Unsere Wertung
Pro
- Flüssiges Gaming in UHD-Auflösung
- 20 und 24 GB Videospeicher
- Preis-Leistung gegenüber Konkurrenz
- Erstmals KI-Recheneinheiten
Kontra
- Raytracing-Leistung nicht ausreichend für UHD
- (noch) keine Alternative zu DLSS 3
- sehr hohe Lastspitzen (RX 7900 XTX)
- Preis (über 1000 Euro)
Fazit
AMD hat mit der Radeon RX 7900 XTX und der RX 7900 XT sein Ziel erreicht: eine vergleichbare Leistung zur RTX 4080 zu bieten und das zu einem deutlich niedrigeren Preis. Beide GPUs bieten genug Rechenleistung für flüssiges UHD-Gaming, zumindest so lange Raytracing nicht aktiviert ist. Hier hat Nvidia nach wie vor die Nase vorn. In puncto Effizienz konnte RDNA 3 im Vergleich zum Vorgänger deutlich zulegen, an das Niveau der Konkurrenz reicht es aber nicht ganz heran. Letztlich punkten die RX-7000-GPUs also vorwiegend mit ihrem Preis-Leistungs-Verhältnis, günstig sind die Grafikkarten mit einem Preis im vierstelligen Bereich aber definitiv auch nicht. Und gerade das kleinere Modell müsste im Vergleich zur großen Schwester eine gute Ecke günstiger sein, um wirklich attraktiv zu sein.
AMD RDNA 3: die erste Multi-Chip-Module GPU-Architektur
AMD hat für die RDNA-3-Architektur den von den Ryzen-Prozessoren bekannten Chiplet-Ansatz für die RX 7000 GPUs adaptiert. Das bedeutet: der Navi-31-Grafikchip setzt auf keinen monolithischen Aufbau, sondern auf sieben Chiplets, konkret einen Graphics Compute Die (GCD) und sechs Memory Control Dies (MCD). In jedem MCD stecken 16 MB an Infinity Cache der zweiten Generation sowie vier 16-Speichercontroller. Daraus ergibt sich im Vollausbau ein 384-Bit-Speicher-Interface, an welches bei der RX 7900 XTX 24 GB an GDDR6-Videospeicher mit einem Speichertakt von 20 Gbps angebunden sind. Daraus resultiert eine Speicherbandbreite von 960 GB/s. Unter Berücksichtigung des Infinity-Caches soll die effektive Bandbreite gemäß AMD sogar auf bis zu 3500 GB/s ansteigen.

AMD
Bei der kleineren RX 7900 XT ist schlichtweg ein MCD inaktiv. Das bedeutet, dass sich die Größe des IF-Caches von 96 MB auf 80 MB verkleinert und das Speicher-Interface nur noch 320-bit breit ist. Dementsprechend verringert sich auch die Menge an verbauten VRAM auf 20 GB und die Speicherbandbreite sinkt auf 800 GB/s (2900 GB/s effektiv mit IF-Cache). Für die Kommunikation zwischen den MCDs und dem GCD gibt AMD an, dass die Übertragungsrate enorme 5,3 TB/s betragen soll.

AMD
Während die MCDs bei TSMC im 6-nm-Fertigungsverfahren hergestellt werden, setzt der GCD auf das kleinere 5nm-Verfahren. In dem Graphics Compute Die stecken im Vollausbau (Navi 31 XTX) 6.144 Stream-Prozessoren, 96 Ray-Accelerators der 2. Generation, 192 Render Output Units (ROPs) und erstmals 192 sogenannte AI-Accelerator, welche die Berechnung von KI-Workloads um bis zu dem Faktor 2,7 erhöhen sollen. Der Navi 31 XT Grafikchip der RX 7900 XT ist um 12,5 Prozent der Recheneinheiten beschnitten worden, daraus resultieren noch 5.376 Stream-Prozessoren, 84 RT-Accelerator und 168 AI-Accelerator.
GPU | AMD Radeon RX 7900 XTX | AMD Radeon RX 7900 XT | AMD Radeon RX 6950 XT | AMD Radeon RX 6900 XT | Nvidia GeForce RTX 4090 | Nvidia GeForce RTX 4080 |
---|---|---|---|---|---|---|
Architektur | RDNA 3 | RDNA 3 | RDNA 2 | RDNA 2 | Ada Lovelace | Ada Lovelace |
Grafikchip | Navi 31 XTX | Navi 31 XT | Navi 21 KXTX | Navi 21 XTX | AD102 | AD103 |
Fertigung | 5nm GCD + 6nm MCD | 5nm GCD + 6nm MCD | 7nm | 7nm | TSMC 4N | TSMC 4N |
Transistoren | 57,7 Mrd. | 57,7 Mrd. | 26,8 Mrd. | 26,8 Mrd. | 76,3 Mrd. | 45,9 Mrd. |
Die-Größe | 300 mm2 GCD + 220 mm2 MCD | 300 mm2 GCD + 220 mm2 MCD | 520 mm2 | 520 mm2 | 608 mm2 | 379 mm2 |
Stream-Prozessoren | 6.144 | 5.376 | 5.120 | 5.120 | 16.384 | 9.728 |
Ray Accelerators / RT-Cores | 96 (2. Gen) | 84 (2. Gen) | 80 (1. Gen) | 80 (1. Gen) | 128 (3. Gen.) | 76 (3. Gen.) |
AI Accelerators / Tensor-Cores | 192 | 168 | n.a. | n.a. | 512 (4. Gen) | 304 (4. Gen.) |
ROPs | 192 | 192 | 128 | 128 | 176 | 112 |
Spieletakt / Basistakt | 2300 MHz | 2000 MHz | 2100 MHz | 2015 MHz | 2235 Mhz | 2205 MHz |
Boost-Takt | 2500 MHz | 2400 MHz | 2310 MHz | 2250 MHz | 2520 MHz | 2505 Mhz |
FP32 | 61,44 TFLOPs | 51,60 TFLOPs | 23,65 TFLOPs | 23,04 TFLOPs | 82,6 TFLOPs | 48,7 TFLOPs |
Videospeicher | 24 GB GDDR6 | 20 GB GDDR6 | 16 GB GDDR6 | 16 GB GDDR6 | 24 GB GDDR6X | 16 GB GDDR6X |
Speichertakt | 20 Gbps | 20 Gbps | 18 Gbps | 16 Gbps | 21 Gbps | 22,4 Gbps |
Speicher-Interface | 384-bit | 320-bit | 256-bit | 256-bit | 384-bit | 256-bit |
Infinity Cache / L2-Cache | 96 MB (2. Gen.) | 80 MB (2. Gen.) | 128 MB (1. Gen.) | 128 MB (1. Gen) | 72 MB | 64 MB |
Speicherbandbreite | 960 GB/s | 800 GB/s | 576 GB/s | 512 GB/s | 1.008 GB/s | 717 GB/s |
Effektive Bandbreite (mit IF Cache) | 3500 GB/s | 2900 GB/s | 1793,5 GB/s | 1664 GB/s | n.a. | n.a. |
PCIe | PCIe 4.0 x16 | PCIe 4.0 x16 | PCIe 4.0 x16 | PCIe 4.0 x16 | PCIe 4.0 x16 | PCIe 4.0 x16 |
Board Power / TGP | 355 W | 315 W | 335 W | 300 W | 450 W | 320 W |
UVP (US-Dollar) | 999$ | 899$ | 1099$ | 999$ | 1.599$ | 1.199$ |
Die Stream-Prozessoren innerhalb einer Compute Unit (CU) unterscheiden sich bei RDNA 3 deutlich von ihrem Vorgänger. So beherrschen die FP32-ALUs “Dual Issue”, was zur Folge hat, dass sich die Instruction Isse Rate verdoppelt. Das setzt allerdings voraus, dass zwei Aufgaben vom selben Typen ausgeführt werden müssen. Unter diesen Voraussetzungen kann eine RDNA 3 CU 128 FP32-Berechnungen gleichzeitig ausführen statt nur 64 wie beim Vorgänger. Das hat zur Folge, dass sich die FP32-Rechenleistung signifikant erhöht. Bei einem Boost-Takt von 2500 MHz schafft die RX 7900 XTX so 61,44 TFLOPs. Die RX 7900 XT, welcher 12,5 Prozent an Recheneinheiten fehlen und die nur mit bis zu 2400 MHz takten darf, kommt noch auf 51,6 TFLOPs.

AMD
AMD gibt an, dass die Größe des GCD 300 mm² beträgt, wohingegen die sechs MCDs auf eine Gesamtfläche von 220 mm² kommen. Damit beträgt die Die-Größe von Navi 31 520 mm², was exakt der Größe von Navi 21 entspricht. Im gleichen Zug hat jedoch die Anzahl der Transistoren von 26,8 Milliarden auf 57,7 Milliarden zugenommen, was einer Steigerung um 115 Prozent entspricht. Die Board Power der RX 7900 XTX ist mit 355 Watt spezifiziert, was gefährlich nahe an der Grenze der PCIe-Spezifikationen liegt. So dürfen über die zwei 8-Pin-Stromanschlüssen jeweils 150 Watt übertragen werden und über den PCIe-Slot noch einmal 66 Watt (12V x 5,5A) zusätzlich. Das ergibt Summa summarum 366 Watt, viel Spielraum für eine manuelle Anhebung der Board Power ist hier also nicht mehr gegeben. Bei der RX 7900 XT hat AMD in letzter Minute die Board Power von 300 Watt auf 315 Watt angehoben, um noch etwas mehr Performance aus der Karte zu kitzeln.
Gaming-Performance in Full-HD, QHD und UHD – AMD kann es mit der RTX 4080 aufnehmen
Nvidia hat uns mit der Gaming-Performance der RTX 4090 wirklich vom Hocker gehauen. Durchschnittlich 67 Prozent liegt diese in 2160p-Auflösung vor dem ehemaligen Flaggschiff, der RTX 3090 Ti. AMD hat mit der RX 7900 XTX und RX 7900 XT nicht angepeilt, den Gaming-Thron von Nvidia zu erobern, sondern zielt vielmehr auf die RTX 4080 ab. Das Ziel lautet: vergleichbare Performance zu einem deutlich niedrigeren Preis. Im Vergleich zum Vorgänger, der RX 6950 XT, sollen sich die FPS um bis zu 70 Prozent erhöhen.

Sebastian Schenzinger
Bei unseren Tests zeigt sich, dass die RX 7900 XTX im Schnitt über 13 Spiele in UHD-Auflösung das angestrebte Ziel erreichen kann. So liegt die Navi 31 XTX GPU am Ende des Tages um gute sechs Prozent vor der RTX 4080. In ein paar Spielen – Doom Eternal, Metro Exodus und Wolfenstein Youngblood – hat Nvidia zwar hauchdünn die Nase vorn, bei einem Vorsprung von 1 bis 2 Prozent lässt sich jedoch eher von einem Unentschieden sprechen. Die RX 7900 XTX wiederum kann sich in manchen Spielen deutlich stärker von der RTX 4080 absetzen, so zum Beispiel in Borderlands 3 (+18 %), Assassin’s Creed Valhalla (+17 %) oder in Watch Dogs Legion (+14 %). Wie zu erwarten war, liegt die RTX 4090 jedoch in weiter Ferne, durchschnittlich liegt die RX 7900 XTX knappe 20 Prozent zurück. Der Leistungszuwachs gegenüber der RX 6950 XT beträgt im Durchschnitt 45 Prozent. Das Minimum beträgt bei uns im Test 39 Prozent (Horizon Zero Dawn) und das Maximum liegt bei 65 Prozent (Watch Dogs Legion).
Der Rückstand der RX 7900 XT auf ihre große Schwester liegt indes im Durchschnitt über alle Spiele bei guten 15 Prozent. Damit kann es die beschnittene Navi 31 XT GPU nicht mit der RTX 4080 aufnehmen, sondern muss sich um zehn Prozent geschlagen geben. Im Idealfall – Borderlands 3, Call of Duty Black Ops Cold War, Cyberpunk 2077 und Watch Dogs Legion – reicht es für ein Unentschieden mit der RTX 4080. In den Worst-Case-Szenarien – Control, Doom Eternal, Metro Exodus und Wolfenstein Youngblood – liegt die AD103 GPU dann jedoch um 20 Prozent vor der RX 7900 XT. Das Wichtigste ist jedoch, dass sich beide neuen AMD-Grafikkarten ideal zum Gaming in UHD-Auflösung mit den höchsten Grafikeinstellungen eignen.

Sebastian Schenzinger
In 1440p-Auflösung geraten insbesondere die RTX 4090 und die RX 7900 XTX zum Teil schon ins CPU-Limit wie in Cyberpunk 2077 oder in Watch Dogs Legion. Dadurch schrumpft der Vorsprung an der Spitze deutlich zusammen. Lag die RX 7900 XTX in UHD-Auflösung noch 20 Prozent hinter der RTX 4090 zurück, so beträgt der Abstand in QHD-Auflösung nur noch knappe zehn Prozent. Im gleichen Zug kann sich aber auch die RTX 4080 näher an AMDs derzeit schnellste Grafikkarte heranschieben, der Abstand beträgt durchschnittlich nicht länger gute sechs, sondern nur noch gute drei Prozent. Und auch die RX 7900 XT schiebt sich näher an die Spitze heran. So ist der Rückstand auf die RTX 4080 von zehn Prozent in 2160p auf sieben Prozent in 1440p geschrumpft.

Sebastian Schenzinger
Verringern wir die Auflösung weiter auf Full-HD, verstärkt sich der Effekt noch einmal drastisch. Die RTX 4090 ist durch die starke CPU-Limitierung im Schnitt nur noch sieben Prozent schneller als die RX 7900 XT von ursprünglich 47 Prozent Vorsprung in UHD-Auflösung. Letztlich zeigt das, dass alle vier neuen Topmodelle für die 1080p-Auflösung definitiv überdimensioniert sind. Es zeigt sich aber auch ein Bild, das wir bereits von den Vorgängergenerationen kennen. Denn während die RX 7900 XTX in UHD-Auflösung kein Licht gegen die RTX 4090 sieht, kann sie diese in Full-HD nicht selten um 10 FPS schlagen. Hier zeigt sich einmal mehr, dass Nvidias GPUs aufgrund der enormen Anzahl an Shader-Einheiten eine höhere Auflösung benötigen, um ihr volles Potenzial auf den Bildschirm bringen zu können.
Raytracing in Full-HD, QHD und UHD: Die altbekannte Baustelle von AMD
Während Nvidia bereits seit 2018 Raytracing-Berechnungen in Echtzeit auf dedizierten Raytracing-Einheiten unterstützt, ist AMD erst Ende 2020 mit der RX 6000 Generation nachgezogen. Damals hat sich gezeigt, dass AMDs Ansatz nur in ausgewählten Spielen mit dem von Nvidia mithalten kann, dementsprechend groß muss der Leistungssprung von RDNA 3 ausfallen, um mit Nvidia konkurrieren zu können. Im Vorfeld hat AMD angegeben, dass sich die Raytracing-Performance im Schnitt um über 60 Prozent und bis zu 85 Prozent erhöhen soll. Das klingt erst einmal nach viel, dürfte aber letztlich nicht ausreichen, um Nvidia einholen zu können.

Sebastian Schenzinger
Genau das zeigt sich auch im Test. Während die RX 7900 XTX über sieben Spielen in UHD-Auflösung im Durchschnitt 62 Prozent vor der RX 6950 XT liegt, muss sie sich der RTX 4080 mit einem Rückstand von guten 14 Prozent geschlagen geben. Damit ordnet sich die Karte ziemlich mittig zwischen der RTX 3090 Ti und der RTX 4080 ein. Die RX 7900 XT liegt erneut 16 Prozent hinter der großen Schwester zurück und damit in etwa auf dem Leistungsniveau der RTX 3080 Ti. Aber ganz so einfach ist die Einordnung der RX 7000 GPUs dann letztlich nicht.
Denn unsere Tests haben zwei Dinge gezeigt: Erstens hängt die Raytracing-Performance von RDNA 3 stark davon ab, wie aufwendig die Raytracing-Effekte in den Spielen sind und zweitens spielt es eine große Rolle, ob AMD bei der Entwicklung des Spiels beteiligt gewesen ist. Sowohl in Dirt 5 als auch in Shadow of the Tomb Raider kommen nur Raytracing-Schatten zum Einsatz. Im ersten Spiel schneiden die RX 7900 XTX und die RX 7900 XT genau so ab, wie bei der Bilddarstellung per Rasterisierung, eine Karte liegt etwas vor der RTX 4080 und die andere knapp dahinter. Im zweiten Spiel kann nur das Navi 31 Topmodell mit der 4080 mithalten, das kleinere Modell fällt auf das Leistungsniveau der 3090 Ti zurück. Und je aufwendiger das Spiel, desto mehr Boden verliert AMD. In der Metro Exodus Enhanced Edition liegt die RX 7900 XTX bereits 23 Prozent hinter der 4080 zurück, in Cyberpunk 2077 sind es dann sogar 36 Prozent. Viel wichtiger ist aber, dass beide AMD-GPUs in Cyberpunk 2077, Control, Metro Exodus und Watch Dogs Legion nicht ansatzweise auf 60 FPS kommen. Das bedeutet, Sie müssen entweder die Grafikeinstellungen reduzieren oder aber FSR aktivieren.

Sebastian Schenzinger
In QHD-Auflösung ändert sich am Gesamtbild diesmal recht wenig. Raytracing fordert die Grafikkarten so stark, dass sie – abgesehen von der RTX 4090 – nicht ins CPU-Limit geraten. Der Rückstand von der RX 7900 XTX auf die RTX 4080 beträgt dementsprechend wie gehabt 14 Prozent. Die kleinere RX 7900 XT kann dagegen etwas an Boden gut machen und ordnet sich jetzt 13 Prozent hinter der RX 7900 XTX genau zwischen der RTX 3090 und der RTX 3090 Ti ein. Mit Ausnahme von Cyberpunk 2077 erreichen die beiden AMD-GPUs bei uns im Test auch in allen Spielen mindestens 60 Bilder pro Sekunde bei höchsten Grafikeinstellungen und ohne die Verwendung von FSR. Gerade in letztem Spiel zeigt sich aber, dass AMD nach wie vor einiges an Nachholbedarf hat, um mit Nvidia konkurrieren zu können.

Sebastian Schenzinger
In Full-HD treten dann vermehrt Limitierung durch die CPU auf, aber noch nicht so stark, dass die RX 7000 Karten mit Nvidias Konkurrenzprodukten gleich ziehen könnten. So liegt die RX 7900 XTX immer noch um zehn Prozent hinter der RTX 4080 zurück. Die RX 7900 XT kann sich dagegen ganz knapp vor die RTX 3090 Ti setzen. Aber selbst in Full-HD-Auflösung reicht es für die beiden AMD-Modelle in Cyberpunk 2077 noch nicht ganz für flüssige 60 FPS. Das verdeutlicht, dass bei den AMD-Grafikkarten bei aktiviertem Raytracing in vielen Spielen die Aktivierung von FSR notwendig ist, wenn Sie vorhaben, mit mindestens 60 Bildern pro Sekunde zu zocken. Alternativ können Sie die Grafikeinstellungen natürlich auch reduzieren, aber bei den Topmodellen von Nvidia ist das halt nicht nötig.
Leistungsaufnahme am Limit der PCIe-Spezifikationen und schlechtere Effizienz als bei Nvidia
Die Nvidia Ada Lovelace GPUs haben uns in Puncto Leistungsaufnahme bei den Gaming-Tests sehr positiv überrascht, denn sowohl bei der RTX 4080 als auch bei der RTX 4090 liegen der ermittelte Wert weit unterhalb der angegebenen Total Graphics Power (TGP). Bei der RX 7900 XTX und RX 7900 XT sieht das Bild leider deutlich anders aus. So genehmigt sich die RX 7900 XTX im Durchschnitt über alle Spiele in UHD-Auflösung 350 Watt und liegt damit nur knapp unterhalb der von AMD angegebenen Board Power. Das Gleiche gilt für die RX 7900 XT, bei welcher wir durchschnittlich 307 Watt messen können. Interessant ist hierbei, dass die Leistungsaufnahme bei niedrigeren Auflösungen fast nicht sinkt, sondern sich lediglich die anliegenden Chip-Taktraten erhöhen. Ganz anders bei den Nvidia Ada Lovelace GPUs: Stehen für die 4080 in UHD noch 283 Watt zu Buche, so sind es in Full-HD nur noch 221 Watt und damit über 100 Watt weniger als bei der RX 7900 XTX.

Sebastian Schenzinger
Für das Watt/FPS-Verhältnis hat das zur Folge, dass Navi 31 nicht mit Ada Lovelace mithalten kann und sich damit das Gesamtbild bei der Effizienz drastisch ändert. Denn während bei den Vorgängergenerationen AMD noch mehr Performance pro Watt geboten hat, so hat sich das bei RTX 4000 und RX 7000 genau umgedreht. Zwar hat sich die Effizienz der RX 7900 XTX im Vergleich zur RX 6950 XT gemäß unseren Testergebnissen um 41 Prozent verbessert, für das Level der RTX 4080 und RTX 4090 reicht das aber nicht aus. Selbst manuell optimiert erreicht die RX 7900 XTX nicht ganz das Level der Konkurrenz. Hierfür haben wir die Board Power der GPU um zehn Prozent auf 319 Watt reduziert und im gleichen Zug die Spannung von 1150 mV auf 1080 mV herabgesetzt. Um keine Performance zu verlieren, haben wir im gleichen Zug den Takt des Videospeichers von 2500 MHz auf 2800 MHz angehoben. Dadurch ließen sich im Durchschnitt über 13 Spiele exakt gleich viele Bilder pro Sekunde erreichen, bei jedoch 36 Watt niedrigerer Leistungsaufnahme. Eine weitere Optimierung war leider nicht möglich, da der Vorabtreiber von AMD, keine weitere Absenkung der Leistungsaufnahme zugelassen hat.

Sebastian Schenzinger
Besonders spannend wird es dann bei einer Vollauslastung der GPUs mittels FurMark über eine halbe Stunde. Hierbei liegt die durchschnittliche Leistungsaufnahme der RX 7900 XTX bei 364 Watt und die der RX 7900 XT bei 315 Watt. Das große Modell bewegt sich damit ganz knapp am Limit, des durch die PCIe-Spezifikationen erlaubten Maximums von 366 Watt. Bei einem Blick auf die Lastspitzen im 10 Millisekunden Bereich zeigt sich dann, dass dieser Wert deutlich überboten wird. So können wir bei der RX 7900 XTX Spikes auf bis zu 480 Watt messen. Dieser Wert liegt damit genauso hoch wie bei der RTX 4090 und das, obwohl deren erlaube TGP 95 Watt höher liegt. Damit setzt sich das Bild des Vorgängers, der RX 6900 XT, leider fort, denn auch diese hatte Transient Spikes, welche weit jenseits der angegebenen Board Power liegen.
Diese Lastspitzen gilt es bei der Auswahl des Netzteils auf jeden Fall zu beachten, wobei sie sich durch manuelles Undervolting weitestgehend in den Griff bekommen lassen. In diesem Zusammenhang ist es umso interessanter, dass AMD für die RX 7900 XTX ein 800-Watt-Netzteil empfiehlt. Das sind nämlich 50 Watt weniger als noch bei der RX 6950 XT und das, obwohl deren Lastspitzen im Vergleich zur RX 7900 XTX niedriger ausfallen. Bei der RX 7900 XT fallen die Werte deutlich besser aus, hier zeigt sich, dass die kleinere GPU nicht ganz so sehr auf Kante genäht ist, an das Niveau von Ada Lovelace kommt aber auch die RX 7900 XT nicht heran.

Sebastian Schenzinger
Sehen lassen können sich dafür die maximalen Temperaturen, welche wir während des Tests ermitteln konnten. Denn selbst nach einer halben Stunde Vollauslastung lag die Chiptemperatur nur bei 66 respektive 67 Grad Celsius. Die Hot Spot Temperatur der RX 7900 XTX fällt mit bis zu 88 Grad Celsius dann nicht mehr ganz so gut aus, aber immer noch bedeutend besser als beim Vorgänger. Durch das Undervolting hat sich zudem gezeigt, dass hier noch einiges an Optimierungspotenzial vorhanden ist. Die maximale Lüfterdrehzahl während dieses Tests lag bei 1730 rpm (XTX) respektive bei 1780 rpm (XT). Damit waren beide GPUs aus dem geschlossenen Gehäuse zwar hörbar, aber nicht als störend zu bezeichnen. Durch die manuellen Optimierungen ist nicht nur die Temperatur gesunken, sondern auch die Lüfterdrehzahl hat nur noch 1600 rpm betragen. Diese Werte verdeutlichen, dass so ein großer Kühlkörper wie bei den RTX-4000-GPUs definitiv nicht notwendig ist.

Sebastian Schenzinger
Bei einem Blick auf die Taktraten zeigt sich dann, dass RDNA 3 in UHD-Auflösung weitestgehend am Power Limit operiert und damit einhergehend die Taktraten sinken. So schwankt die Taktrate der RX 7900 XTX in UHD-Auflösung je nach Spiel zwischen 2350 MHz und 2690 MHz, was ein riesiger Unterschied ist. Bei der RX 7900 XT bewegen sich die Taktraten in einem Bereich zwischen 2270 MHz und 2700 MHz. Im Durchschnitt stehen für die RX 7900 XT dann 2430 MHz und für die RX 7900 XTX 2480 MHz zu Buche. Bei einer Reduzierung der Auflösung auf 1440p steigen die Taktraten um 150 MHz (XTX) respektive um 220 MHZ (XT) an bei gleichbleibender Leistungsaufnahme. Bei RTX 4000 zeigt sich ein gänzlich anderes Bild. Hier befinden wir uns in nahezu jedem Spiel im Taktratenlimit und bei einer Reduzierung der Auflösung verändern sich die Taktraten nur um ein paar MHz, dafür sinkt jedoch die Leistungsaufnahme deutlich.

Sebastian Schenzinger
RX 7900 XTX und RX 7900 XT: Preisliche Einordnung und Verfügbarkeit
Sowohl die RX 7900 XTX als auch die RX 7900 XT sollen ab dem 13. Dezember um 15:00 Uhr erhältlich sein und zwar sowohl im “Made By AMD”-Design als auch die Custom-Modelle. Allerdings hat es bereits im Vorfeld viele Spekulationen um die Verfügbarkeit gegeben. Dementsprechend sollen im europäischen Raum nur 10.000 Modelle zum Launch zur Verfügung stehen, in Deutschland sollen es 3.000 Grafikkarten sein. Viele Board-Partner wiederum haben ihre Modelle zwar bereits vorgestellt, die Gerüchte gehen jedoch davon aus, dass nur die wenigsten direkt zum Launch auch lieferbar sein werden, mit einer breiteren Verfügbarkeit ist wohl erst im Januar 2023 zu rechnen. Wie es um die Verfügbarkeit tatsächlich bestellt sein wird, muss sich dann morgen erst noch zeigen.

Sebastian Schenzinger
Die UVP der RX 7900 XTX gibt AMD auf jeden Fall mit 1149 Euro an und die der RX 7900 XT mit 1049,99 Euro. Das entspricht ziemlich exakt dem offiziellen US-Dollar-Preis nach Umrechnung von Dollar in Euro und dem anschließenden Aufschlag der deutschen Mehrwertsteuer. Nvidia hat für die Ada Lovelace GPUs die offizielle UVP in Deutschland erst vor ein paar Tagen gesenkt, und zwar auf 1.859 Euro für die RTX 4090 (ehemals 1.949 Euro) und auf 1.399 Euro für die RTX 4080 (ehemals 1.469 Euro). Diese Kostensenkung dürfte auf den fallenden US-Dollar-Kurs zurückzuführen sein. Für Dezember hat Nvidia jedoch noch eine weitere globale Preissenkung angekündigt, welche laut Nvidia jedoch nichts mit dem Release von RX 7000 zu tun haben soll.
Im Preisvergleich ist die RTX 4080 derzeit ab 1348 Euro gelistet, das sind rund 200 Euro mehr, als die UVP der RX 7900 XTX beträgt und 300 Euro mehr als für die RX 7900 XT. Bei der Bilddarstellung per Rasterisierung bietet die RX 7900 XTX in UHD-Auflösung durchschnittlich sechs Prozent mehr Leistung als die RTX 4080, bei aktiviertem Raytracing ist sie allerdings 14 Prozent langsamer. Die RX 7900 XT wiederum kostet 100 Euro weniger als die RX 7900 XTX, was einer Einsparung von knapp neun Prozent entspricht. Dafür ist die GPU in UHD-Auflösung aber halt auch 15 Prozent langsamer als ihre große Schwester.
Test-Fazit und abschließende Worte: RX 7900 XTX und RX 7900 XT
AMD hat mit den RDNA-3-GPUs sein Ziel erreicht: eine vergleichbare Performance zur RTX 4080 und das zu einem deutlich günstigeren Preis. Wobei sich beim Preis erst noch zeigen muss, wie gut es um die Verfügbarkeit der Karten bestellt sein wird und zu welchem Preis die Händler die Grafikkarten wirklich anbieten. Die RX 7900 XTX bietet gegenüber der RTX 4080 in UHD-Auflösung sechs Prozent mehr Rasterisierungs-Leistung für 200 Euro weniger. Obendrein gibt es acht Gigabyte mehr Videospeicher, die Grafikkarte fällt verhältnismäßig kompakt aus und unterstützt DisplayPort 2.1. Hier müssen wir allerdings relativieren: Erstens gibt es derzeit kein einziges Display, welches DisplayPort 2.1 unterstützt und auch dann müssen die Monitore erst einmal mehr als 240 Hz in UHD respektive mehr als 60 Hz in FUHD darstellen können. Und zweitens gelten die kompakten Ausmaße nur für die MBA-Karten, die Custom-Designs fallen gemäß den ersten Ankündigungen deutlich größer aus und benötigen in den meisten Fällen dann auch drei 8-Pin-Stromanschlüsse.
Auf der Habenseite der RTX 4080 wiederum steht eine im Schnitt 17 Prozent bessere Raytracing-Leistung, im Idealfall beträgt der Vorsprung sogar 57 Prozent. Zudem bietet die Ada Lovelace ab Werk die bessere Effizienz und lässt sich obendrein besser manuell optimieren. Nicht zu vergessen ist außerdem die Unterstützung von DLSS 3, wobei AMD hier 2023 mit FSR 3 nachziehen will. Erst dann wird sich zeigen, welchen Vorteil die neuen AI Accelerator wirklich bringen können, aktuell bieten diese nur auf dem Papier einen Vorteil gegenüber der Vorgängergeneration. Eine Kaufempfehlung hängt letztlich von Ihrem konkreten Anforderungsprofil ab, günstig sind alle vier Karten nicht mit Preisen jenseits der 1000-Euro-Marke, dafür bieten alle vier Modelle ein mehr oder weniger kompromissloses Gaming-Erlebnis in UHD-Auflösung. Für eine niedrigere Auflösung ist auch ein Modell der Vorgängergenerationen ausreichend.
Von der RX 7900 XT können wir zur offiziellen UVP derzeit nur abraten. So bietet die RX 7900 XTX für einen Aufpreis von nur gut neun Prozent circa 18 Prozent mehr Rechenleistung und 4 GB zusätzlichen Videospeicher. Das kleine Modell müsste aus unserer Sicht um weitere 100 Euro günstiger sein, um eine Empfehlung zu erhalten. AMD scheint die Käufer hier gezielt zum teureren Produkt verleiten zu wollen. Die Wahl zwischen RX 7900 XTX und RTX 4080 hängt von Ihren persönlichen Vorlieben ab. Das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis bietet definitiv die Karte von AMD. Wenn Sie viel Wert auf Raytracing, DLSS und Effizienz legen, dann ist die GPU von Nvidia aus unserer Sicht die bessere Wahl. Dieser kommt auch zugute, dass der Preis seit dem Release deutlich gefallen ist. Wenn Sie maximale Rechenleistung benötigen, dann bleibt letztlich nur der Griff zur RTX 4090, diese spielt mit ihrer Performance derzeit in einer eigenen Liga, das betrifft aber leider auch den Preis.
So etwas wie eine eierlegende Wollmilchsau gibt es derzeit also leider nicht: beide Hersteller haben ihre Vor- aber auch ihre Nachteile. Der technologische Vorsprung ist aber derzeit definitiv bei Nvidia, das zeigt sich nicht nur bei der maximalen Rechenleistung in Form der RTX 4090, welche noch nicht einmal den Vollausbau der Ada-Lovelace-Architektur darstellt, sondern auch beim Thema Effizienz. AMDs RDNA 3 Architektur ist grundlegend nicht schlecht und das erste MCM-Design funktioniert auch richtig gut, dennoch kann RX 7000 RTX 4000 nicht ganz das Wasser reichen – insbesondere beim Thema Raytracing. Damit muss AMD beim Preis-Leistungs-Verhältnis punkten und das ist aktuell auch der Fall. Sollte Nvidia den Preis der RTX 4080 und RTX 4090 deutlich senken, so ist AMD unter Zugzwang.
Verwendetes Testsystem
In der folgenden Tabelle finden Sie die verwendete Test-Hardware aufgelistet.
Haupttestsystem | |
---|---|
CPU | AMD Ryzen 9 5950X (OC via CTR 2.1) |
Mainboard | MSI MEG X570 Godlike |
BIOS | E7C34AMS.1C6 |
BIOS-Settings | manual RAM Tuning, manual CPU Tuning, BAR-Support, Fans PWM (manual fan curve) |
CPU-Kühler | G.Skill ENKI 360 (manual fan curve) |
RAM | 4x 8 GB G.Skill Trident Z Neo @ 3800 MHz CL14-15-14-29 |
System-SSD | Western Digital WD_Black SN750 1 TB |
Spiele-SSD | SanDisk SSD Plus 1 TB |
Netzteil | be quiet! Straight Power 11 Platinum 1000W |
Gehäuse | be quiet! Silent Base 802 weiß, Glasfenster |