Windows kann schon lange Zip-Archive packen und wieder extrahieren, bei Komfort und Geschwindigkeit aber kann das integrierte Microsoft-Tool nicht mithalten. Weil die Klassiker Winzip und Winrar mehr als 30 Euro kosten, sparen sich viele Anwender diese Ausgabe und begnügen sich dann doch mit dem Windows-Zipper.
Dabei existiert mit 7-Zip ein Gratistool, das doppelt so schnell arbeitet, effizienter packt, viel mehr kann und sich zudem gut in das Kontextmenü von Windows integriert. Genug der Vorschusslorbeeren, lesen Sie selbst, was das Programm leistet.
7-Zip installieren und als Windows-Standardprogramm festlegen
7-Zip gibt es in einer 32- als auch in einer 64-Bit-Version. Die Installation von 7-Zip ist nach wenigen Sekunden abgeschlossen, doch anders als bei anderer Software üblich erscheint bei 7-Zip auf dem Desktop kein Programm-Icon. Der Grund ist, dass man Daten meist über das Kontextmenü im Dateimanager packt und entpackt. Wenn Sie dennoch ein Icon zum Starten von 7-Zip wünschen, öffnen Sie im Windows Explorer den Programmordner – Standard ist „C:\Windows\ Programme\7-Zip“ –, klicken mit der rechten Maustaste auf die Datei 7zFM (FM für File Manager) und wählen unter Windows 10 im Kontextmenü die Option „Senden an –› Desktop (Verknüpfung erstellen)“. Bei Windows 11 müssen Sie zuvor zusätzlich auf „Weitere Optionen anzeigen“ klicken.
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Bevor wir zur ausführlichen Funktionsbeschreibung kommen, empfiehlt es sich, 7-Zip als Standardprogramm für sämtliche Archivaufgaben und -typen festlegen. Dann benötigen Sie zum Öffnen und Extrahieren eines Archivs das Kontextmenü gar nicht – ein Doppelklick mit der linken Maustaste genügt.

Die Installation von 7-Zip erstellt zunächst kein Desktop-Icon, weil man Dateien meist im Windows-Explorer
packt und entpackt. Die Tool-Oberfläche ist wenig spektakulär.
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Zum Verknüpfen aller oder ausgewählter Archivtypen mit 7-Zip starten Sie das Tool und klicken in der Menüleiste auf „Extras –› Optionen“. Über die beiden „+“-Schaltflächen oben verknüpfen Sie sämtliche Archivtypen mit 7-Zip, getrennt einstellbar für Ihr aktuell genutztes Windows-Konto (links) und alle Benutzerkonten (rechts). Mit einem Klick auf einen der „+“-Buttons schalten Sie die Verknüpfung für alle Dateitypen ein, mit einem weiteren wieder aus. Mit „Übernehmen“ wird die Änderung wirksam. Falls Sie nach einiger Zeit merken, dass Sie statt des 7-Zip File Managers doch lieber den Windows-Explorer als Standard öffnen möchten, ist das hier schnell auch wieder rückgängig gemacht.
Hinweis: Um die Datei-Programm-Zuordnung für alle Benutzerkonten zu ändern, müssen Sie 7-Zip mit Administratorrechten ausführen. Für Ihr derzeit genutztes Konto ist das nicht erforderlich.
Das kann Zip besser als Windows
Windows kann zwar Zip-Dateien extrahieren und umgekehrt Dateien als Archiv zusammenpacken, bei einer Reihe an Formaten aber scheitert das integrierte Zip-Tool. Das gilt selbst für vergleichsweise verbreitete Typen wie RAR oder TAR. 7-Zip dagegen kann fast 40 Archivtypen entpacken, beim Erzeugen stehen mit 7z, XZ, BZIP2, GZIP, TAR, ZIP und WIM sieben Formate sowie selbstextrahierende Dateien zur Auswahl.
Darüber hinaus kann das Tool Archive verschlüsseln und deren Inhalte mit einem Passwort schützen, beispielsweise vor dem Verschicken vertraulicher Daten per Mail. Ebenfalls nützlich für den Mailversand ist das Splitten größerer Dateien in mehrere Teile. Nun ist E-Mail zwar keineswegs ideal für größere Datenmengen, doch anders als mit Clouddiensten ist damit praktisch jeder PC-Anwender vertraut. Weil abhängig vom Provider des Senders und des Adressaten Dateianhänge auf 20 bis 50 MByte beschränkt sind, kann das Aufteilen auf mehrere Mails helfen.
In der Praxis arbeitet 7-Zip häufig doppelt so schnell wie die Zip-Funktion von Windows, bei größeren Datenmangen machen zehn oder 20 Minuten Dauer eben einen erheblichen Unterschied. Auch bei der Komprimierung liegt 7-Zip vorn. Zudem bricht Windows das Erstellen von Archiven mitunter wegen inkompatibler Ordnernamen ab, während 7-Zip das anstandslos erledigt.
Dateiarchive entpacken: Die ersten Schritte mit 7-Zip
Sofern Sie 7-Zip als Standardprogramm festgelegt haben, sehen Sie die Inhalte einer Archivdatei sofort per Doppelklick. Sie können die (nun entpackten) Dateien im integrierten File Manager verschieben, woanders abspeichern, öffnen und sogar bearbeiten. All dies erledigen Sie genauso wie im Windows-Explorer per Doppelklick, durch Ziehen mit gedrückter Maustaste und so weiter. Das Öffnen im 7-Zip File Manager bietet sich vor allem dann an, wenn Sie gezielt einzelne Daten eines gepackten Archivs benötigen.
Wissen Sie dagegen schon vorher, dass Sie – wie beispielsweise bei zugeschickten Urlaubsfotos von Freunden – sämtliche Dateien ansehen möchten, wählen Sie besser den Weg über das Kontextmenü. Dazu klicken Sie mit der rechten Maustaste auf die Archivdatei und weiter auf „7-Zip“. So stehen Ihnen mehr Möglichkeiten offen, zu denen neben dem „Öffnen“ (in 7-Zip) auch die Einträge „Dateien entpacken“ und „Hier entpacken“ zählen.

Über das Register „Optionen“ lässt sich 7-Zip als Standardprogramm zum Extrahieren festlegen – entweder getrennt für einzelne Dateiarten oder für alle Archivdateien.
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Beide Funktionen unterscheiden sich insofern, als die erste mehr Kontrolle bietet. Dazu gehört die Möglichkeit, den Ordner mit den entpackten Dateien frei zu wählen. Wenn Sie die Voreinstellungen im sich automatisch öffnenden Dialogfenster mit „OK“ bestätigen, erstellt 7-Zip einen Unterordner und entpackt und speichert darin alle Daten ab. Dazu ein Beispiel: Haben Sie ein Archiv auf der Desktop-Oberfläche zwischengespeichert, finden Sie alle entpackten Inhalte zusammen in einem Verzeichnis gleichen Namens ebenfalls auf dem Desktop.
Möchten Sie nichts am eingestellten Ordner ändern, kommen Sie mit „Entpacken nach ‘Archivname‘“ im Kontextmenü noch schneller zum gleichen Ergebnis.
Wichtig: „Hier entpacken“ dagegen bedeutet wirklich „hier“: Bei einer Archivdatei auf dem Desktop sprengt dies abhängig von der Zahl der Inhalte Ihre gewohnte Icon-Anordnung.
Nur der Vollständigkeit sei die Funktion „Archiv überprüfen“ erwähnt: In aller Regel liefert die Prüfung als Ergebnis „Es sind keine Fehler aufgetreten“. Treten beim Extrahieren eines Archivs tatsächlich einmal Probleme auf, bietet dieser Check immerhin Gewissheit, dass es nicht an Ihnen liegt. Dann können Sie den Urheber beziehungsweise Versender der beschädigten Datei bitten, die Daten neu zu packen.

Das Kontextmenü von 7-Zip: Oben rot eingerahmt die Optionen zum Öffnen und Extrahieren von Archiven, in der Mitte ein Prüftool, unten die Funktionen zum Packen und Weitergeben von Dateien.
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Tipp: Auf einem PC mit Windows 11 müssen Sie für die Nutzung von 7-Zip über das Kontextmenü jedes Mal zusätzlich auf „Weitere Optionen anzeigen“ klicken. Das vermeiden Sie, indem Sie Windows 11 Classic Context Menu verwenden. Dazu klicken Sie in dem Tool auf die Schaltfläche „Win 11 Klassisches Kontextmenüdesign (alt) aktivieren –› Ja“. Nun haben Sie wie unter Windows 10 sofortigen Zugriff auf das gesamte Kontextmenü und damit auch auf 7-Zip. Mehr zu den Details im Kontextmenü von 7-Zip lesen Sie im Kasten unten.
Dateien zusammenpacken und Archive erstellen
Auch als Normalanwender kommen Sie immer wieder in die Situation, selbst ein Archiv erstellen zu müssen. Ein Stapel Urlaubsbilder oder andere Dateien packt man vor dem Hochladen in den Cloudspeicher oder vor dem Verschicken per Mail besser in ein Archiv – sonst verzweifeln die Empfänger schnell. Zudem komprimiert 7-Zip die Originaldaten teilweise erheblich; wichtig für die Weitergabe oder ein Datenbackup. Die tatsächliche Kompression, also der Platzbedarf der gepackten verglichen mit den Originaldaten, hängt stark von der Art der Dateien ab. Bei Fotos dürfen Sie nicht viel erwarten, bei anderen Daten ist das Archiv oft nur halb so groß.
Nützlich ist das Verpacken auch, wo ausführbare Exe-Dateien aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt sind: zum Beispiel als Mailanhang oder in bestimmten Verzeichnissen. Das Packen in ein Zip- oder anderes Archiv löst das Problem. Auch ein Schutz der Daten durch Verschlüsseln mit einem Passwort ist möglich.

Beim Erstellen von Archiven bietet 7-Zip viele Einstellungen: vom Dateiformat über selbstextrahierende Archive bis zum Verschlüsseln und Schützen mit einem Passwort.
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Das Erstellen eines Archivs mit 7-Zip können Sie analog zum Extrahieren auf zweierlei Art durchführen, über die Programmoberfläche oder im Explorer über das Kontextmenü. Im Programm selbst wechseln Sie im unteren Fenster in das Verzeichnis mit den zu packenden Inhalten, markieren diese und klicken anschließend oben auf „+ Hinzufügen“. Das öffnet einen Dialog mit vielen Einstelloptionen, am wichtigsten sind die folgenden: Oben vergeben Sie eine aussagekräftige Dateibezeichnung. Darunter ist als Archivformat das programmeigene „7z“ voreingestellt. Das eignet sich auch wegen der effizienten Komprimierung besonders für Backups und den Dateiaustausch mit Personen, die mit 7-Zip vertraut sind. Anderen schicken Sie besser Zip-Dateien. Das Aufsplitten in Teildateien unten links wurde ebenfalls schon genannt. Die „Art der Aktualisierung“ rechts oben bestimmt, ob und wie Sie Dateien eines Archivs bearbeiten und diese Änderungen gleich im Archiv speichern.
Dateien splitten, selbstextrahierende Archive, Verschlüsseln und mehr
Die Funktion „Selbstentpackendes Archiv (SFX) erstellen“ macht das Auspacken per Doppelklick besonders einfach. Bei der Weitergabe solcher Dateien sollten Sie jedoch stets eine Notiz anfügen, dass es sich dabei um ein Archiv und nicht um ein Programm handelt.
Die Option „Dateien nach Komprimierung löschen“ schafft zusätzlichen Speicherplatz, indem sie die Ursprungsdaten löscht. Ohne vorheriges Überprüfen des Archivs birgt sie allerdings die Gefahr von Datenverlust. Das Verschlüsseln eines Archivs mit einem Passwort ist nur im 7z- und Zip-Format möglich. Mit „OK“ erstellen Sie abschließend die Archivdatei.

Zusätzliche Funktionen bietet das Kontextmenü beim Erstellen von Archiven nicht, die vorgefertigten Einträge machen aber das Verschicken per E-Mail besonders einfach.
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Die Bedienung über das Kontextmenü ist wieder schnell erklärt: Öffnen Sie den Windows-Explorer, markieren die Dateien, die Sie zusammenpacken möchten, und klicken diese mit der rechten Maustaste an. „7-Zip –› Zu einem Archiv hinzufügen“ öffnet das gerade beschriebene Dialogfenster mit allen Einstellungen. „Archivieren und Versenden“ darunter erstellt das (identische) Archiv und hängt es anschließend an eine neue E-Mail im verknüpften Mailprogramm an. Sie brauchen dann nur noch den Empfänger einzutragen, einen Begleittext zu schreiben und die Nachricht zu verschicken. Noch schneller funktioniert der Versand über die „Archivieren und Versenden“- Funktionen im 7z- oder Zip-Format. Etwas irreführend bezeichnet sind die Einträge „Hinzufügen zu .7z“ und „Hinzufügen zu .zip“. Denn dabei wird nichts zu einem bestehenden Archiv hinzugefügt, sondern vielmehr ein neues erstellt.
Der langjährige Einsatz von 7-Zip zeigt, dass das Packtool kaum Probleme bereitet. Sollte wider Erwarten einmal etwas nicht funktionieren, finden Sie in den deutschsprachigen FAQs unter www.7-zip.de/faq.html Hilfe.
Kontextmenü von 7-Zip anpassen
7-Zip kommt mit einem umfangreichen Kontextmenü daher, doch vermutlich brauchen Sie nicht alle Einträge. Das Löschen der nicht benötigten schafft mehr Übersicht. So geht’s: Starten Sie 7-Zip File Manager über die Windows-Suche oder das zuvor erstellte Desktopsymbol. Auf der Programmoberfläche klicken Sie auf „Extras –› Optionen“ und wechseln danach zum Register „7- Zip“. Hier deaktivieren Sie die nicht benötigten Einträge. Haben Sie sich so auf das Wichtige beschränkt, können Sie oben zusätzlich die Funktion „Kontextmenü kaskadieren“ deaktivieren. Damit verschwindet 7-Zip als eigenes Untermenü, die Programmfunktionen sind im Kontextmenü direkt erreichbar.

Wem das Kontextmenü von 7-Zip zu umfangreich ist, beschränkt sich auf die wichtigsten Einträge. Das Deaktivieren der Kaskadierung beschleunigt die Bedienung nochmals.
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Siehe auch: Dateien komprimieren – 7-Zip, WinRar & Co. im Vergleich