Im Januar 2022 hatte Instagram laut Statista 1,48 Milliarden Nutzer. Nach Facebook und Youtube ist Instagram die beliebteste Social-Media-Plattform, wenn man nach den monatlich aktiven Nutzern geht. Trotzdem ist das Interesse der Nutzer und Creator nicht mehr so hoch, wie es einst war. Und das liegt unter anderem am Algorithmus.
Instagram war lange Zeit eine Social-Media-Plattform für Fotos. Im Fokus stand die Community und Nutzer, denen man folgt und deren Inhalte man gerne konsumiert. Dass sich eine Plattform weiterentwickelt, ist klar. Doch Instagram scheint mehr dem nachzueifern, was die Konkurrenz macht, statt dem treu zu bleiben, wofür die App eins stand. So kamen immer mehr Funktionen anderer Plattformen hinzu wie Storys und mehr Video-Features und der Fokus verschob sich weg von Bildern über Videos hin zu Kurzvideos.
Während vor einiger Zeit noch längere Videos gefragt waren, die Nutzer unter anderem über IG TV ausspielen konnten, möchte Instagram scheinbar ein zweites Tiktok werden – eine App, die sich voll auf Kurzvideos konzentriert. Wie sonst könnte man erklären, dass Foto-Posts quasi “abgestraft” werden und Instagram die sogenannten Reels (Instagrams Version von Kurzvideos, die maximal 60 Sekunden lang sind) bevorzugt anderen Nutzer anzeigt.
Doch Instagram möchte auch, dass die Nutzer exklusive Inhalte als Reel verbreiten. Denn Duplikate von Tiktok etwa mag der Algorithmus gar nicht und spielt diese entsprechend weniger stark aus. Adam Mosseri, Head of Instagram, erklärte in einem im April veröffentlichten Video, dass für Instagram produzierte Videos mehr Credit erhalten als solche, die repostet werden.
Instagram-Reichweite extrem gefallen
Wie eine Auswertung von Fanpage Karma zeigt, ist 2021 die durchschnittliche Reichweite von Instagram-Profilen um satte 43 Prozent gesunken. 80 Prozent aller Accounts haben 2021 Reichweite verloren. Fanpage Karma kommt zu der Erkenntnis, dass Instagram sich in den letzten Jahren natürlich auch viel Bildschirmzeit mit anderen Apps wie Tiktok & Co. teilen muss. Hinzu kommt, dass die nur 24-Stunden verfügbaren Storys so beliebt wurden, dass sie die klassischen Feed-Posts aus der Bildschirmzeit verdrängen.
Creator spielen das Spiel mit
Die (negative) Umstellung von Instagram hat unter anderem auch der Fotograf und Influencer Peter McKinnon erkannt, der für Foto-Fans nun andere Plattformen empfiehlt. In einem Youtube-Video über das mögliche Ende von Instagram spricht er auch davon, dass Creator früher das gepostet haben, was sie wollten und die Community liebte es.
Aus Spaß an der Plattform ist eher ein Zwang geworden, das Intagram-Spiel mit spielen zu müssen. Um als Influencer relevant zu bleiben, müsse man das posten bzw. in dem Format veröffentlichen, wie Instagram sich das jetzt vorstellt. Und nicht mehr so, wie man es selbst für am besten hielt und was die Followerschaft von einem gewohnt ist.
Creator haben mittlerweile also weniger Spaß an Instagram, weil der Algorithmus sich extrem verändert hat und Nutzern oft nicht mehr das anzeigt, was man selbst möchte, sondern das, von dem Instagram glaubt, für einen relevant ist. So werden eigene Inhalte kaum noch außerdem der Core-Fangemeinde angezeigt, was es speziell kleinen und neuen Mitgliedern schwierig macht, auf der Foto-App Fuß zu fassen. Die Creator bedienen Instagram natürlich weiterhin, denn das Meta-Unternehmen ist noch immer sehr wichtig. Doch andere Apps wie Tiktok werden immer spannender.
Die Tiktok-Gemeinde ist gefühlt netter, es gibt weniger Hate. Auch hilft die Plattform gerade neuen Nutzern, ihre Inhalte auszuspielen. Dadurch steigt der Spaß und der Antrieb, neue Inhalte zu produzieren und hochzuladen, natürlich enorm.
Ist Instagram nun am Ende?
Laut Fanpage Karma erreichen auch 2022 Instagram-Posts durchschnittlich noch 16 Prozent ihrer Follower, was für organische Reichweite wohl ein sehr guter Wert sei. Und auch wird Instagram weiter Abonnenten dazugewinnen. Aber der Druck von der Konkurrenz, speziell von Tiktok, ist groß. Doch was wäre, wenn Instagram dem Grundgedanken einer Foto-App mit Fokus auf Bilder und Community treu geblieben werde und dadurch “einzigartig” geblieben wäre, statt sich ein zweites Kurzvideo-Portal zu verwandeln?
Creator und Influencer werden sich so schnell nicht zurückziehen, aber sich wohl weniger stark auf Instagram konzentrieren und eher dem Trend von Tiktok folgen. Trotzdem wird Instagram auch weiterhin relevant bleiben und wachsen. Und vielleicht ändern sich mit dem nächsten Algorithmus-Update schon wieder alles. Am Ende ist Instagram noch nicht angelangt.