei Luftkühlern ist dagegen bei etwa 100 Euro Schluss. Der zweite Nachteil ist die geringere Lebensdauer und höhere Ausfallwahrscheinlichkeit. Während bei einem Luftkühler letztlich nur die Lüfter – insbesondere deren Lager – kaputtgehen können, kommen bei einer Kompaktwasserkühlung die Pumpe, die Dichtungen sowie die Steuerungselektronik mit hinzu.
Vorteile (AiO vs Luftkühler) | Nachteile (AiO vs Luftkühler) |
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Bessere Kühlleistung durch mehr Oberfläche (ab 280 mm Radiator) | Meist kostspielig |
Variable Platzierung des Radiators (Achtung Schlauchlänge!) | Pumpe läuft immer (Lärmentwicklung) |
Kann warme Luft direkt aus dem Gehäuse befördern | Höhere Ausfallwahrscheinlichkeit |
Mehr Freiraum rund um den Sockel | Geringere Lebensdauer |
Optik (Geschmackssache) | Schlechtere Kühlung der Spannungswandler des Mainboards |
Auswahl und Einbau einer AIO: Das müssen Sie beachten
1. Kompatibilität mit dem Gehäuse
Bevor Sie sich für eine Kompaktwasserkühlung entscheiden, müssen Sie zuerst einmal sicherstellen, dass sie auch ins Gehäuse passt. Die meisten Gehäusehersteller geben zum Glück an, wo und wie große Radiatoren sich im Gehäuse installieren lassen. Diese Angabe bezieht sich jedoch meist nur auf die Länge und Breite des Radiators, es gibt allerdings auch die Dicke zu beachten.
Die meisten Radiatoren einer All-in-One-Wasserkühlung sind 27 mm dick, in Kombination mit den 25 mm der Lüfter, resultiert daraus eine Gesamtdicke von 52 mm. Bei ein paar Modellen ist der Radiator jedoch 30 mm oder sogar 38 mm dick. Bei diesen Varianten ist es je nach Gehäuse nicht möglich, den Radiator oben zu montieren, da dieser mit dem Kühler des Mainboards kollidiert.

Fractal Design
2. Kompatibilität mit dem Mainboard
Der zweite Punkt sollte selbstredend sein, dass Sie bei der Auswahl der AiO-Wasserkühlung darauf achten müssen, dass die Kompaktwasserkühlung mit dem Sockel Ihres Mainboards kompatibel ist. Unter Umständen müssen Sie beim Hersteller der Wasserkühlung ein (meist) kostenloses Montagekit für einen neuen Sockel nachbestellen, wenn dieses noch nicht im Lieferumfang inbegriffen ist.
3. Achten Sie auf die Garantie
Wie oben bei den Nachteilen bereits beschrieben, gibt es bei einer All-in-One-Wasserkühlung eine höhere Ausfallwahrscheinlichkeit als bei einem Luftkühler. Deswegen ist es sinnvoll, ein paar Euro mehr in die Hand zu nehmen und sich statt den standardmäßigen zwei Jahren ein Modell mit fünf Jahren Garantie zu kaufen.
4. Die Pumpe muss immer im Wasser sein
Im Kreislauf einer Kompaktwasserkühlung verbleibt aus Fertigungsgründen immer etwas Luft. Durch Diffusion nimmt der Füllstand im Laufe der Zeit zudem ab. Die Luft steigt dabei immer an den höchsten Punkt des Wasserkreislaufs. Wenn die Pumpe Luft einzieht, kann es nicht nur zu störenden Geräuschen, sondern im Extremfall auch zu Lagerschäden kommen.
Aus diesem Grund sollten Sie beim Einbau darauf achten, dass sich die Pumpe nicht am höchsten Punkt im Kreislauf befindet.
Ideal ist eine Montage des Radiators oben im Gehäuse oder in der Front, sofern sich die Schlauchanschlüsse unten befinden. Eine sehr anschauliche Erklärung zu diesem Thema bekommen Sie in folgendem YouTube Video von Gamers Nexus.
5. Schlauchlänge
Ein weiterer Punkt, den Sie bei der Auswahl der AiO-Wasserkühlung beachten sollten, ist die Schlauchlänge. Das hängt direkt mit Punkt 3 zusammen, denn nicht bei allen Gehäusen ist es möglich, den Radiator oben zu montieren. In diesem Fall sollte sichergestellt sein, dass die Schläuche lang genug sind, damit Sie den Radiator vorn im Gehäuse installieren können und die Schlauchanschlüsse dabei unten sind.
6. Fillport und Schnellverschluss
Bei den meisten Kompaktwasserkühlungen handelt es sich um ein vorbefülltes, geschlossenes System. Das bedeutet, dass Sie abgesehen von einer Reinigung des Radiators sowie der Lüfter keinerlei Wartung an der Pumpe oder dem Füllstand vornehmen können. Sollte das Produkt nicht mehr wie gewünscht funktionieren, bleibt nur das Einsenden beim Hersteller oder ein Neukauf.
Es gibt jedoch auch AiO-Wasserkühlungen mit eingebautem Fillport, um Kühlflüssigkeit austauschen oder nachfüllen zu können. Ein weiteres interessantes Feature sind offene Systeme mit Schnellverschlüssen, wie die Eisbaer Kühllösungen von Alphacool. Dadurch ist es möglich, in den Kühlkreislauf noch weitere Radiatoren oder andere Kühlblöcke etwa für die Grafikkarte einzubinden.
7. Orientierung der Lüfter: Push vs. Pull vs. Push & Pull
Macht es einen Unterschied, in welcher Orientierung die Lüfter verbaut sind? Ja, tut es, allerdings ist der Unterschied nicht groß. Bei niedriger Drehzahl der Lüfter liefert eine Push-Ausrichtung (Lüfter blasen die Luft durch den Radiator) etwas bessere Temperaturen – circa 2 Grad – und erzeugen weniger Nebengeräusche.
Eine Pull-Konfiguration (Lüfter ziehen die Luft durch den Radiator) ist aber kein Beinbrauch und sorgt bei hohen Lüfterdrehzahlen sogar für bessere Temperaturen.
Durch eine Push-and-Pull-Kofiguration (Lüfter auf beiden Seiten des Radiators) lassen sich wahlweise die Lüfter für gleiche Performance langsamer drehen oder die Temperaturen fallen bei gleicher Drehzahl etwas besser aus.
Wirklich lohnenswert ist eine doppelte Lüfterbestückung – abgesehen von ästhetischen Gründen – aber nur bei einer Custom-Wasserkühlung mit einer Radiatordicke ab 45 Millimeter.
8. RGB Beleuchtung und Display
Auch vor den Kompaktwasserkühlungen hat ein Trend nicht haltgemacht: RGB-Beleuchtung. Aber nicht nur die Lüfter können je nach Modell in allen möglichen Farben erstrahlen, sondern auch der Pumpenaufsatz.
Bei etwa kostspieligeren Modellen ist sogar ein Display verbaut, über welches Sie Echtzeitdaten zu Ihrem PC anzeigen lassen können – etwa die aktuelle CPU-Temperatur.