Call of Duty: Modern Warfare 2 ist der Hammer im Multiplayer. Aber nicht für jeden, denn das 2022er CoD spielt sich viel, viel taktischer als alle Call of Dutys vorher. Die Karten wie etwa Valderas Museum sind im VIP-Prisoner-Modus etwa genau so gebaut, dass man wirklich als Team vorgehen muss. Räume sichern, Feuerschutz geben, Schutzformation um den VIP bilden, der hier ein Terrorist ist, der auf seinen Transport wartet. Auf Mercado Las Almas in Mexico müssen Scharfschützen diese enge Straße direkt am Markt sichern. Ohne effizienten Feuerschutz rennt das eigene Team direkt in die Todeszone. Vorstöße müssen deutlich besser koordiniert und überlegter ausgeführt werden.
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Das ist ein signifikant anderes Spielgefühl als etwa in der Black-Ops-Reihe, das ein eher Casual-Shooter war. Früher war das Rushen sehr effizient, es war recht einfach, dem Gegner in den Rücken zu springen und ihn so zu holen. Das hat Infinity Ward massiv zurückgefahren. CoD: Modern Warfare 2 ist noch mal ein gutes Stück langsamer als MW1. Es ist kein Spiel für den schnellen Push, sondern belohnt taktisches Vorgehen im Squad. Uns gefällt das sehr gut, CoD: MW2 fühlt sich auf einigen Karten mehr wie Rainbow Six: Siege etwa an und spielt sich im neuen Invasion-Modus gar so super taktisch und authentisch, wie ein Insurgency: Sandstorm oder ein Battlefield 4, aber das ist natürlich auch ein gewisses Risiko.
Denn die klassischen Rusher, die gerne pushen und extrem schnell unterwegs sind – werden ganz bewusst benachteiligt: Die Time-to-Kill ist super kurz, hier werden also klar taktische Spieler fokussiert. Zudem ist CoD: Modern Warfare 2 ein sehr effektgeladenes Spiel: Es sieht gerade in 4K in der PC-Beta fantastisch aus, allerdings sorgen die starken Raucheffekte bei Mündungsfeuer oder Explodieren von Granaten auch dafür, dass der Gegner mitunter schwieriger anzuvisieren ist. Dieser taktische Ansatz zeigt sich auch beim Audio-Design: Mit einem 3D-Audio-Headset lassen sich Feinde sehr gezielt tracken, wir wissen genau, wenn jetzt gleich jemand die Treppe hochgeht und können entsprechend alleine oder als Team taktische Positionen einnehmen, um den Eindringling eine Falle zu stellen – etwa mit der Shotgun, wo ein Treffer bereits reicht aus kurzer Distanz.

Noch in Black Ops 4 wären wir wie angestochen die Treppe runtergesprungen, MW2 ist hier deutlich langsamer, taktischer, überlegter. Wer einfach die Treppe hochrennt, der hat das Nachsehen, weil er ob der niedrigen Time-to-Kill kaum Gelegenheit hat zu reagieren. Es ist ganz spannend zu sehen, dass gerade Call-of-Duty-Youtuber von dem neuen Gameplay-System weniger überzeugt sind, weil die für ihre Clips natürlich lieber hart rushen und vor allem auf Schnelligkeit setzen. CoD: MW2 hat aber sehr viele Modi, die voll auf Team-Dynamik abgestimmt sind. Auch bieten viele Karten Overwatch-Positionen über Leiter und auf Vordächern – wer hier blind in eine Gasse reinrusht, der wird es schwerer haben als Spieler, die überlegt vorgehen, um die Ecke peaken, Räume sichern bevor sie pushen. Daher auch unsere Rede – CoD: MW2 richtet sich viel weniger als etwa Black Ops 4 an die Killstreak-Farmer.
Siehe auch: Die Schlacht gegen Xbox – Sony kämpft um Call of Duty
Alle Karten sind durch die Bank super atmosphärisch und sehr künstlerisch designt

CoD: Modern Warfare 2 ist das schönste CoD aller Zeiten und spielt sich noch mal eine Stufe stärker als MW1, was ja auch schon viel besser war als die Black-Ops-4-Karten. Auffällig ist vor allem, wie bunt hier alles ist, wie detailverliebt: Die Wände auf der mexikanischen Karte Mercado Las Almas sind grün gestrichen, Wackelfiguren mit Totenkopf stehen im Regal, man feiert hier wohl gerade den Dia de los Muertos – das Fest am Tag der Toten. Denn der Totenkopf zeigt sich überall: an Häuserwänden, in Wohnungen, an kunterbunten Marktständen oder in der Cantina La Plaza. Alles ist sehr liebevoll eingerichtet, es gibt so viele Details – in der Cantina etwa übergroße Bierdeckel lokaler Biermarken, Fotos des Besitzerpaares mit Gästen.
Jede einzelne Treppenstufe ist bemalt, wie es in Mexico so üblich ist. Es erscheint offenbar wie ein schrilles, buntes, künstlerisches Land in den Augen der Designer. Gewebte Teppiche hängen an den Wänden, die Kacheln sind mit bunten Mustern versehen – das zeigt diese Liebe, die in Call of Duty: Modern Warfare 2 geflossen ist. Eine Liebe, die etwa Battlefield 2042 komplett fehlt. Jeder Raum bei DICE ist mehr oder weniger leer und verlassen, es gibt dort wenige Details, hier sind sie überall. Auch hat die Karte diesen klassischen CoD-Charme und ist intelligent designt. So liegt die Cantina am Markt, gehen wir unten durch, kommen wir in eine Gasse auf der anderen Seite. Gehen wir die Treppe hoch, können wir über ein Dach den Markt überblicken. Infinity Ward ist insgesamt sehr gut darin, Leveldesign organisch wirken zu lassen.
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Statt einfach mitten auf die Straße eine Mauer zu pflastern, weil man dort Deckung braucht, stellen sie dort eine bunt verzierte Wand hin, deren Muster in die Umgebung übergehen und sich als Teil des Ganzen anfühlen. Auch werden viele der neuen Gameplay-Elemente smart in das Level integriert: Es gibt etwa Häuserecken, an denen können wir uns mit einer Hand festhalten, Pistole raus, um die Ecke gelinst wie Sam Fisher in seinen besten Zeiten, schon können wir den Bereich sichern. Das funktioniert gerade auch ob des 3D-Audio sehr viel besser als in Modern Warfare 2019 – Fußschritte können wir jetzt sehr viel genauer orten und nachverfolgen, entsprechend sein Timing abpassen.

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Und den Dolphin Dive setzen wir sehr gerne und oft ein. Ist ein Fenster in einer Gasse tief genug, können wir uns per Hechtsprung retten, was äußerst praktisch ist, wenn unsere Lebensanzeige bereits bedrohlich sinkt und uns das Spiel mit einem blutig angelaufenen HUD sagt: Soldat, geh’ besser in Deckung, wenn du leben willst. Auch ansonsten gibt es ein paar praktische Tools, die sich insbesondere für diese Karte anbieten – etwa Go-Pro-Kameras, die wir überall drankleben können, um Räume zu überwachen. Setzen mehrere aus unserem Team diese Kameras, können wir durchschalten.
Prisoner Rescue: VIP-Modus im wunderschönen Museum

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Auch das Museum liegt in Mexico, genauer gesagt in der Stadt Valderas und heißt Mexicanidad Arte Populare, es handelt sich also um ein Museum für zeitgenössische, lokale Kunst. Eine Mischung aus Modern Art, Schwarz-Weiß-Vintage etwa in einem Raum mit Foto-Kunst. Es handelt sich um einen sehr großen Museums-Komplex mit einer Süd-, Ost-, West- und Nord-Gallerie. Unser Job als Teil der KORTAC, einer mexikanischen Eliteeinheit müssen wir VIP-Gefangene vor einem Zugriff der SPECGRU beschützen, russische Spetsnaz. Auch hier bieten sich die Kamera-Systeme zur Überwachung an, denn das Museum ist wirklich riesig.
Mit insgesamt acht unterschiedlichen Ein- und Ausgängen für die vier Galerien, die jeweils am Boden mit Marmortreppen verbunden sind. Aber auch via gläserne Übergänge – wir können also als Verteidiger von Westen nach Osten patrouillieren. Die Karten-Balance funktioniert dabei auf den ersten Blick, nach dem ersten Wochenende mit der Modern-Warfare-2-Beta gut, weil die Flächen zwischen den Galerien jeweils mit Marmorsäulen sowie Blöcken gesäumt sind, auf denen Statuen stehen – alle Teams finden ergo genügend Deckung. Die Map beinhaltet aber auch genügend Überraschungsmomenten.

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Es gibt weitere Service-Türen, die sich öffnen lassen und Treppen, die nach unten auf den Boulevard führen, entsprechend wenig vorhersehbar sind die Routen, und es gibt sehr viele Möglichkeiten zum Flankieren, aber für das Angreiferteam auch, um in den Gebäudekomplex einzudringen. Fies und sehr effizient ist dabei die Drill-Charge für das Angreiferteam – wissen wir als Angreifer, wo sich die VIPs befinden und sehen, dass die Verteidiger eine V-Formation darum gezogen haben, eine klassische Schutzformation, können wir von außen den Drill-Charge werfen. Der bohrt sich durch den Beton, schießt in den Raum und explodiert dort, was sehr effizient ist, um solche Schutzformationen zu brechen.
Third-Person rockt und gibt CoD 2022 eine ganz neue Dimension und mehr Flexibilität

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Third-Person ist zumindest in der Beta nur in einem speziellen Modus spielbar, und wir lieben es: Das fühlt sich so gut an, es gibt uns so viel mehr taktische Übersicht, quasi eine 360-Grad-Perspektive – wir sehen, was links und rechts von uns passiert, laufen seltener in Hinterhalte rein. Der Clou: Wir können aus der Hüfte schießen, was mit einigen Sturmgewehren wie der M4 gerade in der via Gunsmith erstellten Upgrade-Variante echt gut funktioniert – weniger, um den Kill zu holen, sondern um sich mehr Zeit zu verschaffen und in eine bessere Schussposition zu springen, etwa wie Dolphin Dive. Spannend daran ist auch, dass wenn wir in Deckung sind, via Shift-Taste vom rechten auf den linken Waffenarm wechseln können, was uns mehr Flexibilität gibt. Und dann gibt’s noch den Invasion-Modus, der Call of Duty auf ein völlig neues Level hebt und den Großangriff gegen das gerade schwächelnde Battlefield 2042 einleitet. Doch dazu gibt’s ein eigenes Special…