Mehr ist immer besser. Aber gilt das auch für die Bildwiederholrate? Sind mehr als 144 Hertz bei einem Gaming-Monitor überhaupt sinnvoll? Diese Vorteile und Nachteile bringt ein Bildschirm mit bis zu 540 Hz.
Bereits im Mai 2022 hat Asus zusammen mit Nvidia der Welt den ersten 500 Hz Monitor präsentiert – wir berichteten. Über ein halbes Jahr später hat der Hersteller zum anfangs Asus ROG Swift 500 Hz getauften Bildschirm ein Update gegeben. So soll das Produkt final den Namen ROG Swift Pro PG248QP tragen und durch Overclocking (OC) sogar bis zu 540 Hz erreichen können. Wann das Produkt in Deutschland auf den Markt kommt und wie viel es kosten soll, ist bisher nicht bekannt. Zum aktuellen Zeitpunkt bietet der Acer Nitro XV252QF mit bis zu 390 Hz die höchste Bildwiederholungsrate.
Beliebtester 1080p-Monitor mit 165 Hz: Gigabyte G24F
Beliebtester 1440p-Monitor mit 165 Hz: LG UltraGear 27GP850-B
Vorteile eines Monitors mit hoher Bildwiederholrate
Der Vorteil einer höheren Bildwiederholrate liegt klar auf der Hand. Die Zeit, in welcher ein Bild auf dem Monitor zu sehen ist, bis es vom nächsten Bild abgelöst wird, nimmt ab.
60 Hz bedeuten nichts anderes, als dass 60 Bilder pro Sekunde auf dem Bildschirm dargestellt werden. Ein Frame stellt das Display also für 16,67 Millisekunden dar, bevor das nächste erscheint. In der folgenden Tabelle haben wir die Darstellungszeit eines Bildes für die gängigsten Bildwiederholraten für Sie aufgelistet.
Bildwiederholrate | Darstellungszeitraum |
---|---|
60 Hz | 16,67 ms |
120 Hz | 8,33 ms |
144 Hz | 6,94 ms |
165 Hz | 6,06 ms |
240 Hz | 4,17 ms |
360 Hz | 2,78 ms |
390 Hz | 2,56 ms |
500 Hz | 2,00 ms |
540 Hz | 1,85 ms |
Je kürzer der Darstellungszeitraum eines einzelnen Bildes, desto flüssiger fühlt sich die Bildwiedergabe an.
Außerdem sorgt das dafür, dass zum Beispiel in einem Shooter ein Gegner früher in unserem Blickfeld auftaucht, wenn er durch einen Bildausschnitt springt. Das kommt dadurch zustande, dass wir seine Bewegung in kürzeren Intervallen zu Gesicht bekommen, wodurch sich unsere Präzision bei den Schüssen verbessern kann. Nvidia hat den Vorteil eines Bildschirms mit 500 Hz im folgenden Video zusammengefasst:
Nachteile eines Monitors mit hoher Bildwiederholrate
Der größte Nachteil eines Bildschirms mit einer höheren Bildwiederholrate ist ganz klar der Preis. Während ein Full-HD-Monitor mit 144 Hz im Preisvergleich ab circa 150 Euro erhältlich ist, zahlen Sie für einen 1080p-Bildschirm mit 240 Hz bereits mindestens 190 Euro. Dieser preisliche Unterschied ist aber noch verhältnismäßig human im Vergleich zu den Mehrkosten für einen Gaming-Monitor mit 360 Hz. Hier beginnen die Preise nämlich erst bei 425 Euro.
Sie zahlen dementsprechend mehr als das Doppelte für eine Reduzierung der Darstellungszeit eines Bildes von gerade einmal 1,39 Millisekunden. Im Vergleich dazu liegt die durchschnittliche Reaktionszeit eines Menschen auf ein Lichtsignal bei rund 180 ms und damit um mehr als den Faktor 100 höher.
Test: Die besten Full-HD-Gaming-Monitore (1080p) für PC-Spieler im Vergleich
Damit kommen wir zum zweiten Punkt, nämlich der Tatsache, dass der absoluten Mehrheit der Unterschied zwischen 240 Hz und 360 Hz überhaupt nicht auffällt. Der Technik-YouTuber Linus Tech Tips hat in einem seiner Videos mit seinen Mitarbeitern einen Blindtest gemacht, ob sie den Unterschied zwischen einem 360 Hz Display und drei 240 Hz Monitoren erkennen können. Die meisten Probanden lagen bei diesem Test falsch und diejenigen, die richtig getippt an, gaben an, letztlich nur geraten zu haben.
In einem weiteren Video hat der YouTuber zusammen mit E-Sportlern deren Schussgenauigkeit in Abhängigkeit der Bildwiederholrate eines Monitors untersucht. Der Wechsel von einem 60 Hz zu einem 144 Hz Display hat in diesem Test große spielerische Vorteile mit sich gebracht.
Durch den Einsatz eines Monitors mit einer noch höheren Bildwiederholrate gab es zwar weitere Verbesserungen, diese sind jedoch bei Weitem nicht mehr so groß ausgefallen. Alles jenseits der 240 Hz kann also mehr als Placebo-Effekt betrachtet werden und bringt wohl nur E-Sportlern noch einen marginalen Vorteil.
Test: Die besten Gaming-Monitore mit WQHD-Auflösung (1440p) im Vergleich
Aus einer höheren Bildwiederholrate können aber auch mehrere Darstellungsprobleme resultieren, welche sich durch die Reaktionszeit der Pixel begründen. Dabei ändern die Pixel zu langsam ihre Farbe, weshalb es so aussieht, als würde ein Geist den Bewegungen folgen (Ghosting). So fiel die Bewegungsunschärfe des 360 Hz Monitors im Test von Linus etwas größer aus als bei einem Bildschirm mit nur 240 Hz.
Durch die Overdrive Funktion, über welche viele Gaming-Monitore heutzutage verfügen, lässt sich dieses Problem meist beheben, allerdings kann es dadurch auch zu Inverse Ghosting kommen. Ein weiteres Phänomen ist Smearing, also das Nachziehen oder Verschmieren von Objekten bei schnellen Bewegungen und beim Übergang von dunkel zu hell. Eine höhere Bildwiederholrate sorgt also nichts zwangsweise für ein “smootheres” Gameplay, sondern bringt auch weitere Probleme mit sich, die sogar zu einer schlechteren Bildqualität führen können.
Zu guter Letzt muss außerdem vorausgesetzt sein, dass Ihr PC überhaupt in der Lage ist, 500 FPS in Ihrem Lieblingsspiel zu erreichen, um von einer so hohen Bildwiederholrate profitieren zu können. Hierbei gilt zu beachten, dass oftmals nichts die GPU, sondern die CPU der ausschlaggebende Faktor ist, um so hohe FPS-Werte zu erreichen. In jedem Fall erhöhen sich die Kosten für das gesamte Set-up dadurch enorm für einen nur marginalen spielerischen Vorteil.