Was bringt ein High-End-Gaming-PC? Ebendieser Frage ist der YouTuber Linus Tech Tips nachgegangen und hat zwei PC-Setups gegeneinander antreten lassen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten.
Einerseits haben wir den durchschnittlichsten Gaming-PC 2022. Hierfür haben die Daten von der Steam-Hardwareumfrage sowie die beliebtesten Produkte auf Amazon hergehalten, um einen PC auf Basis der weltweit am meisten eingesetzten Hardware-Komponenten zusammenzustellen.
Dem gegenüber steht das derzeitige Non-Plus-Ultra an Gaming-Hardware. Sowohl bei den im PC verbauten Komponenten als auch bei der Peripherie kommt nur das Beste vom Besten zum Einsatz. Ziel dieses unfairen Vergleichs ist es nicht, zu zeigen, wie viel mehr Bilder pro Sekunde sich mit einem High-End-Setup erreichen lassen, sondern in welch geringem Maße die Systemlatenz abnimmt, was in keiner Relation zum Aufpreis für die Hardware steht.
1.200 Euro Setup vs. 11.000 Euro Setup
Der PC des 1.200 Euro Setups basiert – wie schon angesprochen – auf den beliebtesten Komponenten 2022. Deswegen lässt sich über die Sinnhaftigkeit von so manchem Produkt streiten.
Für rund 260 Euro ist im Preisvergleich die Radeon RX 6600 gelistet, welche mehr als doppelt so schnell ist wie die verbaute GTX 1650. Und ob ein Gehäuse für rund 85 Euro bei so einer Konfiguration Sinn ergibt, bleibt auch fraglich. Aber darum soll es bei diesem Vergleich nicht gehen, es kommen eben die beliebtesten Komponenten zu Einsatz.
Wenn Sie auf der Suche nach einem Gaming-PC mit der besten Preis-Leistung sind, dann sollten Sie einen Blick in unsere Kaufberatung werfen. Beim sogenannten Pay-To-Win Gaming-PC setzt der YouTuber auf die jeweils schnellsten Komponenten, wie auch aus unserem CPU-Vergleich und dem GPU-Vergleich hervorgeht. Dadurch belaufen sich allein die Kosten für den Gaming-PC auf rund 7.000 Euro. Die gesamten Komponenten sind in der folgenden Tabelle aufgeführt.
Pay-To-Win Gaming-PC | Preis (06.02.23) | Average Gaming-PC | Preis (06.02.23) | |
---|---|---|---|---|
CPU | Intel Core i9-13900KF | 602€ | Intel Core i5-12400 | 183€ |
CPU-Kühler | Corsair iCUE H170i ELITE CAPELLIX | 220€ | Intel Laminar RM1 | – |
GPU | ASUS ROG Strix GeForce RTX 4090 OC | 2.499€ | ASUS GeForce GTX 1650 Dual GDDR5 | 249€ |
Motherboard | EVGA Z790 Dark K|INGP|N | 800$ | MSI Pro B660M-G DDR4 | 116€ |
RAM | 2x 16GB G.Skill Trident Z5 RGB 7200 MHz CL34 | 282€ | 2x 8GB Corsair Vengeance 3200 MHz CL16 | 44€ |
SSDs | Sabrent Rocket Q 8TB + Sabrent Rocket 4 Plus-G 2TB | 1.650€ | Samsung 970 Evo Plus 2TB | 157€ |
Netzteil | Seasonic Prime PX-1300 | 309€ | Thermaltake TR2 600W | 45€ |
Gehäuse | Fractal Torrent | 200€ | NZXT H510 | 84€ |
Lüfter | 7x Noctua NF-A14 iPPC-3000 PWM + 3x Noctua NF-F12 PWM | 361€ | ||
CPU Frame | Thermal Grizzly CPU Contact Frame | 40€ | ||
PC gesamt | ~7.040€ | ~878€ | ||
Monitor | Acer Nitro X 390 Hz | 453€ | Acer Nitro VG2 | 187€ |
Maus | Zaunkoenig M1K | 249€ | Logitech G502 Hero | 46€ |
Mauspad | SkyPAD Glas 3.0 XL | 119€ | LTT Northern Lights Desk Pad | 30$ |
Tastatur | Wooting 60HE | 200€ | Red Dragon S101-3 | 36$ |
Mikrofon | Electro-Voice RE20 | 599€ | ||
Vorverstärker | sE Electronics DM1 Dynamite | 105€ | ||
Audio-Interface | Audient EVO 8 | 179€ | ||
Kopfhörer | Sennheiser HD 800 S | 1.499€ | ||
Rooter | ASUS ROG Rapture GT-AXE16000 | 649€ | ||
Fußpedale | Elgato Stream Deck Pedal | 79€ | ||
Zubehör gesamt | ~4140€ | ~310€ |
Bei dem Test geht es darum, die Systemlatenz eines durchschnittlichen Setups mit einem High-End-Gaming-PC zu vergleichen. Ganz kurz gesagt gibt die Systemlatenz an, wie viel Zeit von der Eingabe vergeht, bis eine Reaktion auf dem Bildschirm zu sehen ist. Mehr Information zur Systemlatenz beziehungsweise der Reaktionszeit liefern wir in diesem Artikel.
Bei den Messungen spielt nicht nur der PC, sondern auch die Peripherie und das Ausgabegerät eine wichtige Rolle. Da das günstige Setup auf eine Audio-Ausstattung verzichtet, ignorieren wir diese auch beim Pay-to-Win Gaming-PC. Für Monitor, Maus, Mauspad und Tastatur sind beim teuren Setup gute 1.000 Euro fällig, beim günstigen Setup dagegen nur rund 300 Euro.
Der Test erfolgte im E-Sport-Titel Counter Strike Global Offensive, bei welchem eine niedrige Systemlatenz über Sieg und Niederlage entscheiden kann. Gemäß dem Host lässt sich subjektiv kein Unterschied bezüglich der Reaktionsfreudigkeit der beiden Systeme feststellen.
Bei den Messdaten lassen sich dann Unterschiede feststellen: So beträgt die Systemlatenz beim Pay-To-Win-Setup durchschnittlich 12,36 Millisekunden. Beim günstigen PC liegt die Reaktionszeit mit 26,83 Millisekunden etwas mehr als doppelt so hoch.

Linus Tech Tips
Die Einsparung von 14,47 Millisekunden müssen wir jedoch in Relation setzen. So liegt die durchschnittliche menschliche Reaktionszeit auf ein Lichtsignal bei 180 Millisekunden und beträgt damit mehr als das Zehnfache.
Hinzu kommen die Latenzen zum Spiele-Server. In vielen Online-Spielen lässt sich eine Server-Latenz oder ein Ping einblenden. Das ist die Zeit, die vergeht, um ein Datenpaket zum Server und wieder zurückzuschicken. Für Gamer ausgedrückt beschreibt der Ping die Zeit, bis etwa eine Bewegung oder ein Schuss vom Online-Server erkannt werden. Der Ping hängt in erster Linie vom Standort des Servers, auf dem gespielt wird, und der eigenen Internetleitung ab.
Bei einer optimalen Verbindung beträgt die Latenz um die 10 Millisekunden, ist der Server weit entfernt – oder gar in einem anderen Land – kann der Ping schnell 50 Millisekunden und mehr betragen. Das ist ein Unterschied von 40 Millisekunden und damit mehr als doppelt so hoch wie die Einsparungen bei der Systemlatenz.
Fazit
Natürlich spielt die Verringerung der Systemlatenz eine Rolle und bringt bei Online-Spielen auch einen geringen spielerischen Vorteil, so groß wie ihn viele Werbeversprechen anpreisen, ist der Unterschied aber definitiv nicht. Im Vergleich dazu haben wir auf der einen Seite ein Setup für rund 8000 Euro und auf der anderen Seite ein Setup für nur 1200 Euro.
Der Aufpreis ist also zumindest aus diesem Aspekt definitiv nicht gerechtfertigt. Für Anwender, die in einer höheren Auflösung spielen wollen oder gerade Content Creator kann sich teurere Hardware natürlich trotzdem auszahlen. Gleichwohl sollten Sie Marketing-Versprechen immer kritisch hinterfragen.