Unsere Wertung
Pro
- Neben Elden Ring das bisher beste Story-Spiel des Jahres
- Unglaublich dichte Atmosphäre
- Sehr viele, sehr liebevoll gestaltete Szenarien
- Toll geschrieben, starke Schauspieler
- Spielerisch fordernd mit vielen Ideen im Leveldesign
- Grafisch bisher eines der stärksten Spiele des Jahres
Kontra
- Mitunter enden Level abrupt, keine Open-World
- Performance könnte etwas besser sein, selbst auf einer RTX 3080 kann es bei riesigen Rattenschwärmen zu Framedrops kommen
Fazit
A Plague Tale Requiem ist großartig: Exzellent geschrieben, stark geschauspielert mit unglaublich liebevoll gestalteten Mittelalter-Levels und sehr viel Abwechslung im Setting. Von der französischen Kleinstadt, in der die Inquisition Menschen foltert bis zum malerischen Fischerdorf in der Provence, von wo wir auch selbst in See stechen dürften. Es ist recht knackig im Schwierigkeitsgrad, bleibt aber immer fair und entwickelt sein Gameplay stark – zu Beginn müssen wir häufig fliehen, später erlernen wir Alchemie, können Fackeln des Feindes „auspusten“ und Rattenschwärme zu ihnen geleiten. Wichtig zu wissen: Es ist ein geradlinig, narrativ getriebenes Abenteuer, keine Open World im Stil von Assassin’s Creed Mirage, entsprechend gibt es Stellen, wo es nicht weiter geht. Dennoch: Absolute Empfehlung und sogar kostenlos für Game-Pass-Besitzer. Eines der besten Spiele des Jahres 2022.
A Plague Tale Requiem ist ein besonderes Spiel: Es hat die atmosphärische Kraft eines Games of Thrones, eines House of the Dragon, aber auch die fotorealistische Grafik eines The Last of Us 2, mit dem Naughty Dog die emotionale Stärke seiner Charaktere auf ein neues Level gehoben hat. Wie Spielestudios heute mit Mimik – dem Glänzen in den Augen, der Stellung der Mundwinkel – Angst zeichnen können, das ist schlicht beeindruckend.
Auch Asobo Studio nutzt diesen emotionalen Fotorealismus meisterhaft: Heldin Amicia beißt die Zähne zusammen, unterdrückt ihren Schmerz einer klaffenden Wunde am Kopf. Sie hat viel Blut verloren, ihr kleiner Bruder trägt sie fort vor den Soldaten, die sie verfolgen.

Was für ein tolles Spiel: Liebevoll geschriebene Charaktere treffen hier auf eine packende, hochemotionale Story und enorm abwechslungsreiches Gameplay. Ein Ausnahmetitel im schwachen Spielejahr 2022.
IDG
A Plague Tale: Requiem hat viele dieser Momente, in denen wir förmlich die Luft anhalten, denn es ist ein enorm mitreißendes Spiel. Ähnlich wie Kratos seinen Sohn beschützt, beschützt Amicia ihren kleinen Bruder, der an einer Blutkrankheit leidet, aber auch Visionen hat – er hat immer wieder Albträume, in denen er über eine Insel wandelt, die wir im Spiel suchen müssen. Es ist eine rührende Geschichte rund um Geschwisterliebe. Aber es ist auch ein Singleplayer-Abenteuer mit einer harten Story, die viele Facetten kennt – wie eben auch The Last of Us. A Plague Tale Requiem spielt in einem Frankreich des Mittelalters im 14. Jahrhundert, das von der Pest dahingerafft wird.
Amicias kleiner Bruder Hugo kann die Ratten kontrollieren, die hier ihr Unwesen treiben, die französische Inquisition und ihre Armeen jagen die beiden, denn sie sehen in ihm den Grund für die Pest, die bereits ganze Landstriche ausgerottet hat. In der Tat scheint es, als würde der Tod immer dahin gehen, wo Hugo gerade steht, als wäre er der Auslöser. In Requiem fliehen sich nach Südfrankreich – einem malerischen Ort, der mal seine Schönheit zeigt. Und sich mal anfühlt wie ein Horror-Abenteuer im Stil eines Silent Hill, wo wir durch Blut überströmende Straßen waten, vorbei an den Leichen der Bewohner.
Eine große, mitreißende Geschichte in wunderschöner Grafik und spannendem Gameplay im Stil der alten Assassin’s Creeds

Amicia ist eine starke Protagonistin: gut geschrieben, schön geschauspielert und mit vielen Nuancen. Sie ist tapfere Heldin und verwundbare, liebevolle Schwester zugleich.
IDG
A Plague Tale Requiem hat wirklich alles: Wie Asobo Menschen zeichnet in einem Detailgrad, wie es nur ganz wenige Studios überhaupt können, das ist schlicht beeindruckend. Gerade wie authentisch Wunden wirken, wie Dreck und Matsch die Gesichter beflecken, das ist auf einem Level mit einem Shadow of the Tomb Raider oder The Last of Us 2. Nicht immer, nicht jeder Figur wurde Full-Performance-Capture gewidmet, da wir auf sehr viele Charaktere treffen – aber allen wichtigen. Requiem erzählt eine mitreißende Geschichte, die viele Storystränge kennt und nicht in diesem Schwarz-Weiß-Bereich verläuft – die Inquisition jagt unser Duo und wir als Spieler wissen nicht so recht, ob nicht doch Hugo verantwortlich ist für das Ausbreiten der Pest.
Wo er hinkommt, sterben viele Menschen. Auch spielerisch ist das spannend umgesetzt mit einem Stealth-Ansatz, den wir uns auch von Assassin’s Creed Mirage wünschen: Amicia ist zwar eine exzellente Schwertkämpferin, sieht sich aber meist direkt mit zwei, drei oder auch mal vier, fünf schwer gepanzerten Rittern oder Infanterie der Inquisition konfrontiert, muss ergo häufig den Überraschungseffekt nutzen. Auf Brüstungen schleichen, leise Bogenschützen ausschalten, in der Nacht den Feind dezimieren, ohne dass dieser Alarm schlägt. Das ist insofern interessant umgesetzt, weil Hugo die Macht hat, die Ratten zu kontrollieren – sprich, mit Ratten in der Stadt können wir Gegner befallen lassen und quasi als unsere eigene Armee führen.

Weil Amicia eher klein ist und nicht so muskulös wie die Soldaten der Inquisition, müssen wir gerade zu Beginn häufig Wachen umschleichen und aus dem Hinterhalt agieren.
IDG
Generell ist Hugo nicht einfach nur ein süßer Fratz, den wir beschützen müssen, er hilft uns aktiv – über seine Echolot-Fähigkeit kann er etwa Soldaten durch Wände sichtbar machen, was seiner Schwester die Planung von Hinterhalten erleichtert. Zudem sind die Ratten zugleich Freund und Feind. Hugo kann sie zu einem gewissen Grad kontrollieren, aber auch nicht immer: Werden es zu viele oder setzt seine Krankheit ein, drohen uns mitunter diese gigantischen Rattenschwärme förmlich zu verschlucken. Dann hilft es nur noch, hinter einer Mauer Deckung zu suchen, während bis zu 300.000 Ratten durch diese Städte der Provence flitzen, was schaurig-widerlich, aber technisch auch beeindruckend anzuschauen ist.

Im Leveldesign sind immer wieder Rätsel versteckt, weil wir Objekte aller Art anzünden müssen, um die Rattenschwärme fernzuhalten. Das geht vom Ochsen-Kadaver bis zu so einem Belagerungsgerät.
IDG
Als würde sich ein Meer aus Ratten aufbäumen und das Viertel einer Stadt verschlingen, so wuchtig ist das inszeniert. Man sollte in diesem Spiel generell keine allzu große Aversion gegen die kleinen Nager haben, die wollen häufig mitspielen. Das Studio implementiert viele interessante Ideen, um die Ratten zu verlangsamen – etwa haben die Bewohner Fleischbrocken aufgehängt, die wir mit der Armbrust runterholen können – dann sind die Tiere kurz beschäftigt. Und wir müssen stets Möglichkeit finden, Objekte in Brand zu setzen, denn Feuer meiden die Nager.
A Plague Tale Requiem findet Wege, um sein Lara-Croft-Problem zumindest teils zu lösen
A Plague Tale Requiem hat dieses klassische Lara-Croft-Problem: Zu Beginn kann man die Gewalt noch nachvollziehen, Lara ist in die Enge getrieben, muss handeln, tötet um zu überlebet. Mutiert dann aber schnell zu Rambo, die alles abschlachtet, was ihr im Weg steht. Und das macht auch dieses Duo, was ihren Character-Arc deutlich düsterer zeichnet als im ersten Teil. Amicia erklärt häufig mit verweintem Gesicht, wie sehr sie sich für all das Morden hasst und schämt, murkst aber trotzdem ganze Armeen ab. „Ich sterbe lieber, als dich aufzugeben Hugo“, schluchzt sie. Gleichzeitig hat das Spiel aber auch immer wieder Szenen, wo sie sich ihren Bruder zur Brust nimmt und ihn davor warnt, sich nicht im Kampf zu verlieren.

Lara wandelte sich im Tomb-Raider-Reboot zu schnell zur Serien-Killerin. A Plague Tale Requiem bricht die düstere Welt des Kämpfens immer wieder auf, indem es uns süße Momente mit Hugo erleben lässt.
IDG
Sie ist so um die 17, 18, er ein kleiner Junge, die Soldaten der Inquisition in Bereiche locken, in denen sie sie mit Brandpfeilen abfackeln oder von Rattenschwärmen verspeisen lassen können. Das ist dann schon harter Tobak, gerade weil A Plague Tale: Requiem ziemlich brutal ist. Und riskant von den Entwicklern, denn die beiden waren ja durchaus in Innocence, dem ersten Teil eher Heldenfiguren. In Requiem sind sie das nicht, sondern Amicia durchlebt fast schon so eine Art Ellie-Verwandlung, was spannend inszeniert und geschrieben ist, einem aber auch gerne mal flau im Magen lässt.

Hugo hat diese wunderbare kindliche Naivität, entdeckt ständig etwas Neues und gibt uns als Spieler das Gefühl, für das Gute zu kämpfen, auch wenn wir mitunter Schreckliches tun.
IDG
Sicherlich wird das kontrovers aufgenommen werden, wie auch bei The Last of Us, aber es hat eben auch den Charme, diese emotionale Tiefe und Stärke. Wir alle erinnern uns sicherlich an jene Situation, in der Joel die Menschheit hätte retten können, indem er Ellie sterben lässt. Ihn aber die Zieh-Papa-Gefühle überkommen, er das nicht zulassen kann und als Spieler sitzt du vor dem Bildschirm und denkst du: Wow, wie brillant ist das geschrieben. Weil wir keine Ahnung haben, wie wir selbst reagiert hätten, schließlich neigen wir alle dazu emotional, nicht rational zu handeln. Insofern Hut ab vor Asobo Studios, weil sie das sicherlich einfacher hätten spielen können.

Die beiden sind so ein wunderbares Duo, gerade weil sie immer Hand in Hand rennen und die Schauspieler Charlotte McBurney und Logan Hannan wirklich fantastisch sind.
IDG
So hat A Plague Tale: Requiem eine interessante Schwere in sich und hält viele interessante Entwicklungen parat. Ohne zu viel zu spoilern: Amicia wird schwer verwundet, was ihr gewisse spielerische Optionen nimmt und sie zu eher fiesen Methoden greifen lässt gegen eine Inquisition, die selbst zunehmend mit schwer gepanzerten Helden und Hexenjägern aufrüstet und uns häufig unter Pfeilbeschuss zum Rückzug zwingt, was dem Spiel eine schöne Dynamik gibt. Wir sind also anders als Lara nicht ständig in der Offensive, sondern häufig auf der Flucht, was gewissen brutalen Fallen der beiden zumindest eine Basis gibt.
Düstere Story, wunderschöne Lande – die Provence fühlt sich mitunter wie Urlaub an

Die Sonnenuntergänge sind so magisch wie in einem The Witcher 3. Auch wenn nicht alle Charaktere mit Full-Performance-Capture aufgenommen wurden, was man durchaus merkt, ist die Atmosphäre von Requiem wirklich gut gelungen.
IDG
Was uns richtig gut gefällt: A Plague Tale Requiem bleibt stets abwechslungsreich, gerade in seinem Setting. Es spielt häufig bei Tag, lässt uns wundervolle Küstenstädchen genießen, die so den Charme eines Assassin’s Creed Odyssey versprühren. Das wirkt alles sehr viel belebter als der erste Teil – die Städtchen hier sind weniger stark oder noch gar nicht von der Pest befallen, es gibt regelrecht fröhliche Orte, viele Dialoge, viel Treiben auf Martkplätzen. Situationen, die übrigens mitunter ganz süß inszeniert sind, weil die große Schwester in diesen unbeschwerten Situationen ihr Brüderchen auf den Schultern Hucke-Pack nimmt – er streckt den Kopf raus und staunt, wenn sie ihm die Welt zeigt.

Die Geschichte hat regelrecht herzzerreißende Momente. Denn Hugo kann zwar die Ratten kontrollieren, aber jedes Mal, wenn er das tut, wird er schwächer und kränker.
IDG
Wer mal in der Provence war, weiß wie schön es dort ist. Die Asobo Studios sind ein französisches Team aus Bourdeaux, entsprechend wichtig ist es ihnen, die Schönheit und Faszination Südfrankreichs rauszuarbeiten, sie nutzen aber auch die Dying-Light-Dynamik aus Tag und Nacht: Dieses Städtchen, welches am Tag erblüht, weil die Bewohner glücklich sind noch zu leben, tanzen, Feste abhalten, verwandelt sich bei Nacht – nur noch Fackeln schützen vor Rattenschwärmen und fängt es an zu regnen, spielen wir regelrechte Horror-Szenarien. Wir schleichen vorbei an Rindern, die bis auf die Knochen abgenagt sind und stehen bis zu den Knöcheln in Blut überströmten Leichen von Mensch und Tier.

Wer ist Freund, wer ist Feind? Wer gute Geschichten mag, der sollte A Plague Tale Requiem spielen.
IDG
Und im Wechsel gibt es dann wieder diese herzergreifenden Bruder-Schwester-Momente: Amicia nimmt Hugo stets an der Hand, egal ob sie eine Fackel hält in einem düsteren Dungeon, während sie von tausenden von Ratten umschwärmt werden. Bei Nacht im Palastgarten, das Schwert zur Verteidigung bereit oder über den Markt schlendernd. Wir treffen so auf Pilger, auf Kreuzritter, auf alle möglichen Gruppierungen, mit denen wir Schicksalsgemeinschaften bilden und die neuen Figuren einführen. Ein wahrlich schönes Abenteuer, das uns auch gerne mal zu Tränen rührt. Wer mal wieder Lust hat auf eine große Geschichte, die allerdings nicht in einer Open-World spielt, sondern eher geführt ist, der erlebt hier 20 Stunden, die sicherlich mit zum Besten des Spielejahres 2022 zählen.
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