Update 21.7.: Die Polizei hat vier tatverdächtige Männer im Alter von 42 bis 50 Jahren in Mecklenburg-Vorpommern festgenommen. Dabei soll es sich um eine Bande handeln, die bereits mehrere Einbrüche in ganz Deutschland durchgeführt habe. Die Bande war im November 2022 in das Keltenmuseum im bayerischen Manching eingebrochen und hatte dabei eine wichtige Glasfaserverbindung durchtrennt, um die Alarmanlage des Museums außer Gefecht zu setzen. Dadurch waren auch rund 13.000 Haushalte von Internet und Telefon getrennt worden.
Von den 483 keltischen Goldmünzen, die die Gangster im November 2022 aus dem Keltenmuseum gestohlen haben, haben die Einbrecher mindestens 70 Münzen zu 18 Goldklumpen eingeschmolzen. Diese Münzen sind damit für die Forschung für immer verloren. Die Suche nach den restlichen Münzen sowie nach einem “goldenen Gusskuchen” läuft noch. Alle diese Funde stammen aus dem ersten Jahrhundert vor Christus. Update Ende
Update 24.11.: Die bayerische Polizei hat dieses Update zu dem Einbruch veröffentlicht:
Die bisherigen Ermittlungen ergaben, dass sich die unbekannten Täter gegen 01:26 Uhr Zutritt zum Gebäude verschafft haben, gezielt eine Vitrine mit einem Goldschatz, bestehend aus 483 Goldmünzen und einem Goldgusskuchen aufbrachen. Zudem wurden aus einer weiteren Vitrine drei Münzen entwendet. Die Tat wurde durch Mitarbeiter des Museums gegen 09.45 Uhr festgestellt und dem Polizeipräsidium Oberbayern Nord mitgeteilt.
Die automatisierte Alarmanlage des Museums löste einen Alarm aus. Dieser wurde jedoch aufgrund des Ausfalls der Telefon- und Internet-Versorgung nicht an die Sicherheitszentrale der Wachfirma übermittelt. Die Datenträger der Videoaufzeichnungen im Museum wurden gesichert und werden im Nachgang ausgewertet.
Der Ausfall der Telefon- und Internet-Versorgung ist auf eine Sachbeschädigung an einer Glasfaser-Verteilerstelle der Deutschen Telekom in Manching zurückzuführen, die in der gleichen Nacht gegen 01:17 Uhr durch unbekannte Täter angegangen wurde. Dazu verweisen wir auf den Pressebericht des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord, welches zunächst die Ermittlungen aufnahm. Aufgrund der zeitlichen und örtlicher Nähe dieser Beschädigung mit dem Einbruch ist ein Zusammenhang naheliegend. Update Ende
Größter keltischer Goldschatz gestohlen
Eine Meldung schockt heute Althistoriker, Vor- und Frühgeschichtler, Archäologen und alle (kultur)historisch Interessierten: Diebe sind in das überregional bekannte Römer- und Kelten-Museum im oberbayerischen Manching eingebrochen und haben daraus den 1999 entdeckten, weltberühmten Schatz mit 483 keltischen Goldmünzen aus der Zeit um zirka 100 v. Chr. gestohlen. Bei dem Diebesgut handelt es sich um den größten keltischen Goldfund des 20. Jahrhunderts. Einen Überblick zu diesem Schatzfund lesen Sie hier.
Doch diesen Sensationsfund stahlen Diebe in der Nacht auf Dienstag, den 22. November 2022, wie die Polizei berichtet. Die Täter verschafften sich Zugang zum Ausstellungsraum und brachen gezielt die Vitrine mit den Goldmünzen auf. Außerdem stahlen die Diebe aus einer weiteren Vitrine drei weitere, deutlich größere Münzen, wie der BR berichtet. Dann schleppten die Diebe ihre rund vier Kilogramm schwere Beute davon.
Als die Museumsmitarbeiter am Morgen in das Museum kamen, entdeckten sie die Tat; gegen 9.45 Uhr war die Polizei vor Ort. Das Bayerische Landeskriminalamt hat laut der Polizei unter der Sachleitung der Staatsanwaltschaft Ingolstadt die weiteren Ermittlungen übernommen. Weitere Angaben zum konkreten Tathergang will die Polizei zum jetzigen Zeitpunkt aus ermittlungstaktischen Gründen nicht machen.
Der Diebstahl ist ein tragischer Verlust für die Wissenschaft. Der reine Materialwert der Goldmünzen liegt nur bei etwa 217.000 Euro, doch deren wissenschaftliche Bedeutung und auch der Sammlerwert ist ungleich bedeutender. Es ist aber zu befürchten, dass die Diebe die Münzen einschmelzen und damit unersetzliches Kulturgut zerstören.
Update 24.11.: Zur Einordnung des gestohlenen Keltenschatzes hat die bayerische Polizei Folgendes veröffentlicht:
Herr Prof. Dr. Rupert Gebhard, Leitender Sammlungsdirektor der Archäologischen Staatssammlung beleuchtete in seinem Beitrag den Goldschatz aus historischer und archäologischer Perspektive und ging dabei auch auf die Ausgrabungen ein.
1999 wurde bei Ausgrabungen südlich des antiken Hafens der Keltenstadt von Manching ein Goldschatz entdeckt, der um 100 v. Chr. vergraben worden war und 483 sogenannte Statere enthielt. Diese Münzen wiegen jeweils ca. 7,2 Gramm. Hinzu kommt ein zurechtgefeilter Goldgusskuchen von 217 Gramm, was dem Gewicht von 30 weiteren Münzen entspricht. Damit kommt man auf ein Gesamtgewicht von etwa 3,7 Kilogramm. Der Schatz war ursprünglich wohl in einem Behältnis aus organischem Material aufbewahrt worden, dass sich nicht erhalten hat, etwa in einem Sack bzw. Beutel aus Stoff oder Leder. Hiervon zeugen drei Bronzeringe, mit dem das Behältnis einst verschlossen war.
Die Goldmünzen wurden im Siedlungsgebiet der keltischen Boier im heutigen Tschechien geprägt und gelangten wohl über Handelskontakte nach Manching. Unsicher ist, warum genau der Schatz vergraben und später nicht mehr von seinem Besitzer geborgen wurde. Eine Niederlegung als religiöses Opfer ist eher unwahrscheinlich. Durchaus plausibel wäre folgendes Szenario: Zum Zeitpunkt der Verbergung der Münzen setzte ein Niedergang der Keltenstadt von Manching ein, zu dem auch kriegerische Einfälle germanischer Stämme beigetragen haben dürften. Möglicherweise wollte also der Besitzer seinen Schatz in unruhigen Zeiten in Sicherheit bringen, verstarb dann aber plötzlich und konnte sein Wissen um den Verbergungsort nicht mehr weitergeben.
Mit dem Diebstahl des keltischen Goldschatzes von Manching droht nicht nur der dauerhafte Verlust eines absoluten Highlights des kelten römer museum manching, sondern auch eines der größten und bedeutendsten Goldschätze der Keltenzeit überhaupt. Der kulturelle und wissenschaftliche Schaden ist enorm und nicht ersetzbar. Update Ende
Glasfaserleitung gekappt: Telefon- und Alarmleitungen ausgeschaltet
Doch wieso ging die Alarmanlage nicht los? Wieso wurde die Polizei nicht sofort durch die Alarmanlage über den Vorfall informiert? Der Bayerische Rundfunk schreibt zunächst: “Wie die Täter die Alarmsysteme ausgeschaltet haben, ist noch unklar.”
Die Süddeutsche Zeitung berichtet dagegen, dass im Umfeld des Museums Glasfaserleitungen gekappt wurden. Dadurch sei unter anderem der Alarmweg zur Polizei unterbrochen worden. Der Bayerische Rundfunk ergänzt:
Einbrecher haben im Umkreis von Manching wesentliche Teile von Internet und Telefonie lahmgelegt. In der Nacht auf Dienstag haben sie wichtige Glasfaserkabel der Telekom durchtrennt. Rund 13.000 Kunden der Deutschen Telekom im Raum Manching im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm haben seit der Nacht auf Dienstag keine Telefon- und Internetverbindung mehr. Betroffen ist der Vorwahlbereich 08459. Bislang unbekannte Einbrecher haben in einem Technikraum des Unternehmens kurz nach ein Uhr in der Nacht Glasfaserkabel durchtrennt. Das hatte zunächst auch das Mobilfunknetz in der Region getroffen.
Die Privat- wie auch Firmenkunden werden möglicherweise bis zu drei Tage auf den Wiederanschluss warten müssen, teilte die Polizei mit. Techniker der Telekom seien vor Ort, um den Schaden zu beheben. Einsatzzentralen von Polizei, Rettungsdiensten und der Feuerwehr seien vom Ausfall von Telefon und Internet nicht betroffen und weiterhin voll betriebsbereit.
Der Bayerische Rundfunk fährt fort:
Die Glasfaserkabel waren eventuell für die Alarmverbindung des Museums zur Polizei verantwortlich. Das Bayerische Landeskriminalamt äußert sich zu dieser Vermutung bislang nicht.
Auf der Webseite des Museums findet sich ebenfalls ein Hinweis auf die gekappten Leitungen. Denn das Museum schreibt:
Das Museum bleibt vorerst bis morgen 23.11.2022 geschlossen!
Aufgrund einer Telefonstörung sind wir weder telefonisch noch über Email derzeit erreichbar. Wir bitten um Ihr Verständnis.
Die hervorragend erhaltenen Römerschiffe, die neben dem keltischen Goldmünzenschatz das zweite international bekannte Highlight des Museums in Manching sind, ließen die Diebe unbehelligt.
Die Polizei bittet um Ihre Mithilfe
Das Bayerische Landeskriminalamt bittet um Mithilfe und stellt folgende Fragen:
- Wem sind in den Nachtstunden im Bereich des Kelten Römer Museum Manching verdächtige Personen aufgefallen?
- Wer hat im Vorfeld in der näheren Umgebung verdächtige Wahrnehmungen gemacht, die im Zusammenhang mit dem Einbruch stehen könnten?
- Wer kann sonst sachdienliche Hinweise zur Tat, den Tätern oder den gestohlenen Goldmünzen geben?
Hinweise nimmt das Bayerische Landeskriminalamt unter der Telefonnummer 089 / 1212 – 0 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.
Angesichts dreier spektakulärer Einbrüche in deutsche Museen – Berlin Bode Museum, Dresden Residenzschloss Grünes Gewölbe und jetzt Manching Römer- und Kelten-Museum – überprüfen nun andere bayerische Museen ihre Sicherheitskonzepte.