Apple versorgt seine Computer verhältnismäßig lang mit Updates. Aber irgendwann ist auch hier ein natürliches Ende erreicht. Entweder kann die neuste Version des Betriebssystems gar nicht mehr installiert werden oder alles geht so langsam, dass es keinen Spaß mehr macht. Wer ältere Mac-Hardware sinnvoll weiternutzen will, sollte die Installation von Linux ausprobieren.
Abschied von Mac-OS
In diesem Artikel gehen wir davon aus, dass Sie sich endgültig von Mac-OS verabschieden wollen, also keine Dualboot-Option benötigen. Dabei bleiben die Vorarbeiten überschaubar, aber es ist zu empfehlen, eine Sicherung des aktuellen Stands der Festplatte durchzuführen. Falls Sie später doch noch eine Datei benötigen, die nicht via Cloud oder Time Machine gesichert war, können Sie auf ein Abbild (etwa von Carbon Copy Cloner) immer noch darauf zugreifen.
Sobald das Installationsprogramm von Linux seine Arbeit verrichtet hat, geht das natürlich nicht mehr. Falls Sie für den Mac Schriften erworben haben, die Sie weiterverwenden wollen, sichern Sie mit dem Finder die Ordner „/System/Library/Fonts“ und „~/Library/Fonts“ zur Sicherheit auf einem externen Datenträger.
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Xubuntu ist schnell und flexibel
Generell haben Mac-Besitzer die freie Wahl, was die Distribution betrifft. Ob Mac Book, iMac oder Mac Mini: Die grundlegenden Funktionen sollten Sie direkt nach der Installation reibungslos nutzen können. Probleme kann manchmal das WLAN bereiten, was sich aber mit etwas Recherche im Internet beheben lässt. Auch Spezialtasten auf dem Keyboard, wie die Regelung der Bildschirmhelligkeit oder Lautstärke, werden in den meisten Fällen problemlos erkannt. Nur beim Bereitschaftsmodus kommt es gelegentlich zu Problemen, die sich dann nur mit einem Neustart beheben lassen.
Da inzwischen nahezu alle Distributionen Livesysteme anbieten, ist vorheriges Ausprobieren zu empfehlen. Für diesen Artikel haben wir uns für Xubuntu entschieden. Das ist optisch nicht so nah am Mac wie etwa Elementary OS, dafür ressourcenschonend und schnell. Und es kann Richtung Mac-Desktop getrimmt werden.
Laden Sie sich die aktuelle Version 22.04 von Xubuntu.org. Mittels Balena Etcher übertragen Sie die Datei dann auf einen USB-Stick. Sobald das erledigt ist, wird sich ein Mac-OS beklagen, dass es mit dem Datenträger nichts anfangen kann. Werfen Sie das USB-Laufwerk einfach aus.
Start und Installation
Der alte Mac sollte mit einer kabelgebundenen Maus und Tastatur verbunden werden. Kabellose Bluetooth-Eingabegeräte von Apple helfen nicht weiter, da diese beim Start von Xubuntu nicht erkannt werden. Stecken Sie den USB-Stick mit dem Betriebssystem an und starten Sie den Mac neu. Dabei halten Sie die Alt-Taste gedrückt („Wahl“- respektive „Option“-Taste).
Der Mac wird sich erkundigen, welches System er starten soll. Statt „Macintosh HD“ nutzen Sie „EFI Boot“. Folgen Sie nun einfach den Anweisungen auf dem Bildschirm und lassen Sie die Installationsroutine ihre Arbeit machen. Am Ende werden Sie dazu aufgefordert, den Datenträger zu entfernen, und der Mac startet neu. Jetzt können Sie sich unter Xubuntu anmelden. Wer sich von alten Gewohnheiten und der vertrauten Umgebung von Mac-OS vollständig verabschieden will, ist damit bereits am Ende der Migration angelangt.
So wird Xubuntu etwas mehr zum Mac

Mausverhalten: Mit einem Mausklick in den Einstellungen bringen Sie Xubuntu bei, beim Scrollen die Richtung des Macs zu nutzen.
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Je nachdem, wie viel Zeit Sie investieren wollen, können Sie mit einigen Umbauten das neue System mehr wie einen Mac gestalten. Das betrifft die Optik wie auch das Verhalten.
Apple stellt die Hintergrundbilder der OS-Versionen zum Download bereit. Über die Bildersuche von Google finden Sie rasch die gewünschte Grafik. Nach dem Download klicken Sie mit der rechten Taste auf den Desktop und wählen „Schreibtischeinstellungen“ aus. Im Register „Hintergrund“ navigieren Sie zum Ordner mit dem Download und wählen das Bild aus.
Wechseln Sie anschließend in „Symbole“. Über „Symbol –› Orientierung“ können Sie die Icons an den gewohnten Platz „oben rechts senkrecht“ anordnen. Aktivieren Sie im Abschnitt „Standardsymbole“ auch noch die Option „Entfernbare Datenträger“. Das System fragt nach, ob es die vorhandenen Elemente auch gleich neu anordnen soll. Klicken Sie anschließend auf das Icon in der linken oberen Ecke des Desktops, um das Hauptmenü zu öffnen. Gehen Sie zu „Einstellungen –› Maus und Touchpad“. Mit der Option „Mausradrollrichtung umdrehen“ legen Sie das Scrollen wie auf dem Mac fest.
Für langjährige Mac-Nutzer ist die Fenstersteuerung unter Xubuntu ungewohnt. In den Einstellungen finden Sie ebenfalls die „Fensterverwaltung“. Im Register „Stil“ können Sie im Abschnitt „Anordnung der Knöpfe“ die Symbole für Minimieren und Schließen mit der Maus auf die gewohnte linke Seite ziehen. Ebenfalls über die Einstellungen rufen Sie „Erscheinungsbild“ auf. Unter „Oberfläche“ wählen Sie das Theme „Adwaita“ und im Register „Symbole“ den Stil „Elementary XFCE“.
Zusätzliche Software für die Kür

Zubehörprogramme: Mit Synapse erzielen Mac- User das von Spotlight gewohnte Launcher- Feeling.
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Wem diese Kosmetik noch nicht ausreicht, kann mit zusätzlichen Programmpaketen weitere Funktionen des Macs nachrüsten. Ein für viele Mac-Nutzer zentrales Element ist das Dock – der Schnellstarter am unteren Rand des Bildschirms. Über das Anwendungsmenü rufen Sie das „Terminal“ auf und installieren das Plank-Dock:
sudo apt install plank
Das Programm finden Sie dann unter „Alle Anwendungen“ im Anwendungsmenü. Die Bedienung ist intuitiv und funktioniert wie auf dem Mac. Laufende Programme werden automatisch im Dock angezeigt und markiert. Mit einem Rechtsklick auf eines der Symbole sorgen Sie dafür, dass diese dauerhaft im Dock bleiben. Oder Sie ziehen das Symbol aus dem Anwendungsmenü auf das Dock. Weitere Einstellungen von Plank erreichen Sie, wenn Sie auf einem beliebigen Dock-Symbol bei gedrückter Strg-Taste einen Rechtsklick ausführen. Mit dem Terminalkommando
sudo apt install synapse
installieren Sie einen Launcher, der an Spotlight unter Mac-OS erinnert und Dateien sowie Anwendungen schnell findet. Einmal über das Anwendungsmenü gestartet, rufen Sie die Eingabezeile mit „Strg-Leertaste“ auf. In der rechten oberen Ecke finden Sie ein kleines Symbol, über das Sie die Einstellungen des Programms aufrufen. Dort ist auch die Option zu finden, um die App bei jedem Start des Systems automatisch auszuführen.
Wer Zeit investiert, kann noch mehr Mimikry betreiben. Hier erweist sich die Flexibilität von Linux als echter Vorteil. Es gibt fast nichts, was sich nicht an die Wünsche des Anwenders anpassen lässt. Zu bedenken ist dabei lediglich, dass sich das System damit immer weiter von seinem ursprünglichen Zustand entfernt, was es dann bei der Suche nach Support etwas schwerer macht, passende Tipps umzusetzen.
Mit einem tieferen Eingriff in das System (mit dem Kommando localectl) können Sie die Funktion von rechter und linker Alt-Taste tauschen. Mit dem „vala-panel-appmenu“ legen Sie ein Anwendungsmenü fest, das die Funktionalität auf dem Mac nachahmt, und mit „Xfdashboard“ holen Sie sich eine Desktopfunktion, die an die Fensterübersicht „Exposé“ der Mac-Oberfläche Gnome erinnert.

Xfdashboard: Diese Desktoperweiterung fürs Multitasking unter XFCE erinnert funktional an Exposé.
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