Mit Windows 11 kam auch ein neuer Media Player, in der deutschen Version „Medienwiedergabe“ genannt, auf den Rechner. Der alte Player, den es bereits seit Windows 7 gibt, ist ebenfalls noch in der aktuellen Windows-Version enthalten, heißt jetzt jedoch „Legacy-Windows Medienwiedergabe“. Seit Januar dieses Jahres können Sie den neuen Player über den Microsoft Store auch in Windows 10 installieren, was zuvor nicht möglich war. Dort ersetzt er Microsoft Groove-Musik, einen Player, der ursprünglich für die Wiedergabe von Titeln aus Microsofts Musikdienst Groove gedacht war. Groove wurde Ende 2017 eingestellt.
Die neue Medienwiedergabe von Windows 11 orientiert sich im Design stark an Groove-Musik, was vermutlich auch der Grund ist, warum das Programm bei der Installation in Windows 10 die Groove-Variante einfach überschreibt. Sie bietet jedoch einen größeren Funktionsumfang und kann beispielsweise auch Videos abspielen und verwalten.
Neue Listenansicht
Im Fenster der Medienwiedergabe sind links sind die übergeordneten Bereiche aufgelistet, die wie Register funktionieren. Auf der rechten Seite des Fensters erreichen Sie jeweils die einzelnen Dateien und Optionen. Hinzu kommen die Bedienelemente für die Wiedergabe am unteren Fensterrand.

Die Startseite der Medienwiedergabe wirkt aufgeräumt und ist übersichtlich. Im Hauptfenster zeigt sie die zuletzt aufgerufenen Musikstücke und Videos an.
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Gleich beim ersten Öffnen des Programms fällt auf, dass sich die gesammelten Musikdateien nun im Unterschied zum alten Media Player auch in einer Liste anzeigen lassen. Bislang gab es lediglich eine Galerie-Ansicht, in der sich die Songs nach Alben, Interpreten, Genres und Erscheinungsjahr ordnen ließen. Die alphabetische Liste ist neu. Sie ergänzt die weiteren Sortierkriterien „Künstler“, „Album“, „Veröffentlichungsjahr“ und, neu hinzugekommen, „Hinzugefügt am“. In jeder dieser vier Sortierlisten können Sie zudem einen Filter für ein bestimmtes Genre setzen.

Die im Index gesammelten Songs lassen sich nun auch in einer Listenansicht betrachten.
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Auch die Galerienansicht ist weiterhin verfügbar. Wenn Sie sich Ihre Musik nach Alben geordnet anzeigen lassen, präsentiert die Medienwiedergabe die Albumcover, bei einer Sortierung nach Künstlern blendet sie Promo-Fotos ein. Diese doppelte Darstellung der Songs, einmal in der Liste nach Künstlern oder Alben geordnet und einmal in der Galerie, ist ein wenig verwirrend.

In einer Galerieansicht blendet die Medienwiedergabe Bilder der vertretenen Künstler ein – falls vorhanden.
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In der Videobibliothek blendet die Medienwiedergabe ausschließlich eine Galerieansicht ein. Sie können auswählen, ob die Software Ihnen alle Filmdateien in einer Übersicht zusammenstellen oder ob sie die Ordnerstruktur auf der Festplatte übernehmen soll. In beiden Fällen bietet sie eine alphabetische und eine Sortierung nach Erscheinungsjahr an.
Eine Videobearbeitung direkt in der Medienwiedergabe ist nicht möglich. Nach einem Rechtsklick auf ein Video erhalten Sie jedoch Zugriff auf den Befehl „Mit Clipchamp bearbeiten“. Clipchamp ist ein Videoeditor, den Microsoft 2021 gekauft und in Windows 11 integriert hat. Er bietet unter anderem einen Videoschnitt mit mehreren Spuren, eine Importfunktion für Filme auf Onedrive, Google Drive, Google Fotos und Dropbox, Übergänge, Funktionen zum Einblenden von Audiospuren und einen Export in HD.

Zum Bearbeiten von Videos verweist die Medienwiedergabe auf das in Windows 11 enthaltene Clipchamp.
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Die Wiedergabe mehrerer Titel steuern
Ein neuer Begriff in der Medienwiedergabe ist die „Wiedergabewarteschlange“. Dahinter verbirgt sich eine Ad-hoc-Liste der kommenden Songs und Videos. Die ebenfalls vorhandene „Wiedergabeliste“ wiederum ist eine gespeicherte, vom Benutzer zusammengestellte Liste.
In der Wiedergabeleiste am unteren Fensterrand finden Sie Befehle für eine zufällige Wiedergabe der ausgewählten Songs oder Videos, einen Lautstärkeregler und einen Miniplayer. Wenn Sie die Medienwiedergabe stattdessen zum Vollbild vergrößern, blendet sie zusätzlich Befehle zum Vor- und Zurückspringen innerhalb des laufenden Songs sowie in manchen Fällen auch ein Hintergrundbild des oder der Interpreten ein.
Zusatzfunktionen: IP3-Editor und Equalizer
Endlich gibt es nun auch im Mediaplayer von Windows einen Editor für die ID3-Tags von MP3-Dateien, so dass man zum Bearbeiten nicht immer zum Explorer wechseln muss. Klicken Sie einen Song mit der rechten Maustaste an und wählen Sie „Infos bearbeiten“, um die Daten zu korrigieren oder neu einzugeben. Bei Alben gelangen Sie auf dem gleichen Weg zu einem Fenster, in dem Sie den Befehl „Albuminformationen online aktualisieren“ finden. Nach einem Klick präsentiert Ihnen die Medienwiedergabe ein Fenster mit allen gefundenen Varianten. Wählen Sie Ihre Version aus und übernehmen Sie die Informationen, häufig ist auch ein Coverbild dabei. Alternativ dazu können Sie nach einem Klick auf den kleinen Stift links unten im Cover ein eigenes Motiv einfügen.

Endlich hat Microsoft auch einen ID3-Tag-Editor in seinen Mediaplayer integriert.
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Auch einen Equalizer hat Microsoft der Medienwiedergabe spendiert, er ist allerdings einigermaßen versteckt. Sie erreichen ihn nach einem Klick auf die drei Punkte rechts unten in der Wiedergabeleiste. Das Tool hält neun vorgefertigte Sound-Schemata bereit, zudem können Sie auch selbst eine passende Einstellung wählen. Im Drei-Punkte-Menü finden Sie zudem auch Befehle, um in laufenden Song zehn Sekunden zurück oder 30 Sekunden nach vorne zu springen, die Wiedergabegeschwindigkeit zu verringern oder zu erhöhen oder den Song auf einem anderen Gerät im Netzwerk abzuspielen.

Auch einen Equalizer findet man in der Medienwiedergabe, er ist allerdings etwas versteckt.
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Was fehlt?
Vergleicht man die Medienwiedergabe mit der Legacy-Version, so stellt man schnell fest, dass Microsoft etliche Funktionen aus dem Programm herausgenommen hat. So verfügt die Software über keinen Bilder-Viewer und keine Anbindung an die Brennfunktion von Windows und kann auch keine Titel mit Mobilgeräten synchronisieren. Für diese Funktionen müssen Sie nach wie vor auf den Legacy-Player oder die Software eines anderen Herstellers zurückgreifen.
Zum Betrachten von Bildern können Sie in Windows 11 die Windows-Fotoanzeige verwenden. Für das Bestücken von CDs und DVDs mit Musik, Videos und anderen Dateien müssen Sie zum Explorer wechseln, für die Synchronisation mit Dateien auf Android-Geräten ist die Windows-App Smartphone-Link zuständig.
Andere Funktionen, die man im Player von Windows schon immer vermisst hatte, sind auch im Nachfolger nicht enthalten: So kann das Programm keine DVD-Videos abspielen, auch einen Befehl für den direkten Zugriff auf Youtube-Videos sucht man vergebens. Eine Konvertierung von Musik- und Videoformaten ist ebenfalls nicht vorgesehen. Falls Sie diese Funktionen benötigen, können Sie beispielsweise auf den kostenlosen VLC Media Player zurückgreifen.