Gamer lassen sich grundsätzlich in zwei Kategorien einteilen: PC- und Konsolen-Spieler. Und während im Internet immer wieder hitzige Debatten über die vermeintliche Überlegenheit dieser und jener Plattform diskutiert wird, wollen wir in diesem Beitrag einen ganz sachlichen Blick auf die Frage werfen: Welches Produkt bietet das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis? Und die Antwort darauf ist gar nicht so simpel, wie es auf den ersten Blick scheint.
Die einfache Antwort: Konsolen bieten für den Preis deutlich mehr Leistung
Auf den ersten Blick scheint das Thema recht schnell beantwortet. Der Preis einer Xbox Series X oder Playstation 5 liegt, je nach Ausführung, bei rund 500 Euro (Mobile Konsolen wie die Nintendo Switch lassen wir in diesem Vergleich außen vor). Dafür bekommen Sie eine Spielekonsole, die mit der Leistung eines Gaming-PCs der oberen Mittelklasse mithalten kann. Und dessen Preis liegt deutlich über 500 Euro, wie wir bereits in diesem Artikel nachgestellt haben.
Die Grafikkarte einer Playstation 5 leistet 10,28 TeraFlops, die tatsächliche Spielleistung liegt aber eher bei knapp über 9 TeraFlops. Dazu müssen wir festhalten, dass TeraFlops eine sehr vage und nur bedingt aussagekräftige Einheit für die tatsächliche Leistung einer Grafikkarte ist, aber mangels Alternativen müssen wir diese Zahl für unseren Vergleich zurate ziehen.
Eine vergleichbare Grafikkarte, die derzeit gut erhältlich ist, ist die RX 6600 XT von AMD. Sie ist mit 9,66 TeraFlops sogar etwas leistungsstärker; passender wäre eine RTX 2070 Super, die aber nicht mehr produziert wird und deshalb kaum verfügbar ist.
Eine RX 6600 XT kostet derzeit ungefähr 320 Euro. Rechnen wir jetzt noch eine passende CPU dazu, etwa einen Ryzen 7 5700G für rund 188 Euro, sind wir mit 508 Euro schon fast beim Preis einer Playstation 5 mit Laufwerk (UVP: 549 Euro) und deutlich über einer Playstation 5 Digital Edition (UVP: 449 Euro) angelangt. Dabei fehlen noch Motherboard, Gehäuse, Netzteil, Festplatte, Arbeitsspeicher und gegebenenfalls ein Blu-ray-Laufwerk.
Sie können davon ausgehen, dass ein Computer auf dem Leistungsniveau einer Playstation 5 mindestens 1.000 Euro kostet. Und eine Xbox Series X (UVP: 499,99 Euro) ist sogar noch einmal etwas leistungsstärker.
Mit entsprechendem Budget können Sie einen PC natürlich mit Komponenten ausstatten, die deutlich mehr Leistung als die verbaute Hardware der Konsolen bieten. Dafür werden Sie aber kräftig zur Kasse gebeten. Stellen wir die Leistung dem Einkaufspreis gegenüber, sind Konsolen der deutlich bessere Deal. Doch es gibt gleich mehrere Haken.
Services und Spiele – Wie Konsolenhersteller ihr Geld verdienen
Es gibt mehrere Gründe dafür, dass Konsolenhersteller ihre Hardware so günstig verkaufen können. Dank der großen Stückzahlen, die Sony und Microsoft umsetzen, sind generell die Kosten für die Hardware niedrig.
Aber der Preisvorteil durch den Mengenrabatt reicht nicht aus, um den großen Preisunterschied auszugleichen. Phil Spencer, CEO von Xbox, gab kürzlich zu, dass Microsoft pro verkaufter Konsole zwischen 100 und 200 Euro Verlust macht. Auch Sony verkauft jede Playstation 5 zu einem Verlust. Und trotzdem ist das Konsolengeschäft lukrativ!
Denn Sony und Microsoft verdienen auch weiterhin an ihren verkauften Konsolen. Spiele sind im Vergleich zum PC meist teurer und die Hersteller, die auch die jeweiligen Verkaufsplattformen stellen, verdienen fleißig mit. Außerdem müssen Sie ein Abonnement abschließen, wenn Sie online spielen möchten. Hier warten also weitere Kosten auf den Nutzer, die sich im Laufe der Zeit aufaddieren und den Preis so nachträglich in die Höhe treiben.
Wie hoch die Mehrkosten tatsächlich sind, hängt letztlich davon ab, wie intensiv Sie die Services der Hersteller nutzen und wie häufig Sie Spiele erwerben.
Die Plattform – ein Mehrwert, der nicht beziffert werden kann
Und schließlich gibt es noch einen Aspekt, der zugunsten des PCs spricht: Mit einer Playstation oder einer Xbox sind Sie relativ beschränkt auf die Grundfunktionen der Konsole. Sie können Spiele spielen, die üblichen Streaming-Services nutzen oder Spotify abspielen.
Ein Computer ist deutlich vielseitiger. Sie können ihn für Produktivitätsanwendungen nutzen oder auch einfach locker im Internet surfen (letzteres funktioniert zwar theoretisch auch mit einer Konsole, macht aber deutlich weniger Spaß). Auch beim Gaming bietet Windows deutlich mehr Möglichkeiten, so können Sie unter anderem Ihre Spiele modden oder Retro-Titel spielen, die für aktuelle Konsolen nicht mehr verfügbar sind. Dieser Mehrwert lässt sich nicht messen und letztlich muss der Anwender selbst priorisieren, was ihm wichtig ist.
Fazit: Ein klarer Sieg mit vielen Abstrichen
Konsolen bieten gerade bei einem kleinen Budget das bessere Gesamtpaket für Gamer. Sie bekommen eine leistungsstarke Konsole für einen relativ geringen Preis, auf dem Sie alle aktuellen Titel in hervorragender Grafik spielen können. Nachträglich werden Sie aber für Spiele draufzahlen und auch Services wie Playstation Plus sind ein ständiger Kostenfaktor.
Für einen leistungsstarken PC müssen Sie deutlich mehr Geld ausgeben, profitieren aber von günstigeren Spielen und einer offeneren Plattform. Somit bieten sich Konsolen vor allem für Casual-Gamer an, die nicht zu viel Geld ausgeben möchten und ein unkompliziertes Gaming-Erlebnis wünschen. Hardcore-Gamer schätzen dagegen die Modularität eines PCs und die Möglichkeiten, die Windows bietet. Dafür müssen Sie bei der Anschaffung erst einmal tiefer in die Tasche greifen, der günstigere Preis für Spiele relativiert den Preisunterschied im Laufe der Zeit wieder ein wenig.