Nach der Vorstellung von Nvidias RTX 4000 Generation am 21. September haben wir wie auch viele andere Online-Publikationen, Influencer und vor allem potenzielle Kunden die hohen Preise der ersten Ada Lovelace Grafikkarten stark kritisiert.
Mittlerweile ist mit der Nvidia GeForce RTX 4090 das erste Modell auf dem Markt erhältlich und nach unserem ausführlichen Test müssen wir schlichtweg sagen: Die AD102-GPU ist ihr Geld durchaus wert, nur die Zielgruppe ist relativ klein.
Die RTX 4090 ist eine Machbarkeitsstudie mit speziellem Publikum
Die Hardware-Reviewer sind sich vor allem in einem Punkt zur RTX 4090 einig: Die GPU ist schnell, unverschämt schnell. Tatsächlich so schnell, dass sich von einem der größten Performance-Sprünge in der jüngeren Grafikkartenhistorie sprechen lässt. Zudem darf die AD102-GPU als so etwas mit einer Machbarkeitsstudie angesehen werden, mit welcher Nvidia demonstrieren will, was vom technologischen Standpunkt aus derzeit möglich ist.
Unter diesem Aspekt kann die RTX 4090 auf ganzer Linie überzeugen. 76 Prozent mehr Rasterisierungs-Leistung, eine 96 Prozent höhere Raytracing-Performance sowie eine Verdopplung der Rechenleistung im Anwendungsbereich gegenüber der RTX 3090 lassen die Herzen der Enthusiasten höher schlagen. Damit ist die RTX 4090 die erste Grafikkarte, welche in UHD-Auflösung flüssiges Gaming mit aktiviertem Raytracing ermöglicht – und zwar ganz ohne DLSS.
Die RTX 4090 hat es nicht als Ziel, die breite Masse ansprechen, sondern ein kleines ausgewähltes Publikum, welches maximale Rechenleistung benötigt: ambitionierte Gamer, VR-Spieler, Streamer, E-Sportler und vor allem Content-Creator.

Sebastian Schenzinger
Alleine die Tatsache, dass es derzeit keine CPU gibt, welche die RTX 4090 in QHD-Auflösung nicht in dem ein oder anderen Spiel ausbremst, verdeutlicht, dass die AD102-GPU ihrer Zeit voraus ist. Für Spieleentwickler, Content Creator, für aufwendige Simulationen oder fürs Machine Learning ist die RTX 4090 nicht zuletzt aufgrund ihres 24 GB großen Videospeichers die ideale Wahl, denn eine verdoppelte Rechenleistung gegenüber der RTX 3090 bedeutet letztlich nichts anderes als eine halbierte Renderzeit. In einer Branche, in der Zeit Geld ist, ist das eine enorme Zeitersparnis.
Doch auch wenn Sie stolzer Besitzer eines QHD-Monitors ab 200 Hz, eines UHD-Displays ab 144 Hz, eines 8K-Fernsehers oder gar einer sehr hochauflösenden VR-Brille sind, dann kommen Sie mit der RTX 4090 voll auf Ihre Kosten. Damit mag die RTX 4090 eine sehr kleine Zielgruppe ansprechen, sie steht aber auch für das Gaming und das kreative Arbeiten von morgen. Denn wer sich jetzt das Ada Lovelace Flaggschiff zulegt, kann sich sicher sein, dass die Rechenleistung für mindestens die nächsten zwei Jahre mehr als ausreicht.
Die im Vergleich zum direkten Vorgänger um Faktor 1,68 verbesserte Effizienz beim Gaming ist dabei nur die Kirsche auf der Sahnehaube und durch manuelle Anpassungen lässt sich die Effizienz noch einmal bedeutend steigern. Die RTX 4090 ist schlussendlich aus technologischer Sicht eine Meisterleistung und nicht nur wir, sondern zum Beispiel auch die Kollegen der Computerbase oder der GameStar ziehen den Vergleich zu Nvidias Pascal-Generation, die als eine der besten und erfolgreichsten GPU-Architekturen zählt.
Letztlich war es schon immer so, dass Hersteller für ein Premium-Produkt auch einen Premium-Preis ausgerufen haben und wie wir im Folgenden erläutern, ist der Preis im Vergleich zu den Vorgängergenerationen tatsächlich nicht zu hoch gegriffen.
Die ewige Inflation
Wir leben seit dem Jahr 2000 in Zeiten, in denen die weltweite Inflation sich – abgesehen von ein paar Ausreißern – auf einem moderaten Level von drei bis fünf Prozent bewegt. Dennoch darf diese nicht vernachlässigt und besonders der Sprung auf eine Inflation von 7,4 Prozent im Jahr 2022 muss berücksichtigt werden. Wir liefern ein paar Rechenbeispiele, wie viel die Topmodelle der letzten Generationen zum Marktstart gekostet haben und wie viel sie unter Berücksichtigung der Inflation heutzutage kosten müssten. Wir greifen dabei auf die UVP in US-Dollar zurück, da diese nicht von sich ändernden Umrechnungskursen betroffen ist.
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Wie Sie der Tabelle entnehmen können, hat Nvidia in erster Linie beim Release von Turing und von Ampere ordentlich beim Preis aufgeschlagen, Ada Lovelace ist unter Berücksichtigung der Inflation tatsächlich sogar etwas günstiger als der Vorgänger.
Modell | Release | UVP zum Release | Inflations-Preis 2022 | Prozentualer Unterschied |
---|---|---|---|---|
Nvidia GeForce GTX 980 Ti | 1. Juni 2015 | 649 US-Dollar | 857 US-Dollar | – |
Nvidia GeForce GTX 1080 Ti | 9. März 2017 | 699 US-Dollar | 872 US-Dollar | +1,8 % |
Nvidia GeForce RTX 2080 Ti | 19. August 2018 | 999 US-Dollar | 1201 US-Dollar | +37,7 % |
Nvidia GeForce RTX 3090 | 24. September 2020 | 1.499 US-Dollar | 1686 US-Dollar | +40,4 % |
Nvidia GeForce RTX 4090 | 12. Oktober 2022 | 1.599 US-Dollar | 1599 US-Dollar | -5,2 % |
Hinweis: Wir haben in der Übersicht mit Absicht auf die RTX 3090 und nicht auf die RTX 3090 Ti zurückgegriffen. Hintergrund ist, dass die RTX 3090 vor der großen Grafikkartenkrise auf den Markt gekommen ist, weshalb die UVP davon noch nicht beeinflusst gewesen ist. Die RTX 3090 Ti dagegen kam mitten während der größten Grafikkartenknappheit auf den Markt, weshalb die UVP unproportional hoch ausgefallen ist und Nvidia diese sogar zweimal nach unten korrigiert hat.
Schwacher Eurokurs sorgt für steigende Preise in Europa
Die RTX 3090 ist vor guten zwei Jahren für 1.499 Euro an den Start gegangen. Dagegen wirken die 1.949 Euro für die RTX 4090 wie ein satter Preisaufschlag, für den Nvidia allerdings nicht schuld ist. Den ersten Faktor, die Inflation haben wir im oberen Absatz bereits vorgestellt, aber es kommen noch zwei weitere Faktoren hinzu. So lag einerseits der Umrechnungskurs von US-Dollar in Euro im September 2020 bei 0,85 und andererseits war die Mehrwertsteuer in Deutschland zu dem damaligen Zeitpunkt von 19 auf 16 Prozent herabgesetzt. Das hatte zur Folge, dass sich der US-Dollar-Preis der RTX 3090 1:1 in den Euro-Preis hierzulande umrechnen ließ.
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Jetzt, zum Release der RTX 4090, liegt der Umrechnungskurs bei 1,02 und die deutsche Mehrwertsteuer beträgt wieder 19 Prozent. Wenn wir die US-UVP von 1.599 US-Dollar umrechnen, kommen wir auf 1.941 Euro, was ziemlich exakt der UVP der Founders Edition hierzulande von 1949 Euro entspricht. Das bedeutet, dass Nvidia in Deutschland offiziell keine zusätzliche Preiserhöhung vorgenommen hat.
Fazit: Die RTX 4090 ist ihr Geld wert
Unter Berücksichtigung der Inflation ist die RTX 4090 tatsächlich etwas günstiger als ihr direkter Vorgänger, die RTX 3090. Dafür erhalten Sie einen enormen Performance-Schub im Gaming-Bereich von 70 bis 80 Prozent und eine Verdopplung der Rechen-Power für Content Creator. Bereits ab Werk hat sich die Effizienz im Vergleich zum Vorgänger deutlich verbessert, wobei Bastlern hier eine breite Spielwiese für manuelle Optimierung offensteht.
Das Publikum der RTX 4090 mag klein sein, aber für all diejenigen, die die Rechenleistung des “Monsters” ausschöpfen können, lohnt sich die Anschaffung aus meiner Sicht definitiv. Hierzulande mag ein Preis von knapp 2.000 Euro absurd hoch erscheinen, wie oben aufgeführt ist Nvidia daran jedoch nicht schuld, sondern schlicht der schwache Eurokurs und die galoppierende Inflation.