Vor kurzem hat die Raspberry Pi Foundation die Frage beantwortet, wann der nächste Raspberry Pi kommen soll. Ambitionierte Bastler müssen tapfer sein: Die fünfte Version wird es wohl erst 2024 geben.
Die Nachfrage ist ungebrochen, dabei war der frühe Raspberry Pi längst nicht der erste Platinencomputer. Während aber über den Arduino allenfalls Maker-Magazine berichteten, gab der Raspberry Pi der gesamten Kategorie einen regelrechten Schub. Das ist das große Verdienst, denn plötzlich waren die Platinen „schick“. Das dürfte auch am Gesamtkonzept aus Marketing (Logo, Dokumentation) und der frühen Unterstützung durch ein gutes Betriebssystem gelegen haben.
Siehe auch: 10 Jahre Raspberry Pi – Ein Fazit zum Jubiläum
Die Baureihen des Raspberry Pi
Bei einem vollständigen Rückblick darf die Unterscheidung der verschiedenen Baureihen nicht fehlen. Es wäre überraschend, wenn die Entwicklungsgeschichte völlig linear verlaufen wäre. Auch die Raspberry Pi Foundation hat den einen oder anderen Haken geschlagen. Dazu gehören die Modelle „Zero“ und „Pico“, die nur in industriellen Anwendungen und ausgesprochenen Bastlerkreisen eine Rolle spielen.
Der Zero besitzt als Formfaktor die Abmessungen des Arduino und kommt in der aktuellen Version „Zero 2 W“ mit einem Quadcore 64 Bit ARM Cortex-A53 Prozessor, der mit einem GHz getaktet ist und immerhin 512 MB SD-RAM mitbringt. Erstmals kam ein Zero im November 2015 auf den Markt – zum Kampfpreis von fünf Dollar. Ebenfalls winzig ist die Pico-Serie, die für den Einbau in Geräten gedacht ist und damit auf Anschlussmöglichkeiten wie die GPIO-Pins verzichten muss. Aktuell ist ein Modell (RP2040) mit einem Dualcore Arm Cortex- M0+ Prozessor und mit nur 264 KB RAM.

Den Raspberry Pi gibt es in diversen Ausprägungen. Besonders kompakt ist die Zero-Variante, die für industrielle Anwendungen konzipiert wurde.
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Modell B und B+
Die Baureihe, mit der die meisten Nutzerinnen und Nutzer erste Erfahrungen gesammelt haben werden, dürften die B-Modelle sein. Zwischenzeitlich tauchten auch immer mal wieder Raspberry-Modelle A ohne Netzadapter auf, die als Budgetvariante der korrespondierenden Geräte „Modell B“ positioniert wurden. Unsere Empfehlung lautete stets, doch gleich zu „B“ zu greifen.
Der Raspberry Pi 1 Model B war auch das erste Modell, das 2012 im Handel erhältlich war. Zunächst mit 256 MB RAM, später dann mit 512 MB. Es bot bereits die GPIO-Leiste, Fast Ethernet, zwei USB-Buchsen, HDMI sowie eine 3,5-mm-Audio-Klinke. Ein ARM11-Chip (ARMv6) mit 700 MHz bildet das Herz der Maschine. Ihm folgte das Modell B+, das als zukünftige Referenz dienen sollte. 40 Pins bei der GPIO-Leiste, vier USB-Anschlüsse und der Wechsel auf Micro-SD-Karten prägten die Gerätegeneration.
Immer schneller, immer weiter…
Mit dem Raspberry Pi 2 Modell B wurde die Platine erwachsen. Denn die ARMv7- Architektur erweiterte die Einsatzmöglichkeiten des kleinen Computers deutlich. Damit konnten für ARM optimierte Versionen von Ubuntu und sogar Windows auf dem kleinen Rechner eingesetzt werden. Der Arbeitsspeicher hatte sich verdoppelt und das Herzstück wurde durch den Broadcom BCM2836 mit 900MHz Quadcore Cortex-A7 gebildet.
Anfang 2016 kam dann der Pi 3 Model B. Damit unterstrichen die Entwickler erstmals den Anspruch, die Basis für einen Desktopersatz zu bauen. Denn die Platine machte Dongles für Bluetooth und WLAN überflüssig. Bluetooth 4.1 und WLAN 802.11n hielten Einzug. Das brachte aber auch einen Nachteil mit sich. So manches Gehäuse aus Metall kühlte zwar die Platine ordentlich, schirmte indes aber auch die Funksignale zu stark ab.
Prozessor war der Quadcore 1,2 GHz Broadcom BCM2837. Die via Micro-USB realisierte Stromversorgung wurde auf 2,5 A hochgeschraubt. Und dann fanden noch zwei weitere Schnittstellen auf der Platine Platz – der CSI-Port zum Anschluss an die offizielle Kamera und ein DSI-Anschluss, um die ersten Touchscreens zu verbinden. Nörgler warfen der Platine die immer noch recht lahme Ethernet-Schnittstelle vor.
Der unmittelbare Nachfolger 2018, der Pi 3 Model B+, versuchte das auszugleichen: Die Ethernet-Schnittstelle konnte jetzt zwar theoretisch ein Gigabit, wurde aber über USB 2.0 auf 300 Mbps ausgebremst. Verwendet wurde nun ein Broadcom BCM2837B0, Cortex-A53 (ARMv8) mit 1,4 GHz. Der WLAN-Chip sprach indes 2,4 und fünf GHz. Zudem brachte die Platine auch die Möglichkeit für Power-over-Ethernet, was aber ein Extra-HAT-Board erforderte.
Pi 4 Model B – neuester Stand der Technik

Langer Weg zur aktuellen und vierten Generation: Der Raspberry Pi 4 liefert genügend Rechenpower und schnelle Schnittstellen für Serveranwendungen.
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Anfang 2019 erscheint mit dem Pi 4 der immer noch aktuelle Vertreter des Modells B. Die Platine erhielt ein neues Layout. Somit sind Gehäuse für die vorherigen Generationen gar nicht oder nur mit Umbauten kompatibel. Beim Arbeitsspeicher wurde auf LPDDR2-RAM gewechselt und erstmals hatten die Nutzer die Wahl zwischen einem, zwei oder vier GB RAM (seit 2020 sogar acht GB). Es gibt vier USB-Anschlüsse, davon zwei nach dem schnelleren Übertragungsstandard USB 3.0. Die Stromversorgung erfolgt über einen USB-C-Anschluss. Um die Tauglichkeit auf dem Desktop zu unterstreichen, unterstützen die beiden Micro- HDMI-Ports zwei 4K-Displays. Der Prozessor kann bei der Nutzung eines Anschlusses 4K-Inhalte mit 60 Bildern pro Sekunde liefern. Bei der Nutzung beider Ports halbiert sich die Framerate allerdings.
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Die Ethernet-Schnittstelle liefert jetzt tatsächlich Gigabit-Durchsatz. Die CPU ist ein Broadcom BCM2711, Quadcore Cortex-A72 (ARM v8), der mit 1,5 GHz getaktet ist. Weiterhin dabei sind die Anschlussleisten für Touchdisplay und die offizielle Kamera. Vom Vorgänger behalten wurde der Micro- SD-Slot, der ohne Mechanik auskommt. Die Karten werden einfach eingeschoben. Bluetooth wurde auf den Standard 5 gehoben und für stabiles Arbeiten sollte ein Netzteil jetzt 3 A bei 5 V liefern.
Mehr Leistung produziert aber auch mehr Wärme. Wenn diese Platine überhaupt eine „Schwäche“ hat, dann die deutlich wahrnehmbare Wärmeentwicklung unter Last. Wer den Computer gegen äußere Einflüsse schützen will, kommt um größere Kühlkörper oder aktive Luftkühlung nicht herum. Mit dem Modell 4 besitzt der Pi so viel Rechenpower, dass damit sowohl die ARM-Version von Windows 10 oder eine kleine Arbeitsgruppe via Nextcloud versorgt werden kann.
Raspberry Pi 400: Return of the „Brotkasten“

Das Konzept ist seit den 80er-Jahren bekannt – einfach einen Monitor anschließen und loslegen. Das geht mit dem Raspberry 400 Kit.
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Wer seine Kindheit in den 80er-Jahren verbracht hat, dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit seine ersten Schritte auf einem Commodore C64 unternommen haben – wegen seines kantigen Designs oft „Brotkasten“ genannt. Seit rund zwei Jahren erlebt diese Idee mit dem Raspberry Pi 400 ein Revival. In einem kompakten Gehäuse vereint er die Platine und eine Tastatur. In Form eines Kits liegen dann auch noch Maus, Netzteil und HDMI-Kabel dabei. Lediglich ein Monitor ist noch nötig.
Für rund 100 Euro stecken in dem knapp 400 Gramm schweren Rechner ein Broadcom BCM2711 Cortex-A72 (ARM v8, mit vier Kernen, 64 Bit) mit 1,8 GHz und vier GB LPDDR4- RAM. Ein Gigabit-LAN-Anschluss, WLAN-AC und Bluetooth 5.0 stellen die Verbindung zur Außenwelt her und dank zweier Anschlüsse nach USB 3.0 lassen sich auch externe Geräte gut verbinden. Clever, dass auch auf die GPIO-Pins nicht verzichtet werden muss. Wie unser Selbstversuch gezeigt hatte, macht das Konzept nicht nur Spaß, sondern eignet sich als Desktopersatz.
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